Um die Ergebnisse von Erkenntnisprozessen zu interpretieren, wurden im Laufe der menschlichen Geistesgeschichte zahlreiche Positionen eingenommen. Diese lassen sich aber alle einfach und übersichtlich auf zwei Betrachtungsebenen einordnen. Das ist zum einen die erkenntnistheoretische Ebene mit den Grenzpositionen Rationalismus (Präferenz für die Strukturen der Theorie) und Empirismus (Präferenz für die Beobachtungsdaten), auf der vor allem die Aktivitäten des Erkenntnissubjekts betrachtet werden. Die zweite ist die ontologische Ebene mit den Grenzpositionen Realismus und Idealismus, auf der untersucht wird, wie genau die Aussagen über die untersuchten Objekte tatsächlich den Objekten entsprechen. Mit der Quantenmechanik schienen sich dahingehend völlig neue Probleme aufzutun. Denn lange war nicht erkennbar, was bei der Beschreibung der Quanteneffekte die Diskrepanzen zu den bisher gut bewährten physikalischen Modellen verursachte. Waren die Modelle nicht ausgereift genug? Oder verhält sich die Natur tatsächlich so seltsam, dass es dafür eine ganz neue Theorie braucht? Hinzu kam die eigenartige Beeinflussbarkeit von Quantensystemen durch ihre Beobachter. Im vorliegenden Artikel werden nicht nur diese Probleme und ihre historischen Lösungsversuche diskutiert, sondern wird auch ein eigener Vorschlag zur Einordnung der Quantentheorie gemacht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Probleme der Elementarteilchenphysik im historischen Rückblick
- 2. Entsprechung zwischen Begriff und Gegenstand
- 2.1 Im Gespräch mit I. Kant: „Die Natur vor dem Richterstuhl der Vernunft“
- 2.2. Die Kopenhagener Deutung
- 3. Die Distanz zwischen Subjekt und Objekt auf dem Prüfstand
- 3.1. Die Rolle des Beobachters in der Quantenphysik
- 3.2. Die Verschieblichkeit des Schnitts
- 4. Wie determiniert ist die Natur?
- 4.1. Wahrscheinlichkeit: Unwissen versus Freiheitsgrade
- 4.2. Die Metatheorie und ihr Aussageanspruch
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel der Arbeit ist es, die Quantenmechanik im Rahmen eines Zwei-Ebenen-Modells aus epistemischer und ontologischer Perspektive zu analysieren. Dabei werden die philosophischen Grundlagen und die historischen Entwicklungen der Quantenphysik untersucht, um die besonderen Herausforderungen dieser Theorie im Vergleich zu anderen physikalischen Modellen aufzuzeigen.
- Die Rolle der Beobachter in der Quantenphysik
- Die komplementäre Natur von Teilchen- und Welleneigenschaften
- Die Bedeutung der Wahrscheinlichkeit in der Quantenmechanik
- Die Herausforderungen der Kompatibilität zwischen Quantenmechanik und klassischer Physik
- Die philosophischen Implikationen der Quantenphysik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Zwei-Ebenen-Modell vor und erläutert seine Anwendbarkeit auf die Quantenmechanik. Kapitel 1 bietet einen historischen Überblick über die Probleme, die zur Entwicklung der Quantenmechanik führten. Kapitel 2 untersucht die Beziehung zwischen Begriff und Gegenstand in der Quantenphysik und diskutiert die Kopenhagener Deutung. Kapitel 3 befasst sich mit der Rolle des Beobachters in der Quantenphysik und der damit verbundenen Problematik der Distanz zwischen Subjekt und Objekt. Schließlich behandelt Kapitel 4 das Thema der Determiniertheit in der Natur und analysiert die Rolle der Wahrscheinlichkeit in der Quantenmechanik.
Schlüsselwörter
Quantenmechanik, Beobachter, Determinismus, Wahrscheinlichkeit, Kopenhagener Deutung, Komplementarität, Teilchen-Wellen-Dualismus, Relativitätstheorie, Erkenntnistheorie, Ontologie.
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- Dr. phil. Jona Kirchner (Autor), 2001, Wie realistisch ist die Physik? Der Aussageanspruch wissenschaftlicher Theorien diskutiert am Beispiel der Quantenmechanik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370153