In dieser Arbeit soll untersucht werden, welche generalisierbare Aussagekraft die spieltheoretischen Experimente haben, wie das Design die Ergebnisse der Experimente beeinflusst und welche Überlegungen sich mittels des Ultimatum-Spiels (US) und des Diktator-Spiels (DS) für das Gerechtigkeitsempfinden und die Bereitschaft zum Teilen ableiten lassen. Auch wird diskutiert, welche Schlussfolgerungen sich in Bezug auf eine transparente und wirksame Steuerpolitik ziehen lassen.
In den vergangenen Jahren sind in Deutschland die Themen Steuerbetrug und Steuerehrlichkeit immer wieder in den Nachrichten gewesen. Besonders der Fall Uli Hoeneß sorgte für Aufsehen – der ehemalige Manager von Bayern München wurde 2014 wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Das Beispiel und viele andere zeigen: Wenn es ums Geld geht, denken viele Menschen zunächst nur an eine Person – sich selbst. Demnach verhielten sich Menschen so, wie es das klassische Bild des Homo oeconomicus postuliert – rational und eigennützig. Bezogen auf das Thema Steuermoral: Warum das hart verdiente Geld an den Staat abführen, wenn die Wahrscheinlichkeit, von den chronisch überlasteten Steuerfahndern erwischt zu werden, sowieso gering ist?
In den vergangenen Jahrzehnten jedoch hat das Bild des Homo oeconomicus immer mehr Kratzer bekommen. Kahnemann, Knetsch und Thaler (1986) zum Beispiel fanden heraus, dass Marktteilnehmer auf Profit verzichten, weil sie gesellschaftliche Standards für Fairness mit in ihre Kalkulation einbeziehen. Das könne verschiedene Marktanomalien, etwa Überschussnachfragen auf Kundemärkten, erklären.
In den 1980er Jahren ließen speziell zwei simple spieltheoretische Experimente Zweifel am Homo oeconomicus aufkommen: das Ultimatum-Spiel (US) und das Diktator-Spiel (DS). Die Ergebnisse legen nahe, dass Menschen festverdrahtet sind bzw. intrinsisch motiviert, sich altruistisch und fair statt egoistisch zu verhalten. Doch auch diese weitreichenden Interpretationen der Ultimatum- und Diktatorspiele sind umstritten.
pretationen der Ultimatum- und Diktatorspiele sind umstritten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Ultimatum- und Diktatorspiel
- 3. Problem der Generalisierbarkeit von Laborexperimenten
- 4. Variationen des Ultimatum-/Diktatorspiels, Rückschlüsse auf die Steuerpolitik
- 4.1. Anonymität, Distanz und Transparenz in Diktatorspielen
- 4.2. Erarbeitetes Einkommen in Diktatorspielen
- 4.3. Ultimatum- und Diktatorspiel mit explizitem Steuer-/Transfersystem
- 5. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Aussagekraft von Ultimatum- und Diktatorspielen im Hinblick auf Gerechtigkeitsempfinden, altruistisches Verhalten und deren Relevanz für die Steuerpolitik. Es werden die Ergebnisse der Experimente analysiert und die Grenzen ihrer Generalisierbarkeit auf reale Situationen diskutiert.
- Aussagekraft von Ultimatum- und Diktatorspielen
- Einflussfaktoren auf das Verhalten in Laborexperimenten
- Generalisierbarkeit der experimentellen Ergebnisse
- Zusammenhang zwischen experimentellen Befunden und Steuermoral
- Implikationen für eine transparente und wirksame Steuerpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Relevanz von Steuermoral und Steuerehrlichkeit anhand von Beispielen aus Griechenland und Deutschland (Uli Hoeneß, Commerzbank). Sie stellt die traditionelle Sichtweise des Homo oeconomicus gegenüber und führt in die Thematik der Ultimatum- und Diktatorspiele als experimentelle Ansätze zur Untersuchung von Altruismus und Fairness ein. Die Arbeit kündigt die Analyse der Generalisierbarkeit der experimentellen Ergebnisse und deren Implikationen für die Steuerpolitik an.
2. Das Ultimatum- und Diktatorspiel: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik des Ultimatumspiels (US) und des Diktatorspiels (DS). Es erläutert die Ergebnisse klassischer Experimente, die zeigen, dass Teilnehmer oft mehr als den minimal erwarteten Betrag anbieten bzw. akzeptieren, was auf altruistische und fairnessbezogene Motivationen hindeutet. Der Vergleich von US und DS verdeutlicht, dass neben Fairness auch strategische Erwägungen das Verhalten der Spieler beeinflussen. Die Abweichungen von den Vorhersagen des Homo oeconomicus werden hervorgehoben.
3. Problem der Generalisierbarkeit von Laborexperimenten: Dieses Kapitel problematisiert die Übertragbarkeit der Ergebnisse von Laborexperimenten auf reale Situationen. Es werden verschiedene Faktoren diskutiert, die das Verhalten der Versuchsteilnehmer beeinflussen, wie z.B. die Präsenz moralischer Überlegungen, die Höhe der Einsätze, ein „self-selection bias“ und der Kontext des Experiments. Die beschränkte Kontrolle über den Kontext im Labor und das Potential für Missinterpretationen der Versuchsanordnung werden als kritische Punkte genannt.
4. Variationen des Ultimatum-/Diktatorspiels, Rückschlüsse auf die Steuerpolitik: Dieses Kapitel erörtert verschiedene Variationen der Ultimatum- und Diktatorspiele, indem es den Einfluss von Anonymität, Distanz, Transparenz, und der Art des Einkommens auf die Ergebnisse untersucht. Weiterhin wird ein explizites Steuer-/Transfersystem in die Experimente integriert, um Rückschlüsse auf die Steuerpolitik zu ziehen. Die einzelnen Unterkapitel analysieren die jeweiligen Auswirkungen dieser Variationen auf das Verhalten der Probanden und deren Implikationen für Fairness und Altruismus im Kontext wirtschaftlicher Entscheidungen.
Schlüsselwörter
Ultimatumspiel, Diktatorspiel, Altruismus, Fairness, Steuermoral, Homo oeconomicus, Laborexperimente, Generalisierbarkeit, Steuerpolitik, Gerechtigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Ultimatum- und Diktatorspiele und ihre Relevanz für die Steuerpolitik
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Aussagekraft von Ultimatum- und Diktatorspielen bezüglich Gerechtigkeitsempfinden, altruistischem Verhalten und deren Relevanz für die Steuerpolitik. Analysiert werden die Ergebnisse der Experimente und die Grenzen ihrer Generalisierbarkeit auf reale Situationen.
Welche Spiele werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf Ultimatumspiele (US) und Diktatorspiele (DS) als experimentelle Ansätze zur Untersuchung von Altruismus und Fairness. Es werden klassische Experimente und Variationen dieser Spiele betrachtet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Aussagekraft der Spiele, den Einflussfaktoren auf das Verhalten in Laborexperimenten, die Generalisierbarkeit der Ergebnisse, den Zusammenhang zwischen experimentellen Befunden und Steuermoral sowie Implikationen für eine transparente und wirksame Steuerpolitik.
Wie werden Ultimatum- und Diktatorspiele beschrieben?
Kapitel 2 beschreibt die Methodik von US und DS und erläutert Ergebnisse klassischer Experimente. Es zeigt, dass Teilnehmer oft mehr als den minimal erwarteten Betrag anbieten/akzeptieren, was auf altruistische und fairnessbezogene Motivationen hindeutet. Der Vergleich von US und DS verdeutlicht den Einfluss strategischer Erwägungen neben Fairness.
Welche Probleme der Generalisierbarkeit werden diskutiert?
Kapitel 3 thematisiert die Übertragbarkeit von Laborergebnissen auf reale Situationen. Diskutiert werden Einflussfaktoren wie moralische Überlegungen, die Höhe der Einsätze, ein „self-selection bias“ und der Kontext des Experiments. Die beschränkte Kontextkontrolle und das Potential für Missinterpretationen werden kritisch beleuchtet.
Welche Variationen der Spiele werden untersucht und wie beziehen sich diese auf die Steuerpolitik?
Kapitel 4 untersucht Variationen der Spiele bezüglich Anonymität, Distanz, Transparenz und der Art des Einkommens. Ein explizites Steuer-/Transfersystem wird integriert, um Rückschlüsse auf die Steuerpolitik zu ziehen. Analysiert werden die Auswirkungen dieser Variationen auf das Verhalten der Probanden und deren Implikationen für Fairness und Altruismus im Kontext wirtschaftlicher Entscheidungen.
Welche Beispiele aus der Realität werden genannt?
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Relevanz von Steuermoral und Steuerehrlichkeit anhand von Beispielen aus Griechenland und Deutschland (Uli Hoeneß, Commerzbank) und stellt die traditionelle Sichtweise des Homo oeconomicus gegenüber.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Ultimatumspiel, Diktatorspiel, Altruismus, Fairness, Steuermoral, Homo oeconomicus, Laborexperimente, Generalisierbarkeit, Steuerpolitik, Gerechtigkeit.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zu Ultimatum- und Diktatorspielen, ein Kapitel zum Problem der Generalisierbarkeit, ein Kapitel zu Variationen der Spiele und deren Implikationen für die Steuerpolitik und eine abschließende Diskussion.
- Arbeit zitieren
- Stephan Degenhardt (Autor:in), 2015, Gerechtigkeit und Altruismus in der experimentellen Verhaltensökonomie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370740