Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Literaturverzeichnis
2. Vorrede zur Theodizee
2.1. Hintergründe zur Religion
2.2. Streitfragen
3. Fabel am Schluss der Theodizee
4. Zusammenfassung
1. Einleitung und Literaturverzeichnis
Ich habe in dieser Arbeit die Vorrede der Theodizee von Gottfried Wilhelm Leibniz und die an den Schluss der Theodizee gestellten Fabel zum Thema.
Ich werde die Vorrede der Theodizee zusammenfassen und die philosophisch wichtigsten, die herausragenden Punkte von Leibniz hervorheben. Die Fabel am Ende seiner Theodizee versteht Leibniz als klare Zusammenfassung des vorher Erörterten und Widerlegung anderer Sichtweisen. Aus diesem Grund werde ich auch nicht die Geschichte der Fabel selbst, sondern die eigentliche Aussage referieren.
Im vierten Teil versuche ich, die philosophischen Ambitionen und Meinungen von Leibniz in der Theodizee zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen.
Verwendete Literatur:
Leibniz, Gottfried Wilhelm. Die Theodizee. Übers. von Artur Buchenau. Essay von Morris Stockhammer. Verlag von Felix Meiner: Hamburg, 1976
2. Vorrede zur Theodizee
2.1 Hintergründe zur Religion
Leibniz stellt gleich zu Anfang klar, dass die echte Frömmigkeit niemals Erbteil der Menge sein kann, denn dies würde eine menschliche Schwachheit sein. Das Innerliche verlange nach Erörterung, während das Äußere, die äußeren Formen der Gottesverehrung, sich aufdränge und das Innere, die wahre Frömmigkeit, nur nachahme. Frömmigkeit besteht aus Empfindungen und praktischer Ausübung, die äußere Hülle der Gottesverehrung zeigt sich in zeremoniellen Handlungen, die den tugendhaften Handlungen gleichen sollen, und in Glaubensformeln, die wie „Schatten der Wahrheiten“ (1) sind, die sich an die wahre Erleuchtung annähern.
Leibniz ist der Meinung, dass die Religion auf Zeremonien zusammengeschrumpft ist, die Gottesverehrung ersticke an den äußeren Formen (1) und dass das göttliche Licht durch die verschiedenen Meinungen der Menschen verdunkelt werde. Das Ziel der Religion von den ersten Verkündern wie Moses und Jesus Christus vertreten, nämlich das Abhalten von der Annährung an das Übel, sei nicht mehr vorhanden oder wenigstens nicht zu entdecken.
An dieser Stelle referiert Leibniz nun über die Heiden und ihre Zeremonien. Sie hatten keine Glaubensartikel und keine Definition ihrer Götter. Ihre Gebräuche waren „lächerlich und absurd“ (2). Der menschliche Geist sollte regiert werden und ihre Ereignisse wurden von Hoffnung und Furcht begleitet. Sie hatten kein jenseitiges Leben und keine wahren Ansichten über Gott und die menschliche Seele. Nur die Juden hatten im Altertum als einziges Volk allgemein anerkannte Dogmen ihrer Religion: ein Glaube an einen einzigen Gott als die Quelle alles Guten und Urheber aller Dinge. Doch erst Jesus Christus vervollkommnete die Religion im Aufzeigen eines jenseitigen Lebens der Seele, in dem ihre Handlungen durch die Güte und Gerechtigkeit Gottes belohnt werden würden. Er schaffte, was viele Philosophen vergebens versucht hatten, er verhalf der Religion zu der „Würde eines allgemeinen Lehrgebäudes“ (3). Jesus wollte erreichen, dass die Gottheit nicht nur der Gegenstand der Furcht und Verehrung, sondern auch der der Liebe und seelischen Hingabe sei. Hierdurch bekamen die Menschen erstmals Geschmack der Seligkeit. Denn, so sagt Leibniz, es gäbe doch nichts Angenehmeres „als das zu lieben, was Liebe verdient. Ist doch Liebe der Affekt, der uns Freude finden heißt an den Vollkommenheiten dessen, was man liebt, und es gibt nichts Vollkommeneres, nichts Herrlicheres als Gott. Um ihn zu lieben, genügt es, sich seine Vollkommenheiten vor Augen zu führen, was keine Schwierigkeit bietet, da wir ihre Vorstellungen in uns finden.“ (4) Die Vollkommenheiten der menschlichen Seele sind also ein Abbild von Gottes Vollkommenheiten. Letztere sind jedoch schrankenlos, ein Ozean im Gegensatz zu einem Wassertropfen beim Menschen. So „entzücken“ (4) uns die göttliche Ordnung und die harmonischen Beziehungen, die Musik und Malerei sind Abbilder davon. Gott sei Ordnung und universelle Harmonie selbst. Die aufgeklärte Liebe voller Erkenntnis, die Liebe, die Freude an Handlungen bringt, die der Tugend Halt verleihen, hat Gott als Mittelpunkt. Man richtet seine Bestrebungen auf das Gemeinwohl, welches identisch mit dem Ruhm Gottes ist, und folgt den „wahren Vorteilen der Menschen“ (4). Das Menschliche wird zum Göttlichen emporgehoben.
Man fügt sich dem Willen Gottes und ist mit dem zufrieden, was sich ereignet, gleichgültig, ob man erfolgreich war oder nicht. Wir bedauern nur den eigenen Fehler, da wir nach Vervollkommnung streben. So sagt Leibniz: „Keine Frömmigkeit ohne mildtätige Liebe, und ohne Dienstfertigkeit und Wohltätigkeit kann man keine aufrichtige Frömmigkeit zu erkennen geben.“ (5)
Leibniz kommt nun noch einmal auf den Punkt der wahren Frömmigkeit und ihrer Verbreitung zurück. Nicht Gewöhnung oder Routine, sondern nur Erkenntnis kann die Liebe zu Gott entfachen. Eine gute Naturanlage, tüchtige Erziehung und Umgang mit frommen und tugendhaften Menschen sind zwar hilfreich, doch nur die vernunftgemäße und sich auf Gott, dem Vernunftgrund aller Dinge, bezogene Ausübung der Tugend sind die Prinzipien der wahren Frömmigkeit.
2.2 Streitfragen
Leibniz zählt zwei Streitfragen auf, zwei Labyrinthe, in denen sich die menschliche Vernunft verwirrt (7). Der erste Streitpunkt ist die Frage der Freiheit und Notwendigkeit, besonders bei der Erzeugung und dem Ursprung des Bösen. Diese Frage beschäftigt die Menschheit, sie ist praxisbezogen. Der zweite Punkt ist die Erörterung der Kontinuität „und deren als unteilbar anzusehenden Elemente“ (7), das Problem des Unendlichen. Diese Frage beschäftigt im Gegensatz zu der vorherigen nur die Philosophen, und sie ist nicht praxisbezogen, sondern wichtig für theoretisches Wissen.
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