Welche Rolle hat der Erzieher in der Montessori-Pädagogik?


Hausarbeit, 2016

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Biografie Maria Montessori

3 Ausgewählte wichtige Elemente der Montessori-Pädagogik für die Rolle der Erzieher .
3.1 Ziel
3.2 Gestaltung der Umgebung
3.3 Freiheitsverständnis
3.4 Polarisation der Aufmerksamkeit
3.5 Entwicklungsphasen des Kindes

4 Die Rolle der Erzieher in der Montessori-Pädagogik
4.1 Gestaltung der Umgebung
4.2 Das Montessori Material
4.3 Bewahrung des Kindes vor Störungen
4.4 Beobachtung und Zuhören
4.5 Haltung

5 Fazit
5.1 Liberalere Erziehungsformen
5.2 Einfluss der Medien
5.3 Freizeitplanung für Kinder

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In meiner Hausarbeit setze ich mich mit den Grundgedanken der Montessori-Pädagogik und der daraus entstehenden Rolle des/der Erziehers/in[1] auseinander.

Zuerst gehe ich auf die Biografie von Maria Montessori ein, um ihre Herkunft und die Entstehung ihres pädagogischen Ansatzes darzustellen.

Im Hauptteil gehe ich zuerst auf wichtige ausgewählte Elemente der Montessori-Pädagogik und dann spezifisch auf die Fragestellung “Welche Rolle hat der Erzieher in der Montessori- Pädagogik?“ mit Erläuterung von Beispielen ein.

In dem Fazit beziehe ich mich auf die Rolle des Erziehers im Kontext zu ausgewählten gesellschaftlichen Herausforderungen.

2 Biografie Maria Montessori

Maria Montessori wurde 1870 in Chiaravalle bei Ancona in Italien als Kind einer Gutsbesitzertochter und eines Finanzbeamten geboren. 1875 zog die Familie nach Rom um.

Nachdem Maria bis zum 12. Lebensjahr in eine öffentliche Schule ging, setzte sie sich aufgrund ihrer Neigung für Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer bei ihren Eltern durch und besuchte statt des Gymnasiums die technische Schule, die sie im Jahre 1886 mit sehr guten Noten abschloss.

Im Anschluss an ihre Schulausbildung verwarf sie ihren ursprünglichen Plan Ingenieurin zu werden, scheiterte aber an der Zulassung für ein Medizinstudium, dass damals nur Männern vorbehalten war. Darum studierte sie an der Universität Rom von 1890 bis 1892 zunächst Naturwissenschaften. Nach ihrem ersten Hochschulabschluss gelang es ihr schließlich doch Medizin zu studieren. 1896 promovierte sie als eine der ersten Frauen in Italien in Medizin.[2]

1896 arbeitete sie erst in einer chirurgischen Klinik, dann bis 1898 als Assistenzärztin in der Kinderabteilung der Psychiatrischen Universitätsklinik in Rom.

Im Wintersemester 1897 begann sie erste Pädagogikvorlesungen an der Universität zu besuchen. In ihrem Studium kam sie in Kontakt mit den Schriften von Pestalozzi und Fröbel.

Zudem beschäftigte sie sich mit den Erziehungsprinzipien von Rousseaus Emile.[3] Diese nutze sie in der Art einer Synthese für ihre spätere pädagogische Arbeit.

Durch die uneheliche Geburt ihres Sohnes Mario 1898 war sie gezwungen, um nicht ihre Karriere aufgeben zu müssen, ihn in eine Pflegefamilie zu geben. Bis zu seinem 15. Lebensjahr konnte Montessori aufgrund der gesellschaftlichen Regeln ihren Sohn nicht unmittelbar bei sich haben. Wahrscheinlich hat sie sich auch aus diesem Grund fortan um die bestmögliche Erziehung aller Kinder bemüht.

Zwischen 1898-1900 arbeitete sie als Direktorin eines Heilpädagogischen Instituts. Diese Arbeit sollte bald ihren weiteren Lebensweg prägen. Durch das Arbeiten mit behinderten Kindern las sie besonders intensiv viel pädagogische Literarur.

Die Situation, in der sie Kinder damals Kinder in in stationären Einrichtungen vorfand, bestand im ziellosen "Dahinvegetieren", ohne weitere Betreuung, Anregungen und Beschäftigungsmöglichkeiten. Montessori spürte, dass die Kinder geistig ausgehungert waren und dringend Anregung brauchten.

Sie kam zu der Erkenntnis, dass man vielen der Kinder in Krankenhäusern nicht helfen kann und es nötig war, sie in Kindergärten und Schulen auszubilden.

In ihrer Arbeit verband Maria Montessori erzieherische mit medizinischen Aufgaben und erzielte damit große Erfolge, indem sie erkannte, dass die Unterstützung für die Kinder vorwiegend nicht medizinisch, sondern pädagogisch angelegt sein muss. Sie begann an der Philosophischen Fakultät der Universität Rom ein Studium der Anthropologie, Psychologie und Erziehungsphilosophie.

Sie verband durch Beobachtung der Kinder neuropsychologische Thesen mit praktischen Experiment und entwickelte daraus ihre anthropologisch-biologische Theorie.

Sie gewann Aufmerksamkeit in Rom und lehrte anschließend von 1904-1908 als Professorin für Anthropologie und leitete eine Schule für „Schwachsinnige“. Sie studierte die Werke von Itard (1774-1838) und Seguin (1812-1880) und wandte deren Materialien zur Sinnesbildung an, entwickelte sie weiter und hatte damit bei den geistig behinderten Kindern rasche Erfolge.

Montessoris Bestreben war es, auch die Arbeit mit normalen Kindern kennen zu lernen. Seit 1907 sammelte sie Erfahrungen in einem Kinderhaus im römischen Elendsviertel San Lorenzo, in dem sie unentgeltlich arbeitete und auf die sie in ihren späteren Vorträgen immer wieder verwies. Ebenfalls 1907 eröffnete sie das Casa die Bambini, eine Art frühe „Montessori-Kindertagesstätte“.

Montessori erkannte, dass die von ihr angewandten Methoden fundamentale Erkenntnisse waren, die auch bei normalen Kindern zu erstaunlichen Entwicklungen der Persönlichkeit führten. Im Jahre 1909 vermittelte sie ihre ersten gewonnenen Erfahrungen zur Montessori- Pädagogik erstmalig in einem Kurs. Sogar Vortragsreisen nach Nord-Südamerika und Indien unternahm sie wenige Jahre später. Kurz danach veröffentlichte sie ihre ersten Bücher. Sie erhielt mit ihren Büchern weltweit großes Interesse.[4]

Im weiteren Verlauf ihres Lebens verbreitete sie ihre Lehre. Montessori verbrachte die Zeit des zweiten Weltkrieges im Exil in Indien, weil sie durch die Anordnung von Benito Mussolini ihr Heimatland und den damaligen Arbeitsplatz verlassen musste. In Italien, Spanien, Russland und Deutschland wurden die Montessori-Schulen geschlossen. Danach nahm sie ihr Lebenswerk wieder erfolgreich auf.

Maria Montessori lehrte zuletzt 1951 in Innsbruck und verstarb im Jahre 1952 in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.[5] [6]

3 Ausgewählte wichtige Elemente der Montessori-Pädagogik für die Rolle der Erzieher

3.1 Ziel

Um den Kern der Montessori-Pädagogik zu verstehen ist es wichtig das Ziel zu kennen:

„Die Entfaltung der Persönlichkeit muss in voller Harmonie geschehen. Der Mensch muss sich seinem eigenen Rhythmus gemäß formen, disziplinieren und bilden können. Unser Ziel ist die Gesundheit der Psyche; und mit dieser Gesundheit entstehen in jedem normalen Kind soziale Haltung, freiwillige Disziplin, Gehorsam und Willensstärke“

Das Erreichen dieses Zieles basiert darauf, dass der Mensch als Subjekt wahrgenommen wird. In Ihrer Theorie werden insbesondere die folgenden Elemente hervorgehoben:

3.2 Gestaltung der Umgebung

Die Gestaltung der Umgebung ist besonders wichtig, um dem Kind ein angepasstes Betätigungsfeld zu schaffen, in dem es sich frei und natürlich entwickeln kann.

Durch eine ansprechende Umgebung gewinnt das Kind an Motivation bis hin zu einer „Arbeitsbegeisterung“, in der die intensivste Lernphase stattfindet.

Eine ansprechende Umgebung entsteht, wenn sie reich an Aktivitätsmomenten ist. Die Umgebung ist die einzige tatsächliche Hilfe, die man dem Kind geben kann.[7] Wichtig dabei ist, dass sich das Kind in der Umgebung spontan und frei bewegen kann. Um die Motivation in der gutgestalteten Umgebung nicht einzuschränken, ist es auch wichtig dem Kind die notwendige Freiheit zu ermöglichen.

3.3 Freiheitsverständnis

Das Erlangen der Freiheit geschieht, wenn das Kind sich seinen inneren Gesetzen nach und den Bedürfnissen seiner Entwicklung entsprechend entfalten kann.[8] Kinder können in Freiheit voll Freude arbeiten.[9] Daher wird der Umgebung überlassen, das Kind in seiner Arbeit zu leiten. Die Arbeitsweise soll nicht zielgerichtet sein, sondern stellt ein Mittel zur Bildung der Persönlichkeit des Kindes dar. Erzwungene zweckbezogene Arbeit schadet dem Kind, freiwillige selbst gewählte Zwecke hingegen machen das Kind glücklich beim Erlernen von allem Neuen.[10]

3.4 Polarisation der Aufmerksamkeit

Ein weiteres Element in der Montessori-Pädagogik ist die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie ist der Schlüssel ihrer Pädagogik. Die Entdeckung machte sie unter anderem durch die Beobachtung eines 3-jährigen Mädchens im Kinderhaus. Sie stellte fest, dass es in der Lage war, sich mit einer selbst gewählten Sache so intensiv zu beschäftigen, dass es sich nicht mehr durch die Umwelt ablenken ließ.

Die Polarisation der Aufmerksamkeit ist also die Fähigkeit eines Kindes, sich mit einer selbst ausgewählten Sache lang und intensiv ohne Ablenkung beschäftigen zu können. Die außergewöhnliche kindliche Konzentrationsfähigkeit ist das Fundament für intensive Lernprozesse, die es zu aktivieren gilt.[11]

Das Kind lernt in den Phasen, in denen es mit seiner Aufgabe verschmilzt am effektivsten. Durch diese Polarisation wird laut Montessori auch die gesamte Persönlichkeitsentwicklung positiv beeinflusst. In der Montessori-Pädagogik wird hier der Begriff der „Normalisation“ verwendet. Damit ist die Entfaltung der wahren positiven Möglichkeiten gemeint, über die das Kind von Natur aus verfügt.

Für Maria Montessori gibt es nur eine Art von Entwicklung, es ist die normale Entwicklung. Stört man die normale Entwicklung, so tritt eine Fehlleitung ein. Es ist jedoch für jedes Kind möglich, zu der Normalität zurückzufinden.[12]

3.5 Entwicklungsphasen des Kindes

Maria Montessori teilte die Kindheit in 3 Stadien der Entwicklung ein. Die erste Phase dauert vom 1. bis zum 6., die zweite vom 6. bis zum 12. und die dritte von 12. bis zum 18. Lebensjahr.

Montessori sieht das erste Kindheitsstadium als das Wichtigste an.[13] Dabei sieht sie die erste Phase als sogenannte embryonale Phase an, bei der sich der Geist und die Psyche des Kindes entwickeln. Das Kind gewinnt einen Teil seiner Persönlichkeit aus der Absorption seiner Umwelt.

Das zweite Kindheitsstadium bezeichnet Montessori als stabile Kindheitsphase. Das Kind durchläuft sogenannte sensible Phasen. In solchen Phasen ist das Kind empfänglich für bestimmte Anreize aus seiner Umgebung. Das können bzw. Sprachen sein. Wenn das Kind in einer solchen sensiblen Phase etwas findet, was genau seinen Bedürfnissen entspricht, kann das Kind sich konzentriert mit der Sache beschäftigen (siehe Ziffer 3.4).

In dem dritten Kindheitsstadium erlebt das Kind viele psychische und physische Veränderungen. Die tiefgreifende Verunsicherungen des Kindes mit sich bringen. Die Jugendlichen sehen sich nun als ein Teil der Gesellschaft an. Sie möchten anerkannt werden. Es ist wichtig, dass das Selbstvertrauen der Jugendlichen in dieser Phase gestärkt wird. Damit auch ein Gefühl für die eigene Würde aufgebaut werden kann. Für den Aufbau des Selbstvertrauens ist das Gefühl der Sicherheit notwendig, welches z. B. durch die Schule vermittelt werden soll. Die Jugendlichen möchten unabhängig werden, indem sie z.

B. soziale Verantwortung übernehmen.[14]

4 Die Rolle der Erzieher in der Montessori-Pädagogik

Aus dem Grundverständnis der Montessori-Pädagogik entwickeln die Erzieher ihre Rolle. Dabei steht nicht die Erziehungsmethode im Zentrum, sondern die „Hilfe für die menschliche Person, ihre Unabhängigkeit zu erobern“.[15] Dadurch wird das Kind als Individuum in den Mittelpunkt gestellt.

Montessori sagt auch, dass man sich aber nicht zu streng oder zu einfältig an Prinzipien oder Ideen halten soll. Es ist von Bedeutung die Prinzipien zu kennen und zu verstehen, danach ist jedoch die persönliche Entscheidung gefordert. Je nach Einzelfall muss das pädagogische Problem anders betrachtet und angegangen werden.[16]

Montessori möchte die Kinder motivieren und aktivieren, um sie als Menschen dadurch zu harmonisieren und zu normalisieren.[17]

4.1 Gestaltung der Umgebung

Der Erzieher hat die Aufgabe die Umgebung des Kindes so vorzubereiten, dass das Kind die alltäglichen Aktivitäten größtenteils selbstständig und nach freier Wahl ausführen kann.

Die Gestaltung der Umgebung ist abhängig von der Entwicklungsstufe des Kindes. Sie ist keinesfalls starr und identisch. Die Erzieher können bei der Umgebung ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Jedoch auch Kenntnisse und Einfühlungsvermögen sind bei der Gestaltung gefragt.

[...]


[1] Aus Vereinfachungsgründen wird im weiteren Text nur die männliche Form verwendet.

[2] Vgl. Montessori, Maria, 2002, 13

[3] Vgl. Montessori, Maria, 2002, 14

[4] Vgl. Montessori, Maria, 2002, 15

[5] Vgl. Preisegger, Sascha, o. A., http://maria-montessori.org/lebenslauf.html

[6] Oswald, Paul / Schulz-Benesch, Günter, 2009: 26

[7] Vgl. Oswald, Paul / Schulz-Benesch, Günter, 2009: 27-29

[8] Vgl. Oswald, Paul / Schulz-Benesch, Günter, 2009: 32

[9] Vgl. Oswald, Paul / Schulz-Benesch, Günter, 2009: 33

[10] Vgl. Oswald, Paul / Schulz-Benesch, Günter, 2009: 22-25

[11] Vgl. Montessori-Schule Augsburg, o. A., http://www.montessori- augsburg.org/schule/paedagogik/aufmerksamkeit/

[12] Vgl. Montessori, Maria, 1994: 119

[13] Vgl. Frankcom-Internetdienstleistungen, o. A., http://montessori- material.info/entwicklungsphasen.html

[14] Vgl. Montessori Verein Landkreis Erding e. V., o. A., http://www.montessori- erding.de/verein/montessori-paedagogik/

[15] Vgl. Oswald, Paul / Schulz-Benesch, Günter, 2009, 126

[16] Vgl. Klein-Landeck, Michael, 2010, 25

[17] Vgl. Becker-Textor, Ingeburg, o. A., http://www.kindergartenpaedagogik.de/937.html

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Welche Rolle hat der Erzieher in der Montessori-Pädagogik?
Hochschule
Hochschule Koblenz (ehem. FH Koblenz)
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
13
Katalognummer
V371204
ISBN (eBook)
9783668496040
ISBN (Buch)
9783668496057
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Montessori, Rolle der Erzieherin in der Montessori Pädagogik
Arbeit zitieren
Luisa Grede (Autor:in), 2016, Welche Rolle hat der Erzieher in der Montessori-Pädagogik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371204

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