Einleitung
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 war Deutschland von einer großen Lücke zwischen den Geschlechtern gekennzeichnet. Ostdeutschland war im Gegensatz zu Westdeutschland hierbei besonders betroffen, was den Frauenüberschuss von hundertsechsundvierzig Prozent in der Sowjetischen Besatzungszone anlässlich der Volkszählung am ersten Dezember 1945 erklärte. Da Millionen Männer im Krieg gefallen oder als Invaliden zurückgekehrt waren, übernahmen Frauen maßgeblich die Produktion und die Organisation des Nachkriegsalltags. Im Dezember 1945 betrug der Anteil der Frauenerwerbstätigkeit in der Sowjetischen Besatzungszone bereits vierundvierzig Prozent.1
Die scheinbare soziale und wirtschaftliche Bedeutung, die den Frauen im Bezug auf ihre Erwerbstätigkeit und ihrem Schaffen in den Produktionen zugemessen wurde, erhielt jedoch keine kollektive Unterstützung des Staates. Alleine kommunistische Organisationen und deren Anhänger bekannten sich ihrer marxistisch- leninistischen Theorie anlehnend, öffentlich zu einem emanzipatorischen Konzept angesichts frauenpolitischer Fragen. 2 So deklarierte auch August Bebels 1879 in seinem wichtigsten Werk Die Frau und der Sozialismus, „Dem Sozialismus gehört die Zukunft, das heißt in erster Linie dem Arbeiter und der Frau“.3
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1 Winkler, Carolina (1997): „Frauenpolitik“, in: Herbst, Andreas, Stephan, Gerd -Rüdiger und Winkler Jürgen (hrsg.): Die SED. Geschichte-Organisation-Politik. Ein Handbuch, Berlin: Dietz Verlag, S. 444
2 ebenda, S. 444f.
3 ebenda, S. 442
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ideologische Grundlagen der Familienpolitik in der DDR
- 2.1 Die marxistisch-leninistische Theorie als Ausgangsbasis
- 2.2 Das sozialistische Emanzipations- und Familienverständnis
- 3. Sozialpolitik und institutionelle Grundlagen der Familienpolitik
- 3.1 Die Familienpolitik im Rahmen der Sozialpolitik
- 3.2 Institutionelle Grundlagen der Familienpolitik
- 4. Entwicklung und Rückläufigkeit der Frauenerwerbstätigkeit
- 4.1 Entstehung und staatliche Maßnahmen der Frauenerwerbstätigkeit
- 4.2 Erste Probleme bei der Verwirklichung der „Neuen Frauenrolle“
- 4.3 Abhilfe und Problemlösung durch gezielte Subventionen
- 5. Praktische Umsetzung der Frauenförderung
- 5.1 Hürden und Konflikte im Alltag der DDR
- 5.2 Familienpolitik zum Zeitpunkt der Vereinigung
- 6. Zusammenfassung und persönliche Stellungnahme
- 6.1 Thematisches Resümee
- 6.2 Persönliches Fazit
- 7. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Frauenerwerbstätigkeit in der ehemaligen DDR, indem sie die ideologischen und praktischen Herausforderungen beleuchtet, die sich aus der Umsetzung des sozialistischen Familien- und Emanzipationsmodells ergaben.
- Die marxistisch-leninistische Theorie als Grundlage der DDR-Familienpolitik
- Die Verbindung von Sozialpolitik und Familienpolitik in der DDR
- Die Entwicklung und die Herausforderungen der Frauenerwerbstätigkeit in der DDR
- Die praktische Umsetzung der Frauenförderung und die daraus resultierenden Konflikte
- Die Bedeutung der Familienpolitik für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Ausgangssituation der Frauenerwerbstätigkeit in der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt den Zusammenhang zwischen der politischen Ideologie und der praktischen Umsetzung der Familienpolitik her. Im zweiten Kapitel werden die ideologischen Grundlagen der Familienpolitik in der DDR näher beleuchtet, wobei die marxistisch-leninistische Theorie und das sozialistische Emanzipations- und Familienverständnis im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel untersucht die Verbindung der Familienpolitik mit der Sozialpolitik und die institutionellen Grundlagen der Familienpolitik in der DDR. Das vierte Kapitel analysiert die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit und beleuchtet die staatlichen Maßnahmen, die mit der Förderung der Frauenerwerbstätigkeit verbunden waren. Es geht außerdem auf die Herausforderungen ein, die sich bei der Verwirklichung der „Neuen Frauenrolle“ zeigten. Im fünften Kapitel werden die praktischen Umsetzungsschwierigkeiten der Frauenförderung in der DDR diskutiert, wobei die Hürden und Konflikte im Alltag der DDR und die Auswirkungen der Familienpolitik zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung im Mittelpunkt stehen.
Schlüsselwörter
Frauenerwerbstätigkeit, DDR, Familienpolitik, marxistisch-leninistische Theorie, sozialistische Emanzipation, Sozialpolitik, institutionelle Grundlagen, Entwicklung, Herausforderungen, Frauenförderung, Praxis, Konflikte, Wiedervereinigung
- Quote paper
- M.A. Claudia Haslauer (Author), 2004, Frauenerwerbstätigkeit in der ehemaligen DDR zwischen Ideologie und Begebenheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37365