Immer noch gibt es in unserer Gesellschaft die Wahrnehmung, dass Kinder und auch Jugendliche reine und sexuell uninteressierte Menschen sind. Die Vorstellung, dass bereits junge Heranwachsende sexuelle Neigungen haben und eventuell sogar ein sexuell grenzverletzendes Verhalten entwickeln können, ruft bei den meisten Menschen ein Unbehagen und Widerwillen hervor. Dabei werden ein Drittel aller Sexualdelikte von Kindern und Jugendlichen verübt. Doch welche Belastungs- und Risikofaktoren können innerhalb des Familiensystems zu diesem sexuell unangemessenen Verhalten beitragen?
Da diese Thematik erst in den letzten Jahren auch gesellschaftlich mehr in den Vordergrund gerückt ist, habe ich mich entschieden, dieses Thema meiner Hausarbeit zu widmen. Da ich als ausgebildete Erzieherin bereits einige Erfahrungen und Beobachtungen hinsichtlich sexuell grenzverletzenden Verhaltens bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren gemacht habe, interessiert mich dieses Thema zusätzlich. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, die Wichtigkeit des Hintergrundes bezüglich der Herkunftsfamilie und der familiären Biographie der kindlichen und jugendlichen Täter aufzuzeigen.
Zu Beginn werde ich das normale kindliche Sexualverhalten und das sexuelle Missbrauchsverhalten von Kindern und Jugendlichen definieren, damit jeder Leser auf dem gleichen Wissensstand ist. Es gibt zudem etliche Definitionen, die z.T. erhebliche Unterschiede aufweisen, sodass es wichtig ist, zu wissen, mit welcher Ausgangsdefinition gearbeitet wird. Danach nenne ich Zahlen und Fakten aus dem Hell- und Dunkelfeld, mit Zuhilfenahme der polizeilichen Kriminalstatistik aus dem Jahr 2014 (PKS) und einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2015. Im Anschluss geht es um den Kern der Hausarbeit, nämlich um die Belastungs- und Risikofaktoren innerhalb der Herkunftsfamilien der kindlichen und jugendlichen Täter. Dabei sollen die eventuellen Familienstrukturen, die Folgen eigener Misshandlungen und Missbrauchserfahrungen in der Familie, die sozioökonomischen Faktoren und die Merkmale sexuell aggressiver Kinder und Jugendlicher aufgezeigt werden. Sodann erläutere ich das bindungstheoretische Modell nach Bowlby zur Entstehung sexuell auffälligen Verhaltens von Kindern und die Tätertypologie nach Schorsch. Zum Abschluss gebe ich einen Einblick in die Empfehlungen für den fachlichen Umgang mit übergriffigen Kindern in Kindertagesstätten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Normales kindliches Sexualverhalten
- Sexuelles Missbrauchsverhalten von Kindern und Jugendlichen
- Zahlen und Fakten
- Prävalenzraten: Kinder und Jugendliche als Täter
- Risiko- und Belastungsfaktoren
- Die Struktur der Herkunftsfamilien der jugendlichen Täter
- Misshandlungen und Missbrauchserfahrungen innerhalb der Herkunftsfamilie
- Die Bedeutung sozioökonomischer Faktoren für die Entwicklung sexualisierter Gewalt
- Merkmale sexuell aggressiver Kinder und Jugendlicher
- Theoretisches Modell zur Entstehung sexuell auffälligen Verhaltens von Kindern
- Bindungstheoretisches Modell
- Typologie von Eberhard Schorsch
- Empfehlung für den fachlichen Umgang mit übergriffigen Kindern in Kindertagesstätten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Seminararbeit ist es, die Bedeutung des Hintergrundes bezüglich der Herkunftsfamilie und der familiären Biographie von Kindern und Jugendlichen, die sexuell grenzverletzendes Verhalten zeigen, aufzuzeigen.
- Definition von normalem kindlichem Sexualverhalten und sexuellem Missbrauchsverhalten von Kindern und Jugendlichen
- Präsentation von Zahlen und Fakten zum Thema Kinder und Jugendliche als Täter
- Analyse von Belastungs- und Risikofaktoren innerhalb des Familiensystems
- Erörterung des bindungstheoretischen Modells nach Bowlby
- Vorstellung der Tätertypologie nach Schorsch
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema „Kinder und Jugendliche als Täter des sexuellen Missbrauchs“ ein und erläutert die Relevanz der familiären Einflüsse.
- Das Kapitel „Definitionen“ behandelt sowohl das normale kindliche Sexualverhalten als auch das sexuelle Missbrauchsverhalten von Kindern und Jugendlichen.
- Im Kapitel „Zahlen und Fakten“ werden Prävalenzraten zum Thema Kinder und Jugendliche als Täter vorgestellt.
- Das Kapitel „Risiko- und Belastungsfaktoren“ befasst sich mit der Struktur der Herkunftsfamilien, Misshandlungen und Missbrauchserfahrungen innerhalb der Herkunftsfamilie, der Bedeutung sozioökonomischer Faktoren und den Merkmalen sexuell aggressiver Kinder und Jugendlicher.
- Das Kapitel „Theoretisches Modell zur Entstehung sexuell auffälligen Verhaltens von Kindern“ stellt das bindungstheoretische Modell nach Bowlby vor.
- Das Kapitel „Typologie von Eberhard Schorsch“ behandelt die Tätertypologie nach Schorsch.
- Im Kapitel „Empfehlung für den fachlichen Umgang mit übergriffigen Kindern in Kindertagesstätten“ werden Handlungsempfehlungen für den Umgang mit übergriffigen Kindern gegeben.
Schlüsselwörter
Kinder und Jugendliche als Täter des sexuellen Missbrauchs, Risikofaktoren, Belastungsfaktoren, Herkunftsfamilie, Missbrauchserfahrungen, sozioökonomische Faktoren, Bindungstheorie, Tätertypologie, Prävention, Intervention.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2016, Kinder und Jugendliche als Täter des sexuellen Missbrauchs. Welche Belastungs- und Risikofaktoren können innerhalb des Familiensystems dazu beitragen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372011