Am 30. Januar 1945, dem zwölften Jahrestag von Hitlers Machtübernahme, hatte der Film Kolberg im U-Boot Hafen La Rochelle vor deutschen Soldaten Premiere. Weil die sogenannte „Atlantikfestung“ zu diesem Zeitpunkt schon völlig von alliierten Truppen eingeschlossen war, mußten die Filmrollen am Fallschirm über der belagerten Stadt abgeworfen werden.
La Rochelle war nicht ohne Grund als Premierenort gewählt worden, geht es in Kolberg doch um das Schicksal einer belagerten Stadt, deren hartnäckiger Widerstand schließlich den Sieg über die zahlenmäßig überlegenen Angreifer bringt. Die Handlung des Filmes trug daher nicht nur Symbolcharakter für die umkämpfte Stadt La Rochelle, sondern für die Lage, in der sich ganz Deutschland am Beginn des Jahres 1945 befand.
Regisseur von Kolberg war Veit Harlan. Propagandaminister Goebbels hatte ihm den Auftrag gegeben, einen Film zu machen, der ganz im Dienste der „geistigen Kriegsführung“ stehen sollte. Am 7. Mai 1943 ließ Goebbels in sein Tagebuch notieren:
"In diesem Film soll Harlan ein Beispiel des Mannesmuts und der Widerstandskraft einer Bürgerschaft auch unter verzweifelten Verhältnissen geben. Dieser Film wird vor allen in den Luftkriegsgebieten eine große Lehre darstellen. Er soll ganz auf historische Tatsachen aufgebaut werden. Harlan, der sich zuerst gegen den Film gesträubt hatte, weil er den Beethoven- Film machen wollte, ist jetzt ganz Feuer und Flamme. Er hat in acht Tagen ein glänzendes Exposé zusammengebracht und will Ende Juli schon ins Atelier gehen. Die Premiere des Films verspricht er mir für Weihnachten. Dann werden wir ihn wahrscheinlich gut gebrauchen können."
Das Ziel war also klar und deutlich formuliert, und das, obwohl Goebbels noch 1941 vor der Reichsfilmkammer gesagt hatte: „... das ist die beste Propaganda, die sozusagen unsichtbar wirkt, das ganze Leben durchdringt, ohne daß das öffentliche Leben überhaupt von der Initiative der Propaganda irgendeine Kenntnis hat.“Diese Zeiten waren nun vorbei, nie zuvor war Historie so direkt und unverblümt in den Dienst der Propaganda gestellt worden, wie es bei Kolberg der Fall war. In der Beschäftigung mit Kolberg wird der Film oft nur auf diese propagandistische Funktion reduziert.
In der vorliegenden Arbeit möchte ich deshalb auf einige Elementen von Kolberg aufmerksam machen, die sich gegen eine Verwertung für propagandistische Zwecke sperren, und die teilweise sogar im offenen Widerspruch zu der von Goebbels gewünschten Wirkung stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung und Entwicklung des Kolberg-Motives
- Historischer Hintergrund
- Literarische Tradition
- Entstehung und Produktion des Filmes
- Kolberg wird in Auftrag gegeben
- Handlung des Filmes
- Produktionsbedingungen
- Die Forderungen, die der Film zu erfüllen hatte
- Was wollte Goebbels?
- Propaganda
- Geschichtstreue
- Liebesgeschichte
- Schlußwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Film „Kolberg“ von Veit Harlan im Kontext der nationalsozialistischen Propaganda. Das Hauptziel ist es, über die reine propagandistische Funktion des Films hinauszugehen und Elemente zu beleuchten, die dieser Funktion widersprechen oder sie zumindest relativieren. Die Arbeit analysiert die Entstehung und Produktion des Films im Kontext der politischen Lage und Goebbels' Vorgaben.
- Die Rolle von „Kolberg“ in der nationalsozialistischen Propaganda
- Der historische Hintergrund und seine filmische Umsetzung
- Die Intentionen Goebbels und Harlans bei der Filmproduktion
- Die Widersprüche zwischen Propagandaziel und filmischer Gestaltung
- Die Rezeption des Films und seine filmhistorische Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Premierenvorstellung von „Kolberg“ in La Rochelle im Januar 1945 unter schwierigen Kriegsbedingungen und betont den symbolischen Charakter des Films für die damalige Lage Deutschlands. Sie führt Regisseur Veit Harlan und Propagandaminister Goebbels ein und zitiert Goebbels' Tagebucheintrag über seine Erwartungen an den Film als Beispiel für Mut und Widerstandskraft, basierend auf historischen Fakten. Die Einleitung deutet bereits auf die verzögerte Premiere und die kontroversen Intentionen des Films hin, die im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht werden.
Entstehung und Entwicklung des Kolberg-Motives: Dieses Kapitel beleuchtet die historischen und literarischen Vorläufer des Kolberg-Motivs. Es untersucht den historischen Hintergrund der Belagerung von Kolberg und die bereits existierende literarische Tradition, die sich mit diesem Ereignis auseinandergesetzt hat. Diese umfassende Analyse des historischen Kontextes und der literarischen Vorarbeiten bildet die Grundlage für das Verständnis der Entstehung und der Intentionen des Films.
Entstehung und Produktion des Filmes: Dieses Kapitel beschreibt detailliert den Entstehungsprozess des Films „Kolberg“, von der Auftragsvergabe durch Goebbels bis hin zu den Produktionsbedingungen und den spezifischen Anforderungen, die der Film erfüllen sollte. Es wird dargelegt, wie Goebbels' Wunsch nach einem Propagandafilm die Gestaltung des Films beeinflusste, und welche Herausforderungen sich für Harlan und sein Team ergaben. Die Analyse der Produktionsbedingungen liefert wichtige Einblicke in die Entstehung und die Intentionen des Films.
Schlüsselwörter
Kolberg, Veit Harlan, Joseph Goebbels, Propagandafilm, nationalsozialistische Propaganda, geistige Kriegsführung, historische Belagerung, Widerstand, Heldentum, Filmgeschichte, Rezeption.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Kolberg": Eine Analyse des Films im Kontext der nationalsozialistischen Propaganda
Was ist der Inhalt des Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über den nationalsozialistischen Propagandafilm "Kolberg" von Veit Harlan. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte der Analyse, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Untersuchung des Films über seine reine Propagandafunktion hinaus, indem widersprüchliche Elemente und die Intentionen der beteiligten Personen (Harlan und Goebbels) beleuchtet werden.
Welche Themen werden im Film "Kolberg" und in der Analyse behandelt?
Die Analyse untersucht die Entstehung und Produktion des Films im Kontext der politischen Lage und Goebbels' Vorgaben. Wichtige Themen sind die Rolle des Films in der nationalsozialistischen Propaganda, der historische Hintergrund und seine filmische Umsetzung, die Intentionen von Goebbels und Harlan, Widersprüche zwischen Propagandaziel und filmischer Gestaltung sowie die Rezeption des Films und seine filmhistorische Bedeutung. Auch die historische Belagerung von Kolberg, das Kolberg-Motiv in der Literatur und die "geistige Kriegsführung" werden thematisiert.
Welche Kapitel umfasst die Analyse?
Die Analyse gliedert sich in die Kapitel "Einleitung", "Entstehung und Entwicklung des Kolberg-Motives", "Entstehung und Produktion des Films" und "Schlusswort". Die Einleitung beschreibt die Premierenvorstellung unter Kriegsbedingungen und die Erwartungen Goebbels an den Film. Das zweite Kapitel behandelt die historischen und literarischen Vorläufer des Kolberg-Motivs. Das dritte Kapitel analysiert detailliert den Entstehungsprozess, die Produktionsbedingungen und die Anforderungen Goebbels an den Film. Das Schlusswort wird im Dokument nicht näher beschrieben.
Welche Zielsetzung verfolgt die Analyse?
Die Hauptzielsetzung der Analyse ist es, über die reine propagandistische Funktion des Films "Kolberg" hinauszugehen und Elemente zu beleuchten, die dieser Funktion widersprechen oder sie relativieren. Die Arbeit analysiert die Entstehung und Produktion im Kontext der politischen Lage und Goebbels' Vorgaben, um ein umfassenderes Verständnis des Films zu ermöglichen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Analyse und den Film?
Schlüsselwörter sind: Kolberg, Veit Harlan, Joseph Goebbels, Propagandafilm, nationalsozialistische Propaganda, geistige Kriegsführung, historische Belagerung, Widerstand, Heldentum, Filmgeschichte, Rezeption.
Was wird in der Einleitung der Analyse beschrieben?
Die Einleitung beschreibt die Premierenvorstellung von "Kolberg" in La Rochelle im Januar 1945 unter schwierigen Kriegsbedingungen. Sie betont den symbolischen Charakter des Films für die damalige Lage Deutschlands, führt Regisseur Veit Harlan und Propagandaminister Goebbels ein und zitiert Goebbels' Tagebucheintrag über seine Erwartungen an den Film. Die verzögerte Premiere und die kontroversen Intentionen des Films werden bereits angedeutet.
Wie wird die Entstehung und Entwicklung des Kolberg-Motivs behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die historischen und literarischen Vorläufer des Kolberg-Motivs. Es untersucht den historischen Hintergrund der Belagerung von Kolberg und die bereits existierende literarische Tradition, die sich mit diesem Ereignis auseinandergesetzt hat. Diese Analyse bildet die Grundlage für das Verständnis der Entstehung und Intentionen des Films.
Wie wird die Entstehung und Produktion des Films "Kolberg" beschrieben?
Dieses Kapitel beschreibt detailliert den Entstehungsprozess von "Kolberg", von der Auftragsvergabe durch Goebbels bis hin zu den Produktionsbedingungen und den Anforderungen an den Film. Es wird analysiert, wie Goebbels' Wunsch nach einem Propagandafilm die Gestaltung beeinflusste und welche Herausforderungen sich für Harlan und sein Team ergaben. Die Analyse liefert Einblicke in die Entstehung und Intentionen des Films.
- Arbeit zitieren
- Angela Kobelt (Autor:in), 2004, "Keine Liebe ist heiliger als die Liebe zum Vaterland" - Der Film Kolberg als Mittel der Propaganda, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37007