Das Thema eGovernment prägt die öffentliche Verwaltung seit Mitte der 90er-Jahre. Verschiedene Initiativen, wie beispielsweise die „Initiative BundOnline 2005“, brachten die Thematik dann Anfang der 2000er-Jahre auf die politische Agenda. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Europäisierung und des freien Personen- und Warenverkehrs im Schengen-Raum ergibt sich auch zunehmend die Notwendigkeit der grenzüberschreitenden Vernetzung von Behörden. Mit dem Wegfall der Grenzkontrollen im Schengener Gebiet im Jahr 1995 wurde das Schengener Informationssystem (SIS) als Ausgleichsmaßnahme eingeführt. Dabei handelt es sich um ein elektronisches Fahndungssystem, auf das die Sicherheitsbehörden aller beteiligten Schengen-Staaten Zugriff haben. Zum damaligen Zeitpunkt stellte es neben Interpol das am weitesten ausgebaute polizeiliche Kooperationssystem dar.
Das SIS als Vorreiter für grenzüberschreitendes eGovernment eignet sich somit in besonderem Maße, um Chancen und Probleme dieses Themenkomplexes aufzuzeigen. So macht die Entwicklung des SIS deutlich, dass eine ständige Anpassung der technischen Gegebenheiten erforderlich ist. Zuletzt wurde daher im Jahr 2013 das SIS der zweiten Generation (SIS II) nach einer zwölfjährigen Planungsphase in Betrieb genommen. Die Entwicklungsphase des SIS II wies dabei Mängel auf, die zu einer erheblichen Zeitverzögerung und Kostensteigerung führte. Am Beispiel der Entwicklung (von der Erkennung der Notwendigkeit bis zur Inbetriebnahme) des SIS II soll daher die Forschungsfrage beantwortet werden, welche Schwierigkeiten sich bei diesem IT-Großprojekt ergeben haben und wie diesen bei künftigen Projekten entgegengewirkt werden kann.
Hierzu soll zunächst das SIS, sowie dessen historische Entwicklung vorgestellt werden. Anschließend wird das Interaktionsstufenmodell vorgesellt, um das SIS nach diesem zu kategorisieren und im späteren Verlauf einen Ausblick hinsichtlich der Interaktionsstufe zu geben. Der Schwerpunkt der Arbeit stellt die Analyse der Problemkreise bei der Entstehung des SIS II dar. Hierbei sollen einerseits die rechtlichen Probleme und andererseits die Kritik an der Projektorganisation durch den Europäischen Rechnungshofes analysiert werden. Die Arbeit schließt mit einem Ausblick auf mögliche Weiterentwicklungen des SIS sowie einem Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition und Einordnung des Schengener Informationssystems
- 2.1 Schengener Informationssystem
- 2.2 Interaktionsstufenmodell
- 3. Entwicklung des Schengener Informationssystems
- 3.1 Vom SIS I zum SIS II
- 3.2 Problemkreise beim Aufbau des SIS
- 3.2.1 Rechtliche Probleme
- 3.2.2 Kritik des Europäischen Rechnungshofes
- 4. Ausblick und Weiterentwicklung des SIS
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den Herausforderungen des grenzüberschreitenden eGovernments am Beispiel des Schengener Informationssystems (SIS). Der Fokus liegt auf der Analyse der Schwierigkeiten, die sich bei der Entwicklung des SIS II, der zweiten Generation des Systems, ergeben haben. Ziel der Arbeit ist es, die Ursachen für die Zeitverzögerungen und Kostenüberschreitungen bei diesem IT-Großprojekt zu identifizieren und mögliche Lösungsansätze für zukünftige Projekte im Bereich des eGovernments aufzuzeigen.
- Entwicklung und Funktionsweise des Schengener Informationssystems
- Analyse der rechtlichen Probleme bei der Implementierung des SIS II
- Bewertung der Kritik des Europäischen Rechnungshofes an der Projektorganisation des SIS II
- Bewertung der Interaktionsstufe des SIS im Kontext des Interaktionsstufenmodells
- Ausblick auf mögliche Weiterentwicklungen des SIS und zukünftige Herausforderungen im Bereich des grenzüberschreitenden eGovernments
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Definition und Einordnung des Schengener Informationssystems
- Kapitel 3: Entwicklung des Schengener Informationssystems
Die Einleitung führt in die Thematik des eGovernments und dessen Bedeutung im Kontext der Europäischen Union ein. Dabei wird die Bedeutung des Schengener Informationssystems als Vorreiter für grenzüberschreitendes eGovernment hervorgehoben. Außerdem wird die Forschungsfrage formuliert, welche Schwierigkeiten sich bei der Entwicklung des SIS II ergeben haben und wie diesen in Zukunft entgegengewirkt werden kann.
Dieses Kapitel definiert das Schengener Informationssystem (SIS) und erläutert seine Funktion als elektronisches Fahndungssystem für die Sicherheitsbehörden der Schengen-Staaten. Es wird zudem das Interaktionsstufenmodell vorgestellt, mit dessen Hilfe sich das SIS hinsichtlich seiner Interaktionsstufe kategorisieren lässt.
Dieses Kapitel schildert die Entwicklung des SIS von der ersten Generation (SIS I) zur zweiten Generation (SIS II). Dabei werden die Herausforderungen bei der Entwicklung des SIS II im Detail beleuchtet. Insbesondere werden die rechtlichen Probleme und die Kritik des Europäischen Rechnungshofes an der Projektorganisation analysiert.
Schlüsselwörter
Schengener Informationssystem (SIS), eGovernment, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, IT-Großprojekt, Rechtliche Probleme, Kritik des Europäischen Rechnungshofes, Interaktionsstufenmodell, SIS II, SIS I, Projektorganisation, Zeitverzögerung, Kostenüberschreitung.
- Arbeit zitieren
- Simon Landmesser (Autor:in), 2017, Grenzüberschreitendes e-Government in der EU am Beispiel des Schengener Informationssystems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370329