Wilhelm von Humboldts Bildungsideal im aktuellen Bezug


Hausarbeit, 2014

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Theorie zum Zusammenhang von Sprache und Bildung
2.1 Die Bildungstheorie Wilhelm von Humboldts
2.2 Die Sprache als Schlüssel zur Bildung des Menschen
2.3 Das Verhältnis von Mensch - Welt

3.1 Der Zweck einer Sprache
3.2 Das Erlernen einer Sprache

4 Zur Aktualität von Humboldts Bildungstheorie

5 Die Idee des lebenslangen Lernens

6 Ausblick und Schlussbemerkung

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Seit der Jahrtausendwende wird in Deutschland immer deutlicher, dass die Herkunft eines Kindes eng mit seinem Bildungs- und Berufsweg gekoppelt ist. Speziell Kinder von Zuwanderern, also Kinder mit Migrationshintergrund, schneiden in internationalen Vergleichsstudien hinsichtlich Lesekompetenz, mathematischer Kompetenz und naturwissenschaftlicher Kompetenz deutlich schlechter ab, als Kinder, deren Heimat von Geburt an die Bundesrepublik Deutschland ist. Die Leistungen eben jener Zuwanderungskinder sind vor allem unterdurchschnittlich, wenn in Ihrem Heimathaus eine andere Sprache gesprochen wird als Deutsch (vgl. Deutsches PISA Konsortium 2001: 394ff). Diese Seminararbeit beschäftigt sich in erster Linie nicht mit den sozio- kulturellen Unterschieden von Zuwandererfamilien. Vielmehr wird untersucht, welche Rolle die Sprache und Ihre Entwicklung für einen Menschen spielt und welchen Zweck Sprache speziell hinsichtlich der Bildung eines Individuums hat. Hierbei bedient sich die Seminararbeit der Sprach- und Bildungstheorie Wilhelm von Humboldts. In erster Linie wird die Theorie Wilhelm von Humboldts skizziert und aufgezeigt, inwiefern Sprache als „Schlüssel zur Bildung des Menschen“ angesehen werden kann. Im weiteren Verlauf wird speziell die Sprachentwicklung und der Zweck einer Sprache für einen Menschen beleuchtet. Untersucht wird hier auch, inwiefern Sprache in unserer heutigen Leistungsgesellschaft an Bildung gekoppelt ist und inwiefern Humboldts Bildungsideal im aktuellen Bildungssystem implementierbar ist. In letzter Instanz wird die Seminararbeit mit einer Schlussbemerkung abgeschlossen. In dieser Schlussbemerkung soll noch einmal zusammengefasst werden, warum in erster Linie sprachliche Barrieren für den Bildungsmisserfolg eines Kindes verantwortlich sind.

2 Die Theorie zum Zusammenhang von Sprache und Bildung

Wilhelm von Humboldt widmete sich besonders der Sprachentwicklung eines Menschen, dem menschlichen Sprachbau und der Bedeutung von Zeichen, Wörtern und Begriffen. Seine Bildungstheorie baut auf „Die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen“ (Humboldt 1851). In erster Linie soll die klassisch-idealistische Epoche skizziert werden, in der Wilhelm von Humboldt lebte und arbeitete. Humboldt lebte von 1767 bis 1835 und damit in einer Zeit des Umbruchs und Wandels. Speziell auf dem Gebiet der Kultur, also der Kunst und Literatur vollzog sich im späten 18. Jahrhundert der Kampf zweier gesellschaftlicher Strömungen. Persönlichkeiten, die die Welt bis heute geprägt haben setzten sich in ihren Werken mit dem vorherrschenden Geist der Aufklärung besonders kritisch auseinander. Dazu zählten unter anderem Goethe oder auch Schiller. Diese Werke begründeten die klassisch- idealistische Epoche. Diese Epoche gilt als Überbegriff für eine Protestbewegung in der ihre Vertreter sich gegen das Moralisieren und die alleinige Herrschaft des Verstandes stellten und Leidenschaft und Enthusiasmus für den Blick für die Individualität vertreten. Die Vertreter jener Bewegung gehörten überwiegend dem damaligen Mittelstand an, der zwar kein leben am Existenzminimum bedeutete, allerdings ebenso wenig politische Beteiligung bot. Soziales und politisches Engagement besaßen also nur einen sehr geringen Stellenwert dieser Schicht, sodass der größte Teil des Tatendranges nach innen gerichtet wurde, auf die persönliche Bildung. Dieser gesellschaftlichen und politischen Situation entsprangen die Bildungs- und Sprachtheorien und Ideale Wilhelm von Humboldts, dessen Ideen größte Maxime die Freiheit eines jeden Individuums ist.

2.1 Die Bildungstheorie Wilhelm von Humboldts

„Der wahre Zweck des Menschen, welchen die ewig unveränderliche Vernunft ihm vorschreibt, ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen.“ (ebd.) Diese Formulierung Humboldts lässt sich im Wesentlichen in vier Bestimmungen aufteilen: erstens, die Bildung von Kräften, zweitens, die höchste Erfahrung dieser Kräfte, drittens die proportionierlichste Entfaltung dieser Kräfte und viertens die Zusammenfassung eben jener zu einem Ganzen (vgl. Schenk 2005: 54ff ). Der Ausgangspunkt ist hierbei der Mensch selbst. Was den Menschen zum Menschen macht, ist nach Humboldt die Entfaltung der eigenen, individuellen natürlichen Kräfte. Humboldt sieht die Bestimmung des Menschen und das Ziel der Bildung eben darin, die dem Menschen innewohnenden Möglichkeiten, sich selbst als Individuum zu begreifen und mitunter möglichst umfassend zu verwirklichen. Die menschlichen Anlagen, die Humboldt als „Kräfte“ bezeichnet sollen so hoch und so weit wie möglich entwickelt werden, da dem Prozess der Kräfteentwicklung keine Grenzen gesetzt sind. Die dritte Bestimmung Humboldts geht auf die proportionierlichste Entfaltung dieser Kräfte ein.

Im Bildungsprozess nach Humboldt sollen die pluralistischen natürlichen Kräfte des Menschen ausgewogen und gleichmäßig entwickelt werden, da diese Kräfte stets im Verhältnis zueinander stehen. Dabei zielt die ausgewogene Ausbildung eben jener natürlichen Kräfte nicht nur auf den Verstand, sondern auch auf die jedem einzelnen Individuum innewohnende Einbildungskraft und Phantasie und damit verknüpft der subjektiven Wahrnehmungsfähigkeit. Die letzte Bestimmung in Humboldts Bildungstheorie erläutert, dass einzelne individuelle Anlagen nie isoliert entwickelt werden. Einzelne Anlagen entwickeln sich gemeinsam, sodass sie eine homogene Gesamtheit erzeugen. Jeder Mensch soll damit würdiger Repräsentant seiner Volks- und Weltgemeinschaft sein (Koller 2006: 78). Trotz aller Individualität soll die Pluralität innerhalb einer Volksgemeinschaft, also die Eigentümlichkeit eines jeden Einzelnen, berücksichtigt werden. Die Verwirklichung des Ideals menschlicher Vollkommenheit ist hierbei nicht individuell sondern nur gesellschaftlich möglich. Ein Individuum kann und soll nach Humboldt versuchen die Gesamtheit der menschlichen Möglichkeiten so weit wie möglich in seiner Persönlichkeit zu realisieren, gelingen wird ihm das allerdings nur unvollkommen, da der Bildungsprozess grenzenlos ist. Lediglich alle Individuen einer Gesellschaft zusammen sind in der Lage, die Menschheit als Ganzes zu verkörpern (Wang 1996:198f). Welche Bedeutung Humboldt in diesem Prozess nun der Sprache widmet soll im Folgenden erläutert werden, denn nach Humboldt stehen Bildung und Sprache nicht drastisch getrennt voneinander, vielmehr synthetisiert die Sprache im Zusammenspiel mit dem Bildungsprozess die Welt, eines jeden Individuums.

2.2 Die Sprache als Schlüssel zur Bildung des Menschen

Humboldt sah den Menschen nicht nur als reflektierendes Sprachgeschöpf, sondern erklärte sogar die Grundverfassung und das Denken des Menschen als sprachbedingt. (ebd.: 65ff). Die Sprache war laut Humboldt für den Menschen unbedingt notwendig, um selbstständig zu denken und als Konsequenz daraus, sich seiner selbst und der Welt um sich herum bewusst zu werden. „Die Sprache stellt niemals die Gegenstände, sondern immer die durch den Geist in der Spracherzeugung selbstthätig von ihnen gebildeten Begriffe dar; und von dieser Bildung (…) ist hier die Rede“ (Humboldt 1836).

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Wilhelm von Humboldts Bildungsideal im aktuellen Bezug
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Fakultät für Bildungswissenschaften)
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V370672
ISBN (eBook)
9783668483118
ISBN (Buch)
9783668483125
Dateigröße
430 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hausarbeit zu Humboldts Bildungsideal mit Referenz zu Bildungsmisserfolgen von Kindern mit Migrationshintergrund aufgrund sprachlicher Defizite
Schlagworte
Wilhelm, Humboldt, Bildungsideal, aktuell, Bezug, Sprache, Bildung, Sprache und Bildung, Bildungstheorie, Bildungstheorie Humboldt, Verhältnis Mensch - Welt, Mensch, Welt, Pädagogik, Sprache als Schlüssel, Zweck von Sprache, Zweck Sprache, Erlernen Sprache, Erlernen, Zweck, Aktualität, Humboldt aktuell, lebenslanges Lernen, Migration, fremd, Fremdsprache, PISA, Zuwanderer, Zuwandererfamilie, Zuwanderungskinder, Entwicklung, Entwicklung Mensch, Bildungserfolg, Bildungsmisserfolg, Sprachbarriere, Kinder, Migrationshintergrund
Arbeit zitieren
Martin Schnorr (Autor:in), 2014, Wilhelm von Humboldts Bildungsideal im aktuellen Bezug, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370672

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