Das Leben der Frau in der Antike

Ein Vergleich zwischen Rom und Griechenland


Facharbeit (Schule), 2015

47 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Die gesellschaftliche Stellung der Frau
2.1 Athen als Vorbild und Sparta als abschreckendes Beispiel?
2.2. Die Stellung der Frau in der römischen Gesellschaft

3. Der Alltag der Frau
3.1 Rechte und Pflichten der Frau
3.2 Die Bildung der Mädchen
3.3 Die Arbeitswelt der Frau
3.3.1 Zwischen Haushalt und Prostitution ‑ Die Arbeit der Sklavinnen
3.3.2 Unterhaltung – zwischen Zeremoniell und Nacktauftritten
3.3.3 Die Textil - und Lebensmittelproduktion – Die Arbeit von Hausfrauen aller Stände
3.3.4 Heilkunde und Medizin - Die Arbeit der Hebammen und Ärztinnen
3.4 Der Haushalt
3.5 Ehe und Sexualität
3.6 Kinder und Kindheit
3.7 Religion
3.7.1 Vestalinnen und Priesterinnen
3.8. Trauernde

4. Das Schönheitsideal der Frau
4.1 Die Kleidung
4.1.1 Die Kleidung der Griechinnen
4.1.2 Die Kleidung der Römerinnen
4.2. Die Haartracht
4.2.1 Griechische Haartracht
4.2.2 Römische Haartracht
4.3 Bäder, Kosmetika und Parfüm - Griechische und römische Schönheitspflege
4.4 Der Schmuck
4.4.1 Der Schmuck der Griechinnen
4.4.2 Der Schmuck der Römerinnen

5. Die politische Stellung der Frau

6. Schlusswort

7. Quellen – und Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Meine Facharbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Das Leben der Frau in der Antike“. Ich habe mich für dieses Thema entschieden, da ich mich für die Frau und ihr Leben im Wandel der Zeit interessiere.

Dabei vergleiche ich das Leben der Frau in der Antike, speziell der Griechinnen in Athen und Sparta mit den Römerinnen und dem Leben der Frau von heute in unserer westlich geprägten Gesellschaft. Um den Vergleich zu heute besser strukturieren zu können, werde ich mich auf den Zeitraum im antiken Griechenland von der archaischen Zeit bis zur hellenistischen Zeit (von 700 vor Christus bis 30 vor Christus) beschränken. Das gleiche gilt für Rom, hier habe ich den Zeitraum der römischen Republik (von 509 vor Christus bis 27 vor Christus) erfasst.

Als erstes folgt einen Überblick über die gesellschaftliche Stellung der Frau in Griechenland und Rom. Hierbei möchte ich ein besonderes Augenmerk auf Sparta im Vergleich zu Athen legen. Fragen wie: „Welche Zwänge für die Frau stellte die Gesellschaft?“ und „Wie emanzipiert waren die Frauen in Griechenland und Rom?“ sollen hier geklärt werden.

Im darauffolgenden Kapitel wird der Alltag der Frau dargestellt. Was waren Tugenden der Frau? Wie wurde sie erzogen? Welche Rechte und Pflichten hatte eine Frau in der Antike? Waren sie berufstätig? Welche Rolle spielte der Begriff „Keuschheit“ in ihrem Leben?

Unter 4. „Das Schönheitsideal der Frau“ möchte ich einen Einblick in die Körperpflege und die Schönheitsvorstellungen der Frau geben. Mein besonderes Interesse bei der Recherche zu diesem Abschnitt galt der Frage, ob wir Frisuren, der alten Griechinnen und Römerinnen heute noch kennen.

Im letzten Kapitel habe ich mich mit der politischen Stellung der Frau auseinandergesetzt. Konnte sie politisch Einfluss nehmen?

2. Die gesellschaftliche Stellung der Frau

Sport treiben, studieren, selbstständig sein und selbstbewusst aufzutreten ist für viele Frauen heutzutage Normalität. In Deutschland und anderen westlich orientierten Gesellschaften haben es Frauen geschafft, dass sie gleichberechtigt sind. Es gibt keine Menschen 2. Klasse, egal ob männlich oder weiblich.

Das Leben der Frau in der Antike, in Griechenland von der archaischen Zeit bis zur hellenistischen Zeit und Rom zur Zeit der Republik, war in jedem Falle nicht so freizügig, wie wir es heute gewohnt sind.

Wie war das Leben der Frau in der Gesellschaft? Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Griechenland, Rom und heute? Unterscheiden sich die „drei großen Städte der Antike“ (Athen, Sparta und Rom)? Um dies zu klären, wird dieses Kapitel geteilt.

2.1 Athen als Vorbild und Sparta als abschreckendes Beispiel?

Zu Anfang muss man natürlich sagen, dass es im antiken Griechenland, außer Athen und Sparta, noch andere Staaten und Städte gab. Viele griechische Städte lebten nach dem Vorbild Athens.

Ob in Sparta oder Athen, Frauen waren in Griechenland hochgeachtet. Je höher eine Frau in der Gesellschaft stand, desto mehr wurde sie geachtet. Das Ansehen oder der „Wert“ einer Frau, egal ob freie Bürgerin oder Sklavin, wurde nach ihren Fähigkeiten und ihrem Aussehen bemessen.

Sklavinnen in Athen und Sparta hatten viele Aufgaben. Sie erledigten in Familien der Oberschicht, sehr viele Tätigkeiten die als „schmutzig“ galten, wie zum Beispiel das Putzen der Böden. Auch wenn die Sklaven den größeren Teil der Gesellschaft ausmachten wie beispielsweise in Sparta, wurden sie wie Vieh gehandelt und wie Dreck behandelt, weil sie „dreckige“ Arbeit verrichteten. Erst wenn Sklavinnen von ihren Herren freigelassen wurden, konnte ihr Ansehen in der Gesellschaft steigen.

Oft hat man das Bild der Athenerinnen im Kopf, die zuhause sehr zurückgezogen, wenn nicht sogar allein in einem Kämmerchen sitzen und weben oder spinnen, ohne das Leben „draußen“ zu kennen. Doch diese Ansicht ist nur zur Hälfte richtig, denn den Frauen war es gestattet, sich am realen, öffentlichen Leben Athens zu beteiligen.

So konnten beispielsweise junge Mädchen aus wohlhabenden Familien Priesterinnen werden. Tanz und Gesang bei kultischen oder privaten Festlichkeiten sind ebenfalls Beispiele für Tätigkeiten, die Frauen in der Öffentlichkeit ausüben durften. Sie lebten also nicht in völliger Isolation. Natürlich versuchte eine tugendhafte Frau sich stets zurückzuhalten und nicht in den Vordergrund zu rücken. Man könnte es mit der Hausfrau im klassischen Sinn von heute vergleichen. Hausfrauen sind eigentlich nur zuhause, putzen, kochen und passen auf den Nachwuchs auf. Man sieht sie also nicht täglich vor der Tür, um beispielsweise Lebensmittel einzukaufen. So war es auch in Athen. Die Frauen kümmerten sich um den Haushalt – und wenn sie das nicht selbst erledigten, so beaufsichtigten sie die Hausangestellten. Man traf in Athen die Frauen auch auf dem Markt, bei der Nachbarschaft oder auf religiösen Feiern.

Dieses „nicht in Erscheinung treten“ hatte neben der Tugend der Zurückhaltung und den „Zwängen“, die die Gesellschaft schaffte, auch noch einen anderen Grund. Homer beschrieb ein Schönheitsideal der Athenerinnen. Die weißen Arme der Frau waren ein Schönheitsideal, was viele Frauen anstrebten. Das Idealbild der Frau von heute ist für viele Mädchen und Frauen Schlankheit, Sportlichkeit und ein braungebrannter Körper. Wenn in der Antike die Frau also das Haus nicht verließ, so trat sie nicht in Erscheinung und gleichzeitig konnte sie sich nicht bräunen, weil sie nicht in der Sonne war. In der ärmeren und bäuerlich geprägten Gesellschaftsschicht mussten Frauen häufiger das Haus verlassen, um Besorgungen zu machen, da sie sich keine Sklaven leisten konnten. Somit war es ihnen verwehrt, dass Schönheitsbild Homers zu erlangen. Daraus kann man schlussfolgern, dass diese Frauen als weniger schön befunden wurden, da sie die perfekte Schönheit nicht erreichten und somit ihr Ansehen weniger hoch war.

Frauen waren in Athen dem Mann unterstellt, ähnlich wie in der Zeit der römischen Republik und hatten sich nach ihm zu richten. Die Frauen waren immer unmündig, das heißt, sie brauchten eine Person, die sie lenkte und leitete. Als Mädchen und Frau war man dem Vormund und dessen Launen ausgesetzt. Die Athener empörten sich über die Spartanerinnen, die nach der Ansicht der Athener unsittlich lebten. Aber was entrüstete die Athener? Spartanische Frauen wurden schon von Grund auf anders erzogen und genossen eine andere gesellschaftliche Stellung als die Athenerinnen. Sie hatten zwar wie diese einen Vormund, trotzdem galten sie als relativ gleichberechtigt.

Die Mädchen in Sparta wurden wie die Jungen nach strengen Regeln erzogen. Bildung und Ertüchtigung waren grundlegende Werte, die die Spartaner weitergaben. Athenerinnen kamen nur selten in den Genuss einer Ausbildung. Spartanerinnen besaßen eine gewisse Unabhängigkeit. Frauen leiteten beispielsweise das Gut oder überwachten die Sklaven auf dem Feld, wenn der Mann nicht im Haus war. Hetären (Prostituierte, welche von der Gesellschaft durch ihre Bildung akzeptiert wurden) hatten eine noch größere Bewegungsfreiheit als die Spartanerinnen selbst. Spartanerinnen (Frauen von Vollbürgern Spartas) waren freier als die Frauen in Athen. Im Gegensatz zu diesen durften sie sich sportlich betätigen. Als unsittlich bezeichnete man in Athen die Sportlerinnen Spartas, welche nur mit einem BH–ähnlichen Tuch an Wettkämpfen teilnahmen. Die oftmals durch den Sport hervorgerufene Anmut aber wurde beneidet. Sie brauchten also keine „weißen Arme“, um schön auszusehen. Aus dieser Sache heraus kann man sehen, dass es neben den verschiedenen Moralvorstellungen auch unterschiedliche Schönheitsideale gab, die aus der Gesellschaft hervorgingen.

Unauffälligkeit und strenger Gehorsam waren Werte, die man den athenischen Mädchen schon früh vermittelte. Tugenden, die die Frauen von Athen ausmachten, waren außerdem Bescheidenheit, Pflichtbewusstsein, Treue und Keuschheit. Das Frauenideal in Sparta zeichnete sich dadurch aus, dass sich eine Frau sportlich betätigte und starke Krieger gebar. Zum öffentlichen Stadtbild Spartas zählten auch Frauen. Ein krasser Gegensatz zu Athen, denn dort musste man als Frau möglichst „unsichtbar“ sein.

2.2. Die Stellung der Frau in der römischen Gesellschaft

Römische Frauen hatten wie die Athenerinnen zeitlebens einen Vormund. Dieser wechselte wie in Athen bei der Ehe vom Vater zum Ehemann. Doch dazu später mehr. Das Ansehen war davon abhängig, in welcher Gesellschaftsschicht die Frau geboren wurde und ob der Vater das Mädchen nach der Geburt annahm. Durch Heiraten konnte das Ansehen gesteigert werden, ähnlich wie heutzutage, wenn eine junge Frau einen reichen oder sogar berühmten Mann heiratet. Sklavinnen ignorierte man, denn mit Menschen, die vielleicht aus feindlichen Gebieten verschleppt wurden, wollte man möglichst keinen oder sehr wenig Kontakt.

Ausgestoßene, Sklavinnen und Zugewanderte hatten keine römischen Bürgerrechte und standen im Rechtswesen eher schlecht da. Je nachdem, welche Arbeit die Sklavin ausübte und in welcher Familie sie arbeitete, stieg ihr Ansehen. Arbeitete sie beispielsweise als einfache Dirne, so wurde sie verachtet und keines Blickes gewürdigt, da sie meist schon im jungen Alter ihre Keuschheit „verloren“ hatte.

Aber warum war Keuschheit so präsent und vor allem wichtig? Der Legende nach war Lucretia eine tugendhafte Frau, die circa 500 vor Christus lebte. Sie habe sich in Keuschheit gewogen und mit ihren Sklaven im Schein des Lichtes gewebt oder gesponnen. Sie soll sich immer zurückgehalten haben, war pflichtbewusst, fleißig und freundlich, außerdem sei sie von besonderer Schönheit gewesen. Ihr Gatte Collatinus (aus königlicher Tarquinierfamilie) war sehr stolz auf sie, denn keine andere Frau soll so gewesen sein wie Lucretia. Er erzählte gern von seiner Frau und lud nach einer Diskussion mit Sextus Tarquinius (Sohn des Königs) diesen ein, um seine Frau „kennenzulernen“. Er sollte sich überzeugen, dass Lucretia so tugendhaft war, wie er sie beschrieben hatte. Lucretia, die nicht am Gelage teilnahm, beeindruckte Sextus Tarquinius , welcher Lucretia ersuchte. Er schlich sich, als der Ehemann nicht zuhause war, zu ihr und wollte mit ihr Geschlechtsverkehr haben. Lucretia, die lieber sterben wollte, als das sie Sextus Wunsch erfüllte, widersetzte sich so stark, dass Sextus meinte, er bringe sie um und lege sie neben einen Sklaven. Er wollte ihrem Mann erzählen, dass er sie und den Sklaven umbringen musste, da sie sich wegen Unsittlichkeit schuldig gemacht hat (wenn eine Frau und ein Sklave geschlechtlich verkehrten, war dies Unzucht und durfte mit dem Tode bestraft werden). Lucretia aber wollte dies nicht, da sie nie so unsittlich war und aus diesem Grund ließ sie Sextus gewähren und dieser vergewaltigte sie. Nach dieser Tat verschwand er und ließ sie allein. In ihrer Verzweiflung rief sie ihren Gatten und den Vater und erzählte ihnen vom Verbrechen. Die Männer entschieden sich für ihre Unschuld. Doch Lucretia behauptete weiter, dass sie ihren Mann untreu war. Sie bestrafte sich selbst, indem sie sich vor den Augen ihres Gatten und dem Vater umbrachte. Jede folgende Frau, die nicht untreu war, sollte sich auf das Schicksal Lucretias berufen können und nicht bestraft werden. Diese Legende war für die römische Republik ausschlaggebend, da dieses Schicksal Empörung weckte. Den daraus entstandenen Volksaufstand nutzten die Tarquinier, um an die Macht zu gelangen. Das Zeitalter der römischen Republik wurde „eingeläutet“.

Viele Frauen lebten nach dem Vorbild Lucretias. Treue, Fleiß und Keuschheit waren wichtige Tugenden, die man schon als Kind lernte und nach denen man später leben wollte. Die Frauen waren auf keinen Fall unglücklicher als wir es heute sind. Sie konnten Mutter, Ehe- und Hausfrau sein. Heute wollen junge Frauen oft erst Karriere machen, viel Geld verdienen und später Mutter werden. Das Leben nur als Hausfrau reizt heute nur noch wenige und ist für viele nicht erstrebenswert.

Selbstsicher, engagiert und selbstständig treten die Frauen von heute auf. Dies hätten sich die Römer nicht vorstellen können, denn die Gesellschaft lies solches Verhalten nicht zu. Die Römer vertraten Werte wie im Schatten des Mannes stehen, ihm unterwürfig sein und nicht sexuell aufzureizen. Die Römerinnen waren weniger emanzipiert als die Spartanerinnen. Der Grund hierfür: sie hatten die Lebensweise der Athener in großen Teilen übernommen. Man hielt es für schick, wenn die Frau zuhause blieb und nur in Erscheinung trat bei religiösen Feiern, Hochzeiten und Beerdigungen. Neben der großen Zurückhaltung sollte eine weitere Tugend der Gehorsam gegenüber des Vormundes sein.

3. Der Alltag der Frau

In den nächsten Abschnitten wird das öffentliche und private Leben der Frau in Griechenland (ab der archaischen Zeit bis zur hellenistischen Zeit – von 700 vor Christus bis 30 vor Christus) und zur Zeit der Republik in Rom (von 509 vor Christus bis 27 vor Christus) beschrieben.

3.1 Rechte und Pflichten der Frau

Frauen waren in vielen Dingen des alltäglichen Lebens den Männern untergeordnet. Sie besaßen einen Vormund und konnten am juristischen Wesen nicht partizipieren.

In der Justiz hatten Frauen kein Mitspracherecht. Sie durften nicht als Geschworene auftreten und konnten somit auch nicht am Gerichtsverfahren teilnehmen.

Frauen waren immer von einem Mann rechtlich abhängig. Diese Vormundschaft ging im Kindesalter bis zur Ehe vom Vater aus. Bei der Heirat wurde die Vormundschaft vom Vater auf den Ehemann übertragen.

Ein Entzug der Vormundschaft war nicht möglich. Man glaubte an die Unmündigkeit der Frau. Wenn sie weder Vater noch Ehemann besaß, konnte der Vormund auch der Bruder oder der nächste männliche Verwandte sein. War dies auch nicht möglich, bekam der Staat die Bevollmächtigung.

Auszug aus dem Zwölftafelgesetz:

5.Tafel: Das Familienrecht

aus Gaius 144:

„[…] Veteres erim voluerunt feminas, etiam si perfectae aetatis sint,[…] in tutela esse […].

Aus 145:

[…] exceptis virginibus Vestalibus, quas […] liber as esse voluerunt: ita que etiam lege XII tabularum cautam est.

Eigene Übersetzung:

[…] Denn die Alten haben gewollt, dass Frauen, auch wenn sie im vollendeten Alter sind, einen Vormund haben.“

„Allein die vestalischen Jungfrauen, welche frei [von Vormundschaft]sind [wie es die Alten wollten]; und so ist es auch im Zwölftafelgesetz vorgesehen.“

Die Aufgabe des Vormundes mit allen Rechten und Pflichten übernahm ein Beamter des Staates. Was waren typische Aufgaben und Rechte des Vormundes? Der Begriff „Vormund“ kommt aus dem mittelhochdeutschen vormunde und bedeutet so viel wie Beschützer oder Fürsprecher. Kyrios (altgriechisch κύριος)[1] war der griechische Begriff für Hausvater wie pater potestas und curator der lateinische Begriff für den Vormund ist. Der Vormund verfügte über die Frau als Person, das heißt, sie war von ihm abhängig, ihm sogar ausgeliefert. In einigen Fällen wurde die Vormundschaft ausgenutzt, um unliebsame Zeitgenossinnen aus dem Weg zu räumen. So verkaufte man beispielsweise Töchter oder Schwestern an Bordelle. Der Vormund durfte die Frau, auch ohne rechtlich verfolgt zu werden, sogar in die Sklaverei verkaufen.

Erst durch die solonischen Gesetze (von Solon 594 vor Christus verordnete Reformen) wurde dies verboten. Der Vormund, so zumindest in Athen und Rom, verfügte und entschied außerdem über den gesamten Besitz der Frau.

Auszug aus dem Zwölftafelgesetz:

5. Tafel: Das Familienrecht

aus Gaius Institiones 2, 47:

„Item olim mulier is, quee in agnatorum tutela erat, id ita lege XII (leges duodecim tabularum).“

Eigene Übersetzung:

„Ebenso dann die Frau, die in Vormundschaft der Blutsverwandten war, konnten die Sache des Besitzers von anderen erwerben, so wie es auch im Zwölftafelgesetz vorgesehen ist.“

In Sparta, wo die Frauen schon von Grund auf mit mehr Rechten ausgestattet waren, durften sie ihren Besitz selbst verwalten. Obwohl es rechtlich erlaubt war, dass Frauen in Athen größere Vermögen besitzen durften, hatten sie durch ihren Mann kaum eine Chance dazu. Es ist davon auszugehen, dass man sich lieber in der sicheren Zurückhaltung gegenüber der Gesellschaft wog, als auch nur in irgendeiner Weise aufzufallen.

Frauen hatten außerdem kein Recht, Geschäfte in ihrem Namen abzuschließen. Dazu muss man jedoch betonen, dass dies nicht für die Prostitution und später auch nicht für die Arbeit von Hebammen und Ammen galt. Diese Arbeit wurde meist von Sklaven und Zugezogenen ausgeführt, und diese besaßen keinen Vormund im klassischen Sinn. Ergänzend hierzu kann man noch anfügen, dass Frauen nicht in der Pflicht standen, finanzielle Lasten nach dem Maßstab der Einkünfte zu übernehmen.

Frauen besaßen kein direktes Erbrecht. Das Erbe antreten durften Frauen immer erst nach den Brüdern, auch wenn es jüngere Brüder gab.

Starb der Vater ohne männliche Nachkommen, so wurde die Tochter des Verstorbenen Erbtochter. Sie erbte das Vermächtnis, war aber im Grunde völlig ausgeliefert, denn sie durfte über das Erbe nicht frei verfügen. Meist wurde sie sofort mit dem nächsten männlichen Verwandten verheiratet, so dass das Erbe in der Familie blieb und nicht in falsche oder fremde Hände geriet. Bis ins 4. Jahrhundert vor Christus veröffentlichte man in Athen auf Volksversammlungen Listen mit den Namen von Erbtöchtern, um sie unter Berücksichtigung des Verwandtschaftsgrades zu verheiraten. Für uns heute unvorstellbar.

3.2 Die Bildung der Mädchen

Bei den Griechen muss man zwischen Athen und Sparta unterscheiden. Natürlich gab es noch andere Städte außer diesen beiden. Sie lehnten sich jedoch an das Vorbild der Athener an. In Athen wurden Mädchen vom Unterricht ausgeschlossen. Durch die Mutter bereitete man sie meist nur auf die Rolle als Haus- und Ehefrau vor. Von ihr lernten sie auch bestimmte Fähigkeiten wie das Weben oder Spinnen. Die Mütter zeigten ihren Töchtern, wie man den Haushalt führt. Dieser „Unterricht“ fand zuhause statt. Man lernte den Mädchen schon früh, sich im Haus aufzuhalten und sich damit wie eine sittliche Frau zu benehmen. Nur reichen Familien war es möglich, eine Lehrerin einzustellen, die den Mädchen lesen und schreiben lehrte.

In Sparta hingegen gingen die Mädchen wie auch die Jungen ab dem 7. Lebensjahr in die Schule, welche sich kaum voneinander unterschied. Die Ausbildung erfolgte in einem Mädchenchor. Den Spartanern war es wichtig, dass eine Frau gesund und kräftig war. Nur so war sie in der Lage, Jungen zu gebären, welche später zu mannhaften Kriegern heranwuchsen. Mädchen und Jungen erfuhren gleichermaßen körperlichen und geistigen Drill. Zur Grundausbildung gehörte Lesen und Schreiben sowie Gymnastik und Leichtathletik. Es gab außerdem eine musische Erziehung. Entbehrungen und Disziplin waren außerdem wichtige Punkte bei der Ausbildung der Mädchen. Nach Plutarch (griechischer Schriftsteller) tanzten und traten sie nackt auf in Anwesenheit männlicher Jünglinge. Dazu sangen sie Lobgesänge und Spottverse auf diese. Die Ausbildung der Mädchen diente wie in Athen als Vorbereitung auf das Leben einer Mutter und Hausfrau. Die Erziehung und Bildung genossen jedoch nur Mädchen der reichen Oberschicht.

Die Mädchen in Rom wurden grundlegend auf das Leben als Hausfrau vorbereitet. Die Bildung lehnte sich an die Erziehungsmethoden der Griechen an, um deren Erfahrungen bei der Wissensvermittlung zu nutzen. Die Römer hatten meist Griechen als Lehrer. Bei reichen Familien unterrichtete ein Hauslehrer oder ein Sklave der Familie die Mädchen. Da das Besuchen einer Schule Geld kostete, kamen wahrscheinlich nur Kinder aus der Mittel- und Oberschicht in eine Bildungseinrichtung. Die Mädchen besuchten ab dem 7. Lebensjahr die Grundschule. Dort lernten sie mit den Jungen zusammen schreiben, lesen und rechnen. Doch die Erziehung der Mädchen hatte andere Schwerpunkte als das Erlernen wichtiger Grundvoraussetzungen zur späteren Eigenständigkeit und Selbstverwirklichung. Die Flügel der Unabhängigkeit und Individualität wurden gestutzt, dass die jungen Damen nicht nach Freiheit suchten und sich danach sehnten. Der Gehorsam und die Treue waren von Anfang an wichtige Aspekte der Erziehung. Man wollte nicht, dass die Frauen den Namen der Familie beschmutzten, in dem sie aufmüpfig wurden. Die jungen Frauen mussten gehorchen und schamhaft sein. Beim Erlernen des Spinnens und Webens sollten diese Tribute sanft von der Mutter, Großmutter, Amme oder Sklavin beigebracht werden. Durch das Ausüben des Erlernten wurde vermittelt, dass man eine vornehme, schamhafte, nicht aufreizende junge Frau war. Es war ein Zwang der Gesellschaft, dass die Frauen kühl, zurückhaltend und sittenhaft wirkten ohne sexuell aufzureizend zu sein.

Die Bildung der Mädchen in westlich orientierten Gesellschaften wie Deutschland hat sich von der antiken Ansicht in verschiedenen Punkten abgewendet. Viele für das weitere Leben wichtige Werte, die in der Antike von den Eltern gelehrt wurden, können heutzutage auch von Erziehern oder Lehrern vermittelt werden. Im deutschen Schulsystem gibt es keine vorgeschriebene Geschlechtertrennung und keinen Ausschluss der Mädchen von bestimmten Unterrichtsfächern. Reine Mädchenschulen sind in Deutschland eher die Ausnahme. Von 38.000 allgemeinbildenden Schulen gibt es nur 163 Mädchenschulen[2]. Mädchen und Jungen lernen gemeinsam lesen und schreiben, Naturwissenschaften, Sprachen, aber auch Themen wie Haushaltsführung, gesunde Ernährung und das Zusammenleben mit anderen. Auf die Rolle der Haus – und Ehefrau werden die Mädchen von heute nicht mehr intensiv vorbereitet. Man will den Mädchen den Einblick in diese Welt geben, doch es ist mit keiner Verpflichtung wie bei den Römern und Griechen verbunden.

Werte wie Treue, Freundlichkeit und Anstand, wie man sie in der Antike gelehrt hat, sind heute bei der Mädchenerziehung noch aktuell. Diese Erziehung wird meist vom Elternhaus übernommen. Man beeinflusst das Kind zuhause gern so, wie man es selbst aus eigener Tradition kennt.

3.3 Die Arbeitswelt der Frau

Die Arbeitswelt der Antike zur Zeit der Republik hat viele Facetten. Von Hausarbeit über Prostitution bis hin zur Unterhaltung gab es viele Bereiche, in denen Frauen arbeiten konnten beziehungsweise mussten. Wichtig ist bei der Betrachtung die Unterscheidung der Tätigkeiten zwischen den Ständen der Personengruppen. Aus diesem Grund gehe ich von der Hierarchie der Stände aus und beginne bei Sklavinnen und deren Aufgabenfeldern.

3.3.1 Zwischen Haushalt und Prostitution ‑ Die Arbeit der Sklavinnen

Sklavinnen arbeiteten meist nur, um zu überleben. Denn als Vertriebene, Gefangene und Ausgestoßene bildeten sie die unterste Stufe in der Hierarchie der Gesellschaft. Sklaven handelte man wie Vieh und sie unterlagen der Willkür der Händler und der Käufer. Handwerkliche, sprachliche, pädagogische, künstlerische und medizinische Tätigkeiten der Sklavinnen waren begehrt. Hartes und präzises Arbeiten, korrektes Auftreten und keine Beschwerdeklagen waren Tugenden, die man von ihnen abverlangte.

Die Arbeitswelt der Sklavinnen hatte viele Facetten.

Die Sklavinnen, die im Haushalt von Bauern und Gutsbesitzern arbeiteten, kochten, wuschen, kümmerten sich um Vieh und Hof und um die Kinder der Familie. Entweder als Amme oder im Kindesalter als Spielkameradin halfen die Sklavinnen bei der Erziehung. Als Amme konnten sich Sklavinnen ihre Freilassung verdienen. Ein weiteres Betätigungsfeld war das Kochen und Servieren von Speisen. Man wurde unterdrückt und hatte sich nach dem Willen des Gutsbesitzers oder Hausherren zu richten. Aufmüpfigkeit wurden genauso bestraft wie das Stehlen von Speisen.

Wenn die Bürger Athens, Spartas und Roms speisten, so aßen die Männer meist unter sich und die Frauen des Hausherren zogen sich mit ihren Sklavinnen in ein Nebenzimmer zurück, um zu weben, einer der wahrscheinlich angenehmsten Aufgaben, die es zu erfüllen galt. Manche Sklavinnen dienten nur der Hausfrau und waren 24 Stunden für sie da und begleiteten sie auf Schritt und Tritt (lateinisch pedisequa (von pedsiquus – auf dem Fuße nachfolgend)). Als Sklavin der Antike sollte man nicht nur das Kochen und Kinder betreuen können, sondern auch die Frauen frisieren, schminken und ankleiden. Es gab sogenannte orantrices, die die Frauen der Mittel – und Oberschicht frisierten. Einige durften die Matrone des Hauses massieren (lateinisch iunctrix). Außerdem begleiteten sie die Hausfrauen zu Opferzeremonien und zu allen wichtigen Reisen. Nur wenige Sklavinnen blieben im Haus, um die anfallenden Aufgaben zu erledigen.

Es gab natürlich auch andere Tätigkeiten, die die versklavten Frauen ausübten oder wozu sie gezwungen wurden. Auch Freigelassene gingen zwiespältigen „Arbeiten“ nach. Hierzu ein Zitat von Plautus:

„Niemand wird dir`s wehren noch verbieten, wenn, was öffentlich zum Kauf geboten wird, du für dein Geld dir kaufst. Niemand verwehrt zu gehen auf öffentlicher Straße dir. Wenn nur durch ein umzäuntes Grundstück du den Weg nicht suchst, von Ehefrauen, Witwen, ungescholtenen Jungfrauen […] fern dich hältst, so magst du lieben, was du willst.“ Plautus, Curculio 33ff.[3]

Wandmalerei in einem pompejischen Bordell

(Abbildung für die Veröffentlichung entfernt.)[4]

Die liegende Frau hat kurze Haare, was sie als Sklavin ausweist.

Prostitution war eine der florierenden Zweige der Arbeitswelt der damaligen Zeit. Das lateinische Wort für Prostitution ist fornicatio. Es heißt „[…] ursprünglich „Wölbung“, da man Sex oft unter den Torbögen römischer Theater und Amphitheater […] [anbot] “[5]. Es war ein legales und übliches Geschäft. Prostituierte waren Sklavinnen, Freigelassene oder zugezogene Frauen ohne Bürgerrecht. Denn Frauen mit Bürgerrecht durften ihren Körper nicht verkaufen. Korinth (in Griechenland gelegene Küstenstadt) besaß in der Antike einen Ruf als „Rotlichtbezirk“ von Griechenland, da es wie die meisten Küstenstädte Bordelle hatte. Geborene Mädchen waren in der Antike oft unerwünschter als Jungen. Aus diesem Grund „sahen“ Bordellbesitzer in ihnen lukrative Erwerbsquellen. Man kann nicht sagen, dass es wie heute ausgewiesene „Rotlichtbezirke“ wie die Reeperbahn in Hamburg gab. In Athen fand man in einem Gebäude, welches als Bordell identifiziert wurde, ein Webgewicht. Das weist daraufhin, dass die Prostituierten neben ihrem eigentlichen Beruf auch webten, wahrscheinlich als Zeitvertreib, wenn man keine Kundschaft bediente. Auf dem Straßenstrich, wie wir ihn heute noch kennen, standen pórnai (griechisch Dirne) und warteten auf Kundschaft. Diese gingen mit ihrem Kunden dann in ein Hotel – ähnlich wie es heute noch üblich ist. Heutzutage müssen Prostituierte eine Gewerbesteuer zahlen und können sich auf dem dafür zuständigen Amt anmelden.[6] In Rom und auch in Griechenland freuten sich die Staatskassen über die Besteuerung der „Dienste“ von Prostituierten. Erst ein Gesetz von Caligula besagte, dass es „[…] eine Dirnensteuer in Höhe des „Gewinns aus einem Beischlaf pro Tag“ […]“[7] gab. Je nachdem, wie umfangreich die Dienste einer Hure waren, variierten die Preise. In Athen kostete eine „billige Dirne“ 1 Obole (kleinste Einheit der altgriechischen Währung). Die Edel – Kurtisanen in Rom und die Hetären in Griechenland waren höher gestellt und von der Gesellschaft anerkannte Damen der Halbwelt. Sie waren aus den gehobenen Gesellschaften der Antike nicht wegzudenken, denn sie hatten wie beispielsweise Aspasia Umgang oder sogar Verbindungen zu berühmten Persönlichkeiten.

Aspasia, eine der bekanntesten Hetären Griechenlands, hatte eine Beziehung zu Perikles (bedeutender Staatsmann Athens). Hetären waren gebildet und konnten beispielsweise kulturelle Beiträge bei Symposien (Zusammenkünfte, die ausschließlich von Männern besucht wurden) leisten. Anzumerken ist noch, dass Edel – Prostituierte von Dichtern als amicae (Freundin) oder dominae (Herrin) bezeichnet wurden. Die geläufigste Bezeichnung für eine Prostituierte war jedoch meretix, was so viel heißt wie Verdienerin. Mit dieser Bezeichnung kann man den Begriff des „ältesten Gewerbes der Welt“ erklären, denn das war die einzige Einnahmequelle, der sich Frauen bedienen konnten.

[...]


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Kyrios_(Recht) Zugriff: 13.02.2015, 18:50 Uhr

[2] http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/maedchenschulen-13212946.html Zugriff: 20.02.2015, 11:41 Uhr

[3] Weeber, Karl - Wilhelm: Alltag im alten Rom: Ein Lexikon / von Karl – Wilhelm Weeber, Zürich: Artemis, 1995, Seite288,rechte Spalte Zeile 3 bis 10

[4] http://cdn2.spiegel.de/images/image-104655-860_panofree-sghv-104655.jpg Zugriff: 10.02.2015, 21:00 Uhr, mit freundlicher Genehmigung von AFP, siehe auch Quellenverzeichnis

[5] Neils, Jenifer: Die Frau in der Antike. Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart, 2012, Seite 116, Zeile 13 bis 15

[6] Vergleich: Quellenverzeichnis – unter 3.3.1 Arbeit der Sklavinnen

[7] Weeber, Karl - Wilhelm: Alltag im alten Rom: Ein Lexikon / von Karl – Wilhelm Weeber, Zürich: Artemis, 1995, Seite 290, linke Spalte, Zeile 18 bis 19

Ende der Leseprobe aus 47 Seiten

Details

Titel
Das Leben der Frau in der Antike
Untertitel
Ein Vergleich zwischen Rom und Griechenland
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
47
Katalognummer
V371055
ISBN (eBook)
9783668489516
ISBN (Buch)
9783668489523
Dateigröße
1293 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frau, Latein, Antike, Vergleich, Leben
Arbeit zitieren
Fabienne Auerswald (Autor:in), 2015, Das Leben der Frau in der Antike, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371055

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