Prosoziales Verhalten und dessen Bedeutung für die Entwicklung in der Kindheit


Hausarbeit, 2015

11 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Prosoziales Verhalten, Hilfeverhalten und Altruismus

3. Entwicklung von prosozialen Verhalten
3.1 durch Emotion
3.2 durch das Gewissen
3.3 Befragung von Müttern über das prosoziale Verhalten der vierjährigen Kinder

4. Eine Beobachtungsstudie: Mütterliche Feinfühligkeit und die Entwicklung von mitfühlend prosozialem Verhalten bei Vorschulkindern

5. Schlussfolgerung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Prosoziales Verhalten ist ein relativ junges Element der Psychologie und dessen Forschung. Erst seit 20 Jahren wird diesbezüglich eingehend geforscht, insbesondere in Bezug auf Schulkinder, Kinder im Jugendalter und Erwachsene. (vgl. Boehnke 1988, S.10)

„Prosoziales Verhalten ist ein positives, konstruktives, hilfsbereites Verhalten und das Gegenteil von antisozialem Verhalten.“ (Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik) Das bedeutet, dass das willentliche, freiwillige Handeln einer Person zum Wohlbefinden der Empfängerperson beiträgt. (vgl. Bierhoff 2010, S.13) Beispielsweise könnte dies ein junger Mann sein, welcher einer älteren Dame hilft, die Einkaufstaschen die Treppe hoch zutragen. Es kann jedoch immer unterschiedlich motiviert sein. Hierbei wird unterschieden in hilfreiches Verhalten, prosoziales Verhalten und Altruismus, worauf ich in der vorliegenden Hausarbeit präziser eingehen werde. (vgl. Bierhoff 2010, S.13)

Gegenwärtig liest man oft in Zeitungen, dass bei inszenierten Autounfällen durch die Polizei, Passanten entweder gar nicht eingreifen und vorbeifahren oder sich nicht zu helfen wissen. Doch warum ist das so und wo liegt der Ursprung des prosozialen Verhaltens? In meiner vorliegenden Hausarbeit möchte ich der Frage auf den Grund gehen, welche Bedeutung prosoziales Verhalten für die Entwicklung in der Kindheit hat und welche Entwicklungsprozesse ein Kind durchläuft um prosoziales Verhalten entstehen zu lassen. Als erstes werde ich dabei wiederholt auf den Begriff des prosozialen Verhaltens eingehen und dabei die oben genannten Begriffe noch einmal aufgreifen. Als zweites möchte ich mich mit der Entwicklung und dem Erlernen von Hilfsbereitschaft im Kindesalter befassen. Als drittes beschäftige ich mich mit der Bedeutung von prososzialen Verhalten in der Kindheit. Zum Schluss werde ich eine Studie miteinbeziehen, die mütterliche Feinfühligkeit und die Entwicklung von prosozialem Verhalten bei Vorschulkindern thematisiert.

2. Prosoziales Verhalten, Hilfeverhalten und Altruismus

Den Begriff des prosozialen Verhaltens habe ich ja bereits beschrieben. Das Ziel hierbei ist, einer anderen Person etwas gutes zu tun und/oder sich selbst. (vgl. Bierhoff 2010, S.13) Damit kann der eigene Selbstwert durch beispielsweise Kooperation oder soziale Unterstützung gesteigert werden. (vgl. Bierhoff 2010, S. 14)

Hilfreiches Verhalten schließt prosoziales Verhalten mit ein, ebenso wie Dienstleistungen. Ein Beispiel dazu ist ein Arzt, der seinem Patienten hilft oder ein Altenpfleger, der sich um ältere Menschen kümmert. Der Unterschied der beiden Verhalten liegt darin, dass prosoziales Verhalten die Situation der Empfängerperson verbessern möchte, ohne dass die Person durch ihren Beruf, das heißt Dienstleistungen, dazu aufgefordert ist zu helfen. (vgl. Bierhoff 2010, S. 14)

"Altruismus beinhaltet, daß man das Wohlergehen, die Interessen und das Überleben anderer über das Eigenwohl, Selbstinteresse und das eigenen Überleben stellt." (Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik) Das bedeutet, dass man sich mehr um andere Menschen sorgt, als um sich selbst. Ein Beispiel hierfür ist Zivilcourage in sehr brenzlichen Situationen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass hilfreiches Verhalten prosoziales Verhalten und Altruismus mit einschließt. Prosoziales Verhalten wird jedoch eingegrenzt, da es nur einzelnen Personen hilft und nicht mehreren. Altruismus wird zusätzlich eingeschränkt, da es durch Empathie motiviert ist. (vgl. Bierhoff 2010, S. 14) Veranschaulicht wird dies durch die vorliegende Abbildung 1:

3. Entwicklung von prosozialen Verhalten

3.1 durch Emotion

Die Entwicklung und die Entstehung von prosozialem Verhalten hat eine enge Verbindung zur Herausbildung der Persönlichkeitsmerkmale eines Kindes. (vgl. Bierhoff 2010, S.47) Kinder können schon sehr früh die Gefühle anderer Menschen verstehen, ebenso deren erlebte Gefühle in Bezug auf Mitgefühl.(vgl. Bierhoff 2010, S.47)

Emotionen sind die grundlegende Dynamik um prosozial zu handeln. Dabei fördern negative Emotionen aggressives Verhalten und positive Emotionen prosoziales Verhalten.(vgl. Bierhoff 2010, S.47) Bereits im Kindergartenalter können Kinder emotionale Reaktionen interpretieren, dies wird verdeutlich durch eine Felduntersuchung, wobei drei bis sechsjährige Kinder angesprochen wurden, nachdem sie bei einem anderen Kind sichtbar Emotionen beobachten konnten. Thematisiert wurde somit das Ausdrucksverhalten eines Kindes im freien Spiel und die darauffolgende Reaktion eines anderen Kindes. (vgl. Bierhoff 2010, S.48) Als Ergebnis zeigte sich, dass bereits über zwei drittel der drei- und vierjährigen Kinder Einschätzungen zu den Emotionen anderer abgeben konnten. Je älter die Kinder waren, desto genauer konnten sie auch die Emotionen anderer verstehen. Laut Bierhoff ist es die fortgeschrittene kognitive Entwicklung, die bei älteren Kindern zu besseren Einschätzungen führt, da sie bereits detaillierter die Perspektive eines anderen Kindes übernehmen können.(vgl. Bierhoff 2010, S.48)

Doch nicht nur das Alter spielt eine wichtige Rolle bei der Emotionsempfindung. Ebenso die Art der Emotion, welche ein Kind zeigt. Wenn man beispielsweise zwischen positiver und negativer Emotion unterscheidet, zeigt sich, dass die eben beschriebenen Kinder negative Emotionen um einiges besser einschätzen können als positive, da sie überwiegend durch externale Ursachen erklärt wurden. (vgl. Bierhoff 2010, S.49) Das Ergebnis hierbei ist, dass Kinder schon sehr früh ein Verständnis für Emotionen haben und umso früher diese vorhanden sind, desto besser ist die Kompetenz der Kinder und auch das Potenzial der Perspektivenübernahme. (vgl. Bierhoff 2010, S.49)

Zusätzlich tragen auch die Eltern eine entscheidende Rolle bei der Enwicklung von Mitgefühl. Je liebevoller und einfühlsamer die Eltern mit dem Kind umgehen, desto leichter fällt es den Kindern, Gefühle anderer zu verstehen und nachzuvollziehen. (vgl. Bierhoff 2010, S. 50)

3.2 durch das Gewissen

Das Gewissen wird auch als moralisches Selbst bezeichnet, welches dafür sorgt, dass das Kind den Sozialisationsansprüchen der Familie und dem Kindergarten entspricht. Es soll das moralische Verhalten regulieren, indem es den Anforderungen der Eltern und anderer Autoritätspersonen gerecht wird. Dabei sorgt es dafür, dass das Kind den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht. (vgl. Bierhoff 2010, S. 50) Hierzu zählen die moralischen Emotionen, das heißt zum Beispiel Schuldgefühle eines Kindes, nachdem es etwas verbrochen hat oder auch das moralische Selbst, welches abhängig ist vom Erziehungsstil der Eltern. Kinder, die sich leichter von ihren Eltern beeinflussen lassen, haben eine bessere moralische Entwicklung. (vgl. Bierhoff 2010, S. 50) Zudem spielt die Persönlichkeit der Kinder eine wichtige Rolle. Ängstliche Kinder lassen sich eher von ihrer Mutter beeinflussen und es stärkt deren moralische Entwicklung. Auch die Bindung von Mutter- Kind gilt als entscheidend. Je liebevoller die Mutter mit ihrem Kind umgeht, desto stärker ist die Bindung der beiden. (vgl. Bierhoff 2010, S.51) Ich werde später bei einer Beobachtungsstudie näher darauf eingehen.

Als letztes kommt noch das moralische Urteil des Kindes hinzu. Es wird unterteilt in zwei Stufen. Zum einen die "Stufe des moralischen Realismus".(Bierhoff 2010, S.51) Hierbei gibt ein Kind aufgrund des Drucks der Autoritäten nach und es kommt zu einer Bewertung des Fehlverhaltens durch das materielle Ergebnis. Zum anderen gibt es die "Stufe der Moral und Zusammenarbeit".(Bierhoff 2010, S. 51) Dabei entwickelt das Kind Beziehungen mit Gleichaltrigen. Wichtig ist der Maßstab der Gegenseitigkeit, welcher auf gleichwertigen Austausch begründet ist. (vgl. Bierhoff 2010, S.52) Erfasst wird die Höhe des moralischen Urteils durch Regeln und Gesetze oder auch durch die Anweisungen der Autoritätspersonen.

Das moralische Urteil kann unterteilt werden in die verbotsorientierte Moral, welche durch Einhaltung oder auch Verstöße von Verboten erklärt wird und die positive Moral, die gekennzeichnet ist durch Fürsorge. (vgl. Bierhoff 2010, S. 52) Beide Bereiche zeigen eine Verbesserung der Perspektivenübernahme und kognitiver Leistung. (vgl. Bierhoff 2010, S.52)

Kleinkinder gebrauchen eher bedürfnisorientierte Argumente, wohingegen Grundschulkinder eher darauf bedacht sind zwischenmenschliche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Außerdem beginnen sie, sich normgerecht zu verhalten. Dies erhöht sich bis ins 14. Lebensjahr und nimmt bis zum 20. Lebensjahr wieder ab. In den letzten Jahren der Grundschule und den darauffolgenden Schulformen sorgen verinnerlichte Schuld und Perspektivübernahme für eine Erweiterung des moralischen Urteils. Verantwortlich hierfür sind gesteigerte Denkmöglichkeiten und das Wachstum der Rollenübernahme. (vgl. Bierhoff 2010, S.53) Außerdem werden in dieser Zeit individuelle Rechte in den Vordergrund gestellt und weniger gewohnte moralische Prinzipien. Dies sorgt für eine Außeinandersetzung zwischen der eigenen Verantwortung und der in Bezug auf andere. Das bedeutet, dass die moralische Urteilsbildung nicht immer zeitlich gleichmäßig abläuft. Selbst in der späten Jugendzeit entwickelt sich das moralische Urteil noch weiter. (vgl. Bierhoff 2010, S.54)

In Bezug auf Geschlechtsunterschiede zeigt sich, dass Frauen ein höheres Niveau des moralischen Urteils zeigen, als Männer. Beispielsweise zeigen drei- bis vierjährige Mädchen ein höheres Schuldempfinden nach einem Vergehen als Jungen. Somit besitzen Frauen eine höhere Ausprägung der prosozialen Orientierung. (vgl. Bierhoff 2010, S.54) Es besteht also ein großer Zusammenhang zwischen moralischen Urteilen und prosozialem Verhalten, dieser kann sogar mit dem Alter gesteigert werden. (vgl. Bierhoff 2010, S.55)

3.3 Befragung von Müttern über das prosoziale Verhalten der vierjährigen Kinder

Bei dieser Befragung sollte herausgefunden werden inwieweit prosoziales Verhalten bei Kindern ausgeprägt ist. Dafür wurden fünf Typen prosozialen Verhaltens unterschieden: "Hilfe geben, Sorge für andere zeigen, teilen, positive Zuwendung von Lob, rückversichern bzw. schützen" (Bierhoff 2010, S.56) Es zeigte sich durchschnittlich eine mittlere Häufigkeit von 0,80 pro Tag bei den vierjährigen Kindern, ungeachtet ob männlich oder weiblich. Von den Mütter wurde am meisten "Hilfe geben" beobachet und darauffolgend "Sorge für andere zeigen". Weder positive noch negative Verstärkung für die Hilfeleistungen der Kinder waren von Bedeutung. Das bedeutet, dass das nicht die Ursache für das Erlernen prosozialen Verhalten ist, sondern eher "Lernen von Vorbildern, Zuschreibung von Verantwortung und das Verstehen der Bedürfnisse anderer". (Bierhoff 2010, S.57)

Ich werde in der nachfolgenden Beobachtungsstudie detaillierter auf die einzelnen Mechanismen eingehen, sowie deren Methode und Durchführung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Prosoziales Verhalten und dessen Bedeutung für die Entwicklung in der Kindheit
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
11
Katalognummer
V372303
ISBN (eBook)
9783668505735
ISBN (Buch)
9783668505742
Dateigröße
609 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
prosoziales, verhalten, bedeutung, entwicklung, kindheit
Arbeit zitieren
Livia Sommer (Autor:in), 2015, Prosoziales Verhalten und dessen Bedeutung für die Entwicklung in der Kindheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372303

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