Der zeitliche Rahmen dieser Hausarbeit umfaßt ausschließlich das frühe Mittelalter, also in etwa die Periode vom beginnenden 6. bis zum 11. Jahrhundert. Eine genaue Eingrenzung in Bezug auf den Begriff des frühen Mittelalters kann nur schwer vorgenommen werden. Das Problem dabei ist die Einteilung oder Gliederung „des unendlichen Flusses der Geschichte“. Gemeint ist damit die Bestimmung von Daten, „die den Charakter von Zäsuren haben: Wende-punkte, an denen alte Entwicklungen zu Ende gehen und von denen neue ihren Ausgang nehmen.“(1) So begann das frühe Mittelalter für die Humanisten mit dem Ende der Antike, also 476 (Untergang des weströmischen Reiches). „Mit gleichem Recht ließen sich jedoch auch andere Zahlen nennen, zum Beispiel 375: das Jahr des Hunneneinfalls, der die gesamte germanische Völkerwanderung im Gefolge hatte, oder auch 325: der Herrscherbeginn Konstantins, der als erster christlicher Kaiser eine neue christliche Ära eingeleitet hat.“(2)
Bei der Untersuchung der rechtlichen und sozialen Stellung der Frau im frühen Mittelalter müssen die von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik geprägten Rahmenbedingungen hinterfragt, sowie die Denkstrukturen und das ‚Frauenbild‘ jener Zeit berücksichtigt werden. Dies geschieht, um ein besseres Verständnis über die rechtliche und soziale Stellung der Frau im frühen Mittelalter zu erzielen, die isoliert betrachtet für Menschen der heutigen Zeit mit einem auf Gleichberechtigung ausgerichteten Denken nur schwer nachvollziehbar ist. Unter Berücksichtigung der Fragen wie Frauen ihr Leben gestalten sollten und welche Möglichkeiten sich ihnen geboten haben wie sie ihr Leben gestalten konnten, soll ihre rechtliche und soziale Stellung im frühen Mittelalter heraus-gearbeitet werden.(3)
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1 Josef Fleckenstein: Ortsbestimmung des Mittelalters – Das Problem der Periodisierung, in: Mittelalterforschung, Forschung und Information, Bd. 29, Berlin 1981, S. 15.
2 Ebd., S. 16.
3 Vgl. Hans-Werner Goetz: Frauenbild und weibliche Lebensgestaltung im fränkischen Reich, in: Ders. (Hrsg.): Weibliche Lebensgestaltung im frühen Mittelalter, Köln 1991, S.7.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur rechtlichen Stellung
- Die Muntgewalt
- Verlobung, Eheschließung und Scheidung
- Verschiedene Eheformen
- Die Raubehe
- Die Friedelehe
- Rechtliche und soziale Stellung der Frau in der frühmittelalterlichen Gesellschaft
- Erbrecht, Besitzrecht und Besitzveräußerung der Ehefrau
- Beteiligung von Frauen an der politischen Herrschaft
- Die Rolle der Kirche — die christliche Eheauffassung
- Schlußbemerkung
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der rechtlichen und sozialen Stellung der Frau im frühen Mittelalter, genauer gesagt in der Zeit vom 6. bis zum 11. Jahrhundert. Die Arbeit analysiert die Rahmenbedingungen, die von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik geprägt waren, sowie die Denkstrukturen und das "Frauenbild" jener Zeit, um ein besseres Verständnis für die Lage der Frau im frühen Mittelalter zu gewinnen. Ziel ist es, die rechtlichen und sozialen Möglichkeiten von Frauen zu beleuchten und herauszuarbeiten, wie sie ihr Leben gestalten konnten.
- Die rechtliche Stellung der Frau im frühen Mittelalter, insbesondere im Kontext von Ehe und Eherecht
- Die Rolle der Muntgewalt und ihre Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit der Frau
- Die Bedeutung von Erbrecht, Besitzrecht und Besitzveräußerung für die Frau
- Die Möglichkeiten der Beteiligung von Frauen an der politischen Herrschaft
- Der Einfluss der Kirche auf das "Frauenbild" und die christliche Eheauffassung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Analyse der rechtlichen Stellung der Frau im frühen Mittelalter. Dabei wird insbesondere auf die Muntgewalt eingegangen, die die Rechts- und Handlungsfähigkeit der Frau stark einschränkte. Die Muntgewalt des Mannes erstreckte sich auf die Verwaltung des Vermögens der Frau, die Verlobung und Heirat sowie die Festlegung ihrer Aufgaben und Pflichten.
Im nächsten Abschnitt wird die Verlobung, Eheschließung und Scheidung im frühen Mittelalter beleuchtet. Die Verlobung war ein verbindlicher Vertrag zwischen Mann und Frau, bei dem der Bräutigam den Muntwalt des Mädchens durch Vorleistung des Muntschatzes verpflichtete. Die Eheschließung erfolgte nach festgelegten Regeln und wurde durch Zeugen abgesichert. Die Ehe war jedoch nicht unauflöslich, sondern konnte durch beiderseitige Übereinkunft oder einseitig durch Verstoßung der Frau seitens des Mannes geschieden werden.
Im Anschluss daran werden verschiedene Eheformen wie die Raubehe und die Friedelehe vorgestellt. Die Raubehe, die auf dem Raub einer Frau ohne deren Einwilligung beruhte, war in den Volksrechten unter Strafe gestellt. Die Friedelehe hingegen basierte auf der Willensübereinkunft von Mann und Frau und ermöglichte der Frau eine stärkere Rechtsposition gegenüber ihrem Mann.
Der dritte Abschnitt widmet sich der rechtlichen und sozialen Stellung der Frau in der frühmittelalterlichen Gesellschaft. Hier werden das Erbrecht, Besitzrecht und die Besitzveräußerung der Ehefrau sowie die Möglichkeiten der Beteiligung von Frauen an der politischen Herrschaft beleuchtet.
Der letzte Abschnitt befasst sich mit der Rolle der Kirche und der christlichen Eheauffassung. Die Kirche hatte großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben im frühen Mittelalter und prägte auch das "Frauenbild" und die Bedeutung des Geschlechterverhältnisses. Die christliche Eheauffassung sah die Frau dem Mann unterstellt, die Ehe als gottgewolltes Gut und die Unauflöslichkeit der Ehe als ein wichtiges Prinzip.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die rechtliche und soziale Stellung der Frau im frühen Mittelalter, die Muntgewalt, die Ehe und das Eherecht, das Erbrecht, das Besitzrecht, die Beteiligung von Frauen an der politischen Herrschaft, die Rolle der Kirche und die christliche Eheauffassung. Die Arbeit beleuchtet die Rahmenbedingungen, die Denkstrukturen und das "Frauenbild" jener Zeit, um ein besseres Verständnis für die Lage der Frau im frühen Mittelalter zu gewinnen.
- Arbeit zitieren
- Andrea Becker (Autor:in), 1998, Die rechtliche und soziale Stellung der Frau im frühen Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3698
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