Entscheidend ist, dass das systemische Denken das Ursachen-Wirkungs-Denken des klassischen Erklärungsmodells infrage stellt und statt dessen die Gesellschaft als komplexes und soziales System begreift. Komplexität bedeutet in diesem Zusammenhang zunächst, dass in einem sozialen System niemals nur zwei, sondern immer eine unüberschaubare Zahl von Komponenten miteinander in Wechselbeziehung stehen und interagieren. Die ganze Welt wird als ein hochkomplexes System verstanden, welches die Basis für die Entstehung verschiedener systemtheoretischer Ansätze bildet. Sie bieten ein Raster, um Phänomene und mögliche neue Sichtweisen zu erfassen und beschreiben zu können. Aus dieser neuen Ausgangssituation ergibt sich auch ein Wandel für die Rolle des systemischen Beraters, die nun nicht mehr ausschließlich eine Ursachenforschung und anschließende Therapie, sondern vielmehr auf eine „Zirkularität“ (ebd.) von Handlungen der Beteiligten eines Systems abzielt. ( Im weiteren Verlauf der Ausarbeitung werde ich mich aus Gründen der Lesbarkeit nur auf die männliche Form des Beraters beschränken, wobei sich dies immer auf beide Geschlechter bezieht). Um die Rolle des systemischen Beraters genau darzustellen zu können, werde ich in meiner Ausarbeitung wie folgt vorgehen: Im ersten Teil werde ich zunächst kurz darstellen, inwiefern sich die systemische Beratung von anderen Beratungsansätzen abgrenzt, um die Besonderheit der systemischen Beratung herauszustellen. Im Hinblick auf die Rolle des systemischen eraters werde ich anschließend drei systemtheoretische Ansätze vorstellen, um aufzuzeigen, dass es nicht „die“ Systemtheorie gibt, sondern dass auf verschiedene Konzepte zurückgegriffen wird. Dabei zeige ich auf, welche dieser Ansätze die theoretische Grundlage für den systemischen Berater bildet. Im zweiten Teil, dem Schwerpunkt dieser Ausarbeitung, werde ich diese theoretischen Grundlagen auf die Rolle des systemischen Beraters beziehen. Im ersten Schritt werde ich auf die Problemsysteme eingehen und im Folgenden die Intervention des systemischen Beraters aufzeigen. Besonders dabei werde ich auf die Begriffsklärung der Rolle des systemischen Beraters eingehen und die Ziele und handlungsbegleitenden Prinzipien des systemischen Beraters herausstellen. Abschließend werde ich im dritten Teil, einem Fazit ,alles zusammenfassen und mich noch einmal auf die Ausgangsfrage beziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Systemische Beratung
- 1. Problemsysteme
- 2. Systemische Intervention des Beraters
- 3. Definition und Merkmale der Rolle des systemischen Beraters
- 3.1. Ziele des systemischen Beraters
- 3.1.1. Informationsneubildung
- 3.1.2. Reflexionsfähigkeit
- 3.1.3. Kompetenzerweiterung
- 3.2. Handlungsbegleitende Prinzipien des systemischen Beraters
- 3.2.1. Neutralität
- 3.2.2. Neugier
- 3.2.3. Autonomie
- 3.2.4. Konsens
- 3.2.5. Verantwortlichkeit
- II. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Rolle des systemischen Beraters im Kontext verschiedener Anwendungsgebiete, wie psychotherapeutische Einzelfallberatung, Paar- und Familientherapie, Supervision, Team- und Organisationsberatung, zu beleuchten. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie der systemische Berater in komplexen sozialen Systemen agiert und wie er durch seine Interventionen zu Veränderungen und Weiterentwicklungen beitragen kann.
- Die Abgrenzung der systemischen Beratung von anderen Beratungsansätzen
- Die systemtheoretischen Grundlagen der systemischen Beratung
- Die Definition und Merkmale der Rolle des systemischen Beraters
- Die Ziele und Handlungsbegleitenden Prinzipien des systemischen Beraters
- Die Anwendung der systemischen Beratung in verschiedenen Anwendungsfeldern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: „Was ist die Rolle des systemischen Beraters?“. Sie erläutert den systemischen Ansatz als alternative Sichtweise auf die Welt und seine Bedeutung in verschiedenen Anwendungsfeldern. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Abgrenzung der systemischen Beratung von anderen Beratungsansätzen, wie Gutachten, Expertenberatung und Organisationsberatung. Es werden die jeweiligen Charakteristika und Unterschiede herausgestellt, um die Besonderheit der systemischen Beratung zu verdeutlichen. Das zweite Kapitel beleuchtet verschiedene systemtheoretische Ansätze, die die Grundlage für die Rolle des systemischen Beraters bilden. Dabei werden die allgemeine Systemtheorie nach Ludwig von Bertalanffy, die soziologische Systemtheorie nach Niklas Luhmann und die Konstruktivistische Systemtheorie vorgestellt. Die drei Ansätze unterscheiden sich in ihren zentralen Grundbegriffen und ihrer Anwendung auf soziales Handeln. Sie bieten unterschiedliche Perspektiven auf die Interaktion von Elementen und deren Bedeutung für das System als Ganzes. Das dritte Kapitel widmet sich der Rolle des systemischen Beraters. Zunächst werden Problemsysteme erläutert und die Intervention des Beraters im Kontext dieser Systeme beschrieben. Im Mittelpunkt stehen die Definition und die Merkmale der Rolle des systemischen Beraters, einschließlich seiner Ziele und Handlungsbegleitenden Prinzipien. Hier werden wichtige Aspekte wie Neutralität, Neugier, Autonomie, Konsens und Verantwortlichkeit beleuchtet. Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt Antworten auf die Ausgangsfrage. Es wird ein Ausblick auf die Zukunft des systemischen Beraters und seine Bedeutung für die Gestaltung von komplexen Systemen gegeben.
Schlüsselwörter
Systemische Beratung, Systemtheorie, Bertalanffy, Luhmann, Konstruktivismus, Rolle des Beraters, Intervention, Ziele, Prinzipien, Neutralität, Neugier, Autonomie, Konsens, Verantwortlichkeit.
- Arbeit zitieren
- Nina Klitzke (Autor:in), 2005, Die Rolle des systemischen Beraters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37031