Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Forschungsstand
Migration
Erklärungsansätze zur Bildungsbenachteiligung von Migranten
Der Besuch vorschulischer Einrichtungen
Die Funktion vorschulischer Einrichtungen
Die Wahl der vorschulischen Einrichtung
Auswirkungen des Besuchs einer vorschulischen Einrichtung
Die Dauer des Kindergartenbesuchs
Die Sprachentwicklung von Kindern
Die Qualität des Kindergartens
Weitere Auswirkungen
Zusammenfassung und Fazit
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Einleitung
In den letzten Jahren, im Besonderen auch durch die Veröffentlichung der PISA Studien, ist das Thema Migration im Zusammenhang mit Bildung in den Vordergrund gerückt und somit ein hochaktuelles Thema.
Die Bildungsforschung zeigt dabei, dass Migranten im deutschen Schulsystem als weniger erfolgreich gelten. Infolgedessen verlassen viele Jugendliche die Schule ohne Schulabschluss und haben entsprechend Schwierigkeiten beim Finden eines Ausbildungs- und Arbeitsplatzes (Aulinger 2009:14).
Jedes Kind wird durch seine Herkunft unterschiedlich sozialisiert und beginnt seine schulische Laufbahn mit verschiedenen Startbedingungen und somit unterschiedlichen Chancen (Becker 2010: 18).
Dabei korreliert der Bildungserfolg in Deutschland nach wie vor zum großen Teil mit der sozialen Herkunft. Eine vorschulische Einrichtung wird daher als Möglichkeit gesehen, Defizite frühzeitig zu kompensieren (Aulinger 2009: 51).
Diese Hausarbeit stellt Zusammenhänge zwischen dem Besuch einer vorschulischen Einrichtung und der weiteren schulischen Entwicklung eines Kindes her und soll eine Antwort auf nachfolgende Leitfragen geben: Wird durch den Besuch einer vorschulischen Einrichtung die schulische Entwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund gefördert? Gibt es Unterschiede zwischen Kindergarten? Wie wird die Wahl des Kindergartens beeinflusst? Welche weiteren Faktoren gibt es?
Es ergibt sich somit folgende Forschungsfrage: Inwieweit wirkt sich der Besuch einer vorschulischen Einrichtung auf die schulische Entwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund aus?
Die Hausarbeit beginnt mit einer kurzen Einführung in das Thema Migration und schließt mit allgemeinen Erklärungsansätzen der Bildungsbenachteiligung, die Aufschluss über den aktuellen Forschungsstand geben, daran an. Es folgt eine Erläuterung der Funktion vorschulischer Einrichtungen sowie von Faktoren, die die Wahl einer vorschulischen Einrichtung beeinflussen. Im Anschluss folgt der Hauptteil der Hausarbeit, der einen Zusammenhang zwischen Besuchsdauer einer vorschulischen Einrichtung und Entwicklung eines Kindes setzt. Darauffolgend wird die Sprachentwicklung des Kindes durch den Besuch einer vorschulischen Einrichtung thematisiert, wonach, in einem weiteren Abschnitt, Unterschiede zwischen den vorschulischen Einrichtungen erläutert werden. Im Anschluss werden weitere Auswirkungen auf das Kind angesprochen. Das letzte Kapitel fasst alle wesentlichen Aspekte der Arbeit noch einmal kurz zusammen und schließt sie mit einem Fazit ab.
Dieses Thema zeigt, wie bereits frühkindliche Förderung zu unterschiedlichen Bildungschancen beiträgt. Es hilft zudem, Stereotype zu vermeiden, und durch mehr Wissen Bildungsentscheidungen von Migranten leichter nachvollziehen zu können.
Forschungsstand
In diesem Kapitel wird der Begriff Migration definiert sowie die aktuelle Migrationslage in Deutschland in Bezug auf das vorliegende Thema aufgezeigt. Im weiteren Verlauf werden Erklärungsansätze zur Bildungsbeteiligung vorgestellt, welche Aufschluss über den meist niedrigeren sozioökonomischen Status von Migranten geben und einen theoretischen Hintergrund zu Bildungsentscheidungen liefern.
Migration
Der aus dem lateinischen abgeleitete Begriff Migration lässt sich mit dem deutschen Begriff „Wanderung“ gleichsetzen (Aulinger 2009: 20).
Das Statistische Bundesamt definiert den Begriff wie folgt:
Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Im Einzelnen umfasst diese Definition zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer, zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte, (Spät-) Aussiedlerinnen und (Spät-) Aussiedler sowie die als Deutsche geborenen Nachkommen dieser Gruppen (Statistisches Bundesamt o. J.)
Die aktuellsten Zahlen beziehen sich dabei laut dem Bundesamt für Statistik auf 2015 (Abbildung 1). Bei einer Gesamtbevölkerung von 81 404 000 Menschen haben 17 118 000 Menschen einen Migrationshintergrund, wovon 11 453 000 selbst zugewandert sind und knapp über die Hälfte keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzt (Mikrozensius 2015, zitiert nach Statistisches Bundesamt 2016a). Diese Daten spiegeln die Gesamtbevölkerung jedoch nur teilweise wieder, da die Umfragen in Erstaufnahmeeinrichtungen von Flüchtlingen generell nicht durchgeführt werden und so die Ausländeranzahl Flüchtlinge nur teilweise mit einbezieht (Statistisches Bundesamt 2016a).
Vor allem Migranten aus der Türkei, Polen, Italien sowie der Russischen Föderation stellen die Haupteinwanderungsgruppen dar. Menschen mit Migrationshintergrund sind im Schnitt jünger als Menschen ohne Migrationshintergrund und so hat fünfte jede Person unter 18 einen Migrationshintergrund, wobei der größte Anteil durch Kinder unter 5 Jahren darstellt wird (36%) (siehe Abbildung 2) (Statistisches Bundesamt 2016a).
Interessant ist in diesem Kontext die Frage, ab welchem Alter bei Kindern und Jugendlichen das deutsche Bildungssystem durchlaufen wird. Abbildung 3 zeigt hierbei eine Tabelle der 2015 zugwanderten Ausländer nach Einreisealter und Aufenthaltsdauer. Um die Frage zu klären, inwieweit sich der Besuch des Kindergartens auf die weitere schulische Laufbahn auswirkt, ist lediglich die Angabe unter 6 relevant. Von 11 326 0001 Zugewanderten sind 1 215 000 Kinder unter 6 Jahre alt und verfügen so noch über die Möglichkeit, einen Kindergarten zu besuchen (Mikrozensius, zitiert nach Statistisches Bundesamt 2016c). Zudem sind von 17 118 000 Menschen mit Migrationshintergrund 5 665 00 in Deutschland geboren und konnten so das deutsche Bildungssystem von Anfang an durchlaufen (Statistisches Bundesamt 2016a).
Menschen mit Migrationshintergrund haben laut dem Statistischen Bundesamt seltener einen Berufsabschluss. So zeigt sich bei 25-35jährigen zeigt, dass sie dreimal weniger einen Berufsabschluss erwerben. Der Bildungserfolg variiert jedoch stark nach Herkunftsland. So erwerben beispielsweise 88% der Jugendlichen mit chinesischen Wurzeln Abitur, während Jugendliche mit türkischem Ursprung einen Abiturienten-Anteil von 16% bilden (Statistisches Bundesamt 2016a).
Unter Bildungsbenachteiligung versteht man hier: „das Bestehen von Einflüssen, die zu systematisch geringeren Chancen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, im Vergleich zu Kindern deutscher Eltern, führen, in vorteilhaftere Bildungsgänge zu gelangen und günstige Abschlüsse zu erreichen“ (von Alba/Handl/Müller 1944, zitiert von Aulinger 2009).
Erklärungsansätze zur Bildungsbenachteiligung von Migranten
Der Migrationsstatus selbst liefert keine ausreichende Erklärung für die Benachteiligung im deutschen Bildungssystem. Sie ist viel mehr durch weitere Faktoren bedingt, die hier nun zusammengefasst erläutert werden.
Zunächst spielt der sozioökonomische Status der Familie eine Rolle. Es sind vor allen Dingen Migranten, die einen niedrigen sozioökonomischen Status aufweisen (Aulinger 2009: 37).
Eine Tabelle des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Migrationsstatus um 3,8 Prozentpunkte höher ist (Abbildung 4). Sie ist jedoch nur ein Beispiel für fehlendes Kapital. Bei Migrationsfamilien ist, laut Bourdieu, neben ökonomischem Kapital, weniger inkorporiertes kulturelles Kapital vorhanden, welches vor allem eine Investition von Zeit benötigt. Gleichzeitig hängt der Wert des Kapitals mit dessen Ersterwerb zusammen, welcher Faktoren wie Sprache, Klasse oder Religion beinhaltet. Somit ist es möglich, dass bereits erworbenes Wissen (beispielsweise Sprachkenntnisse, schulische Kenntnisse, etc.) im Ankunftsland nicht angewendet werden kann und somit einen Wertverlust erleidet. Zur selben Zeit ist es schwierig, auf den Wissensstand der Kinder des Ankunftslandes zu gelangen, da es bereits eine zeitliche Verzögerung zu in Deutschland lebenden Kindern gibt. Somit unterscheidet nicht zwangsläufig das Streben nach Bildung von deutschen und Migrantenfamilien, sondern allein der Bildungserfolg (Aulinger 2009: 40-41).
Die Kulturdifferenz- und Kultur-Defizit-Hypothese sieht „kulturelle Distanz zwischen Herkunftsland und Aufnahmeland“ als Ursache für schulische Schwierigkeiten (Aulinger 2009: 38).
Hierbei ist es problematisch, wenn von der Schule Anpassungserwartungen ausgehen und die von kulturellen Unterschieden geprägte Heterogenität der Schüler als Differenz definiert wird (Aulinger 2009: 38).
Eine weitere Theorie für die Bildungsbenachteiligung von Migrantenkindern stellt die Rational- Choice-Theorie dar, die bestimmte Bildungsentscheidungen begründet. Dabei gibt es eine „nutzenoptimierend[e] Abwägung von Kosten-Nutzen-Überlegungen zu verschiedenen Bildungsalternativen“ (Aulinger 2009: 41). Boudon unterscheidet hierbei zwischen primären und sekundären Herkunftseffekten. Bei den primären Herkunftseffekten kann direkt auf die soziale Herkunft geschlossen werden (beispielsweise durch die finanziellen Mittel), während die sekundären Herkunftseffekte bei gleicher Leistung verschiedene Entscheidungen in Abhängigkeit zu der sozialen Herkunft begründet. Die Familie entscheidet hierbei, welche Kosten und Nutzen (auch nicht-monetärer Art) sie von einem höheren Bildungsabschluss hat (Aulinger 2009: 41).
Der Besuch vorschulischer Einrichtungen
In dem Kapitel „Der Besuch vorschulischer Einrichtungen“ werden zunächst die Aufgaben einer vorschulischen Einrichtung skizziert, gefolgt von Faktoren, die die Wahl eines Kindergartens beeinflussen.
Die Funktion vorschulischer Einrichtungen
Vorschulische Einrichtungen haben zwei grundlegende Funktionen. Zum Einen sollen sie Betreuungsmöglichkeiten schaffen, die es ermöglichen, Familie und Beruf zu vereinen. Zum Anderen haben sie die Aufgabe, einen Bildungsauftrag umzusetzen, dessen Umsetzung sich jedoch flexibel gestaltet (Aulinger 2009: 54-44).
Die Pädagogen haben dabei die Aufgabe eines Unterstützers, der zu einem gelungenen Übergang zur Schule beiträgt. Hierzu zählen zum Beispiel Sprachförderung, aber auch eine Unterstützung in der persönlichen Entwicklung, wie in sozialer, emotionaler, körperlicher und geistiger Hinsicht. Es sollen Defizite und Benachteiligungen bei Kindern erkannt und bestmöglich ausgeglichen werden (Aulinger 2009: 54-55).
Auf die unterschiedlichen Formen der in Deutschland existierenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten wird nicht näher eingegangen.2
Die Wahl der vorschulischen Einrichtung
Die durchschnittliche Betreuungsquote in vorschulischen Einrichtungen liegt für Kinder mit Migrationshintergrund von drei bis sechs Jahren bei 88%, während sie bei Kindern ohne Migrationshintergrund bei 96% liegt. Dies variiert jedoch von Bundesland zu Bundesland. Eine genaue Auflistung findet sich im Anhang bei Abbildung 5(Statistisches Bundesamt 2016e).
Aus der Tabelle lässt sich entnehmen, dass die Quote für Besuche vorschulischer Einrichtungen bei den Null- bis Dreijährigen deutlich geringer als bei den drei- bis sechsjährigen ist, bei welchen der Besuch einer vorschulischen Einrichtung nahezu eine Norm darstellt. Kinder, die eine frühkindliche Einrichtung für null- bis dreijährige nutzen, haben häufig Mütter mit einem höheren Bildungsabschluss, die zu der einkommensstärkeren Schicht zählen. Zu weiteren Nutzern zählen Mütter, die eine hohe Stundenanzahl arbeiten müssen und/oder alleinerziehend sind (Aulinger 2009: 56).
Auch bei den drei- bis sechsjährigen Kindern finden sich Unterschiede. Kinder, deren Eltern über einen hohen Bildungsabschluss verfügen und arbeiten, besuchen häufiger den Kindergarten als Kinder mit einer hohen Geschwisteranzahl und niedrigem sozio- ökonomischen Status. Gerade der niedrige sozio-ökonomische Status trifft, wie in dem vorherigen Kapitel bereits erläutertet wurde, auf Kinder mit Migrationshintergrund zu (Aulinger 2009:56).
Generell haben Kinder mit Migrationshintergrund eine kürzere Besuchszeit und besuchen selten Einrichtungen wie Kinderkrippen, wobei jedoch die Anzahl steigt, wenn nur ein Elternteil aus dem Ausland kommt (Aulinger 2009: 56).
Studien haben herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Familienmerkmalen, wie etwa dem Bildungsstand der Eltern, sowie den Fähigkeiten der Kinder bei Schulbeginn gibt. Im ersten Kapitel wurden bereits primäre und sekundäre Herkunftseffekte angesprochen, worauf sich jetzt bezogen werden kann. Eltern wählen, bewusst oder unbewusst, ein Umfeld für eine außerfamiliäre Lernumwelt, wie etwa einer vorschulischen Einrichtung, die eine Variable im weiteren Bildungsverlauf des Kindes darstellt und möchten, dass mit der Betreuungseinrichtung bestimmte Bildungs- und Erziehungsziele einhergehen (Becker 2010: 20-21).
Somit wird, unter Berücksichtigung der angesprochenen Kosten-Nutzen-Analyse, die entsprechende vorschulische Einrichtung ausgewählt (Becker 2010: 22).
Da einige Eltern eine vorschulische Einrichtung mit einem hohen Migrantenanteil und Kindern, die aus einer Familie mit einem niedrigen sozioökonomischem Status stammen, negativ bewerten, würden sie sich bei mehreren Optionen gegen diese vorschulische Einrichtung entscheiden. Gleichzeitig ist es möglich, dass z.B. eine türkische Familie einen christlichen Kindergarten aufgrund von unterschiedlichen Glaubensvorstellungen ablehnt (Becker 2010: 22).
Durch eine Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung und der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität Mannheim, auf die zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer eingegangen wird, konnte nachgewiesen werden, dass deutsche Kinder einen 6
Kindergarten mit durchschnittlich 21% Migrantenanteil besuchen, während Kinder mit türkischem Migrationshintergrund Kindergärten mit durchschnittlich 41% Migrantenanteil besuchen. Es konnte ebenso die Präferenz zur eigenen ethnischen Gruppe belegt werden: Während türkische Kinder Kindergärten mit durchschnittlich 18% Türkenanteil besuchen, besuchen deutsche Kinder Kindergärten mit durchschnittlich 6% bis 7% Aussiedler- oder Türkenanteil (Becker / Biedinger 2010: 62).
Die Nutzung vorschulischer Einrichtungen zeigt, dass grundsätzlich kein Desinteresse an vorschulischen Einrichtungen vorliegt. Oft spielen jedoch Restriktionen, monetärer oder zeitlicher Art, bei der Wahl einer vorschulischen Einrichtung eine Rolle (Preis der Einrichtung, Öffnungszeiten, etc.). Dies wird als extrinsische Motivation bezeichnet und ist besonders bei Familien, in denen beide Elternteile lange Arbeitszeiten oder wenig Geld haben, von Bedeutung. Aufgrund dessen wird in diesen Fällen oft eine private Kinderbetreuung durch Verwandte oder Babysitter organisiert (Becker 2010: 23).
Ein weiterer Faktor ist das oft mangelnde Wissen über bestimmte vorschulische Einrichtungen und die Schwierigkeit, deren Qualität richtig einzuschätzen. Durch Studien konnte außerdem erwiesen werden, dass Empfehlungen von Verwandten oder Freunden gerne angenommen werden. Bei 46,5% war eine solche der Grund für eine Entscheidung (Becker 2010: 24).
Bei Untersuchungen zur Schulwahlforschung wurde herausgefunden, dass Kinder mit Migrationshintergrund häufig auf Schulen gehen, die über verminderte Lernatmosphäre sowie -ressourcen verfügen. Dies liegt zum einen daran, dass Kinder mit Migrationshintergrund meist in schlechteren Wohngegenden zu Hause sind, zum anderen an der ethnischen Zusammensetzung der Schüler, die meist Defizite (zum Beispiel sprachlicher Art) im Vergleich zu deutschen Kindern aufweisen (Becker 2010: 25).
Dies belegen auch Studien aus Deutschland. Kristen fand heraus, dass es vor allen Dingen das nicht vorhandene Wissen um mögliche Alternativen ist, welches für eine Schulwahl verantwortlich ist. Hierbei verschwindet der Faktor des höheren Migrantenanteils, wenn ausreichende Informationen vorhanden sind. Dies hängt ebenso von der Bildung der Eltern, wie auch von ihren Deutschkenntnissen ab. Es gibt zudem unterschiedliche Hoffnungen bzw. Ziele für das Bildungsniveau der Kinder, sowie der Wunsch nach ähnlichem kulturellem und sprachlichen Rahmen (Becker 2010: 26-27).
Die gewonnenen Informationen zeigen, dass bestimmte Faktoren wie Wissen um Alternativen, der Wohnort, soziale Netzwerke, aber auch kulturelle Präferenzen die Wahl eines Kindergartens und auch einer Schule bestimmen. Es ist somit möglich, dass sich der Besuch eines Kindergartens mit bestimmten Faktoren, wie einem hohen Migrantenanteil, insofern auf die schulische Entwicklung auswirkt, als dass bestimme Entscheidungsmuster der Eltern aufgezeigt werden. Durch die Wahl eines Kindergartens sind Ähnlichkeiten in der Entscheidung zu erkennen.
Auswirkungen des Besuchs einer vorschulischen Einrichtung
In dem folgenden Kapitel wird über die Auswirkungen eines Besuchs einer vorschulischen Einrichtung gesprochen; es stellt somit den Hauptteil der vorliegenden Arbeit dar. Grundsätzlich gibt es ein Forschungsdefizit in diesem Bereich. Nichtsdestotrotz sollen die vorliegenden Ergebnisse helfen, einen tieferen Einblick in die Thematik zu erhalten.
Da Kinder mit Migrationshintergrund häufig sprachliche und kulturelle Defizite aufweisen, ist für sie ein außerfamiliärer Lernkontext von großer Wichtigkeit. Durch den Besuch einer vorschulischen Einrichtung kommen die Kinder mit der deutschen Sprache in Kontakt und lernen neben sozialen Kompetenzen auch die deutsche Kultur kennen (Becker 2010: 18).
Dennoch gibt es ebenso, im Vergleich zu deutschen Kindern, häufig Defizite in der Kognition und Wahrnehmung. Diese unterschiedlichen Startnachteile können sich im Laufe der Zeit zu gravierenden Unterschieden herausbilden (Becker / Biedinger 2010: 50).
In dem vorliegenden Hauptteil wird zunächst die Dauer eines Kindergartenbesuches durch eine britische und eine deutsche Studie in einen Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung des Kindes gesetzt. Darauffolgend wird die Sprachentwicklung von Kindern untersucht, die eine vorschulische Einrichtung besuchen.
Die Dauer des Kindergartenbesuchs
Sammons et al. untersuchten in Großbritannien den Zusammenhang zwischen der Dauer eines Kindergartenbesuchs und der Kompetenzentwicklung des Kindes.
Hierbei wurden 314 Kinder, die weniger als zehn Wochen in einer Vorschule verbrachten, mit über 2000 Kindern verglichen, die regelmäßig an Vorschulunterricht teilnahmen. Abbildung 6 zeigt die Ergebnisse der Studie an und verdeutlicht den positiven Effekt der vorschulischen Betreuung. Dabei wurden beeinflussende Effekte, wie der Bildungsgrad der Eltern, Sprachschwierigkeiten und die soziale Herkunft bereits miteinbezogen. Dennoch schneiden sie 8
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1 Anzahl der Zugewanderten unterscheidet sich leicht von Abbildung 1 3
2 In der Hausarbeit wird möglichst allgemein von einer vorschulischen Einrichtung gesprochen, da auf die in Deutschland unterschiedlichen existierenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht näher eingegangen werden kann. Dennoch wird in manchen Studien ausdrücklich von einem Kindergarten oder einer KiTa gesprochen, welche in diesen Fällen auch so bezeichnet werden.