Freizeitgestaltung in Spanien. Die Entwicklung von Stierkampf, Frontón, Fußball und Flamenco in der spanischen Kultur


Hausarbeit, 2017

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Spanischer Stierkampf (Corrida de Toros)
2.1. Geschichte
2.2. Ablauf einer Corrida
2.3. Letzter schwerer Unfall
2.4. Wirtschaftliche Bedeutung

3. Pelota Vasca und Frontón
3.1. Spielverlauf
3.2. Verschiedene Spielfelder und Spielvarianten
3.3. Pelota Vasca heute

4. Fußball- und Fankultur in Spanien
4.1. Dimension und Stellenwert des Fußballs
4.2. Traditionelle Fußball-Events im Wandel der Zeit

5. Flamenco
5.1. Ursprung und Entstehung
5.2. Wichtige Elemente
5.3. Flamenco heute

6. Reflexion/Schlusswort

7. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: vgl. Frontball 2017

1, Einleitung

Was ist eigentlich Frontón? Auf was muss ich mich gefasst machen, wenn ich mir mit Freunden ein Fußballspiel ansehen will? Wie läuft ein Stierkampf ab? Sollte ich Flamenco lernen? Wir alle werden demnächst ein halbes Jahr in Spanien verbringen und stellen uns viele Fragen, die sich rund um das Thema Freizeitgestaltung drehen. Deswegen setzt sich unsere Gruppe besonders mit diesem Thema auseinander.

Aufgrund des riesigen Umfangs dieses Gebiets haben wir beschlossen, unsere Arbeit auf vier wichtige Themen zu reduzieren: Frontón, Fußball, Stierkampf und Flamenco. Genauer gesagt beantworten wir in unserem Text die Frage: Wie haben sich der Stierkampf, Frontón, die Fußballkultur und Flamenco im Laufe der Zeit in Spanien entwickelt und wie präsent sind sie heute in der spanischen Kultur? Ziel ist es einen groben Überblick über die zeitliche Entwicklung des jeweiligen Punktes zu geben und unsere Kommilitoninnen und Kommilitonen die wichtigsten Informationen zukommen zu lassen. Es ist nicht unsere Absicht jedes unserer Teilthemen auf das gleiche Schema herunter zu brechen, da wir unseren Fokus eher auf praxisrelevante, nützliche und vor allem interessante Fragen der Freizeitgestaltung legen wollen.

2. Spanischer Stierkampf (Corrida de Toros)

In Spanien, Südfrankreich, Portugal und Teilen Lateinamerikas gibt es verschiedene Arten von Stiertrieben und Stierkämpfen. Wir konzentrieren uns in unserem Text auf die traditionelle Form, die in Spanien praktiziert wird.

2.1. Geschichte

Der Stiefkampf hat in Spanien eine lange Tradition. Die Geschichte der Corrida de Toros begann als Zeitvertreib für Ritter. Zu dieser Zeit saßen die Stierkämpfer während des ganzen Kampfes am Pferd. Diese Form des Stierkampfes gibt es auch heute noch, sie heißt rejoneos. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts setzen sich immer größere Teile der spanischen Bevölkerung für ein Verbot des Stierkampfes ein, mit der Begründung er sei nicht mehr zeitgemäß und Tierquälerei. Verbote wurden auf den kanarischen Inseln 1991 und in Katalonien 2012 erlassen. Doch im Jahr 2016 wurden die Verbote als rechtswidrig verworfen, da nationale Gesetze den Stierkampf als „nationales Kulturerbe unter gesetzlichen Schutz gestellt haben.“ (Schulze, 2016)

(vgl. Stierkampf, 2017; Wieland, 2016)

2.2. Ablauf einer Corrida

Die Regeln des spanischen Stierkampfes, die 1796 von Matador José Delgado in seinem Werk „Tauromaquia“ niedergeschrieben wurden, werden im Wesentlichen noch immer eingehalten. (vgl. Stierkampf, 2017)

Jeder Stierkampf beginnt mit dem feierlichen Einzug der Toreros, so heißen alle, die sich während des Kampfes in der Arena befinden. Dazu gehören zwei Reiter mit Stechlanzen (picadores), die Männer, die während des Kampfes bunte Spieße in den Stier stecken (banderillos) und der Matador. (vgl. Der Ablauf, 2014)

Der eigentliche Kampf dauert ungefähr 20 Minuten und besteht aus drei Teilen, jeder davon wird durch ein Hornsignal eingeleitet. (vgl. Stierkampf, 2017)

Im ersten Teil wird der Stier mit Hilfe eines großen lila-goldenen Tuch gereizt, während die Picadores ihm vom Pferd aus Lanzen in den Nacken stechen. Ziel ist es, die Muskulatur im Nacken so zu verwunden, dass das Tier den Kopf nicht mehr heben kann. So wird der spätere Todesstoß des Matadors in den Nacken möglich. Während dieses Teils wird das Verhalten des Stiers genau beobachtet, um ihn später besser einschätzen zu können. (vgl. Orozco, Parker-Starbuck, 2015, 48-49; Wieland, 2016)

Im zweiten Teil werden bunter Spieße mit Widerhaken, die Banderillos, in den Nacken des Stiers gerammt. Wegen der Widerhaken bleiben die Spießen im Tier hängen. Wenn der Stier noch nicht aggressiv genug ist, werden zusätzlich schwarze Spieße verwendet, die einen noch längeren Widerhaken haben. (vgl. Orozco, Parker-Starbuck 2015, 50; Der Ablauf, 2014)

Im dritten und letzten Teil benutzt der Matador nun das kleinere rote Tuch, die Muleta, um den Stier zu reizen. Wenn er den Angriffen des Stiers ausweicht, führt er genau festgelegte Figuren durch, deshalb wird dieser Teil auch mit einem Tanz verglichen. Zum Schluss setzt der Matador mit seinem Degen den Todesstich genau in den Nacken des Stiers, dieser soll die Halsschlagader treffen. (vgl. Der Ablauf, 2014)

2.3. Letzter schwerer Unfall

Am 10.7.2016 wurde ein spanischer Matador vor dem Livepublikum und laufenden Fernsehkameras aufgespießt und durch die Luft geschleudert. Der Stier hatte dem Torero ein Horn in die rechte Achselhöhle gestoßen und einen Lungenflügel und die Herzschlagader durchbohrt. Dies war der erste Tod eines Matadors seit 1985. Im 20. Jahrhundert wurden 33 Toreros von Kampfstieren getötet.

(vgl. Stierkampf, 2017; der Stier, 2016; Torero getötet, 2016)

2.4. Wirtschaftliche Bedeutung

Es gibt viele verschiedene Angaben zur wirtschaftlichen Bedeutung für Spanien. Einer amtlichen Statistik zufolge fanden 2014 insgesamt 1868 Stierveranstaltungen in Spanien statt. Zusammen zogen sie laut dem Branchenverband „Anoet“ sechs Millionen Zuschauer an. „Demzufolge bringt das "Stier-Geschäft" jährlich rund 3,5 Milliarden Euro ein.“ (vgl. der Stier, 2016) Ungefähr 40.000 Arbeitsplätze und 1200 Zuchtbetriebe basieren auf dieser Tradition.

(vgl. der Stier 2016; der Stierkampf, 2017)

3. Pelota Vasca und Frontón

„Es gibt im gesamten Baskenland kein einziges Dorf ohne Rathaus, Kirche oder Frontón“ (vgl. El Vestuario, 2014), so lautet ein altes baskisches Sprichwort. Wenige Sportarten stehen in so tiefer Verbindung zur Dorfkultur wie „Pelota Vasca“, das von seinen Anhängern als identitätsstiftend und als fester Teil ihrer Kultur und ihrem historischen Erbe verstanden wird (vgl. El Vestuario, 2014). Zusätzlich zählt der Sport zu den schnellsten Spielen der Welt (vgl. Lior, Steele 2002, S. 22).

Obwohl man bis heute im Unklaren über den tatsächlichen Ursprung der Sportart ist, kann festgehalten werden, dass die ersten Aufzeichnungen in Bezug auf „Pelota Vasca“ bereits im 8. Jahrhundert angesiedelt werden können. Im Mittelalter war die Popularität von Ballspielen mit der heutigen Beliebtheit von Fußball vergleichbar. Vor allem in Frankreich erfreute sich eine dem heutigen Spiel bereits sehr ähnliche Vorgängerversion, genannt „Jeu de Peume“, in allen Bevölkerungsschichten an großer Beliebtheit.

Der Sport erfuhr jedoch erst im Baskenland seine Blütezeit und entwickelte sich dort zu dem, was er heute ist. Mitte des 14. Jahrhunderts begann man erstmals gegen Wände, die sogenannten „Frontóns“, zu spielen und es kam die Tradition auf, an seinen Nachnamen eine Nummer anzufügen, um die Familiendynastie fortzuführen, die bis heute beibehalten wurde (vgl. Vestuario, 2014).

3.1. Spielverlauf

„Pelota Vasca“ wird meist entweder zu zweit oder in Zweierteams gespielt. Es können beide Hände bzw. in unterschiedlichen Ausprägungen wie z.B. dem „Punta Cesta“ ein gekerbter Korbschläger („cesta“) verwendet werden.

Abbildung 1: vgl. Frontball 2017

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jedes Mal, wenn ein Spieler den Ball berührt, muss dieser die Wand innerhalb der gültigen Begrenzung berühren bevor der Ball wieder vom Gegner geschlagen werden darf. Ein Spielzug dauert so lange an bis es einem der Spieler nicht mehr möglich ist den Ball in den gültigen Bereich, nach maximal einmaligem Aufkommen am Boden zurückzubefördern. Der nächste Spielzug wird dann jeweils vom Gewinner des vorangehenden initiiert. Der jeweilige Spieler muss den Spielzug in der hier dunkelblau eingezeichneten Servezone beginnen und darf diese erst verlassen, sobald der Ball zum ersten Mal Kontakt mit der Wand hat. Sieger ist jener Spieler, dem es zuerst möglich ist 20 Spielzüge zu gewinnen. Außerdem stehen im Spielverlauf jedem Spieler zwei Ruhephasen in Länge von jeweils einer Minute zu (vgl. Frontball, 2017).

3.2. Verschiedene Spielfelder und Spielvarianten

Die „Federación Internacional de Pelota Vasca” (FIPV) kennt grundsätzlich vier verschiedene Arten von Spielfeldern („modalidades”) sowie 14 verschiedene Spezialisierungen („especialidades“), von denen nur zwei von Frauen ausgeübt werden, an. Es existieren jeweils ein 30-, 36- sowie ein 50-Meter langes Spielfeld („Fronton“) bestehend aus jeweils drei Wänden. Eine Spezialart von Spielfeld stellt das aus vier Wänden und einem Netz bestehende „Trinquete“ dar. Spezialisierungen des „Pelota Vasca“ nehmen Bezug auf die zum Wurf verwendeten Sportgeräte. Unter anderem wird etwa im „Pelota a Mano“ mit der bloßen Hand geschlagen, beim „Pelota a Paleta“ eine Art Holzschaufel zum Schlagen verwendet und bei „Cesta Punta“ eine Art gekerbter Korbschläger („cesta“) eingesetzt (vgl. FIPV, 2017). Zu den zwei beliebtesten Varianten zählen „Pelota a Mano“ sowie „Cesta Punta.“ Die erste dieser Spielarten ist der baskischer Nationalsport schlechthin. „Cesta Punta“ oder „Jai Alai“, wie der Sport in manchen Regionen genannt wird („Jai Alai“ = fröhliches Fest in baskischen Sprache), hingegen ist die international am meist verbreitete Variante des Sports. Bei dieser Variante erreicht der Ball mit mehr als über 300 km/h die höchstmöglichen Geschwindigkeiten (vgl. Bizkaia:.Talent, 2017).

Eine weitere Ausprägung stellt Frontennis dar. Diese Spielart hat ihre Ursprünge in Mexiko und wird dort als Nationalsport mit einem Tennisschläger und einem Gummiball gespielt (vgl. FIPV, 2017).

3.3. Pelota Vasca heute

Natürlich hat sich das Spiel im Laufe der Zeit weiterentwickelt und verändert. Während die „Frontóns“ ursprünglich weiß waren sind sie heute grün. Auch die ursprünglich weiße traditionelle Bekleidung ist heute blau oder rot. Des Weiteren ist das Spiel heute auch weitaus schneller und fordert daher ausgezeichnete Kondition. Es wird heute auch spezielle Schutzkleidung zum Schutz der Hände getragen.

Die Beliebtheit von „Pelota vasca“ nimmt bis heute in Spanien stetig zu. Seit einigen Jahren werden Turniere auch regelmäßig im nationalen Fernsehen übertragen. Auch bekannte

Persönlichkeiten aus dem Ausland wie etwa der Autor Ernest Hemingway haben während ihren Spanienaufenthalten Interesse für den Sport gezeigt.

Außerdem hat die „Federación Internacional de Pelota Vasca (FIPV)“ eine Initiative gestartet, um Frontón wieder zur olympischen Disziplin zu machen und das Spiel hat auch schon die Welt der Videospiele erobert (vgl. Vestuario, 2014).

4. Fußball- und Fankultur in Spanien

4.1. Dimension und Stellenwert des Fußballs

Fußball hat in Spanien in doppelter Hinsicht einen besonders hohen Stellenwert, einerseits nimmt der Sport einen besonderen Stellenwert in ihrer Freizeitgestaltung ein, andererseits ist Fußball auch ein wichtiger Faktor in Spaniens Wirtschaft (der Sport generiert direkt und indirekt rund 2% des nationalen BIPs). (vgl. Llopis-Goig, 2015, S. 15ff)

4.1.1. Stellenwert für den einzelnen Spanier

Für Spanier sind traditionelle Fußballvereine mehr als nur Klubs. Für Spanier haben Vereine, wie der FC Barcelona eine viel umfangreichere Identifikationsfunktion. Besonders stark ausgeprägt ist diese Identifikation bei den Katalanen, der FC Barcelona ist im weitesten Sinne alles das wofür Katalonien steht, von Kultur bis hin zu traditionellen Werten. Diese andere Art der Vereinskultur führt auch dazu, dass rund 70% aller Spanier, ob fußballinteressiert oder nicht, sich mit einem Verein identifizieren. Die beliebtesten Vereine sind dabei die beiden Top-Klubs Real Madrid und FC Barcelona.

Stadionbesuche mit der Familie sind für Spanier eine besondere Art der Freizeitbeschäftigung (die spanische „La Liga“ liegt im europäischen Spitzenfeld die Besucherzahlen betreffend, jährlich strömen rund 10,5 Millionen Fans in die Stadien).

Fußball ist weiters auch eine sehr beliebte Freizeitaktivität der Spanier, die sie sehr gerne und oft auch selbst aktiv ausüben. (vgl. Llopis-Goig, 2015, S. 15-35)

4.1.2. Stellenwert und Bedeutung der Selección im heutigen Spanien

Das spanische Nationalteam, auch Selección genannt, genießt seit seinen jüngsten Erfolgen immer größere Popularität in Spanien. Nach einer überraschenden Silbermedaille bei den olympischen Spielen 1920 bis hin zum Europameistertitel 2008 hat die Selección viele Niederlagen einstecken und Erfolge feiern dürfen. Doch alles was nach dem EM Sieg in Wien passierte, gleicht einem Märchen für das spanische Volk, nach EM-Titel folgten Siege bei der Weltmeisterschaft in Südafrika und eine erfolgreiche EM-Titelverteidigung 2012. Die Medien im Land priesen die Selección in höchsten Tönen, wie in vielen anderen Ländern, doch wesentlich intensiver, ist es auch Teil der Medien, vor allem Printmedien, den sogenannten „wir“-Gedanken zu thematisieren (z.B. wir haben gesiegt, etc.).

Die spanische Nationalmannschaft dominierte den Weltfußball für einige Jahre nach Belieben, all dies verdanken sie ihrem revolutionären Kurzpass-System, dem Tiki-Taka.

Auch wenn die Selección in jüngster Vergangenheit nicht immer zu begeistern wusste, stehen die Spanier weiterhin hinter ihrem Nationalteam. (vgl. Burns, 2012, S. 1-6; 337-355)

4.2. Traditionelle Fußball-Events im Wandel der Zeit

4.2.1, El Clásico

Die zuvor erwähnte Vereinskultur zeigt sich nirgendwo besser, als am immerwährenden Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona, dem sogenannten El Clásico. Dieses Spiel der beiden Top-Klubs wird weit über die Grenzen Spaniens hinaus von Medien mitverfolgt (nach dem Superbowl in den USA ist es das meistgesehene regionale Sportereignis, mit rund 400 Millionen Zusehern weltweit).

Die Rivalität zwischen den beiden Klubs ist aber auf mehr zurückzuführen, als auf die Tatsache, dass die beiden Klubs die spanische Liga seit Jahrzehnten dominieren und so in einer ewigen sportlichen Konkurrenz stehen. Vielmehr ist es der ewige Konflikt zwischen Madrid und Barcelona, den beiden größten Städten des Landes. Die Tatsache, dass sich mit Real Madrid und dem FC Barcelona zwei Vertreter Regionen Spaniens, Kastillien und Katalonien, die unterschiedlicher nicht sein könnten, gegenüberstehen, sollte ebenso nicht vernachlässigt werden. Genau jene Rivalität geht verloren, wenn man das El Clásico von außen mitverfolgt.

Wenn man Katalonien und den FC Barcelona betrachtet stellt man schnell fest, dass dieser Verein vielmehr als nur ein Klub ist („més que un club“). Fan des FC Barcelona zu sein bedeutet für viele Katalanen ein echter Katalane zu sein, der Klub wird so ein Bindeglied von Kultur und Politik. Dieser Link wird noch deutlicher wenn das Vereinslogo betrachtet wird, es weist viele katalonische Zeichen und Symbole auf, so beinhaltet es auch die katalonische Flagge.

(vgl. Fitzpatrick, 2012, S. 8-15; Mandis, 2016, S. 211-225)

4.2.2. Derbi madrileño

Das Derbi madrileño bezeichnet das traditionelle Aufeinandertreffen der beiden spanischen Hauptstadtklubs Real Madrid und Athletico Madrid. Dieses traditionsreiche Stadtderby kennzeichnen nicht nur sportliche Erfolge, vielmehr auch die soziologischen Unterschiede aus denen die Anhänger der beiden Clubs entstammen. Seit seiner Gründung im Jahr 1897 durch junge Adlige gilt Real Madrid als das Aushängeschild der spanischen Oberschicht im Norden Madrids. Athletico hingegen wurde von baskischen Studenten gegründet und gilt heute als

Club der Arbeiter. Ebenso wie Arbeiter zählen aber auch Personen mit Lateinamerikanischem Migrationshintergrund zu den Anhängern des Klubs.

Seit seiner ersten Austragung 1928 folgten über 200 weitere Begegnungen der beiden Rivalen aus Madrid. Die beiden wohl wichtigsten Aufeinandertreffen sind aber vermutlich die Finalspiele der UEFA Champions League gewesen, die beide Real Madrid für sich entscheiden konnte. (vgl. Mandis, 2016, S. 3-39)

5. Flamenco

Flamenco wird international unweigerlich mit Spanien assoziiert und von Nicht-Spaniem gern in einem Atemzug mit Stierkampf und Tapas genannt. Das Bild der tanzenden Spanierin im roten Kleid, die sich leidenschaftlich zu Gitarrenklängen bewegt, hat sich in unseren Köpfen als typisch spanisch eingebrannt. Dieses Verständnis von Flamenco entstand vermutlich während des letzten Spanienurlaubs, durch Berichte in Reisemagazinen, durch Erzählungen oder Filme. Was sich tatsächlich hinter Flamenco verbirgt, bleibt für viele jedoch unbekannt.

5.1. Ursprung und Entstehung

Der genaue Ursprung des Flamencos ist unbekannt. Heute haben sich die meisten Musikhistoriker auf die Verschmelzung der Lieder der gitanos, der in Spanien lebenden Roma, mit der orientalischen Musik im arabischen Andalusien im Mittelalter geeinigt. (vgl. Ham 2011, S. 916) Tatsächlich finden sich in der Musik viele Parallelen zu anderen Kulturen. Einer bereiteren Schicht wurde der Flamenco nach dem Ende der Verfolgung der gitanos Ende des 18. Jahrhunderts bekannt. Allmählich begannen die payos, die Nicht-gitanos, den Flamenco zu interpretieren. (vgl. Fernández López, 2017) In der Zeit der cafés cantantes erreichte der Flamenco schließlich das große Publikum. (vgl. Hirschler, 2015)

Die Herkunft des Wortes Flamenco ist ebenfalls ungeklärt. Einige vermuten, dass das Wort seinen Ursprung im Arabischen findet. Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde flamenco als Synonym für gitano, den Zigeuner, verwendet. Heute wird mit Flamenco nicht nur der Musikstil und der Tanz, sondern auch eine bestimmte Haltung bezeichnet. So kann auch eine stolze, furchtlose und selbstbewusste Person flamenco/a genannt werden. (vgl. Fernández- López, 2017)

5.2. Wichtige Elemente

Der Flamenco vereint cante, den Gesang, baile, den Tanz, und toque, das Musizieren. (vgl. UNESCO, 2017) Der Gesang ist von tiefen Gefühlen wie Verzweiflung, Wut, Trauer, aber auch Freude geprägt. Der Tanz zeigt sich leidenschaftlich und expressiv und wird meist von Gitarrenklängen begleitet. Außerdem stellt das Klatschen, Stampfen und Schnippen der Tänzerinnen und Tänzer ein wichtiges Element dar. Traditionell tragen Frauen ein langes, mit Rüschen besetztes Schleppkleid, bata de cola genannt, und einen Schal. Männer tragen enge schwarze Hosen. (vgl. Ham 2011, S. 917) Weiters können Fächer und Kastagnetten zur Ausstattung gehören.

Flamenco wird in 2 Stilgruppen unterteilt: flamenco jondo - die ernste Variante, die meist in Expertenkreisen oder in Theatern aufgelührt wird und flamenco festero - die fröhliche Art, wie man ihn bei Festen erleben kann. (vgl. Alles über Spanien, 2017) Allgemein gilt Flamenco als sehr kompliziert, unter anderem auch wegen der Vielzahl an Ausprägungen. 2010 wurde Flamenco außerdem zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO erklärt. (vgl. UNESCO, 2017)

Privat wird Flamenco in kleinen Kreisen von Eingeweihten, bei Roma-Hochzeiten oder Festen aufgeführt. Hier stehen die Emotionalität und die Feier des Augenblicks im Vordergrund. In öffentliche Aufführungen dagegen wird eine einstudierte Bühnenvorstellung geboten, die die Virtuosität der Künstlerinnen und Künstler hervorhebt. (vgl. Hirschler, 2015)

5.3. Flamenco heute

Flamenco ist heute populär wie selten zuvor. Das mag wohl an den innovativen Künstlerinnen und Künstlern liegen, die die Musik und den Tanz mit verschiedenen Stilrichtungen mischen und so eine breite Publikumsschicht ansprechen. Eine Vielzahl an junger Talente tagen die Kunst des Flamencos über die Grenzen Spaniens hinaus. In der Musik findet die sogenannte Flamenco-Fusion, ein Stilmix, großen Anklang und unterstreicht die Experimentierfreude der Künstlerinnen und Künstler verschiedener Genres, was unter den Puristen Empörung auslöste. (vgl. Ham 2011, S. 919)

Das Zentrum des Flamencos ist auch heute noch Andalusien und zählt zu den besten Orten, um eine Aufführung zu besuchen. In Insider-Clubs, den peñas, lässt sich Flamenco authentisch erleben. Außerdem werden für weniger Kundige regelmäßig Flamenco-Shows angeboten. Flamenco ist vor allem im Süden des Landes ein wichtiger Bestandteil der sommerlichen ferias. Zudem gibt es eine Vielzahl an eigenen Flamenco-Festivals. (vgl. Ham 2011, S. 920)

6. Reflexion/Schlusswort

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die hier beispielhaft angeführten Aktivitäten für Freizeitgestaltung in Spanien bis heute von großer Relevanz sind und noch immer großen identitätsstiftenden Wert haben. Außerdem spiegeln alle Aktivitäten die spanische Lebensfreude und die Freude der Spanier am Ausdruck von Emotionen wider.

Etwa das Beispiel des Stierkampfes zeigt, wie tief gewisse Bräuche, auch wenn sie von einem Großteil der Bevölkerung nicht mehr als zeitgemäß angesehen werden, in der Gesellschaft verankert sind.

Auch Frontón hat sich natürlich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und an die neuen Gegebenheiten angepasst. Das Spiel stellt aber abseits des rein sportlichen Aspekts noch immer eine wichtige Basis, dar, um Menschen, beispielsweise auf dem Dorfplatz, zur sozialen Interaktion zusammenzuführen.

Auffällig ist auch die besonders große Identifikation der Spanier mit dem Fußballsport. Dabei ist festzuhalten, dass ähnlich wie bei Frontón nicht unbedingt das Interesse am Sport im Mittelpunkt stehen muss, sondern der Stadionbesuch regelrecht zu einem Familienevent wird und die Identifikation mit „seinem“ Verein fixer Bestandteil des spanischen Familienlebens ist. Interessant ist außerdem, der vor allem durch die Medien in Bezug auf das Nationalteam vermittelte „Wir“-Gedanke.

Der aus Andalusien stammende Flamenco bringt hingegen das ausdrucksstarke Temperament der Spanier zutage. Heute ist er vielfältiger denn je und auch ein internationales Aushängeschild Spaniens.

Die Betrachtung der beispielhaft gewählten Freizeitaktivitäten lassen natürlich keine endgültige Aussage über das Freizeitverhalten der spanischen Bevölkerung zu. Vielmehr war es unser Ziel einen kurzen Überblick über typische Aktivitäten und ihre heutige Relevanz zu geben.

7. Literaturverzeichnis

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Burns, J., 2012. La Roja - A Journey Through Spanish Football. London: Simon & Schuster. Crolley, L. & Hand, D., 2006. Football and European Identity - Historical narrative through the press. Abingdon(Oxon): Routledge.

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Details

Titel
Freizeitgestaltung in Spanien. Die Entwicklung von Stierkampf, Frontón, Fußball und Flamenco in der spanischen Kultur
Autoren
Jahr
2017
Seiten
17
Katalognummer
V373553
ISBN (eBook)
9783668512115
ISBN (Buch)
9783668512122
Dateigröße
645 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
freizeitgestaltung, spanien, entwicklung, stierkampf, frontón, fußball, flamenco, kultur
Arbeit zitieren
Daniel Schreiber (Autor:in)Daphne Lampl (Autor:in)Irene Stögerer (Autor:in)Anna-Maria Wöber (Autor:in), 2017, Freizeitgestaltung in Spanien. Die Entwicklung von Stierkampf, Frontón, Fußball und Flamenco in der spanischen Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373553

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