Auf der einen Seite fordern die Richtlinien einen kreativitätsfördernden Unterricht (vgl.BSM, 8), auf der anderen wird Menschen mit einer praktischen Bildbarkeit1 das Merkmal einer geringen Kreativität zugeschrieben (vgl. MÜHL, 150). Für den Musikunterricht ergibt sich hieraus die Frage, wie Schüler2 mit einer geistigen Behinderung zu kreativer Musikproduktion angeregt werden können. Eine Möglichkeit bietet der Einsatz von Alltagsgegenständen. Im Gegensatz zu bekannten Spielweisen der traditionellen oder Orff- Instrumente laden sie zu ungewöhnlicher Klangerzeugung ein. Um zu solcher anzuregen bietet sich ein außermusikalischer Inhalt an. Auf der Basis eines Programms werden Klänge produziert, variiert und themenbezogen erfunden. „Der Text bietet [dabei] die Grundlage für die Entwicklung der musikalischen Gestaltungs- und Formkraft“ (BRÄUER, 63). Der Aufbau eines kreativen Umgangs mit Klängen ist ein langwieriger Vorgang, der einiger Übung bedarf und nicht innerhalb einer Unterrichtseinheit zur Vollendung gebracht werden kann. Durch bewusste Impulse und Anregungen soll in dieser Unterrichtseinheit die Kreativität der Schüler geweckt und zur exemplarischen Erarbeitung einer Verklanglichung eingesetzt werden. Da Verklanglichungen „nicht von vornherein spezifische musikalische Fertigkeiten voraussetzen, lassen sie sich auch sofort, ohne langes Üben einsetzen. Der inhaltsbezogene Charakter von Verklanglichungen kommt dabei den konkreten Denk- und Erlebnisweisen von Kindern, besonders von Lern- und Geistigbehinderten entgegen“ (TISCHLER, 35f). Für diese Arbeit ergibt sich eine innere Leitfrage: welche Hilfestellungen und Impulse sind notwendig, um eine textbezogene Verklanglichung unter Einbezug der kreativen Ideen der Schüler zu erreichen? 1 Der Begriff der „Praktischen Bildbarkeit“ wird in anderen Bundesländern und der Fachliteratur auch als „Geistige Behinderung“ bezeichnet. Daher werden hier beide Begriffe eingesetzt. 2 Die Bezeichnung „Schüler“ wird im Folgenden zum besseren Leseverständnis als Zusammenfassung sowohl der weiblichen als auch männlichen Personen der Lerngruppe verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Verklanglichung
- 2.1 Verklanglichung an der Schule für Praktisch Bildbare
- 3 Der Topf der Riesin
- 3.1 Der Inhalt
- 3.2 Begründete Auswahl des Märchens
- 4 Kreativität
- 5 Beschreibung der Lerngruppe
- 5.1 Allgemeine Lernvoraussetzungen
- 5.2 Übersicht über die spezielle Lernausgangslage
- 6 Lernziele
- 6.1 Groblernziel
- 6.2 Musikalische Feinlernziele
- 6.3 Fächerübergreifende Lernziele
- 6.4 Individuelle Lernziele
- 7 Didaktische und methodische Entscheidungen
- 7.1 Auswahl der Instrumente
- 7.2 Herangehensweise an den Text
- 8 Übersicht über den Verlauf der Unterrichtseinheit
- 9 Exemplarische Darstellung einer Unterrichtsstunde
- 9.1 Lernziele der Unterrichtsstunde
- 9.2 Didaktisch-methodischer Kommentar
- 9.3 Verlaufsplanung
- 9.4 Reflexion der Unterrichtsstunde
- 10 Didaktische und methodische Entscheidungen
- 10.1 Kreativer Umgang mit dem Material
- 10.2 Reflexion der Unterrichtseinheit
- 10.3 Rahmenbedingungen
- 11 Lenkung des Unterrichtsgeschehens
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Möglichkeiten der kreativen Musikproduktion bei Schülern mit geistiger Behinderung im Musikunterricht. Im Fokus steht die Verklanglichung des Märchens „Der Topf der Riesin“ als Methode zur Förderung der Kreativität. Die Arbeit beschreibt den didaktischen und methodischen Ansatz, die Auswahl geeigneter Instrumente und die Gestaltung des Unterrichtsprozesses.
- Kreativität im Musikunterricht bei Schülern mit geistiger Behinderung
- Verklanglichung als Methode der Musikproduktion
- Einsatz von Alltagsgegenständen als Instrumente
- Didaktisch-methodische Gestaltung des Unterrichts
- Analyse der Lerngruppe und deren spezifische Lernvoraussetzungen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar: Wie können Schüler mit geistiger Behinderung zu kreativer Musikproduktion angeregt werden? Sie beleuchtet den Widerspruch zwischen dem Anspruch kreativitätsfördernden Unterrichts und dem gängigen Vorurteil der geringen Kreativität bei Menschen mit geistiger Behinderung. Der Einsatz von Alltagsgegenständen und außermusikalischen Inhalten wie Märchen zur Anregung ungewöhnlicher Klangerzeugung wird als Lösungsansatz vorgestellt. Die Verklanglichung wird als geeignete Methode hervorgehoben, da sie keine spezifischen musikalischen Fertigkeiten voraussetzt und den konkreten Denk- und Erlebnisweisen der Schüler entgegenkommt. Die Leitfrage der Arbeit wird formuliert: Welche Hilfestellungen und Impulse sind notwendig, um eine textbezogene Verklanglichung unter Einbezug der kreativen Ideen der Schüler zu erreichen?
2 Verklanglichung: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Verklanglichung und ordnet ihn dem Bereich des Musikerfindens zu. Es werden verschiedene Verfahren der Verklanglichung (leitmotivisch, melodramatisch, programmmusikalisch) erläutert und die Bedeutung des experimentellen Umgangs mit Klangmaterial betont. Der Prozess des Musik-Erfindens wird nach Jungmair strukturiert und die Arbeit von Meyer-Denkmann hinsichtlich des experimentellen Umgangs mit Instrumenten beschrieben. Der Abschnitt „Verklanglichung an der Schule für Praktisch Bildbare“ beginnt und wird im nächsten Kapitel fortgesetzt.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Kreative Musikproduktion bei Schülern mit geistiger Behinderung
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Möglichkeiten der kreativen Musikproduktion bei Schülern mit geistiger Behinderung im Musikunterricht. Der Fokus liegt auf der Verklanglichung des Märchens „Der Topf der Riesin“ als Methode zur Förderung der Kreativität.
Welche Methode wird zur Förderung der Kreativität eingesetzt?
Die zentrale Methode ist die Verklanglichung des Märchens „Der Topf der Riesin“. Diese Methode wird als besonders geeignet angesehen, da sie keine spezifischen musikalischen Vorkenntnisse erfordert und den individuellen Denk- und Erlebnisweisen der Schüler entgegenkommt.
Welche Instrumente werden verwendet?
Die Arbeit erwähnt den Einsatz von Alltagsgegenständen als Instrumente. Die genaue Auswahl der Instrumente wird in Kapitel 7 ("Didaktische und methodische Entscheidungen") detaillierter beschrieben.
Wie wird der Unterricht gestaltet?
Die Arbeit beschreibt den didaktischen und methodischen Ansatz, die Auswahl geeigneter Instrumente und die Gestaltung des gesamten Unterrichtsprozesses. Kapitel 9 ("Exemplarische Darstellung einer Unterrichtsstunde") bietet einen detaillierten Einblick in eine konkrete Unterrichtsstunde.
Welche Lerngruppe wird untersucht?
Die Arbeit beschreibt die Lerngruppe und deren spezifische Lernvoraussetzungen in Kapitel 5 ("Beschreibung der Lerngruppe"). Es wird zwischen allgemeinen und speziellen Lernvoraussetzungen unterschieden.
Welche Lernziele werden verfolgt?
Kapitel 6 ("Lernziele") definiert die Lernziele, unterteilt in Groblernziel, musikalische Feinlernziele, fächerübergreifende Lernziele und individuelle Lernziele.
Wie wird der Begriff "Verklanglichung" definiert?
Kapitel 2 ("Verklanglichung") definiert den Begriff und ordnet ihn dem Bereich des Musikerfindens zu. Verschiedene Verfahren der Verklanglichung (leitmotivisch, melodramatisch, programmmusikalisch) werden erläutert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel 1 (Einleitung), 2 (Verklanglichung), 3 (Der Topf der Riesin), 4 (Kreativität), 5 (Beschreibung der Lerngruppe), 6 (Lernziele), 7 (Didaktische und methodische Entscheidungen), 8 (Übersicht über den Verlauf der Unterrichtseinheit), 9 (Exemplarische Darstellung einer Unterrichtsstunde), 10 (Didaktische und methodische Entscheidungen - Fortsetzung), 11 (Lenkung des Unterrichtsgeschehens) und Ausblick.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Themen Kreativität im Musikunterricht bei Schülern mit geistiger Behinderung, Verklanglichung als Methode der Musikproduktion, den Einsatz von Alltagsgegenständen als Instrumente, die didaktisch-methodische Gestaltung des Unterrichts und die Analyse der Lerngruppe und deren spezifischen Lernvoraussetzungen.
Wie wird die Unterrichtseinheit reflektiert?
Die Arbeit beinhaltet Reflexionen der Unterrichtsstunde (Kapitel 9) und der gesamten Unterrichtseinheit (Kapitel 10).
- Arbeit zitieren
- Jessica Freis (Autor:in), 2005, Verklanglichung des Märchens 'Der Topf der Riesin' von Silvia Hüsler-Vogt in einer Mittelstufe einer Schule für Praktisch Bildbare, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36982