Offene Kanäle, die zur „dritten Säule“ des Rundfunks neben dem öffentlich-rechtlichen und dem privat-kommerziellen Bereich gehören, waren und sind in der öffentlichen Diskussion heftig umstritten. Die einen sehen in ihm lediglich ein Alibi, mit dem die hinter der Privatisierung des Rundfunks stehenden wirtschaftlichen Interessen verschleiert werden sollen, andere hingegen sehen die Möglichkeit des Rollenwechsels vom bisher passiven Zuschauer zum aktiven Rezipienten. Eine solche Möglichkeit entspräche den Methoden und Zielsetzungen einer emanzipatorischen Medienarbeit, die den aktiven und selbstbestimmten Umgang mit Medien und die Möglichkeit zu authentischer Erfahrung mit Hilfe dieser anstrebt.
Doch was bedeutet die Existenz Offener Kanäle für die medienpädagogische Soziale Arbeit? (mit diesem Begriff bezeichne ich Medienpädagogik unter den Zielsetzungen der Sozialen Arbeit, in Abgrenzung von anderen Formen der Medienpädagogik außerhalb der Sozialen Arbeit) Und, wieweit wird der Offene Kanal in seiner heutigen Form seiner ursprünglichen Aufgabe, jedem Bürger die Möglichkeit zur medialen Partizipation zu geben, gerecht?
Nach einer Einführung in des Thema und die Arbeitsweise eines Offenen Kanals wird in Kapitel 4 der Bezug der Medienpädagogik zur Sozialen Arbeit zu erläutert. Hieraus folgend wird die Frage nach einer speziellen Ausbildung zum Medienpädagogen diskutiert. Kapitel 5 beinhaltet eine detaillierte Diskussion der für die Arbeit mit dem Offenen Kanal relevanten medienpädagogischen Positionen –aktive und die alternative Medienarbeit – und eine Einschätzung ob diese Arbeit tatsächlich im Offenen Kanal geleistet wird. Theoretische Betrachtungen zum Begriff der Partizipation im Rundfunk in Verbindung mit dem Begriff und dem Verständnis von Demokratie leiten zu Kapitel 7, in dem exemplarisch die Möglichkeiten diskutiert werden, die der Offene Kanal für die Partizipation von Kindern bietet. Kapitel 8 zieht ein Fazit aus den vorhergegangenen Untersuchungen und klärt die Möglichkeiten und Grenzen des Offene Kanal für medienpädagogische soziale Arbeit sowie mögliche neue Organisationsformen für eine solche Arbeit, wie z.B. das Modell von dezentralen Medienkompetenzzentren, angegliedert an bestehende Quartiersarbeit.
Im Anhang wird ein Projekt aktiver Medienarbeit mit Schülerinnen dargestellt um ein Beispiel zu geben, wie der Offene Kanal für medienpädagogische Arbeit genutzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Offene Kanal
- 2.1 Entstehungsgeschichte Offener Kanäle
- 2.2 Definition "Offener Kanal"
- 2.3 Der Offene Kanal Hamburg - Die Einrichtung
- 2.4 Regelungen
- 2.5 Ziele und Zielgruppen
- 2.6 Trägerschaft
- 2.7 Finanzierung
- 2.8 Entscheidungskompetenz und Verantwortung
- 2.9 Kooperation und Vernetzung
- 2.10 Frauen im Offenen Kanal
- 2.11 Kinder im Offenen Kanal
- 3. Medienpädagogische Positionen
- 3.1 Einleitung
- 3.2 Die kulturkritisch-geisteswissenschaftliche Position
- 3.3 Die technologisch-funktionale Position
- 3.4 Die ideologiekritische Position
- 3.5 Die gesellschaftskritische Position
- Exkurs: Zum Begriff der Emanzipation
- 3.6 Die handlungsorientierte Position
- 4. Medienpädagogik in der Sozialen Arbeit
- 4.1 Einleitung
- 4.2 Wodurch zeichnet sich Soziale Arbeit aus?
- 4.3 Medienpädagogik als Bestandteil von Gemeinwesenarbeit, Sozialer Gruppenarbeit und Einzelfallhilfe
- 4.3.1 Medienpädagogik in der Gemeinwesenarbeit
- 4.3.2 Medienpädagogik in der sozialen Gruppenarbeit
- 4.3.3 Medienpädagogik in der Einzelfallhilfe
- 4.3.4 Fazit
- 4.4 Medienpädagogische Soziale Arbeit
- 4.5 Medienpädagogik – Ein eigener Berufszweig?
- 5. Medienpädagogik im Offenen Kanal Hamburg
- 5.1 Einleitung
- 5.2 Relevante medienpädagogische Positionen für die Arbeit in Offenen Kanälen
- Exkurs: Freie Erziehung und der Offene Kanal
- 5.3 Alternative und Aktive Medienarbeit
- 5.3.1 Ursprünge Alternativer Medienarbeit
- 5.3.2 Die Videobewegung
- 5.3.3 Medienzentren
- 5.3.4 Das Modell des Freien Radios
- 5.3.5 Aktive Medienarbeit
- 5.3.5.1 Definition, Aktive Medienarbeit“
- 5.3.5.2 Ziele und Kriterien aktiver Medienarbeit
- 5.3.5.3 Zielbereiche aktiver Medienarbeit
- 5.4 Fazit
- 6. Der Partizipationsbegriff im Rundfunk
- 6.1 Einleitung
- 6.2 Partizipationsbegriff und Demokratieverständnis
- 6.3 Partizipationsmöglichkeiten im Rundfunk
- 6.4 Fazit
- 7. Partizipation von Kindern in den Medien
- 7.1 Einleitung
- 7.2 Medienöffentlichkeit als Partizipationsmöglichkeit
- 7.3 Konzepte von Öffentlichkeit unter dem Aspekt der Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen
- 7.3.1 Medienöffentlichkeit
- 7.3.2 Gegenöffentlichkeit
- 7.3.3 Spezialöffentlichkeit
- 7.3.4 Kinderöffentlichkeit
- 7.4 Bietet der Offene Kanal Partizipationsmöglichkeiten für Kinder?
- 8. Fazit: In welcher Form kann der Offene Kanal für medienpädagogische Soziale Arbeit genutzt werden?
- 8.1 Einleitung: Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit
- 8.2 Der Offene Kanal leistet in seiner heutigen Form keine medienpädagogische Soziale Arbeit - dennoch ist er für diese von Bedeutung
- 8.3 Aufgaben des Offenen Kanals im Rahmen von Kooperationsprojekten
- 8.4 Medienpädagogische Zentren - Dezentrale Quartiersarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern der Offene Kanal als ein Arbeitsfeld für medienpädagogische Soziale Arbeit dienen kann. Anhand des Beispiels des Offenen Kanals Hamburg untersucht die Arbeit die Möglichkeiten und Grenzen der medialen Partizipation im Kontext von sozialer Arbeit.
- Die Rolle des Offenen Kanals in der Medienlandschaft
- Die Bedeutung von Medienpädagogik in der Sozialen Arbeit
- Der Partizipationsbegriff im Kontext von Rundfunk und Medien
- Die Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Medienöffentlichkeit
- Das Potential des Offenen Kanals für medienpädagogische Sozialarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 widmet sich der Darstellung des Offenen Kanals, insbesondere des Offenen Kanals Hamburg. Hierbei werden Entstehung, Definition, Organisation, Ziele, Zielgruppen, Trägerschaft, Finanzierung, Entscheidungsstrukturen, Kooperation und Vernetzung sowie die Rolle von Frauen und Kindern im Offenen Kanal beleuchtet.
Kapitel 3 stellt verschiedene medienpädagogische Positionen vor, darunter die kulturkritisch-geisteswissenschaftliche, die technologisch-funktionale, die ideologiekritische, die gesellschaftskritische und die handlungsorientierte Position.
Kapitel 4 untersucht den Bezug der Medienpädagogik zur Sozialen Arbeit. Es beleuchtet die Besonderheiten der Sozialen Arbeit und die Integration von Medienpädagogik in unterschiedliche Arbeitsfelder wie Gemeinwesenarbeit, soziale Gruppenarbeit und Einzelfallhilfe.
Kapitel 5 widmet sich der Medienpädagogik im Offenen Kanal Hamburg. Es analysiert relevante medienpädagogische Positionen für die Arbeit in Offenen Kanälen, beleuchtet die Konzepte der freien Erziehung und der alternativen sowie aktiven Medienarbeit, und untersucht die Ursprünge und Ziele aktiver Medienarbeit.
Kapitel 6 behandelt den Partizipationsbegriff im Rundfunk. Es analysiert den Partizipationsbegriff im Kontext des Demokratieverständnisses und untersucht verschiedene Partizipationsmöglichkeiten im Rundfunk.
Kapitel 7 betrachtet die Partizipation von Kindern in den Medien. Es analysiert die Medienöffentlichkeit als Partizipationsmöglichkeit und untersucht verschiedene Konzepte von Öffentlichkeit unter dem Aspekt der Partizipation von Kindern und Jugendlichen.
Schlüsselwörter
Offener Kanal, Medienpädagogik, Soziale Arbeit, Partizipation, Rundfunk, Medienöffentlichkeit, Kinder, Jugendliche, Aktive Medienarbeit, Gemeinwesenarbeit, soziale Gruppenarbeit, Einzelfallhilfe, Emanzipation
- Arbeit zitieren
- Dipl. Paed. Kathrin Nina Wiedl (Autor:in), 2003, Der Offene Kanal - Ein Arbeitsfeld für medienpädagogische Soziale Arbeit? - Dargestellt am Beispiel des Offenen Kanals Hamburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37047