Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, die gängigen ökomischen Argumente in der Debatte um die Sinnhaftigkeit eines Mindestlohns zu untersuchen. Das Ergebnis soll hierbei ausdrücklich nicht sein, einen Mindestlohn ausschließlich aufgrund eines theoretischen Konstrukts zu bewerten. Vielmehr sollen die beiden gängigen Denkschulen der Ökonomik zu einer Aussage gebracht werden. Die Ergebnisse dieser Analyse werden im letzten Kapitel mit den Erkenntnissen der Realität verglichen. Konkret widmet sich daher die vorliegende Arbeit dem Ablauf der Lohnfindung in der neoklassischen Wirtschaftstheorie in einem vollkommenen Markt mit vollständiger Konkurrenz, dem Prozess der Lohnfindung nach J. M. Keynes und der Anwendung dieser beiden Denkschulen auf das Konstrukt eines gesetzlichen Mindestlohns. Zum Ende folgt ein Vergleich der vorherigen Kapitel mit der Veränderung des Grades der Beschäftigung in Deutschland seit der Einführung des Mindestlohns.
Ist es die Aufgabe des Staates, in einer Gesellschaft mit freiheitlich demokratischer Grundordnung trotz der Privatautonomie als elementarer Mechanismus dieser, im Bereich des Privatrechts für ein Mindesteinkommen einzelner Bürger zu sorgen und zumindest partiell, entgegen aller Grundsätze in das freie Spiel konkret gegenüberliegender Interessen zugunsten einer Partei einzugreifen?
Die seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 in der Bundesrepublik Deutschland oftmals emotional geführte Debatte offenbart die Komplexität der Thematik und verneint die Möglichkeit, eine einfache Antwort auf die Sinnhaftigkeit eines gesetzlichen Mindestlohns zu geben. Vielmehr, so scheint es, kann ein gesetzlicher Mindestlohn nur Ergebnis einer Abwägung der verschiedenen Argumente sein. Inwiefern die einzelnen Argumente aber von belastbarer Struktur sind, muss anhand einer jeweils isoliert geführten Analyse erfolgen. Neben eher philosophischen Fragen, wie der nach Gerechtigkeit, nehmen insbesondere ökonomisch begründete Ansichten ein breites Feld im öffentlichen Diskurs ein. Besonders von Seiten der Gegner eines gesetzlichen Mindestlohns wurde vor dessen Einführung vor einer nachhaltigen Schädigung der deutschen Wirtschaft gewarnt. Obwohl die hierbei vorhergesagten Szenarien bisher nicht eingetreten sind, hat die öffentliche Beachtung für die dieser Warnungen zugrunde liegenden Argumente nicht abgenommen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Grundprinzipien der neoklassischen Wirtschaftstheorie
- Das Modell des vollkommenen Marktes
- Angebot und Nachfrage
- Die Rolle des Preises
- Gleichgewicht und Effizienz
- Die Theorie von John Maynard Keynes
- Die Bedeutung des Einkommens und der Ausgaben
- Die Rolle des Staates
- Die Theorie der effektiven Nachfrage
- Keynesianische Wirtschaftspolitik
- Der gesetzliche Mindestlohn aus ökonomischer Sicht
- Neoklassische Perspektive
- Keynesianische Perspektive
- Empirische Evidenz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit zielt darauf ab, die Grundprinzipien der neoklassischen Wirtschaftstheorie im Kontext des gesetzlichen Mindestlohns zu analysieren und mit den theoretischen Ansätzen von J. M. Keynes zu vergleichen. Des Weiteren soll die aktuelle empirische Evidenz zu den Auswirkungen des Mindestlohns in Deutschland berücksichtigt werden.
- Die Lohnfindungsprozesse in der neoklassischen Wirtschaftstheorie
- Die Keynesianische Perspektive auf die Lohnfindung
- Die Auswirkungen eines gesetzlichen Mindestlohns auf Angebot und Nachfrage
- Die Rolle des Staates in der Regulierung des Arbeitsmarktes
- Die empirischen Erkenntnisse zur Wirkung des Mindestlohns in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird das Modell des vollkommenen Marktes vorgestellt und die Funktionsweise der neoklassischen Wirtschaftstheorie erläutert. Hierbei werden die Determinanten von Angebot und Nachfrage sowie die Rolle des Preises als Koordinator der Märkte analysiert. Das zweite Kapitel beleuchtet die Theorie von John Maynard Keynes, die sich insbesondere mit der Bedeutung von Einkommen und Ausgaben sowie der Rolle des Staates in der Steuerung der Wirtschaft beschäftigt. Im dritten Kapitel werden die beiden theoretischen Ansätze auf das Konstrukt des gesetzlichen Mindestlohns angewendet. Dabei werden die potenziellen Auswirkungen des Mindestlohns auf Angebot, Nachfrage und Beschäftigung im Rahmen der neoklassischen und der Keynesianischen Wirtschaftstheorie betrachtet. Das letzte Kapitel widmet sich der empirischen Evidenz und beleuchtet die Entwicklung der Beschäftigung in Deutschland seit der Einführung des Mindestlohns.
Schlüsselwörter
Neoklassische Wirtschaftstheorie, Keynesianische Wirtschaftstheorie, Mindestlohn, Angebot und Nachfrage, Beschäftigung, Arbeitsmarkt, Empirie, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Rene Engelhorn (Autor:in), 2016, Heißt Mindestlohn auch gerechter Lohn? Die Grundprinzipien der neoklassischen Wirtschaftstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371167