In diesem Werk über den American Dream wird dem Wesen dieses Phänomens auf den Grund gegangen.
In strukturierter Vorgehensweise werden die Elemente des American Dream aufgezeigt und erläutert. Dabei wird die Filmproduktion "Das Streben nach Glück" (Sony Pictures Entertainment, 2006) mit Will und Jaden Smith als Beispiel des American Dream zur Veranschaulichung herangezogen.
Ferner werden die amerikanische Geschichte, der Kapitalismus sowie die gesellschaftliche Situation Amerikas im 21. Jahrhundert hinsichtlich des American Dream betrachtet und hinterfragt.
So bekommt der Leser mit diesem Werk einen fundierten und sehr interessant gestalteten Überblick über das Wesen und die Authentizität des American Dream.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Einleitende Worte
1.2 Mit welchen Fragen wir uns beschäftigen
2 „Das Streben nach Glück“
2.1 Inhaltsangabe des Films
2.2 Hintergrundinformationen zum Film und zur wahren Begebenheit
3 Der „American Dream“
3.1 „American Dream“ – Versuch einer Definition
3.2 Grundzüge des „American Dream“
3.3 Erkennbare Elemente des „American Dream“ im Film
4 Quellen des „American Dream“
4.1 Amerikanische Geschichte
4.1.1 Die Kolonialisierung Amerikas
4.1.2 Die Unterdrückung der Indianer und die Versklavung der Afrikaner – Widerspruch zum „American Dream“
4.1.3 Die amerikanische Westausbreitung
4.1.4 Die amerikanische Revolution als Artikulation des „American Dream“
4.1.5 Martin Luther King und Malcom X – Verfechter des „American Dream“
4.2 Kapitalismus
5 Amerika – Das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“?
5.1 Gesellschaftliche Struktur und soziale Mobilität in Amerika im Vergleich zu anderen Gesellschaften
5.2 Wirtschaftliche Möglichkeiten in den USA im Vergleich zu anderen Gesellschaften
6 Fazit
7 Literaturnachweis
1 Einleitung
1.1 Einleitende Worte
Man hört[1] das Wort Glück: Es ist nur ein Wort, bestehend aus fünf Buchstaben, und doch steckt so viel dahinter. Dieser Begriff ist auf vielfältige Weise auszulegen und beschäftigt die Menschheit seit Urzeiten. Der Versuch das Glück zu erreichen, das Streben nach Glück, war schon immer ein natürlicher Trieb des Menschen. Es wird aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet. Ob Biologen, Philosophen, Soziologen, Psychologen, im Grunde jeder Mensch versucht, die eine Frage zu beantworten: Was ist Glück?
Außerdem ist es ein sehr vielschichtiges Thema; alle Facetten des Glücks erscheinen somit unmöglich in einer Arbeit zu erläutern, weshalb wir das Thema eingrenzen mussten. Das Glück ist in seinen Erscheinungsformen nicht homogen. Jede Kultur nämlich sieht das Glück auf ihre eigene Weise, jede Kultur versucht das Glück oder vielmehr die Glückseligkeit, auf ihre eigene Art zu erreichen. Wenn man über Kulturen und ihre Glückswerte nachdenkt, dann kommen einem sicherlich die Vereinigten Staaten von Amerika mit dem weltbekannten „American Dream“, dem „Amerikanischen Traum“, in den Sinn, welcher das Thema unserer Seminarfacharbeit darstellt.
Die Suche nach einem geeigneten Thema für den Seminarkurs mit dem Oberthema Glück gestaltete sich für uns komplizierter als zuerst gedacht. Die Vielschichtigkeit des Glücks lässt nämlich logischerweise auch eine große Themenvielfalt zu. Von Anfang an interessierte uns jedoch der Zusammenhang zwischen Kultur und Glück. So planten wir mit dem Glück „um die Welt zu reisen“, also verschiedene Kulturen und ihre Glückswerte zu erläutern, zu analysieren und konträr gegenüberzustellen. Um aber diesen unangemessen großen Umfang sinnvoll einzugrenzen, haben wir uns auf die Kultur beschränkt, die wohl in ihrem Umgang mit Glück am stärksten von allen Kulturen polarisiert: die amerikanische Kultur.
Die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Kultur faszinierte uns aufgrund ihrer bedeutenden historischen Vergangenheit, die besonders im Unabhängigkeitskrieg deutlich wird, ihrer von der Vergangenheit bis heute andauernde hohe Bedeutung für die Menschheit , die sich beispielsweise in ihrem Dasein als einer der mächtigsten Wirtschaftsnationen widerspiegelt, und ihrer Machtstellung in der gesamten politischen Historie der letzten Jahrhunderte bis heute. Die USA sind ein Land, das von großem Patriotismus und einer vielfältigen, interessanten Kultur geprägt ist. Jene Kultur verfolgt auch weltweit polarisierende Glücksvorstellungen und Glückswerte, den „American Dream“. Darum wählten wir diesen Traum als Thema unserer Seminarfacharbeit.
Bei den Recherchen zu unserem Thema sind wir dann auf den Film „Das Streben nach Glück“[2] gestoßen. Da uns der Film schon zuvor bekannt war, realisierten wir schnell, dass er eine passende Veranschaulichung unseres Themas und somit eine hilfreiche Stütze darstellen könnte, um die komplexen Strukturen des „Amerikanischen Traums“ besser verstehen zu können. Natürlich kann aber ein einziger Film nicht alle Facetten des „American Dream“ wiedergeben, er zeigt jedoch zahlreiche wichtige Eigenschaften des „Amerikanischen Traumes“ auf. Die Kenntnis des Films überzeugte uns umso mehr, dass dieses Thema das Richtige für uns ist.
1.2 Mit welchen Fragen wir uns beschäftigen
Der „Amerikanische Traum“ versucht, die Frage nach dem Wesen des Glücks und besonders die Frage nach dem Erreichen des Glücks zu beantworten. Wir möchten im Folgenden diesen Traum in verschiedenen Bereichen durchleuchten. So werden wir den „American Dream“ versuchen zu definieren und auf seine historische Vergangenheit hin untersuchen und ihn in heutiger soziologischer Hinsicht analysieren.
Außerdem findet der „Amerikanische Traum“ schon seit langer Zeit in der amerikanischen Literatur und in vielen Filmen große Aufmerksamkeit. Bei unserer wissenschaftlichen Arbeit stützen wir uns auf solch ein künstlerisches Filmwerk, in dem sich zahlreiche Elemente des „American Dream“ wiederfinden lassen: Gabriele Muccinos Film „Das Streben nach Glück“. Der Film erzählt die Erfolgsgeschichte des afroamerikanischen Familienvaters Chris Gardner (gespielt von Will Smith) nach einer wahren Begebenheit.
Des Weiteren möchten wir den „Amerikanischen Traum“ kritisch hinterfragen. Ist er wirklich realistisch, ist er eine mögliche zu erreichende Vision, also eine zukünftige Vorstellung, die zur Realität werden kann oder vielmehr eine utopische Vorstellung, die sich nur in den Köpfen der Amerikaner abspielt, jedoch ein realistisches Eintreten dieser Vorstellung auszuschließen ist?[3] In soziologischer Hinsicht stellt sich beispielsweise die Frage, ob es in den Vereinigten Staaten von Amerika wirklich bessere Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg gibt, welcher ein Element des „American Dream“ darstellt, als in anderen Ländern wie zum Beispiel Deutschland.
Wir möchten also im Wesentlichen in unserer Arbeit den „American Dream“ analysieren und hinterfragen. Der Film „Das Streben nach Glück“ soll die Analyse unterstützen und mehrere Elemente des Traumes veranschaulichend wiederspiegeln.[4]
2 „Das Streben nach Glück“
2.1 Inhaltsangabe des Films
Der Film spielt im Jahre 1981 und handelt von dem Afroamerikaner Chris Gardner, der zusammen mit seiner Frau Linda und seinem fünfjährigen Sohn Christopher in einer kleinen Wohnung in San Francisco lebt. Die kleine Familie hat große finanzielle Sorgen und lebt knapp über dem Existenzminimum. Linda arbeitet als Krankenpflegerin und Chris als Vertreter einer Firma, die mit Knochendichtemessgeräten handelt. Seine Aufgabe besteht darin, Knochendichtemessgeräte an die umliegenden Arztpraxen und Krankenhäuser zu verkaufen. Aufgrund mangelnden Interesses der potentiellen Kunden läuft dieses Geschäft für Chris nicht so gut, wie er es sich erhofft hatte, und er kann seine grundlegenden anfallenden Kosten deswegen nicht mehr vollständig bezahlen. Da Linda diese finanziellen Probleme, die das Paar schon seit Jahren plagen, nicht mehr erträgt, entschließt sie sich, Chris zu verlassen. Später werden Chris und Christopher wegen nicht bezahlter Miete aus der Wohnung geworfen. Währen der kurzbefristeten Auszugszeit wird Chris deswegen bewusst, dass das Geschäft mit den Knochendichtemessgeräten allein nicht mehr ausreicht, um alle essentiellen Kosten decken zu können.
Gardner interessiert sich darum für ein unbezahltes Praktikum, welches die Chance auf eine Festanstellung bietet. Dazu muss er aber der beste aller Praktikanten sein. Das Praktikum besteht darin, möglichst viele neue Kunden für die Bank zu gewinnen. Chris erscheint zum Bewerbungsgespräch in mit weißer Farbe beschmutzter Freizeitkleidung, da er seine Wohnung als Bedingung der gewährten Auszugsfrist am vorigen Tag streichen musste und die letzte Nacht wegen nicht bezahlter Strafzettel im Gefängnis verbringen musste. Doch erstaunlicherweise schafft er es, eine Praktikumsstelle zu bekommen, weil er eine flüchtige Bekanntschaft mit Jay Twistle pflegt, einem Vorstandsmitglied der Investmentbank, den er bei einer gemeinsamen Taxifahrt durch das Beherrschen eines Zauberwürfels beeindruckte. Zum anderen werden ihm seine sehr guten Schulnoten zum Vorteil, außerdem präsentiert er sich während des Bewerbungsgespräches sehr geschickt, indem er seine unangemessene Bekleidung ehrlich erklärt. Chris arbeitet nun unbezahlt für die Investmentbank, muss aber weiterhin vornehmlich an Wochenenden weiter versuchen, die Knochendichtemessgeräte zu verkaufen.
Nachdem die Frist zum Auszug abgelaufen ist, ziehen Chris und Christopher in ein Motel. Die Beiden versuchen nun, so gut wie möglich, ihren Alltag zu meistern. Als Chris es schafft, ein Knochendichtemessgerät zu verkaufen, scheint es nun, dass sich alles zum Besseren wenden wird. Doch dann wird das Konto Gardners vom Staat gesperrt, da seine Steuerschulden inzwischen ein zu hohes Ausmaß angenommen haben. Dieser nächste Schicksalsschlag bewirkt nun, dass Chris endgültig zahlungsunfähig wird und ihm auch das Motelzimmer gekündigt wird. Nun sind Chris und Christopher obdachlos und sind gezwungen, im überfüllten Obdachlosenheim zu leben. Parallel dazu geht Chris weiterhin seinem Praktikum nach, das sich so langsam dem Ende neigt.
Nachdem Chris eine Abschlussprüfung abgelegt hat und viele neue Kunden durch Geschick gewinnen konnte, wird er in der Investmentbank fest angestellt. Dieser emotionale Moment des Films stellt den Wendepunkt in Chris Gardners Leben dar, nach kurzer Zeit gründet er eine eigene Firma, die er später für mehrere Millionen Dollar anteilig verkauft.
2.2 Hintergrundinformationen zum Film und zur wahren Begebenheit
Der Film des Regisseurs Gabriele Muccino, welcher 2006 erschienen ist und mit einer Oscarnominierung gewürdigt wurde, ist von einer besonderen Authentizität geprägt, da die gesamte Geschichte einer realen Begebenheit entspricht. So existiert Chris Gardner (geboren 1954)[5] wirklich und war sogar durchgehend beim Dreh des Filmes präsent und achtete auf eine detailgetreue Wiedergabe der realen Geschichte im Film. Diese Dreharbeiten waren für Gardner sehr emotional, da sich praktisch sein bewegtes, gesamtes Leben noch einmal vor seinen Augen abspielte. Er veröffentlichte schon vor Erscheinen des Films seine Autobiographie namens „The Pursuit of Happyness“[6] (Das Streben nach Glück) wie der Originaltitel des Films. Das Wort „Happyness“ ist absichtlich sowohl im Buch als auch im Film falsch geschrieben, da er dieses Wort auf dem Fenster der ehemaligen Kindertagesstätte seines Sohnes so geschrieben vorfand. Heutzutage ist Gardner als Multimillionär sozial tätig und hilft Menschen in finanziellen Notlagen, wie er sie selbst einmal erlebte. Er hilft somit anderen Menschen im Streben nach Glück. Der „American Dream“, den diese außergewöhnliche Person erlebte, soll im Folgenden erläutert und analysiert werden.[7]
3 Der „American Dream“
3.1 „American Dream“ – Versuch einer Definition
Viele Menschen verbinden die Vereinigten Staaten von Amerika mit dem „Amerikanischen Traum“, den man als Begriff oft im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet, der also als normaler Ausdruck im Wortschatz präsent ist. Allerdings wird möglicherweise von vielen nicht eindeutig verstanden, was er genau bedeutet und wie viele verschiedene Facetten er enthält. Im Folgenden möchten wir diese Unklarheiten beseitigen und versuchen, eine weit umfassende Beschreibung des „Amerikanischen Traumes“ zu formulieren.
Der „American Dream“, welcher „als Projektionsfläche verschiedenartiger Vorstellungen und Hoffnungen [unterschiedlicher Individuen] dient“[8], stellt ein komplexes und vielschichtiges System dar, da also vermutlich jedes Individuum in der amerikanischen Gesellschaft seinen eigenen „Amerikanischen Traum“ mit individuellen Zielen verfolgt. Die Pluralität des „American Dream“ hat außerdem den deutschen Anglisten Paul Goetsch zu dem Vorschlag veranlasst, anstatt des Begriffs „American Dream“ den Begriff „American Dreams“ („Amerikanische Träume“) zu verwenden, da er jene Vielschichtigkeit des Traumes eindeutig repräsentiere und somit den passenderen Terminus darstellen würde. Dieser Vorschlag hat sich aber nicht im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt.[9]
Genau diese Differenziertheit, Vielschichtigkeit und somit ein Stück weit Unklarheit des „American Dream“ könnte einer der Gründe dafür sein, dass er seit vielen Jahren die Menschen auf besondere Weise fasziniert, ihn so zu etwas Besonderem macht und jedes Individuum auf seine eigene Art und Weise danach strebt, ihn zu erleben und zu realisieren.
3.2 Grundzüge des „American Dream“
Wie bereits erwähnt, ist es sehr schwierig eine genaue Definition des „Amerikanischen Traumes“ zu finden. Jedoch versuchen wir im Folgenden, eine weit umfassende Charakterisierung dieses Termini zu finden, indem wir möglichst viele Facetten des „American Dream“ aufzeigen werden und uns verschiedenen Ansätzen renommierter Wissenschaftler widmen, die versucht haben, den „American Dream“ zu erklären und zu erläutern.
Der Amerikanist und Literaturwissenschaftler Peter Freese widmete sich in seiner Publikation „The American Dream – Humankind’s Second Chance?“[10] dem „Amerikanischen Traum“ und analysiert dabei die Grundzüge des „American Dream“. Diese einzelnen Grundzüge stellen dabei gleichzeitig die einzelnen „Träume“ dar, falls man dem Vorschlag Goetschs folgen sollte, und diese lassen sich zusammengefasst in sechs verschiedene „Träume“ gliedern[11]:
- Glaube an Gleichheit und Freiheit
- „Manifest Destiny“
- Westwärtsbewegung
- Fortschrittsglaube
- „melting pot“
- „Vision einer schrankenlosen Gesellschaft“[12]
Zum einen beinhalte demnach der „American Dream“ den Glauben an Gleichheit und Freiheit („liberty and equality“[13] ). Dabei wird der amerikanischen Regierung eine große Verantwortung für die Repräsentation dieser fest in der amerikanischen Gesellschaft verankerten Werte zugewiesen.
Ein weiterer dieser „Träume“ stelle die amerikanische „Manifest Destiny“[14] dar, also der Glaube, das von Gott auserwählte Volk zu sein, gewissermaßen das „Israel der Gegenwart“[15]. Auch dieser Glaube an eine göttliche Auserwähltheit spiegelt sich vor allem in der Historie und Politik wieder und beinhaltet außerdem den von Gott gegebenen Auftrag, dem sich das amerikanische Volk verpflichtet fühlt, die amerikanische Demokratie im Rest der Welt („the rest of the world“[16] ) zu verbreiten.
Mit der „Manifest Destiny“ hängt außerdem der weitere Grundzug zusammen, der Glaube, sich fortwährend als amerikanische Zivilisation nach Westen hin auszubreiten, was im 18. Jahrhundert bereits geschah und somit bereits verwirklicht wurde. Diese Ausbreitung stellt im übertragenen Sinne einen „Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme“[17] dar, indem die „Frontier“, die Grenze zwischen amerikanischer Bevölkerung und einheimischer Bevölkerung ständig Richtung Westen hin verlagert wurde, bis sie schließlich nach Abschluss der Erschließung des Kontinents vollständig verschwand.
Außerdem besteht ein weiterer Grundzug nach Freese im ständigen Glauben der amerikanischen Gesellschaft an Fortschritt, also dem Glauben an eine progressive Verbesserung sowohl im individuellen, als auch im gesellschaftlichen Sinne. So strebe demnach das Individuum nach Fortschritt in seinem Leben, außerdem strebe die Gesellschaft insgesamt nach Fortschritt.
Des Weiteren beinhalte der „American Dream“ den Glauben an den sogenannten „melting pot“, zu Deutsch „Schmelztiegel“. Dieser sieht vor, dass das gesamte amerikanische Volk, welches im Zuge der Immigrationsgeschichte Amerikas aus Individuen verschiedener ethnischer und religiöser Herkunft besteht, zu einer „neuen Nation“ („new nation“[18] ) zusammenschmelze. Gleichzeitig könne dabei aber ein Stück weit die eigene Kultur jedes Individuums aus seinem Heimatland beibehalten werden, sodass das amerikanische Volk insgesamt eine harmonische, friedvolle, tolerante und zusammengeschmolzene, aber zugleich individuelle Gesellschaft darstellen soll, die das Bild eines Schmelztiegels vermittle.
Der nach unserer Meinung wohl wichtigste „Traum“ der vielen „Amerikanischen Träume“, den Freese auflistet, stellt der Glaube an eine „schrankenlose Gesellschaft“[19] dar. Dabei soll es also jedem Amerikaner unter gleichen Voraussetzungen möglich sein, in der Gesellschaft sozial aufzusteigen, also eine „nach oben gerichtete soziale Mobilität“[20]. Dabei soll die soziale Mobilität von dem sogenannten Leistungsprinzip bestimmt werden. Dies bedeutet, dass einem Individuum unabhängig von seiner sozialen und ethnischen Herkunft, also auf Grundlage einer absoluten, kollektiven Chancengleichheit, der soziale Aufstieg ermöglicht wird, falls es dafür eine gewisse Leistung vollbringt. Wer also hart und effektiv arbeitet und eine Leistung für die Gesellschaft bringt, soll nach Ansicht der Amerikaner dafür belohnt werden und dem Individuum der soziale Aufstieg ermöglicht werden. Im Gegenzug bedeutet dies aber dann auch, dass jemand, der keine oder nur eine schlechte Leistung bringt, auch sozial absteigen kann. Soziale Mobilität in beide Richtungen soll also möglich sein und sich an dem reinen Leistungsprinzip orientieren. Einem Individuum sollte also kein „Weg bereits vorgezeichnet sein“, indem es in eine soziale Schicht bereits hineingeboren wird und dort sein ganzes Leben lang verweilt. Die „Türen des sozialen Aufstiegs“ sollen also für jedermann gleichermaßen offen stehen. Wer Leistung bringt, darf in sie eintreten. Wer keine Leistung bringt, dem werden die Türen geschlossen. Für uns ist dies, wie bereits erwähnt, der wohl wichtigste Bestandteil des „American Dream“, der das Amerikabild ausländischer Betrachter prägt. So spricht man in Deutschland aufgrund der (vermeintlichen) sozialen Aufstiegsmöglichkeiten vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“[21]. Auch der Ausdruck „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ findet in der amerikanischen Gesellschaft eine grundlegende Bedeutung.[22]
Diese sechs von Freese erläuterten Grundzüge, welche Wertvorstellungen der amerikanischen Gesellschaft darstellen, bieten unserer Meinung nach einen guten Überblick über den „Amerikanischen Traum“ und können diese Vielschichtigkeit in einem gewissen Maße ordnen und anschaulich darstellen.[23] Natürlich müssen sich diese Grundzüge nicht absolut in der Realität widerspiegeln, sondern stellen meistens lediglich angestrebte Idealvorstellungen der amerikanischen Gesellschaft dar.
Neben den von Freese erläuterten Elementen des „Amerikanischen Traumes“ lassen sich aber noch weitere Elemente wiederfinden, die sich als angestrebte Charaktereigenschaften und Wertvorstellungen in der amerikanischen Gesellschaft darstellen lassen. Wie bei den im Obigen erläuterten Grundzügen des „Amerikanischen Traumes“, handelt es sich hierbei um Idealvorstellungen, zu denen sich zwar elementare Beispiele in der realen Gesellschaft wiederfinden lassen, aber keineswegs als allgemeine Realität angesehen werden können. Diese Charaktereigenschaften und Tugenden werden im Folgenden erläutert:
- Gerechtigkeit
- Ehrlichkeit
- Ausdauer und Ehrgeiz
- Erfindergeist und Kreativität
Die Gerechtigkeit[24] stellt eine dieser angestrebten Wertvorstellungen dar und lässt sich als geltender Wert in der heutigen amerikanischen Gesellschaft wiederfinden. Dieser Gerechtigkeitsgedanke wird innerhalb der amerikanischen Gesellschaft in einem drastischen, direkten Wege ausgelegt und unterscheidet sich dadurch ein Stück weit von der Gerechtigkeitsauslegung der deutschen und auch anderen europäischen Gesellschaften. So spiegelt er sich beispielsweise in der amerikanischen Justiz wieder. Dort gilt die Todesstrafe als absolut gerechte Strafe und ist noch in vielen Staaten Amerikas gängige Praxis. („Ist die Todesstrafe gerecht oder ungerecht angewandt? Und die Mehrheit wird sagen: gerecht.“[25] ) Es wird als gerecht empfunden, wenn ein Individuum, das eine andere Person umbringt, selbst umgebracht werden soll, nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“. In vielen anderen Ländern der Erde, wie zum Beispiel in Deutschland, hingegen wird die Todesstrafe überwiegend als inhumane, nicht zu rechtfertigende Maßnahme betrachtet.
[...]
[1] erarbeitet von Timo Häußler und Jonathan Pacek
[2] Film: Das Streben nach Glück, Sony Pictures Entertainment, 2006
[3] siehe S. 14
[4] erarbeitet von Timo Häußler und Jonathan Pacek
[5] vgl. http://www.chrisgardnermedia.com/chris-gardner-biography.html
[6] Gardner, C., The Pursuit of Happyness, 2006
[7] erarbeitet von Timo Häußler und Jonathan Pacek
[8] Werner, M., Die Dekonstruktion amerikanischer Mythen im Romanwerk E. L. Doctorows, Jena, 2011, S. 129
[9] vgl. Werner, M., 2011, S. 129
[10] vgl. Freese, P., The American Dream –Humankinds Second Chance?, Berlin, 2005
[11] vgl. Freese, P., The American Dream –Humankinds Second Chance?, Berlin, 2005, S. 4/5
[12] Werner, M., 2011, S.130
[13] Freese, P., 2005, S. 5
[14] Freese, P., 2005, S. 5
[15] Melville, H., Weißjacke, Winkler, Zürich, 1948, S.263ff.
[16] Freese, P., 2005, S. 5
[17] Werner, M., 2011, S.130
[18] Freese, P., 2005, S. 5
[19] Werner, M., 2011, S.130
[20] Werner, M., 2011, S.130
[21] http://www.ego4u.de/de/read-on/countries/usa/american-dream
[22] vgl. 5.1 Gesellschaftliche Struktur in Amerika und soziale Mobilität in der amerikanischen Gesellschaft im Vergleich zu anderen Gesellschaften
[23] vgl. Werner, M., 2011, S.130
[24] vgl. http://gastschuljahr.de/content/amerikanische-ideale
[25] http://www.welt.de/politik/article3676611/Warum-die-Todesstrafe-zu-Amerika-gehoert.html
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