Geschichte des Münchner Faschings


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Frühe urkundliche Erwähnungen des Faschings

3. Erste Formen des Faschings

4. Konflikte durch Kirche, Obrigkeit, Krieg und Krankheiten

5. Erste Faschingsspektakel nach der Krisenzeit

6. Die Rückkehr des Faschings

7. Die Blütezeit des Münchner Faschings

8. Veränderungen der Faschingsbräuche

9. Fasching in der heutigen Zeit

10. Schluss

11. Literaturangaben

12. Bildquellennachweis

1. Einleitung

Der Februar gilt im allgemeinen als der Faschingsmonat - wenn nicht ein besonders früh liegender Aschermittwoch dem lustigen Treiben ein frühzeitiges Ende bereitet. Die Lage von Aschermittwoch im Kalender und damit auch die Dauer des Faschings, wird von der Lage des Osterfestes diktiert. Ostern fällt immer auf einen Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühjahrsanfang. Das kann frühestens der 22. März, spätestens der 25. April sein. Dem Osterfest ist eine Fastenzeit vorgeschalten, die ursprünglich 40 tage umfasst, seit Anfang des 7. Jahrhunderts jedoch mit dem Mittwoch nach Quinquagesima (= Aschermittwoch) beginnt.

Die Entwicklung der Münchner Fasnacht lässt sich durch reichliche Zeugnisse aus alter Zeit über 700 Jahre zurückverfolgen und macht eine beinahe lückenlose chronologische Aufreihung über die Bedeutungsgewinnung des Faschings in München möglich. Im Folgenden sollen einige wichtige Ereignisse kurz dargestellt werden und der Fasching in München von der Stadtgründung bis in die heutige Zeit beleuchtet werden.

2. Frühe urkundliche Erwähnungen des Faschings

Im Jahr 1158 ließ der Welfenherzog Heinrich der Löwe bei der kleinen klösterlichen Niederlassung „ze den munichen“ eine Brücke über die Isar bauen um so die Salzhandelsstraße von Reichenhall nach Augsburg, die zu dieser Zeit über die Bischofsstadt Freising verlief, umzuleiten. Heinrich ließ eine Zollstation errichten und verlieh der neuen Siedlung Markt- und Münzrecht. Schnell wuchs das zukünftige München durch den Zuzug von auswärtigen Kaufleuten und Handwerkern.

In den Schriften der Gemeinde ist die Fasnacht erstmals 1295 in einer herzoglichen Urkunde erwähnt, die sich auf den Neubau einer Münzschmiede bezog und am „sunntag vor Vasnaht“[1] ausgestellt war. Man kann allerdings davon ausgehen, dass auch schon in der Zeit davor die Fastnacht ein fester Bestandteil im Kalenderjahr der jungen Stadt war.

Die Bezeichnung „vaschanc/vastschang“[2] (Fasching) wurde in München erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts abwechselnd mit dem Begriff „vasnacht“ (Fastnacht) gebraucht.

In den frühesten Nennungen liegt der Fasching allerdings lediglich als Datierungen vor und sie deuten auf noch keine festlichen Begehungen hin. Man darf aber annehmen, dass die Fasnacht schon früh zum beliebten Heiratstermin geworden war. Im ersten Satzungsbuch 1319 bezieht sich so zum Beispiel ein Artikel auf Sippengelage, Musikanten und Straßentänze[3] und damit auf faschingsähnliche Brauchelemente. In diversen Rechnungen kann man Ausgaben von verschiedenen Fastmählern nachvollziehen, die vom Datum her eindeutig in der Faschingszeit lagen, aber keinen eindeutigen Bezug auf die Fasnacht nehmen.

3. Erste Formen des Faschings

Wie in vielen mitteleuropäischen Städten kam es auch in München Mitte des 14. Jahrhunderts zu sozialen Unruhen zwischen Patriziat und dem gemeinen Volk. 1397 war es zur offenen Revolution gekommen. Erst Mitte des Jahres 1403 sollte es von der Landesherrschaft wie von der städtischen Bürgerschaft her zur allgemeinen Versöhnung kommen. Seltsamerweise erlangt man gerade aus diesem Zeitraum deutlichere Zeugnisse für festliche Formen der Fasnachtsbegehung.

Im Jahr 1400 liegt das Zeugnis eines Festmahls zur Fasnacht vor auf dem angesehene Gäste bewirtet wurden. Außer Gelagen und Tanz wurden zur damaligen Zeit außerdem noch Turniere gegeben. Von den Unruhen der damaligen Zeit blieb das Volk förmlich unbeeindruckt. Trotz schwerer kriegerischer Auseinadersetzungen tanzte das Volk am Fasnachtssonntag 1403 ausgelassen vor dem Rathaus während das Heer der Belagerer vor Feldmoching und Moosach lagerte.

Als wenige Monate später allerseits Frieden geschlossen wurde, sollte im darauffolgenden Jahr die Fastnachtsfeier nichts mehr überschatten. Die Bürger wurden aufgerufen ihre Häuser zu verlassen, um auch in den Gassen zu tanzen.

Ab 1406 wurde offenbar die Regelung getroffen am „Weißen Sonntag“ die Salzsender und Zöllner mit Wein und diversen Speisen zu feiern. Dieses Salzsendermahl wird in den darauffolgenden Jahren noch des öfteren erwähnt und wurde so anscheinend zu einem der ersten Faschingsbräuche. In der Folgezeit wurden an Fasching vermehrt Turniere und Festgelage abgehalten, bei denen sich immer mehr Menschen maskierten und auch die musikalische Untermahlung durch die Stadtmusikanten nicht fehlen durfte.

So wurde jedes Jahr immer ausgiebiger gefeiert und nur mit wenigen Ausnahmen blieben die Feste aus. So unterblieb zum Beispiel im Jahr 1436 das Salzsendermahl, da der Landesherr dahingeschieden war. Auch die Stadtmusikanten durften nicht aufspielen, erhielten hierfür aber eine finanzielle Entschädigung.

4. Konflikte durch Kirche, Obrigkeit, Krieg und Krankheiten

Unbeeindruckt blieb der Münchner Fasching allerdings im Jahr 1454 von einem Aufruf der Kirche, in dem gegen alle weltlichen Freuden gewettert und zur Bußgesinnung aufgerufen wurde. Während sich in vielen Städten die Menschen zurückzogen hielt sich in München die erwartete Erschütterung in Grenzen und konnte jedenfalls die folgende Fasnacht ganz und gar nicht beeinträchtigen.

1459 ist erstmals ein Verbot des Maskentragens erwähnt[4], weil es unerwünschte Ausmaße angenommen und zur Tarnung von allerlei Ungebühr verleitet hatte. Da dieses Verbot wohl nicht zureichend befolgt worden war, wurde es 1460 im Voraus wiederholt. In diesem Jahr fiel dann aber nachdem am 29. Februar Herzog Heinrich III. starb sowieso jede Festlichkeit aus. Ansonsten entfielen öffentliche Fasnachtbegehungen meist in den Jahren in denen ansteckende „Pestilenz“, „Prechen“ oder „Infektion“ genannte Krankheiten die Stadt heimsuchten.

Neben dem alljährlichen Salzsendermahl fanden bis dahin nur wenige regelmäßigen Festivitäten statt. 1469 ist erstmals ein Ball im Tanzhaus erwähnt, welches 1480 durch den Bildschnitzer Erasmus Grasser seine berühmten Maruska-Tänzer erhielt. Weiterhin wurde seit 1450 des öfteren ein durch die Landesfürstin ins Leben gerufenes Frauenmahl durchgeführt. Lange noch war der Aschermittwoch damals der einzige Tag im Jahr an dem den Frauen Festgelage zustanden. Ein weiterer Brauch war ab 1482, dass im Münchner Heiliggeistspital eine Feier für die Armen und Siechen abgehalten wurde. Sie erhielten zu Herrenfasnacht einen Sud Bier, dazu Fasnachtküchel und ein Honiggebäck mit dem seltsamen Namen Affenmund.

1483 wurde in München erstmals eine Arte Rügebrauch verboten. Sinn dieses Brauches war, denjenigen in den Brunnen zu tauchen, der den Wein verschmähte. Dieses spezielle Verbot wurde schon bald zu einem generellen Verbot ausgeweitet. Zugelassen, ja durch behördliche Beihilfe sogar gefördert, blieben Rennen und Stechen. Die nun nicht mehr elitären kampfsportlichen Veranstaltungen waren so bis 1539 üblich.

Was den Bürgern zu individueller Faschingsbelustigung eingefallen sein mochte, lässt sich leider nur sehr schwer nachvollziehen. Anscheinend wurde die Maskierung, allerdings mit gewissen Einschränkungen, wieder geduldet.

Der weitere Verlauf des 16. Jahrhunderts war für eine weitere und breitere Entfaltung auf künftige Faschingsfestlichkeiten hin nicht sonderlich günstig. Nach anhaltenden Kriegsläufen suchte der „Schwarze Tod“ die Stadt heim. Weiterhin traf die Fasnacht sowohl unter den Auseinandersetzungen mit dem vordringenden Protestantismus wie auch in der Gegenreformation durch die 1559 berufenen Jesuiten auf prinzipiellen Widerstand.

Es ist damit wohl begründet, dass für einen längeren Zeitraum nur vereinzelt Veranstaltungen zum Termin Fasnacht stattfanden. Deren Akteure kamen nun aus dem Kreis der Zünfte.

5. Erste Faschingsspektakel nach der Krisenzeit

1537 veranstaltete zum Beispiel die Messerschmiede einen „Schwertanz“ und auch andere Zünfte boten in der darauffolgenden Zeit immer häufiger Schautänze oder Scherzturniere die als „vasnachtspil“[5] bezeichnet wurden. Während es bei den zünftischen Vorführungen wohl stets manierlich zugegangen war, konnte es durch Gruppen und Einzelgänger aus dem Stadtvolk auch zu Ausschreitungen kommen.

[...]


[1] Dirr, Pius: Denkmäler des Münchner Stadtrechts. München 1934, S. 49. zitiert nach Moser, Hans: Aufriß der Geschichte des Münchner Faschings. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1988), München 1988, S. 41.

[2] Moser Hans: Fasnacht, Faßnacht, Faschang. In Festschrift für Robert Wildhaber, Basel 1973, S. 433-453, dort S. 444. zitiert nach Moser, Hans: Aufriß der Geschichte des Münchner Faschings. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1988), München 1988, S. 42.

[3] Dirr, Pius: Denkmäler des Münchner Stadtrechts. München 1934, S. 196 f. zitiert nach Moser, Hans: Aufriß der Geschichte des Münchner Faschings. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1988), München 1988, S. 42.

[4] Moser Hans: Städtische Fastnacht des Mittelalters (1967) jetzt in: ders.: Volksbräuche im geschichtlichen Wandel, München 1985, S. 110. zitiert nach Moser, Hans: Aufriß der Geschichte des Münchner Faschings. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1988), München 1988, S. 41.

[5] Kramer, Karl-S.: Altmünchener Handwerk. Bräuche, Lebensformen, Wanderwege. In Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1958), S. 113. zitiert nach Moser, Hans: Aufriß der Geschichte des Münchner Faschings. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1988), München 1988, S. 47.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Geschichte des Münchner Faschings
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Volkskunde / Europäische Ethnologie)
Veranstaltung
Einführung in die Volkskunde
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V37184
ISBN (eBook)
9783638366038
ISBN (Buch)
9783638776363
Dateigröße
1285 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte, Münchner, Faschings, Einführung, Volkskunde
Arbeit zitieren
Tim Tengler (Autor:in), 2003, Geschichte des Münchner Faschings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37184

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