"Shareconomy". Ein erfolgreicher Weg aus dem Konsumismus?

Eine Untersuchung am Beispiel des Car-Sharing


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundbegriffe
2.1 Konsumismus
2.2 „Shareconomy“
2.3 Car-Sharing

3. Ökonomische Aspekte
3.1 Anbieter
3.2 Nutzer

4. Ökologische Aspekte

5. Soziologische Aspekte

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem Konzept der „Shareconomy“ in Bezug auf nachhaltiges Konsumverhalten in Deutschland. Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, ob dieses Konzept ein erfolgsversprechendes System ist, um den Konsumismus zu verringern und das Konsumverhalten der Deutschen nachhaltig positiv zu verändern. Dabei werde ich im Besonderen auf das Thema Car-Sharing eingehen, als eine der bekanntesten und populärsten Anwendungen der „Shareconomy“.

„In industrialised countries consumption is the engine of economic growth. Its ecological consequences, however, are waste, polluting emissions, resource depletion and the destruction of the natural environment” (Zahrnt 2012: 9). Das Thema ist von großer Bedeutung, da wir durch unser Konsumverhalten die Umwelt in hohem Maße belasten, um unser konsumbasiertes Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten. Daher ist die Suche nach alternativen Konsum-Methoden von hoher Priorität und „angesichts globaler Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Klimawandel und anderen sozial-ökologischen Problemlagen in Verbindung mit einer stetig wachsenden Welt- bevölkerung ist die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Entwicklung unumstritten“ (Gossen 2012: 11). Diese zukunftsfähige Entwicklung wird von vielen im System der „Shareconomy“, auch „Collaborative Consumption“ genannt, gesehen. Der Gedanke eines nachhaltigen Konsums ist zwar nicht neu, aber durch die Auswirkungen der Wirtschafts-, Banken- und Finanzkrise sehr aktuell. Das generelle Vertrauen in das Wirtschaftssystem ist geringer geworden und zu großen Teilen setzt sich die Erkenntnis durch, dass sich das Konsumverhalten zwangsläufig ändern muss, wobei die Themen soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz eine primäre Rolle spielen.

Um herauszufinden, wie diese alternativen Konsum-Methoden, im Speziellen das Car- Sharing, angewandt werden und welche Auswirkungen sie haben, ist die Arbeit wie folgt strukturiert. Zunächst werden die zentralen Grundbegriffe erläutert, also Konsumismus, „Shareconomy“ und Car-Sharing, anschließend wird untersucht welche Auswirkungen diese neuen, alternativen Konsumstrategien auf die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft haben und wie diese Auswirkungen dort sichtbar werden.

2. Grundbegriffe

2.1 Konsumismus

„Konsumieren heißt, Güter und Dienstleistungen zu erwerben und zu nutzen, um unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen. Konsumismus dagegen bezeichnet eine ganz besondere Beziehung zum Konsum, bei der man versucht, seine seelischen und sozialen Bedürfnisse mit immer neuen Einkäufen zu befriedigen, und bei der man sein Selbstwertgefühl über seinen Besitz definiert“ (Leonard 2010: 236). Jeder Mensch konsumiert also, getreu dem Motto „wer existiert, konsumiert“ (Holdinghausen/Reller 2013: 7). Das ist völlig normal, lebensnotwendig und kein Problem bezüglich der Nachhaltigkeit. Was jedoch ein Problem darstellt, ist Konsumismus und ü berm äß iger Konsum, denn „in the past fifty years, we have consumed more goods and services than in all previous generations put together“ (Hawken et al. 2008, zitiert in Botsman/Rogers 2010: 22). Konsumismus ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und findet seinen Ursprung im Fordismus. Dieser „befasste sich neben der Steigerung der Massen- produktion ebenso mit der Ermöglichung des Massenkonsums. Ford wusste genau, die Hersteller konnten nicht dauerhaft riesige Mengen von Waren produzieren, wenn niemand sie kaufte“ (Leonard 2010: 256). Dies führte zur Entstehung der Werbung, wie wir sie heute kennen. Als eine wesentliche Stütze des Konsumismus versucht sie uns zu überzeugen, dass wir die beworbenen Dinge brauchen, um unseren Status und unser Selbstwertgefühl zu verbessern. „When you consider that the average person sees more than three thousand advertising messages per day, it is not surprising that we have become so seduced by the pull of the new and the desire for more” (Rushkoff 2009, zitiert in Botsman/Rogers 2010: 37). Dadurch entsteht auch der zweite Problempunkt, der des übermäßigen Konsums. „Übermäßiger Konsum findet statt, wenn wir viel mehr Rohstoffe verbrauchen, als wir benötigen und unser Planet entbehren kann“ (Leonard 2010: 236). Um genau zu sein, „leben und konsumieren wir so, als stünden uns zumindest 1,4 Planeten zur Verfügung“ (Holdinghausen/Reller 2013: 7). Das bedeutet, dass die Weltbevölkerung innerhalb eines Jahres so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde sie bestenfalls in 1,4 Jahren zur Verfügung stellen könnte. Deshalb ist eine Systemänderung und Weiterentwicklung zur Verringerung des Konsums unumgänglich.

Während der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2009 sahen einige Ökonomen schon das Ende des Konsumismus. Die meisten nahmen jedoch an, „that the traditional model of consumerism, the one in which we buy products, use them, throw them away, and then buy more” (Botsman/Rogers 2010: 14) sich kontinuierlich fortführen wird, wenn sich die Wirtschaftslage stabilisiert. Im Gegensatz dazu änderte sich die Wahrnehmung des übermäßigen Konsums aus Verbrauchersicht, was dazu führte, dass die Deutschen verstärkt nach alternativen Konsum-Möglichkeiten suchten, welche ihnen Spar-Potentiale bieten, ohne auf Qualität verzichten zu müssen.

Festzustellen ist also, dass es beim Konsumismus „um Überfluss [geht] und darum, beim Streben nach immer mehr neuen Sachen den Blick für das Wesentliche zu verlieren“ (Leonard 2010: 236). Genau darin liegt auch die Hürde beim Übergang vom Konsumismus in die Shareconomy, wobei letztere im folgenden Abschnitt näher erläutert wird: „Our challenge is not the fundamental consumer principle in itself but the blurred line between necessity and convenience; the intoxicating addiction of defining so much of our lives through ownership; and the never-ending list of things we ‘have to have’ ” (Botsman/Rogers 2010: 35).

2.2 „Shareconomy”

„The convergence of social networks, a renewed belief in the importance of community, pressing environmental concerns, and cost consciousness are moving us away from the old top-heavy, centralized, and controlled forms of consumerism toward one of sharing, aggregation, openness, and cooperation.“ (Botsman/Rogers 2010: 15). Der Trend zum Teilen hat viele Namen, neben „Shareconomy“ fallen häufig die Begriffe „Collaborative Consumption“ oder „Kokonsum“. Dabei ist das Prinzip nicht neu, denn Mitfahr- zentralen und Lesezirkel gibt es schon lange. Das neue am Teilen und Tauschen in der sogenannten Generation 2.0 ist, dass es durch das Internet wesentlich vereinfacht und beschleunigt wird, da es Anbieter und Nutzer aus der ganzen Welt zusammenbringt, was durch neue Geräte, wie Tablets, Smartphones etc. noch verstärkt wird.

Es geht immer weniger darum, etwas zu besitzen und immer mehr darum, etwas zu nutzen, flexibel und ungebunden. “Swap trading, time banks, local exchange trading systems (LETS), bartering, social lending, peer-to-peer currencies, tool exchanges, land share, clothing swaps, toy sharing, shared workspaces, cohousing, coworking, CouchSurfing, car sharing, crowdfunding, bike sharing, ride sharing, food co-ops, walking school buses, shared microcrèches, peer-to-peer rental - the list goes on - are all examples of Collaborative Consumption” (Botsman/Rogers 2010: 74). Ebendiese Autoren teilen die Welt der Shareconomy in drei Bereiche ein: erstens „product-service systems“, die das Teilen oder Mieten eines Produktes ermöglichen, zum Beispiel Car- Sharing; zweitens „redistribution markets“, die es ermöglichen gebrauchte Dinge zu kaufen oder verkaufen, zum Beispiel eBay; und drittens „collaborative lifestyles“, in welchen Güter und Wissen geteilt werden, zum Beispiel an Coworking-Arbeitsplätzen (vgl. Botsman/Rogers 2010: 74). Diese Bereiche bringen Vorteile wie geringere Kosten, weniger Umweltbelastung und die Herausbildung von globalen Gemeinschaften.

„Collaborative Consumption is rooted in the technologies and behaviours of online social networks. These digital interactions have helped us experience the concept that cooperation does not need to come at the expense of our individualism, opening us up to innate behaviours that make it fun and second nature to share. […] people will look back and recognize that Collaborative Consumption started online - by posting comments and sharing files, code, photos, videos, and knowledge” (Botsman/Rogers 2010: 15). Der Einfluss des Internets auf die Entwicklung der Shareconomy ist erheblich. Nachdem zunächst Bilder (Beispiel: Facebook) und Wissen (Beispiel: Wikipedia) online geteilt wurden, wird diese Vorgehensweise nun offline auf die reale Welt angewandt.

2.3 Car-Sharing

Das bekannteste Beispiel für Shareconomy ist Car-Sharing, welches es uns ermöglicht, mobil zu sein ohne ein eigenes Fahrzeug zu besitzen. Die Grundidee besteht darin, dass sich mehrere Personen ein Fahrzeug teilen, was die Auslastung erhöht und die Kosten für jeden Einzelnen reduziert. In Deutschland gibt es momentan über 130 Anbieter, welche Autos zur kurzfristigen Ausleihe bereitstellen. „Die Impulse gehen in erster Linie von zwei Angeboten aus: den Car-Sharing-Systemen der großen Automobil- unternehmen wie etwa DriveNow von BMW und Sixt und den Internetgestützten Peer- to-Peer Plattformen für das private Car-Sharing, [...] [wie] Nachbarschaftsauto. Während sich das erste Angebot vor allem durch den flexiblen und den standortungebundenem Nutzungsmodus vom traditionellen Car-Sharing unterscheidet, zeichnet sich das nachbarschaftliche Autoteilen vor allem durch neue Akteurs- Konstellationen aus“ (Gossen 2012: 12). Es wird also unterschieden zwischen kommerziellem und privatem Car-Sharing. Das kommerzielle Car-Sharing hat eine rasante Entwicklung durchgemacht. Was noch vor einigen Jahren mühsam und umständlich war, mit festen Abhol- und Rückgabeplätzen und hohen monatlichen Fixkosten ist inzwischen einem gut ausgebauten Netzwerk gewichen. In deutschen Großstädten sieht man täglich hunderte auffällig bemalte Car-Sharing-Autos, die sich innerhalb von Sekunden via Smartphone reservieren lassen.

„In der Regel ist die Car-Sharing-Organisation Eigentümer einer Fahrzeugflotte unterschiedlicher Fahrzeugtypen und ist für die Versicherung, Pflege und Reparatur der Fahrzeuge verantwortlich. Die Mitglieder zahlen zusätzlich zu den nutzungsbezogenen Kostenbeiträgen häufig eine gewisse Mitgliedsgebühr zur Deckung der Verwaltungs- kosten und sonstigen Ausgaben des Betreibers“ (Gossen 2012: 28). Bei Anbietern wie Car2Go oder DriveNow gibt es sogar keine monatliche Grundgebühr mehr, es wird nur die Nutzung bezahlt. Beim privaten Car-Sharing verleihen Privatpersonen ihr Auto, in Zeiten, in welchen sie es selbst nicht nutzen. Die Übernahme ist etwas weniger flexibel, dafür aber oft günstiger als das kommerzielle Car-Sharing. „Das Potenzial des privaten Autoteilens wird besonders deutlich, zieht man die folgenden Zahlen heran: ca. 30% der deutschen Haushalte verfügen über zwei oder mehr private Fahrzeuge, die aber nur zu zehn Prozent oder weniger der tatsächlich verfügbaren Zeit genutzt werden“ (Canzler/Knie 2004, zitiert in Gossen 2012: 30). Dies zeigt, wie sinnvoll es ist, sein Auto in der ungenutzten Zeit anderen zur Verfügung zu stellen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
"Shareconomy". Ein erfolgreicher Weg aus dem Konsumismus?
Untertitel
Eine Untersuchung am Beispiel des Car-Sharing
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Veranstaltung
Politische Ökonomie und Sozialstruktur der modernen Gesellschaft
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V369479
ISBN (eBook)
9783668472129
ISBN (Buch)
9783668472136
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Shareconomy, Sharing economy, Soziologie, Car-sharing, Konsum, Collaborative consumption
Arbeit zitieren
Sabrina Schleimer (Autor:in), 2014, "Shareconomy". Ein erfolgreicher Weg aus dem Konsumismus?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369479

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