Zahlreiche Bilanz- und Unternehmensskandale weltweit führten um die Jahrtausendwende zu starken Vertrauensverlusten sowohl in die Kapitalmärkte als auch in die Richtigkeit wichtiger Kapitalmarktinformationen. So stellte sich beispielsweise bei den Firmen Enron, Parmalat oder Worldcom heraus, dass bereits testierte Jahresabschlüsse fehlerhaft waren und den Anlegern nachträglich Schäden in Millionenhöhe entstanden. Vor allem die Unternehmensberichterstattung ist für Investoren eine wesentliche Entscheidungsgrundlage, um aus unzähligen Anlagemöglichkeiten die richtige Geldanlage für ihren Anlagertyp zu finden.
Doch durch verfälschte Finanz-, Vermögens- und Ertragslagen der Unternehmen ist es einem Investor unmöglich, diese Risiken adäquat einzuschätzen. Da die Aktionäre eine der wichtigsten Geldgeber für Unternehmen sind, ist für einen funktionierenden Kapitalmarkt gegenseitiges Vertrauen unumgänglich. Das bis dahin in Deutschland gültige System zur Durchsetzung der Rechnungslegungsgrundsätze wurde aufgrund der beschriebenen Vorkommnisse stark kritisiert.
Gefordert wurde die Etablierung einer Aufsichtsinstanz, welche die Kontrolle über die Einhaltung nationaler und internationaler Rechnungslegungsvorschriften übernimmt. Somit sollten Bilanzfehler zeitnah aufgedeckt und zukünftigen Fehlern präventiv entgegengewirkt werden, um somit den Anlegerschutz zu stärken und das verlorene Vertrauen der Investoren wiederherzustellen. Auch auf europäischer Ebene forderte die Europäische Union (EU)-Kommission im Jahr 2000 ein effektives Überwachungssystem. Aufgrund dessen handelte der Gesetzgeber im Jahr 2004 mit dem Bilanzkontrollgesetz (BilKoG) und schaffte eine gesetzliche Grundlage für eine neue zusätzliche Prüfinstanz, das zweistufige Enforcement-System. Dieses besteht aus der privatrechtlich organisierten Einrichtung Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung DPR e.V. (DPR) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2 Enforcement
- 2.1 Definition und Charakteristika
- 2.2 Ziele des Enforcement
- 2.3 Das zweistufige Enforcement-System in Deutschland
- 3 Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e. V.
- 3.1 Grundlagen Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e. V.
- 3.2 Prüfungsverfahren
- 3.2.1 Prüfungsanlässe
- 3.2.2 Gegenstand der Prüfung
- 3.2.3 Betroffene Unternehmen
- 3.2.4 Prüfungsumfang
- 3.2.5 Ablauf der Prüfung
- 3.2.6 Durchführung der Prüfung
- 3.2.7 Prüfabschluss
- 3.2.8 Fallbezogene Voranfrage
- 3.2.9 Sanktionen
- 4 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht das Enforcement im Bereich der Rechnungslegung, insbesondere im Kontext der in Deutschland etablierten Prüfsysteme. Ziel ist es, das zweistufige Enforcement-System, bestehend aus der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), zu analysieren und dessen Bedeutung für den Anlegerschutz und die Stabilität der Kapitalmärkte zu beleuchten.
- Definition und Charakteristika von Enforcement in der Rechnungslegung
- Ziele des Enforcement und dessen Beitrag zum Anlegerschutz
- Das zweistufige Enforcement-System in Deutschland: DPR und BaFin
- Prüfungsverfahren der DPR: Anlässe, Umfang und Ablauf
- Sanktionen bei Verstößen gegen die Rechnungslegungsvorschriften
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Problematik von Bilanzskandalen wie Enron, Parmalat und Worldcom, die zu Vertrauensverlusten in die Kapitalmärkte führten. Sie betont die Bedeutung zuverlässiger Unternehmensberichterstattung für Investorenentscheidungen und die Notwendigkeit eines effektiven Systems zur Durchsetzung der Rechnungslegungsgrundsätze. Die Arbeit führt in das zweistufige Enforcement-System in Deutschland ein, das aus der DPR und der BaFin besteht und als Reaktion auf die genannten Skandale geschaffen wurde.
2 Enforcement: Dieses Kapitel definiert Enforcement in der Rechnungslegung und beschreibt dessen Charakteristika. Es analysiert die Ziele des Enforcement, die in erster Linie im Schutz der Anleger und in der Stabilität der Kapitalmärkte liegen. Besonders relevant ist die Darstellung des zweistufigen Systems in Deutschland, das präventiv und repressiv vorgeht, um die Einhaltung der Rechnungslegungsvorschriften zu gewährleisten.
3 Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e. V.: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der DPR, ihrer Organisation und ihren Aufgaben. Es beschreibt detailliert das Prüfungsverfahren der DPR, einschließlich der Prüfungsanlässe, des Prüfungsumfangs, des Ablaufs und der Sanktionen bei Verstößen. Die Beschreibung der verschiedenen Phasen des Prüfverfahrens und der involvierten Akteure gibt einen umfassenden Einblick in die praktische Arbeit der DPR und ihre Bedeutung für die Einhaltung der Rechnungslegungsvorschriften.
Schlüsselwörter
Enforcement, Rechnungslegung, Anlegerschutz, Kapitalmarkt, Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bilanzkontrollgesetz (BilKOG), Prüfungsverfahren, Sanktionen, Bilanzskandale.
FAQ: Seminararbeit zum Enforcement in der Rechnungslegung
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert das Enforcement-System in der deutschen Rechnungslegung, insbesondere die Rolle der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Der Fokus liegt auf dem zweistufigen System, seinen Zielen (Anlegerschutz, Kapitalmarktstabilität) und der Funktionsweise.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit umfasst eine Definition und Charakterisierung von Enforcement in der Rechnungslegung, eine detaillierte Beschreibung des zweistufigen Enforcement-Systems in Deutschland (DPR und BaFin), eine eingehende Analyse des DPR-Prüfverfahrens (Anlässe, Umfang, Ablauf, Sanktionen) und eine Diskussion der Bedeutung des Systems für den Anlegerschutz und die Stabilität der Kapitalmärkte. Die Einleitung beleuchtet die Problematik von Bilanzskandalen als Auslöser für die Entwicklung des Systems.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel ist es, das deutsche zweistufige Enforcement-System im Bereich der Rechnungslegung zu verstehen und dessen Bedeutung für den Anlegerschutz und die Stabilität der Kapitalmärkte zu beleuchten. Die Arbeit soll einen umfassenden Überblick über die Funktionsweise des Systems geben und dessen praktische Relevanz verdeutlichen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum Enforcement allgemein, ein Kapitel zur Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit detaillierter Beschreibung des Prüfverfahrens und abschließend eine Zusammenfassung. Die Einleitung stellt den Kontext und die Problemstellung dar, während die folgenden Kapitel die einzelnen Aspekte des Enforcement-Systems vertiefen.
Wie ist das DPR-Prüfverfahren aufgebaut?
Das Kapitel zur DPR beschreibt detailliert das Prüfungsverfahren, einschließlich der Prüfungsanlässe, des Prüfungsumfangs, des Ablaufs (von der Voranfrage bis zum Prüfabschluss) und der möglichen Sanktionen bei Verstößen gegen die Rechnungslegungsvorschriften. Es bietet einen umfassenden Einblick in die praktische Arbeit der DPR.
Welche Rolle spielen die BaFin und die DPR im Enforcement-System?
Die Arbeit beschreibt das zweistufige Enforcement-System, in dem die DPR und die BaFin zusammenarbeiten. Die DPR fokussiert sich auf die präventive und die BaFin auf die repressive Aufsicht und Durchsetzung der Rechnungslegungsvorschriften. Die genaue Interaktion beider Institutionen wird im Kontext der Seminararbeit erläutert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Enforcement, Rechnungslegung, Anlegerschutz, Kapitalmarkt, Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bilanzkontrollgesetz (BilKOG), Prüfungsverfahren, Sanktionen, Bilanzskandale.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Seminararbeit richtet sich an ein akademisches Publikum und dient der Analyse von Themen im Bereich der Rechnungslegung und des Enforcement. Sie ist insbesondere für Studierende und Wissenschaftler relevant, die sich mit den Themen Rechnungslegung, Aufsicht und Kapitalmarktregulierung auseinandersetzen.
- Quote paper
- Kevin Sauer (Author), 2017, Enforcement in der Rechnungslegung. Das zweistufige Enforcement-Verfahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373931