Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet: Kann mit dem Demokratischen Konföderalismus in Rojava Macht überwunden werden? Grundlegend für diese Frage sind die Theorien der Soziologie, die Macht und Herrschaft begrifflich zu erfassen versuchen. Von einem kritischen Verständnis von Macht ausgehend, werden anschließend alternative Konzepte zur Überwindung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen skizziert. Aufgrund der Aktualität des Themas werden im zweiten Teil der Arbeit vor allem die Werke und Artikel von Politikwissenschaftlern, aber auch Erfahrungsberichte von Menschen vor Ort herangezogen. Abschließend werden mögliche Perspektiven für den Demokratischen Konföderalismus im Mittleren Osten skizziert, welcher als reale Utopie einen wegweisenden Moment für die Zukunft darstellen kann.
Anknüpfend an die Ideen von einem Libertären Kommunalismus entwickelte Abdullah Öcalan als maßgebender Anführer einer kurdisch-autonomen Bewegung ein neues Gesellschaftsmodell für den Mittleren Osten, welches er als Demokratischen Konföderalismus bezeichnete. Seit 1999 ist er auf der Gefängnisinsel Imrali in der Türkei inhaftiert und trotzdem sind seine Schriften und Weisungen noch immer maßgebend für seine Bewegung. Während und auch nach seinem Exil-Aufenthalt in Syrien konnte sich seine Bewegung in den kurdisch bewohnten Siedlungsgebieten Syriens etablieren, das als Rojava (dt.: Land des Sonnenuntergangs) bezeichnet wird. Mit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2011 wurden die Truppen des Regimes aus dem Norden abgezogen, sodass die Partei der Demokratischen Union (PYD) weitgehend die Kontrolle über die kurdisch bewohnten Gebiete in Rojava übernehmen konnte. Die PYD rekrutierte sich ursprünglich aus ehemaligen Kadern der von Öcalan mitbegründeten Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und steht ideologisch in einem engen Verhältnis zu ihrer Schwesterpartei. Nun wird versucht, die Idee vom Demokratischen Konföderalismus in Rojava umzusetzen, sodass aus dem utopischen Modell Öcalans Realität wird. Besonders der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg in Syrien und die bewaffnete Auseinandersetzung verschiedener Gruppen erschwert den Gestaltungsraum für solch ein basisdemokratisches Selbstverwaltungsprojekt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Macht und Herrschaft
- Macht und Herrschaft in der Soziologie
- Kritik von Macht und Herrschaft
- Überwindung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen
- Demokratischer Konföderalismus in Rojava
- Entwicklungen in Nordsyrien
- Kommunale Basisorganisierung in Rojava
- Perspektiven im Mittleren Osten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Konzept des Demokratischen Konföderalismus, wie es in Rojava, einem kurdisch dominierten Gebiet in Nordsyrien, umgesetzt wird. Der Fokus liegt darauf, zu analysieren, ob dieses Modell tatsächlich die Überwindung von Macht und Herrschaft ermöglicht.
- Das Konzept des Demokratischen Konföderalismus und seine philosophischen Wurzeln
- Die historische Entwicklung und die aktuelle Situation in Rojava
- Kritische Analyse der theoretischen und praktischen Herausforderungen des Modells
- Die Rolle von Macht und Herrschaft im Kontext des Demokratischen Konföderalismus
- Potenzial und Grenzen des Modells im Hinblick auf die Überwindung von Macht und Herrschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage der Arbeit vor und führt in die Problematik von Macht und Herrschaft ein.
- Das Kapitel „Macht und Herrschaft“ beleuchtet verschiedene theoretische Ansätze zur Erfassung dieser Phänomene in der Soziologie, insbesondere die klassische Definition von Max Weber. Es werden kritische Perspektiven auf die Konzepte von Macht und Herrschaft vorgestellt und die Notwendigkeit einer Überwindung dieser Verhältnisse aufgezeigt.
- Das Kapitel „Demokratischer Konföderalismus in Rojava“ behandelt die Entwicklungen in Nordsyrien und die Entstehung des Demokratischen Konföderalismus. Es wird die kommunale Basisorganisierung in Rojava beschrieben und die Perspektiven des Modells im Mittleren Osten diskutiert.
Schlüsselwörter
Demokratischer Konföderalismus, Rojava, Nordsyrien, Macht, Herrschaft, Überwindung, Selbstverwaltung, Kommunalismus, Basisdemokratie, Kurden, Abdullah Öcalan, Murray Bookchin, Konflikte, Mittlerer Osten, Politische Philosophie.
- Quote paper
- Mehmet Akyazi (Author), 2017, Demokratischer Konföderalismus in Rojava. Ein Versuch zur Überwindung von Macht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371978