Freihandelsabkommen als Instrument des internationalen Handels. Eine Analyse von TTIP, CETA und TiSA


Bachelorarbeit, 2017

45 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Relevanz
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit

2. Theoretische Grundlagen zur Außenhandelstheorie
2.1 Adam Smith
2.2 David Ricardo
2.3 Heckscher-Ohlin-Modell

3. Freihandel und Freihandelsabkommen
3.1 Grundlagen
3.2 Argumente für den Freihandel
3.3 Argumente gegen den Freihandel
3.4 WTO, GATT und deren Bedeutung

4. CETA
4.1 Einordnung
4.2 Derzeitige Handelsbeziehungen zwischen Kanada und der EU
4.3 CETA - Inhaltsübersicht
4.4 Analyse CETA
4.4.1 Investitionsschutz
4.4.2 Makroökonomische Auswirkungen
4.5 Kritik an den Studien zu CETA
4.6 Zusammenfassung

5. TTIP
5.1 Einordnung
5.2 Derzeitige Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU
5.3 TTIP - Inhaltsübersicht
5.4 Analyse TTIP
5.4.1 Umweltschutz
5.4.2 Makroökonomische Auswirkungen
5.5 Kritik an den Studien zu TTIP
5.6 Zusammenfassung

6. TiSA
6.1 Einordnung
6.2 Analyse TiSA
6.2.1 Makroökonomische Auswirkungen
6.2.2 Bedenken gegenüber TiSA
6.3 Zusammenfassung

7. Schlussbetrachtung
7.1 Fazit
7.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Warenverkehr EU - Kanada

Tabelle 2: Inhaltsübersicht CETA

Tabelle 3: Inhaltsübersicht TTIP

1. Einleitung

1.1 Problemstellung und Relevanz

Freihandelsabkommen sollen den Handel zwischen Staaten erleichtern und so Wohlstand und Wachstum schaffen. Schon Adam Smith kritisierte seine Zeitgenossen für unnötige und destruktive Handelshemmnisse, wie Zölle, Verbote für die Einfuhr und Ausfuhr bestimmter Güter sowie drakonische Strafen bei Missachtung dieser Gesetze.1 Die Mehrheit der Ökonomen ist sich ebenfalls einig: Freihandel erhöht die Wohlfahrt für alle beteiligten Länder und fördert wirtschaftliche Integration. Es scheint also nur folgerichtig zu sein, dass Abkommen wie das „Umfassende Wirtschafts- und Handelsabkommen“ (CETA), die „Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“ (TTIP) und das „Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen“ (TiSA) zur weiteren Liberalisierung und Vertiefung des internationalen Handels von der Politik abgeschlossen werden.

In den vergangenen Jahren sind Freihandelsabkommen jedoch immer stärker in die Kritik geraten. Allein in Deutschland fanden zahlreiche Demonstrationen statt, zu denen sich mehr als 100.000 Menschen in verschiedenen deutschen Großstädten versammelt haben.2 Zugleich existieren zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (Greenpeace, Foodwatch, Heinrich-Böll-Stiftung), die den modernen Freihandelsabkommen äußerst kritisch gegenüberstehen.

Die Argumente der Kritiker lassen sich wie folgt zusammenfassen: Freihandelsabkommen sind für den Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich, sie sind undemokratisch und intransparent, Verbraucherrechte werden beschnitten und abgeschwächt, Investorenrechte sind zu umfassend und bestehende Ungleichheiten zwischen Arm und Reich werden weiter verschärft.

Es darf also nicht verwundern, dass die anhaltende Kritik in der Politik angekommen ist.

In Belgien wurde das Freihandelsabkommen CETA zeitweise durch die wallonische Regionalregierung blockiert und erst nach weiteren Nachverhandlungen erfolgte eine Zustimmung, während sich die USA vollständig aus den Verhandlungen zur Transpazifischen Partnerschaft (TPP) zurückgezogen haben.3,4

1.2 Zielsetzung der Arbeit

Primäres Ziel dieser Arbeit ist es, die Relevanz heutiger Freihandelsabkommen anhand konkreter Beispiele (CETA, TTIP, TiSA) zu untersuchen. Aus der Analyse verschiedener Aspekte von Freihandelsabkommen sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die es erlauben, zentrale Schwächen und Stärken heutiger Abkommen zu identifizieren und Wege aufzeigen, die Verbesserungen erlauben. Dabei soll ein möglichst breiter Überblick über wissenschaftliche Studien und Arbeiten der Befürworter und Kritiker gegeben werden.

1.3 Aufbau der Arbeit

Zunächst werden die theoretischen Grundlagen zur Außenhandelstheorie dargelegt. Von Adam Smith über David Ricardo bis zu gegenwärtigen Handelstheorien soll ein kurzer Überblick gewährt werden, der es ermöglicht zu verstehen, auf welchen theoretischen Überlegungen die Idee des Freihandels basiert.

Danach werden die wissenschaftlichen Argumente zugunsten und entgegen Freihandel abgewogen. Weiterhin wird ein kurzer Überblick über das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) und die Welthandelsorganisation (WTO) gegeben.

Der Hauptteil dieser Arbeit beschäftigt sich mit den drei Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TiSA.

Von allen Abkommen werden die makroökonomischen Auswirkungen analysiert. Darüber hinaus werden in CETA der Investitionsschutz, in TTIP der Umweltschutz und in TiSA die Transparenz- und Datenschutzaspekte näher betrachtet.

Die Arbeit schließt mit einem zusammenfassenden Fazit ab und gibt einen Ausblick, welche Themen in der Zukunft bedeutend werden könnten.

2. Theoretische Grundlagen zur Außenhandelstheorie

2.1 Adam Smith

Adam Smith war einer der bedeutendsten ökonomischen Denker seiner Zeit. In seinem Werk „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ von 1776 beschäftigte er sich mit zahlreichen ökonomische Fragestellungen wie Arbeitsteilung, Geldwirtschaft und Außenhandelstheorie. Dieses Kapitel soll kurz erörtern, was unter der Theorie der absoluten Kostenvorteile nach Smith zu verstehen ist und welche Bedeutung diese für die damalige Zeit hatte.

Vom 15. bis 18. Jhd. dominierten merkantilistische Ideen das ökonomische Denken. Zu den damaligen Vorstellungen gehörte es u.a., den Handel als Nullsummenspiel (der Gewinn des Einen ist gleichzeitig der Verlust des Anderen) zu begreifen und protektionistische Maßnahmen zum Schutz von heimischen Arbeitsplätzen und Produktionsstätten zu erlassen.5 Weiterhin herrschte die Überzeugung vor, dass eine aktive Handelsbilanz (Differenz von Ex- und Importen) unbedingt anzustreben sei. Als Folge wurden Exporte gemeinhin als Gewinn, der Import hingegen als Verlust für die Volkswirtschaft angesehen.6 Demnach war es im merkantilistischen System üblich, den Import von verarbeiteten Waren und Luxusgütern durch Zölle und Abgaben zu erschweren, bzw. zu verbieten. Davon ausgenommen waren die Importe von Rohmaterialien, die zur Herstellung von Gütern benötigt wurden. Der Export von Fertigprodukten wurde hingegen als Quelle für Wohlstand und Reichtum gesehen.7

Mit diesen Auffassungen bricht Adam Smith. Die grundlegende Aussage seiner Theorie lässt sich wie folgt zusammenfassen: Handel wird nicht mehr als Nullsummenspiel aufgefasst, d.h. der Außenhandel bringt allen beteiligten Ländern Vorteile. Die Nationen sollten sich im Sinne einer Arbeitsteilung auf die Produktion der Güter fokussieren, bei denen sie einen absoluten Kostenvorteil gegenüber anderen Nationen haben. Zölle und ähnliche Handelshemmnisse sollten reduziert werden, um den Handel zwischen den Ländern zu erleichtern und heimische Monopole abzuschaffen.8 Die merkantilistische Idee, dass es prinzipiell schädlich für die Wirtschaft wäre, verarbeitete Waren zu importieren, existiert nicht mehr.

Adam Smith nutzt folgendes Gleichnis um diesen Sachverhalt deutlich zu machen: Genauso wenig wie ein Schneider nicht seine Schuhe selbst herstellt und der Schuhmacher sich nicht seine Kleider selbst schneidert, genauso wenig sollten Länder Güter selbst produzieren, die sie günstiger aus dem Ausland beziehen könnten.9 Sollte nun künstlich, z.B. durch Zölle und Verbote, Industrien in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, so hat dies nach Smith eine ineffiziente Allokation der eigenen Ressourcen zur Folge.

Der Wert seines j ä hrlichen Erzeugnisses wird gewiss mehr oder weniger vermindert, wenn er von der Verfertigung offenbar wertvollerer Waren ab- und auf die Verfertigung minder wertvoller hingelenkt wird.10

Er argumentiert, dass die Waren, bei denen ein absoluter Kostennachteil vorliegt, mit einem Teil der Gewinne aus der Produktion der Waren, bei denen ein absoluter Kostenvorteil vorliegt, insgesamt günstiger hätte kaufen können, als sie selbst herzustellen.

Adam Smith gelang es in seinem Werk systematische Überlegungen zu verschiedensten ökonomischen Fragestellungen darzulegen. Er begründete so nicht nur die klassische Außenhandelstheorie, sondern auch den Wirtschaftsliberalismus, der das Denken bis heute prägt.

Eine zentrale Fragestellung konnte dieses Modell jedoch nicht hinreichend klären: Warum nehmen Länder, die über keinen absoluten Kostenvorteil verfügen, dennoch am Handel teil? Dieses Problem löste David Ricardo 41 Jahre später.

2.2 David Ricardo

David Ricardo war britischer Wirtschaftswissenschaftler. In seinem Hauptwerk „The Principles Of Political Economy And Taxation“ aus dem Jahr 1817 entwickelte er u.a. die Theorie der komparativen Kostenvorteile mit der sich im Folgenden kurz auseinandergesetzt werden soll.

Diese Theorie stellt eine Weiterentwicklung von Adam Smiths Theorie der absoluten Kostenvorteile dar. David Ricardo zeigt, warum Staaten, die über keine absoluten Kostenvorteile verfügen, dennoch am Handel teilnehmen und davon profitieren können.

Ebenfalls wird die Frage beantwortet, warum es für ein Land nützlich ist, Güter von anderen Ländern zu kaufen, die es selbst günstiger herstellen könnte.

In dem berühmten Beispiel Ricardos existieren zwei Länder und zwei Güter. Portugal kann beide Güter günstiger herstellen als England.11 Dass der Handel zwischen den Ländern trotzdem stattfindet, erklärt sich wie folgt: Für England ist nicht relevant, dass es über keine absoluten Kostenvorteile verfügt. Wichtig ist allein, bei welchem Gut England über komparative Kostenvorteile verfügt. Komparative Kostenvorteile werden definiert als die Fähigkeit eines Landes, ein Gut zu geringeren Opportunitätskosten herstellen zu können.12

In unserem Beispiel würde sich Portugal also auf die Produktion des Gutes konzentrieren, bei dem es den größten Vorteil im Vergleich zu England hat. England hingegen konzentriert sich auf die Produktion des Gutes, bei dem es den geringsten Nachteil, oder anders ausgedrückt, einen komparativen Kostenvorteil hat. Der Vorteil, der sich aus dieser Arbeitsteilung ergibt, formuliert Ricardo wie folgt:

„ Though she (Portugal) could make the cloth with the labour of 90 men, she would import it from a country where it required the labour of 100 men to produce it, because it would be advantageous to her rather to employ her capital in the production of wine, for which she would obtain more cloth from England, than she could produce by diverting a portion of her capital from the cultivation of vines to the manufacture of cloth. ” 13

Insgesamt stellen sich beide Länder mit dieser Vorgehensweise besser.

David Ricardos Theorie stellt eine bedeutende Weiterentwicklung dar. Durch den komparativen Kostenvorteil kann der stattfindende Handel besser erklärt werden.

Dennoch hat auch Ricardos Theorie einige Schwächen. Sie würde z.B. dazu führen, dass sich Länder vollständig auf die Produktion eines Gutes konzentrieren würden. In der Realität sind solch extreme Spezialisierungen jedoch nicht zu beobachten. Außerdem wird der Produktionsfaktor Kapital bei Ricardo nicht berücksichtigt.

Moderne Außenhandelstheorien adressieren diese Schwachpunkte. Im nachfolgenden Kapitel wird deshalb das Heckscher-Ohlin-Modell betrachtet.

2.3 Heckscher-Ohlin-Modell

Das Heckscher-Ohlin-Modell (HO-Modell) ist eine von den beiden Ökonomen Eli Heckscher und Bertil Ohlin entwickelte Außenhandelstheorie. Der Grundstein wurde in einem Beitrag von 1919 „The effect of foreign trade on the distribution of income“ von Eli Heckscher gelegt. Bertil Ohlin arbeitete diese Ideen in “Interregional and International Trade“ später weiter aus. Im Gegensatz zu Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile wird in diesem Modell auch der Produktionsfaktor Kapital betrachtet. Das HO-Modell wurde seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Insgesamt werden vier Theoreme aus diesem Modell abgeleitet: das Heckscher-Ohlin Theorem, das Stolper- Samuelson-Theorem, das Faktorausgleichstheorem und das Rybczynski-Theorem.

Der nächste Abschnitt konzentriert sich auf das Heckscher-Ohlin-Theorem.

Angenommen, es existieren zwei Länder und Güter. Beide Länder verfügen über unterschiedliche Produktionsfaktorausstattungen, d.h. das Land A über relativ mehr Arbeitskraft als Kapital und Land B über relativ mehr Kapital als Arbeitskraft verfügt. Der Preis des Produktionsfaktors, der reichlich vorhanden ist, ist in Relation zu dem weniger reichlich vorhandenen Faktor, vergleichsweise niedriger. Außerdem wird angenommen, dass die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit in der langen Frist flexibel sind.14

Zur Herstellung eines Gutes braucht es eine Kombination aus Arbeit und Kapitel. Es existiert ein arbeitsintensives Gut (es wird also verhältnismäßig mehr Arbeitskraft als Kapitel zur Herstellung des Gutes benötigt) und ein kapitelintensives Gut. Die zur Herstellung der Güter benötigten Produktionsfaktoren sind unabhängig davon, in welchem Land das Gut produziert wird. Zur Vereinfachung wird außerdem angenommen, dass Güter und Präferenzen homogen sind.

Die Theorie besagt, dass sich jedes Land auf die Produktion des Gutes konzentrieren wird, bei dem es über mehr relative Faktorausstattung verfügt, also einen komparativen Kostenvorteil hat.15 Ein Land, das über mehr Kapital relativ zu Arbeit verfügt, konzentriert sich demnach auf die Produktion des kapitalintensiven Gutes, da es dort einen komparativen Kostenvorteil hat. Das jeweils andere Gut wird importiert.

Anders als im Ricardo-Modell erfolgt in diesem Modell keine vollständige Spezialisierung auf ein Gut, da die Opportunitätskosten, also die Aufgabe des einen Gutes für eine zusätzliche Einheit des anderen Gutes, mit immer extremerer Spezialisierung zu stark ansteigen würde. Beide Länder produzieren also weiterhin beide Güter, was den Beobachtungen in der Realität eher entspricht. Darüber hinaus wird neben dem Produktionsfaktor Arbeit auch Kapital betrachtet.

Die Überprüfung dieses Modells gestaltete sich außerordentlich schwierig. Die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung des russisch-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers und späteren Wirtschaftsnobelpreisträgers Wassily Leontieff widersprachen den Vorhersagen des Heckscher-Ohlin-Theorems vollkommen. Erst eine eingeschränkte Version dieses Theorems hielt empirischen Überprüfungen stand.16

3. Freihandel und Freihandelsabkommen

3.1 Grundlagen

Freihandelsabkommen sind völkerrechtliche Verträge zwischen vertragschließenden Staaten. In diesen Vereinbarungen wird der Handel für beide Parteien erleichtert. Das kann u.a. durch Angleichung von Standards, Abschaffung von Zöllen und Gewährleistung des Zugangs ausländischer Unternehmen am nationalen Markt geschehen. Es wird zwischen multilateralen und plurilateralen Verträgen unterschieden.17 In diesem Kapitel sollen die wichtigsten theoretischen Vor- und Nachteile des Freihandels in Kürze erläutert werden.

3.2 Argumente für den Freihandel

Die in der Wissenschaft dargelegten Vorteile von Freihandel sind zahlreich. Einige dieser Argumente ergeben sich implizit wie explizit aus den bereits betrachteten Außenhandelstheorien.

Effizienzargument

Zölle führen zu verzerrten wirtschaftlichen Anreizen für Produzenten und Konsumenten. Das Resultat dieser Verzerrungen sind volkswirtschaftliche Wohlfahrtverluste. Freihandel reduziert bzw. verhindert diese Verzerrungen, so dass keine Verluste entstehen.18

Erh ö hte Konkurrenz

Der Wegfall von Handelshemmnissen führt zu einer verstärkten Konkurrenz im einheimischen Markt, wodurch insgesamt ein wohlfahrtssteigerndes Ergebnis erreicht wird.19 Die Folgen sind u.a. die Verdrängung ineffizienter Unternehmen aus dem Markt20, Produktivitätssteigerungen der Unternehmen21 und Qualitätsverbesserungen hinsichtlich der hergestellten Produkte. Eine Studie, die den indischen Markt für Drucker nach Wegfall eines prozentigen Zolls von 1996 bis 2005 analysiert hat, kommt z.B. zu dem Schluss, dass der maßgebliche Grund für Wohlfahrtsgewinne Qualitätsverbesserungen (noch vor Preisreduzierung und höherer Produktvielfalt) waren.22

Gr öß ere Produktvielfalt und niedrigere Preise

Freihandel führt zu einer größeren Produktvielfalt für Konsumenten und Industrie.23 Der Vorteil, der aus einer erhöhten Produktvielfalt erwächst, kann dabei beträchtlich sein. Eine Studie von Broda und Weinstein (2006) kommt z.B. für die USA zu dem Ergebnis, dass 2,6% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2006 allein durch eine erhöhte Produktvielfalt begründet werden kann.24

Skaleneffekte (Dynamische Gewinne aus Freihandel)

Als externer Skaleneffekt (Größenvorteile) wird die Abhängigkeit der Kosten pro Einheit von der Größe der Branche verstanden.25 In einer größeren Branche mit mehr Unternehmen können die Kosten pro hergestellter Einheit niedrigerer sein, als in einer kleineren Branche mit weniger Unternehmen. Märkte, die durch Handelsbeschränkungen geschützt werden, verhindern die Konzentration einer Branche.26 Dadurch werden positive Effekte durch externe Skalenerträge nicht in vollem Maße realisiert.

Rent-Seeking

Im Zusammenhang mit Einfuhrquoten vergeben Staaten oft Importlizenzen, welche von Unternehmen erworben werden können. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen Entscheidungen treffen (z.B. überhöhte Investitionstätigkeit zur Produktionskapazitätserweiterung, einzig um mehr Lizenzen zu erwerben) die zu Kosten führen, welche in einem freien Markt ohne Beschränkungen nicht angefallen wären.27

Produktivit ä tssteigerungen

Weitere durch Freihandel begünstigte Produktivitätssteigerungen ergeben sich aus der vermehrten Einfuhr von ausländischen Technologien (z.B. durch den Import von Kapitalgütern (bessere Maschinen)).28

Ausl ä ndische Direktinvestitionen (ADI)

Die Effekte von Freihandelsabkommen auf ADI werden generell als positiv bewertet. Eine Studie, die den Einfluss von Freihandelsabkommen auf ausländischen Direktinvestitionen in Korea untersucht hat, kommt zu dem Ergebnis, dass Freihandelsabkommen ADIs erhöhen.29 Im Gegensatz dazu kommt eine andere Studie zu dem Ergebnis, dass sich ADI entweder unabhängig von Freihandelsabkommen verhalten oder sie sogar negativ beeinflussen werden.30

Im nächsten Kapitel sollen die theoretischen Überlegungen, die gegen Freihandel angebracht werden, erörtert werden.

3.3 Argumente gegen den Freihandel

Die Wirtschaftswissenschaften kennen seit Jahrhunderten einige Ausnahmefälle, in denen Protektion potenziell ein besseres Ergebnis erzielt als Freihandel. Die meisten dieser Argumente sind entweder hoch umstritten, bilden nur Randbedingungen ab oder lassen sich politisch nicht umsetzen.

[...]


1 So berichtet Adam Smith u.a. vom Verbot des Exportes von Schafen, Lämmern oder Böcken. Bei Übertretung drohte dem Schuldigen Gefängnis, der Verlust seiner linken Hand sowie der Verlust seiner Habe. Bei einem weiteren Verstoß drohte gar der Tod. Smith, A.: Wealth of Nations, Ware 2012, S.645-646.

2 < http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-09/ttip-ceta-demonstrationen-freihandelsabkommen-sigmar-gabriel > am 26.03.2017

3 < http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-10/belgische-regionen-einigen-sich-im-streit-um-ceta > am 26.03.2017

4 < https://www.tagesschau.de/ausland/trump-tpp-101.html > am 26.03.2017

5 Smith, A.: Wealth of Nations, Ware 2012, S. 40.

6 Irwin, D. A.: Against the Tide, Princeton 1998, S. 34.

7 Ebd. S. 38-41

8 Smith erwähnt zwei konkrete Ausnahmen: Industrien die im Zusammenhang mit der Verteidigung des

Landes stehen und heimische Güter, die besteuert werden während die gleichen, ausländischen Güter nicht besteuert werden. Smith, A.: Wealth of Nations, Ware 2012, S. 452 u. 454.

9 Smith, A.: Wealth of Nations, Ware 2012, S. 446.

10 Ebd. S. 446-447.

11 Die Kosten der Herstellung der Güter werden nur in Arbeitskraft angegeben. Weitere Herstellungskosten, genauso wie Transportkosten, werden nicht berücksichtigt.

12 Krugman, P.; Obstfeld, Maurice; Melitz, M. J.: Internationale Wirtschaft, 2015, S. 60.

13 Ricardo, D.: The Principles of Economy and Taxation, 2016, S. 82.

14 Krugman, P.; Obstfeld, M.; Melitz, M. J.: Internationale Wirtschaft, 2015, S. 133.

15 Reef, B.: Grenzen der Wohlfahrtsgewinne durch internationale Arbeitsteilung für Wohlfahrtsstaaten oder: Was lässt die nationale Sozialpolitik in die Globalisierungsfalle gehen? in: Zeitschrift für Sozialreform 6/2003, S. 911.

16 Krugman, P,; Obstfeld, M,; Melitz, M, J.: Internationale Wirtschaft, 2015, S. 160.

17 Als multilaterale Abkommen werden Verträge bezeichnet, die für alle Mitglieder der

Welthandelsorganisation gelten. Plurilaterale Abkommen gelten hingegen nicht für alle WTO-Mitglieder. < http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/multilaterale-liberalisierung.html > am 26.03.2017.

18 Krugman, P.; Obstfeld, M.; Melitz, M. J.: Internationale Wirtschaft, 2015, S. 321.

19 Irwin, Douglas A.: Free Trade Under Fire, Princeton 2015, S. 47.

20 Als Gründe für die Verdrängung werden u.a. steigende Löhne und Faktorpreise angegeben. Die weniger effizienten Unternehmen produzieren ausschließlich für den einheimischen Markt während effizientere Unternehmen auch für den ausländischen Markt produzieren und damit einen großen Wettbewerbsvorteil haben. Feenstra, Robert C.: New Evidence on the Gains from Trade, Review of World Economics/Weltwirtschaftliches Archiv 2006, S. 635-636.

21 Irwin, D. A.: Free Trade Under Fire, Princeton 2015, S. 52.

22 Sheu, G.: Price, Quality, and Variety: Measuring the Gains from Trade in Differentiated Products. American Economic Journal: Applied Economics 2014, 6(4), S. 86-87.

23 Irwin Douglas A.: Free Trade Under Fire, Princeton 2015, S. 48.

24 Broda, C.; Weinstein, D. E. Globalization and the Gains from Variety, Quarterly Journal of Economics, 121(2), S. 582.

25 Krugman, P.; Obstfeld, M.; Melitz, M. J.: Internationale Wirtschaft, 2015, S. 210.

26 Ebd. S. 322.

27 Krugman, P.; Obstfeld, M.; Melitz, M. J.: Internationale Wirtschaft, 2015, S. 323-324.

28 Irwin, D. A.: Free Trade Under Fire, Princeton 2015, S. 51.

29 Bae, Chankwon; Jang, Yong Joon: The Impact of Free Trade Agreements on Foreign Direct Investment: The Case of Kora, Journal of East Asian Economic Integration, Dez. 2013, 17(4).

30 Reed, R., Lira, C., Byung-Ki, L. u.a.: Free Trade Agreements and Foreign Direct Investment: The Role of Endogeneity and Dynamics. Southern Economic Journal 2016, 83(1).

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Freihandelsabkommen als Instrument des internationalen Handels. Eine Analyse von TTIP, CETA und TiSA
Hochschule
Universität Leipzig
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
45
Katalognummer
V370043
ISBN (eBook)
9783668485785
ISBN (Buch)
9783668485792
Dateigröße
838 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
freihandelsabkommen, instrument, handels, eine, analyse, ttip, ceta, tisa
Arbeit zitieren
Martin Götze (Autor:in), 2017, Freihandelsabkommen als Instrument des internationalen Handels. Eine Analyse von TTIP, CETA und TiSA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370043

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Freihandelsabkommen als Instrument des internationalen Handels. Eine Analyse von TTIP, CETA und TiSA



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden