Der in dieser Arbeit behandelte Text ist ein Kapitel aus dem „Dialogus Magnus Visionum Atque Miraculorum“ des Caesarius von Heisterbach (geb. ca. 1180, gest. nach 1240). In dieser Novellensammlung, die etwa 1220 entstanden ist, hat der Zisterziensermönch Wunder, von denen er erfahren oder die er selbst erlebt hat, zusammengestellt. In Form des Dialogs zwischen einem Mönch, der wohl Caesarius selbst ist, und einem Novizen – wobei der Dialog allerdings nicht im Vordergrund steht und gelinde gesagt ein wenig trocken ausfällt, da beide Dialogpartner sämtlicher Charakterzüge und Persönlichkeitsmerkmale abgängig gezeichnet sind – findet sich hier eine Beschreibung der eigenen Ordens- und Klosterwelt als der „richtigen“ Lebensordnung – im Gegensatz zu einer Welt, die mehr Schein als Sein und des Lugs und Trugs übervoll ist. Dämonische Angriffe wie auch himmlische Errettung hingegen finden sich in beiden Welten. Die Mirakelsammlung ist in zwei Hauptteile zu sechs „Büchern“ aufgeteilt, die thematisch geordnet scheinen und vom Klostereintritt, von der Reue, der Beichte, der Versuchung, den Dämonen, der Einfalt, der Muttergottes, von Gesichten (heißt hier: Visionen), vom Leib und Blut Christi, von Wundern, Sterbenden und vom Lohn der Toten handeln. Bereits Caesarius´ Zeitgenossen schöpften aus dem Inhalt dieses Buches.
An dieser Stelle soll die 17. Wundergeschichte des fünften Buches untersucht werden. Die kleine Geschichte erzählt von einem Ritter, der mit dem Teufel würfelt. Der Ritter, Thiemo mit Namen, wird als spielsüchtig beschrieben, derart, dass er seine Würfel stets am Mann hat ebenso wie einen Beutel Geld, falls sich ihm die Gelegenheit bieten sollte, ein Spiel zu spielen. Ritter Thiemo wird hier als glücklicher Spieler dargestellt, der häufig gewinnt und dementsprechende Geldgewinne einstreicht. Betont wird aber auch, dass Gott derlei Spiele verabscheut, weil sie Begleiterscheinungen verursachen, die der Sünde zugeordnet werden müssen, z.B. Neid und Zorn. Damit jedermann klar ersichtlich wird, dass Gott das Würfelspiel verachtet, erlaubt dieser dem Teufel, mit dem Ritter zu spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Quellenbeschreibung und Fragestellung
- Von Wundern und Strafwundern
- Das Würfelspiel und der Teufel in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Besessenheit
- Der Pakt mit dem Teufel und sein Rechtsanspruch auf die Sünderseele
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern vom Spiel besessen zu sein im Mittelalter mit Teufelsbesessenheit gleichgesetzt wurde. Am Beispiel einer Wundergeschichte aus dem Dialogus Magnus des Caesarius von Heisterbach wird untersucht, wie Würfelspiel und Teufel in Verbindung gebracht wurden und welche Folgen sich daraus für die Seele des Spielers ergaben.
- Die Verbindung von Würfelspiel und Teufel in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Bedeutung von Strafwundern und deren Funktion in der christlichen Lehre
- Die Vorstellung von Besessenheit im Mittelalter und deren Einordnung in den Kontext von Sünde und Strafe
- Die Rolle des Teufelspaktes und sein Einfluss auf den Rechtsanspruch des Teufels auf die Sünderseele
- Die Interpretation des Würfelspiels als eine Form der Teufelsbesessenheit im Lichte der mittelalterlichen Quellen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in die Quellenbeschreibung und Fragestellung ein. Es wird der Dialogus Magnus von Caesarius von Heisterbach als Quelle vorgestellt und die ausgewählte Wundergeschichte um Ritter Thiemo, der mit dem Teufel würfelt, als Beispiel für die Verbindung von Spielsucht und Teufelsbesessenheit vorgestellt.
Im zweiten Kapitel wird der Begriff des Wunders im Mittelalter erläutert. Dabei wird besonders auf die Kategorie der Strafwunder eingegangen, die den Sünder durch Gottes Eingreifen für seine Verfehlungen bestrafen. Das Kapitel beleuchtet auch die Rolle von Wundern in der Missionierung und Glaubensstärkung.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Würfelspiel und seiner Verbindung zum Teufel in der mittelalterlichen Gesellschaft. Hier wird die Verbreitung des Spiels im Mittelalter, die Verbote durch den Klerus und die mit dem Spiel verbundenen Sünden wie Lügen, Betrügen und Gotteslästerung beleuchtet.
Im vierten Kapitel wird die Vorstellung von Besessenheit im Mittelalter analysiert. Es werden die verschiedenen Symptome und Ursachen der Besessenheit dargestellt, die Rolle der Bibel und des christlichen Glaubens sowie die Entwicklung des Begriffs der Besessenheit in der Kirchengeschichte.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem Teufelspakt und dem Rechtsanspruch des Teufels auf die Sünderseele. Der Teufelspakt als ein Vertragsverhältnis mit dem Teufel wird erklärt und verschiedene Arten von Pakten, sowohl ausdrückliche als auch stillschweigende, werden unterschieden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Würfelspiel, Teufelsbesessenheit, Strafwunder, Besessenheit, Teufelspakt, Mittelalter, Caesarius von Heisterbach, Dialogus Magnus, Sünde, Glaube, Kirche, christlicher Glaube, Dämonologie.
- Arbeit zitieren
- Anne S. Respondek (Autor:in), 2012, Inwiefern heißt "vom Spiel besessen sein", vom Teufel besessen zu sein? Eine Wundergeschichte aus dem "Dialogus Magnus Visionum Atque Miraculorum" des Caesarius von Heisterbach, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370945