In dieser Arbeit werden zwei unterschiedliche Autoren der lateinamerikanischen Literatur hinsichtlich ihrer verschiedenen kulturellen Herkünfte sowie Gattungen in Anbetracht des gemeinsamen lateinamerikanischen Phänomens, die Gewalt - la violencia, miteinander verglichen.
Die dieser Arbeit zugrundeliegenden Werke sind für die argentinische Literatur "Respiración artificial" von Ricardo Piglia und für die mexikanische Literatur "Pedro Páramo" von Juan Rulfo.
Am 3. August 1492 stachen die drei Karavellen Santa María, Pinta und Niña in See, um unter spanischer Krone Ländereien zu entdecken. Doch wie uns die Geschichte zeigte, blieb es nicht bei diesen Entdeckungsfahrten. Sie entpuppten sich bald als Eroberungsfahrten, die eine conquista des gesamten lateinamerikanischen Kontinents beabsichtigten.
Ein Blick auf die lateinamerikanische Geschichte weckt den Anschein, als ginge die Gewalt seit jeher mit dieser einher. Bereits mit dem Eintreffen der ersten spanischen conquistadores in Lateinamerika gelang die Gewalt auf den neu entdeckten Kontinent. Wurde die Macht auf Seiten der conquistadores erst einmal etabliert, musste sie natürlich auch gewahrt werden, sei es durch verschiedenste Repressalien oder schlichtweg durch Gewaltanwendung gegen die indigene Bevölkerung, die indios . Nachdem eine politische Stabilität in den jeweilig eroberten lateinamerikanischen Ländern erreicht wurde, zogen sich die conquistadores allmählich zurück und überließen die neugewonnenen Kolonien sich selbst. Nach unzähligen Unabhängigkeitskriegen gegen das Mutterland errangen diese ehemaligen Kolonien ihre Unabhängigkeit und wurden fortan von diversen Heeresführern, politischen Machthabern oder Diktatoren, den caudillos, regiert. Natürlich wurden jene zum Teil gewaltsamen Herrscher vom Volk mittels politischer Putsche oder Revolutionen gestürzt, doch immer wieder gelangen neue caudillos an die Spitze lateinamerikanischer Staaten, was sich bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts beobachten lässt. Die „auffällige Affinität der lateinamerikanischen Länder zum caudillismo“ (Wehr, 2005) lässt sich nur mit Schlagworten wie „postkoloniale Krisen, die Erblasten der Unabhängigkeitskriege, der Großgrundbesitz, die Armut, der Rassismus und das Kazikentum “ (ebd.) erklären. Demzufolge war Lateinamerika ein politisches Pulverfass, das immer wieder zu explodieren drohte und somit auch die Möglichkeit schuf, dass sich die Gewalt auf diesem Kontinent verbreiten konnte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung: Die Gewalt in der lateinamerikanischen Realität und Literatur am Beispiel Mexikos und Argentiniens
- II. Mexiko: Die Mexikanische Revolution - Ein Überblick.
- II.1. Der Mexikanische Revolutionsroman.
- II.2. Juan Rulfo. Kurzbiographie und literarisches Schaffen.
- II.3. Juan Rulfos Pedro Páramo: Eine kurze Inhaltsangabe und Anmerkungen zur Struktur des Romans.
- II.3.1. Pedro Páramo: ein Mexikanischer Revolutionsroman?
- II.3.2. Das Thema der Gewalt in Pedro Páramo
- II.3.2.1. Juan Preciado
- II.3.2.2. Dorotea Preciado
- II.3.2.3. Pedro Páramo
- II.3.2.4. Susana San Juan
- II.3.2.5. Miguel Páramo.
- II.3.3. Das mythische Element in Pedro Páramo als Ausdruck der Gewalt.
- III. Argentinien: Der Proceso de Reorganización Nacional – Die Militärdiktatur von 1976 bis 1983. Ein Überblick ihrer Auswirkungen.
- III.1. Der lateinamerikanische Diktatorenroman und seine Erscheinungsform in Argentinien
- III.2. Ricardo Piglia. Kurzbiographie und literarisches Schaffen.
- III.3. Ricardo Piglias Respiración artificial. Eine kurze Inhaltsangabe und Anmerkungen zur Struktur des Romans
- III.3.1. Respiración artificial: ein lateinamerikanischer Diktatorenroman in argentinischer Erscheinungsform?
- III.3.2. Das Thema der Gewalt in Respiración artificial
- III.3.2.1. Respiración artificial - Teil 1: Die Briefe
- III.3.2.2. Respiración artificial – Teil 2: Der Dialog
- III.3.3. Allgemeine Bemerkungen zu Respiración artificial.
- IV. Schlussbetrachtung: Versuch einer Synthese zwischen Pedro Páramo und Respiración artificial
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung von Gewalt in der lateinamerikanischen Literatur am Beispiel der Romane „Pedro Páramo“ von Juan Rulfo und „Respiración artificial“ von Ricardo Piglia. Die Arbeit analysiert, wie die Gewalt der Mexikanischen Revolution und der argentinischen Militärdiktatur in den Werken verarbeitet wird und welche literarischen Mittel die Autoren dafür verwenden.
- Die Rolle von Gewalt in der lateinamerikanischen Geschichte und ihre Darstellung in der Literatur
- Die literarische Verarbeitung der Mexikanischen Revolution in „Pedro Páramo“
- Die literarische Verarbeitung der argentinischen Militärdiktatur in „Respiración artificial“
- Die Verwendung von mythischen Elementen und symbolischen Figuren in „Pedro Páramo“
- Die Erkundung von Machtstrukturen und Herrschaftsformen in beiden Romanen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Gewalt in der lateinamerikanischen Literatur dar und führt die beiden Romane „Pedro Páramo“ und „Respiración artificial“ als exemplarische Beispiele ein.
Kapitel II befasst sich mit der Mexikanischen Revolution und ihrem Einfluss auf die mexikanische Literatur. Es werden Juan Rulfos Leben und Werk sowie die Struktur und Thematik von „Pedro Páramo“ beleuchtet.
Kapitel III analysiert die argentinische Militärdiktatur und ihren Einfluss auf die argentinische Literatur. Es werden Ricardo Piglias Leben und Werk sowie die Struktur und Thematik von „Respiración artificial“ erörtert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Gewalt, Revolution, Diktatur, lateinamerikanische Literatur, mexikanische Literatur, argentinische Literatur, Juan Rulfo, Ricardo Piglia, „Pedro Páramo“, „Respiración artificial“, mythisches Element, symbolische Figuren, Machtstrukturen, Herrschaftsformen.
- Arbeit zitieren
- Daniel Tran (Autor:in), 2011, Juan Rulfo "Pedro Páramo" und Ricardo Piglia "Respiración artificial" zwischen Revolutions- und Diktatorenroman. Lateinamerikanische Gewalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373041