Einleitung
„Kann man die Zeit erzählen, diese selbst, als solche, an und für sich?“ Der Erzähler des Zauberbergs stellt sich diese Frage im siebenten Kapitel des Zauberbergs.1 Sie fungiert als Aufgabenstellung für den gesamten Roman und nennt aber lediglich einen Aspekt der Zeitthematisierung. Thomas Manns Werk ist ein Zeitroman. Er selbst formuliert in seiner Princetoner Einführung in den Zauberberg:
Damit komme ich auf etwas schon Berührtes zurück, nämlich auf das Mysterium der Zeit, mit dem der Roman auf mehrfache Weise sich abgibt. Er ist ein Zeitroman im doppeltem Sinn: einmal historisch, indem er das innere Bild einer Epoche, der europäischen Vorkriegszeit, zu entwerfen versucht, dann aber, weil die reine Zeit selbst sein Gegenstand ist, den er nicht nur als die Erfahrung seines Helden, sondern auch in und durch sich selbst behandelt.2
Zu diesen zwei Aspekten der Zeit im Zauberberg gesellt sich noch ein dritter. Der Roman ist auch ein Roman der Erzählzeit. Thomas Mann thematisiert das Verhältnis von erzählter Zeit und Erzählzeit. Es handelt sich also um einen Zeitroman im dreifachen Sinn. Diese drei unterschiedlichen Perspektiven der Zeit sollen im Weiteren näher beleuchtet werden. Es soll gezeigt werden, wie Thomas Mann Zeit behandelt und welche Quellen und Bezüge er eventuell verwendet hat.
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1 Mann, Thomas: Der Zauberberg. Roman. Frankfurt am Main 2000, S. 741.
2 Mann, Thomas: Gesammelte Werke in dreizehn Bänden, Band XI. Frankfurt am Main 1990, S. 611f. Im Folgenden werden alle Angaben aus den Gesammelten Werken durch Nennung des Bandes und der Seite angeführt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Roman als Erzählung von der Zeit
- Die Ewigkeitssuppe
- Zeitphilosophische Aspekte
- Wege aus dem zeitlichen Einerlei
- Der Roman der Zeitgeschichte
- Ein Roman der Erzählzeit
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann, um die vielschichtige Darstellung der Zeit in diesem Werk zu untersuchen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie Thomas Mann das Thema Zeit in seinem Roman behandelt und welche Zeitkonzepte er möglicherweise verwendet.
- Untersuchung der Darstellung von Zeit als narrative Struktur im Roman.
- Analyse des Zeitgefühls und der Zeiterfahrung der Figuren, insbesondere Hans Castorp.
- Erforschung der Bedeutung der Zeit im Kontext der Handlung und der Atmosphäre des Zauberbergs.
- Beziehung zwischen der erzählten Zeit und der Erzählzeit im Roman.
- Verbindungen zu zeitphilosophischen Konzepten und Strömungen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach der erzählbaren Zeit und gibt eine erste Charakterisierung von "Der Zauberberg" als Zeitroman.
- Der Roman als Erzählung von der Zeit: Die Ewigkeitssuppe: Dieser Abschnitt untersucht die Unterschiede im Zeitverständnis zwischen dem Flachland und dem Zauberberg, wobei die "Ewigkeitssuppe" als Metapher für die Zeitlosigkeit des Sanatoriums dient.
- Wege aus dem zeitlichen Einerlei: Dieser Teil behandelt die verschiedenen Strategien der Figuren, mit der Zeit auf dem Zauberberg umzugehen, und analysiert das Verhältnis von Langeweile und Zeitentzug.
- Der Roman der Zeitgeschichte: Dieser Abschnitt fokussiert auf die historische Dimension des Romans und untersucht, wie Thomas Mann die europäische Vorkriegszeit in "Der Zauberberg" darstellt.
Schlüsselwörter
Zeitroman, "Der Zauberberg", Thomas Mann, Zeitphilosophie, Erzählzeit, Zeitgeschichte, Zeitverständnis, Langeweile, Zeitentzug, Sanatorium, Davos, Hans Castorp.
- Arbeit zitieren
- Karin Neumann (Autor:in), 2004, Der Zauberberg von Thomas Mann - Ein Zeitroman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37307