Der Traum in der romantischen Literatur. Mit besonderer Berücksichtigung des Heinrich von Ofterdingen von Novalis


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

12 Seiten, Note: 2,2


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Traummotiv im Diskurs der Zeit. Der Traum als göttliches Medium

3. Das Traummotiv in der Romantik

4. Heinrich von Ofterdingen: Heinrich träumt
4.1. Der Vater träumte
4.2. Die unterschiedlichen Ansichten gegenüber den Träumen

5. Schlusswort

6.Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Traum ist ein Rätsel, das Literatur und Wissenschaft schon seit der Urzeit machtvoll angezogen hat. Wohl zu keiner Zeit waren den Menschen Träume gleichgültig. In Mythen und Sagen, in der Bibel, jedoch auch in der Wissenschaft und in der Literatur beschäftigte man sich stetig mit diesem Thema. Besonders in der romantischen Literatur schrieb man dem Traum eine hohe Bedeutung zu. So beginnt der berühmteste Traum der Romantik mit der Beschreibung eines Dämmerzustandes ,,Der Jüngling verlohr sich allmählich in süßen Fantasien und entschlummerte"[1]. Mit diesen Worten beschreibt Novalis im Werk ,,Heinrich von Ofterdingen", den Traum seines Romanhelden. Doch was hatte es sich mit diesem Traum überhaupt an sich? Genau mit diesen und weiteren Fragen wird sich die folgende Hausarbeit befassen. In diesem Sinne widmet sich das erste Kapitel der Hausarbeit der geschichtlichen Entwicklung des Traumotives. Bei dieser Analyse werden einige wichtige wissenschaftliche wie auch religiöse Ansichten näher erläutert. Im darauffolgendem Kapitel wird das romantische Traumverständnis näher untersucht. Das dritte Kapitel behandelt den ersten Traum Heinrichs im Werk ,,Heinrich von Ofterdingen". Dabei konzentrieren wir uns hauptsächlich auf den inhaltlichen Aspekt des Traumes, beschreiben jedoch auch Heinrichs räumlich und zeitliche Umstände. Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem Traum des Vaters. Im Gegensatz zu Heinrichs Traum legen wir den Fokus nicht auf die inhaltlichen Aspekte, sondern konzentrieren uns stärker auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesem und Heinrichs Traum. Wir fahren fort, in dem wir die unterschiedlichen Traumauffassungen der Familie - Mutter, Vater, Heinrich- untersuchen.

2. Das Traummotiv im Diskurs der Zeit. Der Traum als göttliches Medium

Das bekannteste älteste Werk, welches sich mit dem Traummotiv befasst, ist das 4000 Jahre alte babylonische Epos Gulgamesch. Dieser Epos ist der uns bekannteste älteste Bericht über eine historische Figur (nämlich der Figur des Gulgamesch, welcher vor circa 2700 vor unserer Zeit lebte) und gleichzeitig um Träume handelt. Diesbezüglich werden in diesem Epos zählreiche Träume ausführlich geschildert und gedeutet.[2] Die ersten sieben der zwölf Tafeln berichten zu einem Drittel von Träumen und deren Deutungen. Die Träume sind in diesem Werk Mittel des Gottes um den Menschen sein Wille und seine Pläne mitzuteilen, damit sich die Menschen auf diese vorbereiten und sich danach richten können. Der Traum ist somit ein Medium, mit dessen Hilfe dem Schlafenden die heiligen Botschaften der göttlichen Mächte zugespielt werden. Auch in Homers Werk Ilias besitzen die Träume diese Funktion. So träumte Agamennon, dass es Zeus Wunsch ist, einen Feldzug gegen Troja unter seiner Führung zu unternehmen. Doch nicht nur allein in der Literatur, auch in der Gesellschaft handelte man entsprechend der Träume: Man vermutete auch hier, dass man nicht ohne Grund träumte, sondern man verstand Träume als Zeichen der Götter und der Dämonen. Die Götter sorgten somit für die guten Träume, während die Dämonen die bösen Träume schickten, welche Warnungen enthielten. Der wohl bekannteste mündlich überlieferte Traum aus der Antike, welche eine Vorwarnung enthält, würde von Cicero erzählt:

"Der Dichter Simonides, der einst den Leichnam irgendeines Unbekannten unbeachtet am Straßenrande angetroffen und für seine anständige Bestattung gesorgt hatte, wurde, als er später eine Schiffsreise unternehmen wollte, von dem dankbaren Toten im Traume gewarnt: wenn er führe, würde er durch Schiffbruch umkommen. Er fuhr nicht und alle die fuhren kamen um"[3]

Diese Erzählung hat die Menschen über eine große Zeitspanne stark erregt und einen tiefen Eindruck hinterlassen. So erhoffte man sich, in der Antike vor allem, rettende Warnungen vor künftigen Ereignissen. Auch die Gattin Caesar, Calpurnia, war sich sicher, dass die Träume diese prophetische Funktion besitzen. So versuchte sie ihren Gemahlen vor seiner Ermordung zu warnen, da sie dies in der vorherigen Nacht geträumt hatte.[4] In den meisten Fällen, handelte man jedoch den Träumen entsprechend. Dabei, kam es im Laufe der Zeit jedoch auch vor, dass manche Träume falsch interpretiert wurden. So ließ sich Xerxes durch Träume davon überzeugen, die Eroberungskriege seines Vaters Darius gegen Griechenland fortzufahren. Er war sich seinem Siege gewiss, hatte der Traum ihm diese schließlich vorhergesagt.[5]

Es bestand in dieser Zeit jedoch noch eine zweite weit verbreitete Meinung über Träume: Man glaubte, dass der Traum das Ergebnis einer Seelenwanderung sei. Würde der Schlafende somit geweckt, ehe der Traum zu Ende war, könnte das verheerende Auswirkungen haben, da die Seele noch keine Zeit hatte vollständig in den Körper zurückzukehren.

Aristoteles und Cicero verfassten ebenfalls erste psychologische Abfassungen über das Traummotiv. Die umfassende und noch heute am meisten vertretende Traumtheorie stammte von Aristoteles (4 Jh. vor Christus). Dieser stand den alten Anschauungen skeptisch gegenüber und versteht den Traum als das Seelenleben während des Schlafes. Auch der Grieche Cicero lehnte die Vermittlungsfunktion der Träume ab. Er vertrat die Meinung, dass ,,göttliche Offenbarungen […] sich doch eher an die Wachenden und Hellhörigen richten [würden] und nicht an Schnarchende und Gottesverächter verschwendet werden"[6]

Teurtillian interpretierte 203 n. Chr. den Traum als ,, wesensmäßige Unruhe der Seele, die sich ständig hierhin und dahin wenden müsse:"[7] Der Träumer hatte somit keinen Einfluss auf die Art des Traumes. Andere Kirchenväter vertraten die Auffassung, dass im Schlaf die Sinne und der Verstand ruhten. Dies würde auch die Absurdität mancher Träume begründen.

Im Mittelalter stand die symbolische Traumdeutung im Vordergrund. Diesbezüglich, ist es auch nicht verwunderlich, dass hier die ersten lexikonartig angelegten Traumbücher entstanden, in dem man die Bedeutung eines Traumes nachschlagen konnte. Jedoch dominiert hierbei nicht der wissenschaftliche Charakter, sondern diese Bücher trugen eher der Unterhaltung bei.

In der Renaissance und der Aufklärung schwindet die Beschäftigung mit dem Traummotiv. Man vertritt in der Aufklärung die Meinung, dass die Träume keiner Funktion unterliegen und diese nur die Produktion der eigenen Phantasie und Einbildungskraft sind. Im 19. Jahrhundert -sieht man von der Romantik ab- schreibt man den Träumen schlussendlich keine Bedeutung mehr zu.

3. Das Traummotiv in der Romantik

Im Gegensatz zur Aufklärung erlangt das Traummotiv in der Romantik eine starke Aufwertung. Jedoch ist eine klare Darstellung des Traummotives aus dem Grunde schwierig, da es ihr an Homogenität fehlt. Zur Verdeutlichung kritisiert beispielsweise Heinrichs Vater, im Werk Heinrich von Ofterdingen, die Nützlichkeit des Traumes mit dem Zitat ,,Träume sind Schäume […] und du tust wohl, wenn du dein Gemüt von dergleichen unnützen und schädlichen Betrachtungen abwendest."[8] Hingegen lobt Heinrich, im gleichen Werk, wiederrum die Träume:,,Ist […] nicht jeder […] Traum, eine sonderliche Erscheinung[…]? So kann man den Traum […] doch als göttliche Mitgabe, einen freundlichen Begleiter auf der Wallfahrt zum heiligen Grabe betrachten."[9] Auch Schubert lobt in ,,die Symbolik des Traumes" die funktionale Aufwertung des Traumes als prophetisches Mitteilungsmedium; ,,[…] der Erfolg zeigt, dass sie [die Traumsprache] uns das was künftig, ganz richtig vorhersagt."[10] Die Meinungen über die Funktionalität eines Traumes sind somit in der Romantik sehr unterschiedlich. Zu einem schreibt man den Träumen eine unnütze Funktion zu (man vertritt die Meinung, dass Träume einzig die Reproduktion der eigenen Phantasie und Einbildungskraft seien. Dieses Traumverständnis wurde noch aus der Aufklärung übernommen), zum anderen schätzte man die Träume gerade dank ihrer prophetischen Funktion. Letzteres gewann in der Romantik jedoch die Überhand. Immer mehr Menschen in der Gesellschaft, nahmen die Träume als Warnungen vor Gefahren oder Vorhersagen auf das Künftige wahr.

4. Heinrich von Ofterdingen: Heinrich träumt

Durch das Fenster von Heinrichs Zimmer leuchtet der Mond und man hört den Wind vorbei an den Häusern sausen. Es ist die Johannisnacht, der Moment der Sonnenwende, der nach germanischem Aberglaube Wunder und Orakel mitbringt. Trotz der späten Stunde, liegt Heinrich wach in seinem Zimmer. So beschreibt Novalis die Ausgangssituation für Heinrichs ersten Traum. Heinrich, geplagt von einer inneren Unruhe, findet keinen Schlaf. Seine Gedanken kreisen um eine Erzählung über eine blaue Blume, welche er am Vorabend von einem fremden Hausgast erzählt bekam. Diese Erzählung erweckt in ihm, ein diffuses Begehren: Innig ist das Verlangen diese Blume betrachten und erfassen zu können.,,Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben, sagte er zu sich selbst; […] die blaue Blume sehn´ ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn, und ich kann nichts anders dichten und denken"[11] Auch versteht er nicht, weshalb die Anderen, welche diese Erzählung mit angehört hatten, kein so reges Interesse an der blauen Blume zeigen. ,,[…] doch weiß ich nicht, warum nur ich von seinen Reden so ergriffen worden bin; die Andern haben ja das Nämliche gehört, und Keinem ist so etwas begegnet."[12] Seine verzweifelten Versuche sich die blaue Blume vorzustellen, machen ihm deutlich, dass es sich bei dieser Fixierung nicht um etwas Alltägliches handelt. Deshalb schließt er sogar die Vorstellung nicht aus ,,wahnsinnig"[13] zu sein, obwohl er sich eigentlich bewusst ist ,,klar und hell"[14] zu sehen und er das Gefühl besitzt, die Welt sei ihm bekannter als zuvor. Da Heinrich die einzige Person ist, welche die Erzählung über die blaue Blume so sehr fasziniert, glaubt er sich in der Position eines Auserwählten, ihm erscheint die Welt verständlicher demzufolge sagt er: ,,Ich hörte einst von alten Zeiten reden; wie Thiere und Bäume und Felsen mit den Menschen gesprochen hätten. Mir ist gerade so, als wollten sie allaugenblicklich anfangen, und als könnte ich es ihnen ansehen, was sie mir sagen wollten. Es muß noch viel Worte geben, die ich nicht weiß: wüßte ich mehr, so könnte ich viel besser alles begreifen. Sonst tanzte ich gern; jetzt denke ich lieber nach der Musik."[15]

Mit diesen Gedanken fällt Heinrich schlussendlich in den Schlaf. Doch die blaue Blume erblickt dem jungen Mann nicht sofort in seinem Traum; zuerst erscheinen ihm unbekannte Landschaften mit seltsamen Kreaturen, er träumt von Krieg, von der Gefangenschaft, von der Not, von dem Tod, und von der Wiedergeburt, ebenso wie von der Liebe sowie von der Trennung zu der Geliebten. Diese Träume begleiten Heinrich bis zur Morgendämmerung.

Mit Beginn der Morgendämmerung lässt sich eine Veränderung in Heinrichs Träumen erkennen. Gegenüber den raschen, zeitlich und räumlich unbegrenzten Träumen, zeichnet sich der darauffolgende Traum durch Stille, Klarheit und Langsamkeit aus: ,,Endlich gegen Morgen, wie draußen die Dämmerung anbrach, wurde es stiller in seiner Seele, klarer und bleibender wurden die Bilder"[16] Dies hebt die Bedeutung gegenüber den anderen Träumen hervor. Die Bilder erscheinen Heinrich nun klarer, was dazu beiträgt, dass seine Erinnerung am nächsten Tag von diesen Traum stärker ist, als von den ,,vielen unruhigen Träumen"[17] Diesbezüglich beschreibt Heinrich diesen Traum am nächsten Morgen auch als ,,anmutiger[en] Traum"[18]

Im Letzteren, befindet sich Heinrich am Fuße eines Berges, vor einem geheimnisvollen Höhleneingang, hinter dem sich ein Wasserbecken befindet. Auffallend sind hierbei die religiösen Elemente, welche sich durch die Szenerie hindurch ziehen. So umgibt, eine ,,heilige Stille"[19] Heinrich als er in den einfallenden Lichtstrahl trat. Das Wasser im Becken, zu welchem sich Heinrich daraufhin nähert ,,wogte und zitterte"[20] in ,,unendlichen Farben"[21]. Als er sich schließlich die Lippen mit dem Wasser benetzte, schien es ihm als ,,durchdränge ihn ein geistiger Hauch"[22] Abgerundet wird dies, als er seine Empfindungen als ,,himmlisch"[23] beschreibt.

Diese Szenerie unterscheidet sich stark von der folgenden Taufe. Hier dominieren nun nicht mehr die religiösen Einheiten, sondern der Taufakt besitzt eine erotische Konnotation,,[…] neue, nie gesehene Bilder entstanden, die auch in einander flossen und zu sichtbaren Wesen um ihn wurden, und jede Welle des lieblichen Elements schmiegte sich wie ein zarter Busen an ihn. Die Flut schien eine Auflösung reizender Mädchen, die an dem Jünglinge sich augenblicklich verkörperten."[24]

Schlussendlich erscheint Heinrich die blaue Blume:

,,Dunkelblaue Felsen mit bunten Adern erhoben sich in einiger Entfernung; das Tageslicht das ihn umgab, war heller und milder als das gewöhnliche, der Himmel war schwarzblau und völlig rein. Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blätter berührte"[25]

Rund um sie herum standen unzählige Blumen von allen Farben und der köstliche Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit"[26] Während Heinrich die Blume hingebungsvoll betrachtet und er ihr sich endlich näheren wollte, fing die Blume an sich zu bewegen:,,die Blätter wurden glänzender und schmiegten sich an den wachsenden Stängel, die Blume neigte sich nach ihm zu, und die Blütenblätter zeigten einen blauen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte"[27] Heinrich gelang es in diesem Zeitpunkt noch nicht dieses Gesicht einzuordnen, was die mysteriöse Aura der Blume verstärkte. Erst später erkennt er im Angesicht der Blume Mathilde, die Tochter des Dichters Klingsohr und die zukünftige Gattin Heinrichs.

Durch die Stimme der Mutter, welche ihn wecken wollte, wurde Heinrich aus dem Traum gerissen und wieder zurück in die Gegenwart gebracht. Allerdings ist diese Störung nicht negativ zu deuten. Heinrich war viel zu entzückt und schenkte seiner Mutter die Umarmung, welche er eigentlich der blauen Blume schenken wollte.

4.1. Der Vater träumte

Wie Heinrich redete auch der Vater vor seinem Traum mit einem fremden Mann. Dieser versetzte Heinrichs Vater mit Reden von ,,alten Zeiten, von Malern, Bildhauern und Dichtern"[28] in so großes Verzücken, dass er den Eindruck erlangte ,,noch nie […] so davon reden [ge]hör[t] [zu haben]"[29]. Ähnlich wie der Sohn einige Jahre später, fühlt sich der Vater in eine ungewöhnliche, nicht-alltägliche Welt hineinversetzt, welche verbunden mit innigen Empfindungen ist. So verspürt der Vater bei seinem Traum ein ,,bunte[s] Gewühl der wunderlichen Gedanken und Empfindungen"[30] Auch er begegnet einer besonderen Blume in seinem Traum ,,Überall Quellen und Blumen und unter allen Blumen gefiel mir eine ganz besonders und es kam mir vor, als neigten sich die anderen gegen sie".[31] Auf Heinrichs Frage nach der Farbe dieser Blume musste der Vater jedoch eingestehen, dass er sich nicht an deren Farbe erinnere. Auch weitere Unterschiede zu Heinrichs Traum lassen sich feststellen: Dementsprechend, erlebte der Vater keine Fixierung vor dem Gespräch mit dem Fremden, wie Heinrich dies für die blaue Blume tat. Auch erhält der Vater, anders als Heinrich, auf seinem Weg zur Blume keine Taufe. Der letzte und wohl wichtigste Unterschied besteht jedoch darin, dass der Traum des Vaters nicht bei dem Anblick der Blume endet. Im Fortlauf wird ihm eine Prophezeiung mitgeteilt und er trifft auf Heinrichs Mutter. Die Mutter Heinrichs erscheint seinem Vater im Heiligenbild der Maria und hielt einen goldenen Jungen im Arm.

,,Ich sah deine Mutter mit freundlichem, verschämten Blick vor mir; sie hielt ein glänzendes Kind in den Armen, und reichte mir es hin, als auf einmal das Kind zusehends wuchs, immer heller und glänzender ward, und sich endlich mit blendendweißen Flügeln über und erhob, uns beide in seinen Arm nahm, und so hoch mit uns flog, dass die Erde nur wie eine goldene Schüssel mit dem saubersten Schnitzwerk aussah"[32].

Bald darauf erwachte der Vater und ,,fühlte [s]ich von heftiger Liebe bewegt"[33]. Der Vater, sowie die Mutter, erkennen in diesem Traum nicht, dass es sich bei dem goldenen Kind, welches die Mutter in Form der Maria in den Armen hält, um ihren Sohn Heinrich handelt. Die Mutter und der Vater nivellieren diese Tatsache und der Vater zieht die falschen Schlüsse aus seiner Traumerfahrung. So hatte er, wie ebenfalls Heinrich, dem Traum zwar Bedeutung zugeschrieben, jedoch diese falsch ausgelegt. Der Vater rationalisierte den Trauminhalt einzig um das Werben um seine Gattin und nimmt den Traum als Anlass heimzukehren um Heinrichs Mutter zu ehelichen.

[...]


[1] Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Hofenberg Sonderausgabe. Berlin 2016, S.3

[2] Stefan M.Maul. Das Gulgamesch-Epos, München 2005. S.74-81.

[3] Josef Rattner & Gerhard Danzer. Literatur und Psychoanalyse. Würzburg, 2010 S.70

[4] Claudia Dahlfeld. Bewusst ins Land der Träume reisen. Tauchen Sie ein die bizarre Welt ihres Inneren. Traumdeutungen für Einsteigerinnen. Norderstedt, 2003 S. 114

[5] ebd., S. 112

[6] Wolf von Siebenthal. Die Wissenschaft vom Traum. Ereignisse und Problems. Eine Einführung in die allgemeinen Grundlagen. 1953 S.66

[7] Gerald Mackenthun. Gedanken zur Theorie der Träume. Berlin, 1998 S.3

[8] Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Hofenberg Sonderausgabe. Berlin 2016, S.5

[9] ebd., S.6

[10] Gotthilf Heinrich von Schubert: Die Symbolik des Traumes. 4 Auflage. Leipzig 1862, S.89

[11] Novalis. Heinrich von Ofterdingen. Hofenberg Sonderausgabe. Berlin 2016, S.3

[12] ebd., S.3

[13] ebd., S.3

[14] ebd., S.3

[15] ebd., S.3

[16] ebd., S.4

[17] ebd., S.5

[18] ebd., S.5

[19] ebd., S.4

[20] ebd., S.4

[21] ebd., S.4

[22] ebd., S.4

[23] ebd., S.4

[24] ebd., S.4

[25] ebd. S.5

[26] ebd., S.5

[27] ebd., S.5

[28] ebd. S.7

[29] ebd., S.7

[30] ebd., S.8

[31] ebd., S.8

[32] ebd., S.9

[33] ebd., S.9

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Der Traum in der romantischen Literatur. Mit besonderer Berücksichtigung des Heinrich von Ofterdingen von Novalis
Note
2,2
Autor
Jahr
2015
Seiten
12
Katalognummer
V371129
ISBN (eBook)
9783668490888
ISBN (Buch)
9783668490895
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Traum, blaue Blume, Novalis, Heinrich von Ofterdingen
Arbeit zitieren
Tessy Feyder (Autor:in), 2015, Der Traum in der romantischen Literatur. Mit besonderer Berücksichtigung des Heinrich von Ofterdingen von Novalis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371129

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