„Nero, der Mörder und Sänger, der Bauherr und Christenverfolger, der Inbegriff von Spielen, Luxus und Verschwendung, hat stärker als mancher andere römische princeps die Phantasie von Zeitgenossen und Nachwelt erregt.“
Auffallend ist, dass das Bild Neros - wie hier treffend von Karl Christ vermittelt - bereits unmittelbar nach seinem Tod im Jahre 68 überaus negativ überliefert wurde. Dafür waren in besonderem Maße die römischen Führungseliten beziehungsweise die zeitgenössischen Autoren wie Seneca, Tacitus, Sueton und Cassius Dio verantwortlich. Vor allem der Brand Roms, der Nero persönlich angelastet wurde, trug dazu bei, dass der Machtpotentat eine immer stärkere Unbeliebtheit auch im Volk erfahren sollte.
Das unmissverständlich negativ konnotierte Bild des Herrschers wurde - mit Wirkung bis in die Neuzeit - allerdings in späteren Jahrzehnten vor allem von jenen Autoren und Geschichtsschreibern konstruiert und geprägt, die dies vor dem Hintergrund christlicher Intentionen zu überliefern gedachten. Explizit dieser Perspektive soll mit der vorliegenden Studie gefolgt werden. Insbesondere jene Überlieferungen, die unter dem Eindruck und „Schock“ der Verfolgung der Christen am Beginn des 4. Jahrhunderts erfolgt waren, müssen in diesem Zusammenhang besonders interessieren. Bereits an dieser Stelle soll diesbezüglich auf die Bedeutung des griechischen Kirchenhistorikers Eusebius von Caesarea (*um 260/65 - †um 338/39) sowie auf den Apologeten Laktanz (*um 250 - †um 325), lateinischer Philosoph und möglicherweise Lehrer des späteren Kaisers Konstantin, verwiesen werden. Vor allem Laktanz soll aufgrund seiner ausführlichen Neroreflexion sowie des Umstandes seiner Auffassung, das Christentum habe sich ausschließlich „das Beste aus der heidnischen Kultur […] angeeignet“, eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorwort
- Zielsetzung und Methodik
- Historische und terminologische Grundlagen
- Nero und seine Bedeutung als Kaiser des Römischen Reichs
- Die wichtigsten zeitgenössischen Quellen
- Die christliche Historiographie als neue Perspektive
- Die Reflexion Neros im Rahmen der christlichen Geschichtsschreibung: Verklärung und Dämonisierung vor dem Hintergrund von Christenverfolgung und Wahnsinn?
- Zur Problematik der Christenverfolgung unter Nero infolge des Brandes von Rom im Jahre 64
- Nero in der christlichen Historiographie
- Überblick über die wichtigsten Autoren
- Laktanz und die Prägung des Nerobildes
- Das Werk „De mortibus persecutorum“: Inhalt und Aussagen zu Nero
- Versuch der Interpretation vor dem Hintergrund der römischen Christenverfolgung im frühen 4. Jahrhundert
- Resümee und Ausblick: Die Prägung des Nerobildes durch die christliche Historiographie und ihre Wirkung bis in die Neuzeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Darstellung des römischen Kaisers Nero in der christlichen Geschichtsschreibung. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern das Bild Neros durch die christlichen Autoren verklärt oder verzerrt wurde, insbesondere vor dem Hintergrund der Christenverfolgung im frühen 4. Jahrhundert.
- Die Rolle der christlichen Historiographie bei der Konstruktion des Nerobildes
- Die Darstellung Neros als Christenverfolger und seine Bedeutung für die christliche Apologetik
- Die Rezeption des Nerobildes in der christlichen Literatur und seine Wirkung auf die spätere Geschichtsschreibung
- Die Frage nach der historischen Glaubwürdigkeit der christlichen Quellen
- Die Bedeutung von Laktanz und Eusebius von Caesarea für die Prägung des Nerobildes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Rezeption Neros in der Antike und stellt die Bedeutung der christlichen Geschichtsschreibung für die Konstruktion seines Bildes heraus. Das zweite Kapitel behandelt die historische und terminologische Grundlage der Studie, die sich mit den Quellen und der Rolle der christlichen Historiographie befasst. Im dritten Kapitel wird die Darstellung Neros in der christlichen Geschichtsschreibung, insbesondere durch Laktanz, analysiert. Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Studie zusammen und gibt einen Ausblick auf die weitere Rezeption des Nerobildes.
Schlüsselwörter
Die Studie konzentriert sich auf die Themen Nero, christliche Geschichtsschreibung, Christenverfolgung, Laktanz, Eusebius von Caesarea, historische Glaubwürdigkeit, Verklärung, Dämonisierung.
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- Anonym (Author), 2017, Nero. Vom Kaiser zum Teufel. Historische Glaubwürdigkeit oder zielgerichtete Verklärung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374011