Behinderung als pädagogisches Problem


Referat (Ausarbeitung), 2005

18 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Gedanken zum Thema

3. Begriffsbestimmungen
3.1 „Behinderung“
3.2 Statistik
3.3 Behindertenpädagogik

4. Das Bildungswesen für behinderte Menschen
4.2 Der Frühbereich
4.3 Der Elementarbereich
4.4 Der Schulbereich
4.5 Berufs- und Erwachsenenbildung

5. Schluss

6. Anhang
6.1 Literaturverzeichnis
6.2 Internetadressen

1. Einleitung

Worte und Bilder bestimmen unser Denken. Manchmal geben sie Hoffnung. Entscheidend ist, daß sie uns helfen zu lernen. Was wir zu lernen haben, ist so schwer und doch so einfach und klar: Es ist normal, verschieden zu sein.

Richard v. Weizsäcker

1. Einleitung

Im Rahmen dieser Ausarbeitung beschäftige ich mich mit dem Thema „Behinderung als pädagogisches Problem“, welches am 17. November 2004 von XXXXXX und mir im Seminar „Psychologie der Behinderung“ referiert wurde.

Als Einstieg für dieses Referat wählten wir die Videoaufzeichnung eines von uns durch­geführten Interviews mit einer behinderten Mutter eines behinderten Kindes, um zunächst auf die Situation einer Betroffenen aufmerksam zu machen. Später sammelten wir in Form eines kleinen Brainstormings, die Beweggründe der Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer zur Beschäftigung mit diesem Thema. Die Ergebnisse möchte ich im 2. Punkt dieser Ausarbeitung aufführen und dann den Begriff „Behinderung“ näher erläutern und klären, inwieweit Behinderung als eine Aufgabe der Erziehung verstanden werden kann. Daraufhin gehe ich auf das Bildungswesen für Behinderte ein und greife außerdem kurz die aktuelle Diskussion über die Integration von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der allgemeinen Schule auf.

2. Gedanken zum Thema

Die Studentinnen und Studenten des Seminars nannten zunächst einmal ihr grundlegen­des Interesse für das Thema „Behinderung“ und ihren Wunsch nach einem intensiveren Kontakt und damit einem verbesserten Verständnis für die Lebenswelt behinderter Menschen als ausschlaggebend. Einige Seminarteilnehmerinnen und –teilnehmer konnten bereits auf Erfahrungen mit behinderten Menschen zurückgreifen und betonten den Spaß, den die Arbeit mit ihnen macht. Für manche Studentinnen und Studenten war auch, die ihnen bekannte Lebensfreude behinderter Menschen von Bedeutung. Weitere Punkte waren Idealismus, die Möglichkeit der Empathie und die Herausforderung, die eine Arbeit mit Behinderten mit sich bringt.

3. Begriffsbestimmungen

3.1 „Behinderung“

Der Begriff der Behinderung ist sehr komplex, eine eindeutige Definition fällt aus ver­schiedenen Gründen sehr schwer. So kann eine Umschreibung von Behinderung auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Diese Ebenen entsprechen den Gebieten, auf denen die Schädigung Konsequenzen für den Behinderten hat (vgl. Bleidick 1998, 27). Dies kann beispielsweise auf medizinischer, sozialpolitischer, psychologischer und pä­dagogischer Ebene der Fall sein.

Die Definitionen in diesen einzelnen Gebieten betonen häufig nur, die für sie bedeut­samen Aspekte von Behinderung.So betont beispielsweise die Medizin hauptsächlich die körperlichen Aspekte und die Einschränkung von Funktionen. Die Weltgesund­heitsorganisation WHO (World Health Organisation) versucht verschiedene Bereiche zu vereinen. Sie geht von drei Begriffen der Behinderung aus (vgl. Nickel 1999 ):

- Impairment (Schädigung)

Unter Impairment werden Mängel oder Abnormitäten der anatomischen, psychischen oder physiologischen Funktionen und Strukturen des Körpers verstanden.

- Disability (Beeinträchtigungen)

Dieser Begriff umfasst Funktionsbeeinträchtigungen oder –mängel durch die be­stehenden Schädigungen, die Alltagssituationen erschweren oder sogar unmöglich machen.

- Handicap (Benachteiligung)

Hierunter fallen die Nachteile für eine Person, die aus einer Schädigung oder Beein­trächtigung resultieren.

Behinderung stellt in dieser Umschreibung nicht nur eine physische und psychische Realität dar. Mit dem so genannten "Handicap" wird auch der soziale Aspekt des ge­sellschaftlichen Anschlusses, der Verhinderung sozialer Kontakte und Orte berück­sichtigt.

Sozialpolitisch versteht man nach dem Bundessozialhilfegesetz unter Behinderung eine Beeinträchtigung der Fähigkeit zur Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft (vgl. BSHG §39).

In der Pädagogik gelten laut der Empfehlung der Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene als behindert,

"(…) die in ihrem Lernen, im sozialen Verhalten, in der sprachlichen Kommunikation oder in den psychomotorischen Fähigkeiten soweit beeinträchtigt sind, daß ihre Teil­nahme am Leben in der Gesellschaft wesentlich erschwert ist. Deshalb bedürfen sie besonderer pädagogischer Förderung. Behinderungen können ihren Ausgang nehmen von Beeinträchtigungen des Sehens, des Hörens, der Sprache, der Stütz- und Bewe­gungsfunktionen, der Intelligenz, der Emotionalität, des äußeren Erscheinungsbildes sowie von bestimmten chronischen Krankheiten."(Deutscher Bildungsrat 1973, 13)

In dieser Definition wird ebenfalls die gesellschaftliche Dimension des Behinderten­begriffs betont und zudem das Bedürfnis nach pädagogischer Förderung genannt.

Ulrich Bleidick beschreibt Behinderung folgendermaßen:

"Als behindert gelten Personen, welche infolge einer Schädigung ihrer körperlichen, seelischen oder geistigen Funktionen soweit beeinträchtigt sind, daß ihre unmittelbaren Lebensverrichtungen oder die Teilnahme am Leben der Gesellschaft erschwert wird.“(Bleidick 1998, 9)

Außerdemversteht er Behinderung als intervenierende Variable, die auf den Er­ziehungsprozess einwirkt, ihn behindert (vgl. Bleidick 1998, 30).

Es gibt darüber hinaus Definitionen, die versuchen schon bei der eingesetzten Sprache Diskriminierung und Stigmatisierung auszuschließen. So wurde beispielsweise ver­sucht, den Begriff „Behinderung“ ganz zu verbannen und durch eine Umschreibung, wie etwa „besondere Bedürfnisse“ zu ersetzen. Diese Umschreibung orientiert sich offensichtlich am englischen Ausdruck „people with special needs“. Zu dieser sprach­lichen Problematik schreibt U. Bleidick:

„Die Behindertenpädagogik verrät sich durch ihre Sprache, und wenn sie ihre termino­logischen Bestimmungen unter Kontrolle hält, beeinflußt sie damit auch ihre Einstellung.“(Bleidick 1998, 32)

Ein weiteres Zitat, welches die soziale Begründung von Behinderung, die sprachliche Problematik und das defizitäre Denken der Gesellschaft hervorhebt, stammt vonLew Semjonowitsch Wygotski:

"Alle eindeutig psychologischen Besonderheiten des defektiven Kindes sind ihrer Grundlage nach nicht biologischer, sondern sozialer Natur. (…) Möglicherweise ist die Zeit nicht mehr fern, da die Pädagogik es als peinlich empfinden wird, von einem defektiven Kind zu sprechen, weil das ein Hinweis darauf sein könnte, es handele sich um einen unüberwindbaren Mangel seiner Natur. (…) In unseren Händen liegt es, so zu handeln, daß das gehörlose, das blinde und das schwachsinnige Kind nicht defektiv sind. Dann wird auch das Wort selbst verschwinden, das wahrhafte Zeichen für unseren eigenen Defekt". (Wygotski, zit. nach Nickel 1999)

3.2 Statistik

So wie es keinen allgemeingültigen Begriff der Behinderung gibt, so fehlen auch ge­naue Angaben über die Zahl der Behinderten in der Bundesrepublik Deutschland. Zum einen sind die Abgrenzungskriterien sehr schwer festzulegen, zum anderen sind die Probleme in der Erfassung auch methodisch bedingt. Grundsätzlich stehen vier Ver­fahren zur Verfügung. Diese bestehen aus Tests, Befragungen, Dokumentenanalysen und Registerauswertungen. Diese Methoden müssen miteinander kombiniert werden, um zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen, doch dadurch steigt natürlich der Auf­wand (s. Bleidick 1998, 34). Erschwerend kommt hinzu, dass verschiedene Interessengruppen, beispiels­weise aus der Pädagogik, der Psychologie, der Medizin, auch Versicherungen oder aus Bereichen der Sozialpolitik, unterschiedliche Behinderungskategorien festlegen, besonders was die Schwere einer Behinderung betrifft. Dennoch gibt es natürlich Zahlen über die in Deutschland lebenden Behinderten. So weist das Statistische Bun­desamt für das Jahr 2003 eine Zahl von 6,7 Millionen schwerbehinderter Menschen aus (s. Statistisches Bundesamt 2004). Hiervon werden natürlich nur diejenigen Schwerbehinderten erfasst, die den rechtlichen Status eines Schwerbehinderten bean­tragt haben, um beispielsweise einen Schwerbehindertenausweis zu erhalten. 1,7 Millionen Menschen sind nach dem Statistischen Bundesamt leichter behindert. Insge­samt leben demnach in der Bundesrepublik Deutschland über 8 Millionen Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung. Das ist in etwa jeder zehnte Einwohner Deutschlands (vgl. Statistisches Bundesamt 2004).

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Behinderung als pädagogisches Problem
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Pädagogik)
Veranstaltung
Psychologie der Behinderung
Note
1,5
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V37298
ISBN (eBook)
9783638366830
Dateigröße
572 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Einführung in die Behindertenpädagogik, Problem- und Fragestellungen zum Thema, allg. Betrachtung
Schlagworte
Behinderung, Problem, Psychologie, Behinderung
Arbeit zitieren
Christna Blau (Autor:in), 2005, Behinderung als pädagogisches Problem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37298

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