Die Autopoietischen Systeme und die Definition des Bildungsbegriffes


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Theorie der autopoietischen Systeme
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Die Entwicklung des Autopoiesis Konzeptes

3 Die Theorie der autopoietischen Systeme auf die Transition zwischen Kindergarten und Grundschule angewandt

4 Der Bildungsbegriff
4.1 Definition von Bildung
4.2 Bildung in Kindertageseinrichtungen
4.3 Der eigene Bildungsbegriff

5 Resümee

Quellenverzeichnis

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Diese Arbeit befasst sich mit der Theorie der autopoietischen Systeme sowie dem Begriff „Bildung“.

Autopoiese und Bildung stehen in starkem Zusammenhang zueinander, denn Menschen sind sich selbstbildende Wesen. Bereits Säuglinge lernen aus Erfahrung. Diesen Prozess zu unterstützen ist zunächst die Aufgabe des Elternhauses, mit dem Übergang in das Bildungssystem wird die Bildung und Erziehung der Kinder von Eltern und Erziehern oder Lehrer gemeinsam durchgeführt.

In der Einleitung, das erste Kapitel dieser Arbeit, erfolgt eine kurze Gegenüberstellung der Begriffe Autopoiese und Bildung. Im zweiten Kapitel wird Theorie der autopoietischen Systeme vorgestellt. Zunächst wird der Begriff „Auopoiesis“ genauer bestimmt und danach die Entwicklung der Autopoietischen Systeme durch Maturana und Varela, sowie die Erweiterung durch Luhmann erläutert. Im dritten Teil dieser Arbeit wird die Theorie der Autopoietischen Systeme auf die Transition zwischen Kindergarten und Grundschule übertragen. Im darauf folgenden vierten Kapitel wird der Fokus auf den Begriff „Bildung“ gelegt. Dieser wird zunächst allgemein definiert und danach auf die Bildungsarbeit in Kindertageseinrichtungen übertragen. Zum Ende des Kapitels wird der Bildungsbegriff der Autorin näher betrachtet. Das abschließende fünfte Kapitel beinhaltet ein Resümee dieser Arbeit.

2 Die Theorie der autopoietischen Systeme

2.1 Begriffsbestimmung

Der Begriff Autopoiesis ist zusammengesetzt aus den griechischen Begriffen "autos" = selbst und "poiein" = machen[1]

Ein autopoietisches System ist demnach ein selbstorganisierendes und reproduzierendes System. Selbstherstellung und Selbsterhaltung sind somit Grundeigenschaften dessen, was als Autopoiesis bezeichnet wird.

Autopoiese ist ein Begriff aus dem radikalen Konstruktivismus und bezeichnet die stärkste Form der Selbstreferenz, die beschreibt, dass das System nicht nur sein Verhalten, sondern überhaupt seine Existenz durch sich selbst erzeugt. Der Begriff wurde von Humberto Maturana geprägt und später von Niklas Luhmann teilweise gegen den Einspruch Maturanas auf die Theorie sozialer Systeme übertragen.[2]

2.2 Die Entwicklung des Autopoiesis Konzeptes

Maturana unterscheidet zwischen autopoietischen Systemen erster und zweiter Ordnung. Ein Beispiel für autopoietische Systeme erster Ordnung ist eine Zelle. Diese ist ein sich selbst reproduzierendes System, mit dem Zellkern, der den Stoffwechsel steuert und mit der Zellmembran als Grenze zur Umwelt.

Ein autopoietisches System zweiter Ordnung sind Entitäten die aus mehreren Zellen bestehen, z. B. ein Organismus.

"Autopoietische Systeme sind operativ geschlossene Systeme, die sich in einer ’basalen Zirkularität’ selbst reproduzieren, indem sie in einer bestimmten räumlichen Einheit die Elemente, aus denen sie bestehen, in einem Produktionsnetzwerk wiederum mit Hilfe der Elemente herstellen, aus denen sie bestehen.“[3]

Maturana unterscheidet nur diese beiden autopoietischen Systeme.

Der Bielefelder Soziologe Luhmann erweitert den Begriff der Autopoiese auf alle Systeme in denen eine spezifische Operationsweise festzustellen ist. Diese findet nur in diesem System statt.

Nicht alle autopoietischen Systeme sind jedoch gleicher Art. Vielmehr gibt es auch unter diesen Systemen verschiedene Klassen. Luhmann nennt hier Sinn als das Unterscheidungskriterium: "Zum Beispiel sind soziale Systeme und psychische Systeme gleich insofern, als sie Systeme sind. Es mag aber auch Gleichheiten geben, die nur für Teilbereiche einer Vergleichsebene gelten. Zum Beispiel lassen sich psychische und soziale Systeme, nicht aber Maschinen und Organismen durch Sinngebrauch charakterisieren."[4]

Laut Luhmann gibt es insgesamt drei verschiedene autopoietische Systeme, die sich sehr konkret voneinander unterscheiden. In der jeweiligen Systemart gibt es nur eine spezifische Vorgehensweise, die nur in dieser Systemart vorkommt.

Die drei Systeme nach Luhmann sind:

1. lebende Systeme (bestehend aus Stoffwechselvorgängen, Nervenaktivität etc.)
2. psychische Systeme (bestehend aus der Abfolge von Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühlen)
3. soziale Systeme (bestehend aus der Abfolge von Kommunikation)

Diese Systeme sind füreinander Umwelt, d.h. ein Bewusstsein kann nicht kommunizieren und im Bewusstsein kommen auch keine Stoffwechselvorgänge oder Nervenaktivitäten vor. Im Bewusstsein folgt nur Gedanke (bzw. Wahrnehmungen oder Gefühle) auf Gedanke; Gedanken können nur auf vorherige Gedanken (und nicht auf Hirnprozesse) Bezug nehmen. Die Abfolge von Gedanken verläuft im psychischen System operational geschlossen. Es ist unmöglich, ein Bewusstsein der Nervenaktivität oder des Stoffwechsels selbst zu haben.[5]

Die Sprache ist nach Luhmann die wichtigste der verschiedenen Kopplungsmöglichkeiten zwischen psychischen und sozialen Systemen, da die Gedanken auf entscheidende Weise durch die Sprache geprägt sind. Die strukturelle Kopplung bedeutet aber, dass weiterhin die Systeme füreinander Umwelt bleiben. Es gibt keine gemeinsame Nutzung von Elementen durch zwei Systeme. Die jeweiligen Operationen können das System nicht verlassen. Gedanke bleibt Gedanke, Kommunikation bleibt Kommunikation. Ein System kann von seiner Umwelt nur irritiert werden, es wird aber keine Information von System zu System übertragen. Ein System hat Umweltkontakt nur durch Selbstkontakt. Das System nimmt seine Umwelt quasi nur als weißes Rauschen wahr (es kann mit den Elementen der Umwelt nichts anfangen), die Bedeutung entsteht durch die systeminterne Interpretation, selbst auf wiederkehrende identische Reize reagiert das System mitunter sehr verschieden. Je nach gegenwärtiger interner Struktur wird versucht, die Irritation zu normalisieren, d. h. die interne Struktur wird so weit geändert, dass die Irritation verschwindet.

Soziale Systeme bestehen aus Kommunikationen, nicht aus Menschen. Die Autopoiesis der Kommunikation findet statt, wenn eine Differenz zwischen Information und Mitteilung sowie eine Differenz zwischen Mitteilung und Verstehen entsteht. Dieses Hin und Her wird als Kommunikation bezeichnet. Bei einer unbewussten Abstimmung zweier Körper handelt es sich also um keine Kommunikation. Es gibt nach Luhmann keine Kommunikation, ohne Beteiligung des Bewusstseins, obgleich natürlich keine Gedanken kommuniziert werden können, sondern nur Kommunikation kommuniziert werden kann.[6]

Hier zeigt sich deutlich die Abgrenzung der Ansätze Maturanas und Luhmanns. Soziale Systeme operieren mit Sinn, Organismen tun dies nicht.

3 Die Theorie der autopoietischen Systeme auf die Transition zwischen Kindergarten und Grundschule angewandt

Im Übergang von Kindergarten zur Grundschule könnte man basierend auf der Theorie der Autopoietischen Systeme die Aussage getroffen werden, dass das Kind selbst ein System ist, das sich selbst bildet. Die Umwelt, hier also die Fachkräfte des Kindergartens und später die Lehrkräfte geben ihm Zugang zu Wissen, vermitteln Informationen und bieten eine ansprechende Lernumgebung. Was das Kind aber aufnimmt, welchen Nutzen und Lerneffekt es daraus zieht, entscheidet es selbst. Wenn nun der Fokus etwas weiter gefächert wird ist das Kind als einen Teil eines größeren Systems zu sehen. Zunächst ist es ein Teil der Familie, das erste soziale System mit dem ein Kind in Berührung kommt, später findet der Übergang von Familie zu Kindertagesstätte statt. Jede Transition von einem System in ein weiteres ist mit Unsicherheiten all derer verbunden, die am Übergang beteiligt sind. Je geringer die Kenntnisse über das neue System sind, so höher ist die Unsicherheit.

Griebel und Niesel beschreiben dies wie folgt: „Als Transitionen werden komplexe, ineinander übergehende Wandlungsprozesse bezeichnet, wenn Lebenszusammenhänge eine massive Umstrukturierung erfahren, ein Kind zum Beispiel vom Kindergartenkind zum Schulkind wird.“[7]

Ebenfalls versteht der Transitionsansatz „Übergänge als Phasen beschleunigter Veränderung und als besonders lernintensive Zeit.“[8]

Davon ausgehend kann die Bewältigung von Übergängen nicht allein auf das Kind bezogen werden, sondern auch dessen Eltern, die pädagogischen Fachkräfte der Kindertagesstätte und Schule, sowie das weitere soziale Umfeld. Aber auch kulturelle Anforderungen, Vorschriften und Wünsche von Bezugspersonen sowie die Lebenswelt, Einflüsse, die entwicklungsanregend und herausfordernd wirken und die individuelle Entwicklung fördern oder behindern. Das Zusammenspiel der Interaktionen mit dem Individuum spielt somit eine wichtige Rolle im Lern- und Entwicklungsprozess. Es setzt einen übergreifenden Dialog der Akteure voraus, um dadurch beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule in einem ko-konstruktiven Prozess aller Beteiligten[9] durch ihr Zusammenwirken ein besseres Endergebnis schaffen, als es ohne einen gesteuerten Übergang möglich wäre.[10]

Hier knüpft das Projekt „Vom Maxi zum Schulkind“ der SIS Fellbach an. Die Kindergartenkinder erfahren im kompletten letzten Kindergartenjahr eine intensive Vorbereitung auf den Schulstart. Neben den im Bildungsplan vorgeschriebenen Förderungen in den Bereichen Sprache, soziale emotionale Entwicklung, kognitive und motorische Entwicklung nutzt die SIS hier den Synergieeffekt, der sich daraus ergibt, dass sich Kindergarten, Grundschule und Gymnasium unter einem Dach befinden. Der Übergang von Kindergarten zur Grundschule wird somit als ein weicherer Übergang empfunden und nicht als Bruch, da die Räumlichkeiten schon bekannt sind. Für die Kinder, die die Hauptakteure in diesem Übergang, sind wird die Transition vom System Kindergarten in das System Grundschule als fließend erlebt.

Im letzten Kindergartenjahr finden die gezielten Lernangebote, die durch die Erzieher vorbereitet werden, bereits in einem „verschulteren“ Rahmen statt. Dies bedeutet, die Rahmenbedingungen werden der Lernumgebung „Klassenzimmer“ angepasst. Anders als in staatlichen Schulen besuchen die zukünftigen Erstklässler einmal in der Woche den sogenannten Maxi-Treff mit der Kooperationslehrerin. Hier haben die Kinder die Chance, das System Grundschule schon vor Schulstart kennenzulernen und sich mit den Regeln und Abläufen vertraut zu machen. Sie werden von einer Erzieherin in den Klassenraum begleitet und dort der Lehrkraft übergeben. Diese bringt den Kindern das Klassenzimmer als Lernumgebung nahe, erweitert dies durch den Besuch weiterer Räumlichkeiten, wie der Bücherei, Kunstraum zu denen Kindergartenkinder im normalen Alltag keinen Zugang haben. So tritt das System Schule schon vor dem Schulstart in die Lebenswelt der Kinder. Sie lernen sich in der Grundschule zu orientieren und bauen Unsicherheiten ab. Durch gezielten Austausch zwischen Erziehern und der Kooperationslehrkraft findet vernetztes Lernen statt. Die Kinder und Eltern erfahren so, dass sowohl Kindergarten als auch Grundschule der SIS zusammenarbeiten und sich ergänzen. Jeder der an der Transition Beteiligten, Kinder, Eltern, Erzieher, Lehrkräfte, ist ein für sich operierendes autopoietisches System, das im sozialen Kontext, durch Kommunikation und Interaktion, Verbindungen und Verknüpfungen herstellt. Diese eigenen Erfahrungen können durch die Lernumgebung und die Bildungsangebote angeregt werden und durch Beobachtung und Reflexion an das einzelne Kind angepasst werden. So unterstützten sich die Systeme Familie, Kindergarten und Grundschule gegenseitig mit dem Ziel, dem Kind die bestmögliche Vorbereitung auf den Schulstart zu ermöglichen. Das Kind erfährt im besten Fall durch diese Vorbereitung einen Zuwachs an Selbstvertrauen, der zum einen durch Erweiterung seines Wissens, Erlangung von Fähigkeiten und Fertigkeiten (z. B. erkennen von Buchstaben und Zahlen) und Wissensdurst zu begründen ist.

4 Der Bildungsbegriff

„Kaum ein Begriff ist so omnipräsent, dabei aber zugleich so interpretationsoffen wie der

Kernbegriff der pädagogischen Bildung.“[11]

Der Begriff „Bildung“ ist der deutschen Sprache eigen, er stammt vom mittelhochdeutschen bildunge beziehungsweise dem althochdeutschen Begriff bildunga ab, welcher ursprünglich „Schöpfung, Verfertigung“, aber auch „Bildnis, Gestalt“ bedeutete.[12]

Es gibt nur wenige weitere Sprachen, die zwischen den Begriffen Bildung und Erziehung differenzieren. So wird beispielsweise im Lateinischen zwischen "educatio" (Aufzucht: Disziplinierung, Zivilisierung) und "eruditio" (Entrohung: Kultivierung der Seele und des Geistes) unterschieden. Im Verlauf seiner Geschichte hat der Bildungsbegriff eine kaum noch überschaubare Vielzahl von Bedeutungen erfahren; immer wieder wurden andere Aspekte betont.[13]

„Bildung“ als Grundbegriff hat eine lange geisteswissenschaftliche Tradition und nimmt mittlerweile eine zentrale Stellung in der Pädagogik ein. Früher wurde „Bildung“ vor allem „… als die Kultivierung der verschiedenen Facetten von Menschlichkeit verstanden, um an den in einer Gesellschaft üblichen Lebensformen teilhaben zu können.“[14] Mit Blick auf die Entwicklung der Pädagogik in Deutschland kann man sehen, dass, innerhalb von Idealismus und Neuhumanismus, dieser Akzent überhöht wurde, sodass Bildung vor allem als Herausformung von inneren Werten und Vervollständigung der eigenen Erlebnistiefe verstanden wurde.

4.1 Definition von Bildung

Bildung schließt mehrere Bedeutungsebenen ein: sie ist zugleich Prozess, des Bildens und Produkt, die Bildung. Bildung dient der Befähigung anderer Menschen, stellt zugleich aber auch Selbstbefähigung der/des Einzelnen dar. Bildung ist zum einen auf ein Ziel gerichtet (Persönlichkeit, Vollkommenheit), lässt aber auch Optionen offen (Freiheit, Glück). Definiert man Bildung als reflektiertes Denken und darauf aufbauendes Handeln, dann ist Bildung eindeutig mehr als Informationsaufnahme und Verarbeitung von Wissen. Bildung enthält vielmehr die Vorstellung der Entfaltung einer Persönlichkeit mit aufrechtem Gang und freiem Entscheidungswissen, die versucht, möglichst allen menschlichen Rollen (eben nicht nur der Erwerbstätigkeit, wie derzeit häufig in Zusammenhang mit lebenslangem Lernen argumentiert wird) gerecht zu werden.[15]

Im Kontext der aktuell kontrovers geführten Diskussionen hinsichtlich Schul- und Hochschulreformen wird immer wieder erneut diskutiert, was Bildung überhaupt ist und welcher Zweck ihr zugeschrieben werden kann. Hierbei spalten sich die Meinungen darüber, ob Bildung an sich einen Wert hat, oder ob ihr gesellschaftlicher und individueller Wert durch den Nutzen bestimmt wird, welcher durch sie hervorgeht. In der heutigen stark leistungsorientierten Gesellschaft scheint es fast so, als sei der Begriff Bildung mit dem des Lernens gleichgestellt.[16]

Bildung im Kindergarten umfasst viele Aspekte, die sich auf Pädagogen wie Pestalozzi (Bildung mit Kopf, Herz und Hand), Fröbel (Bildung geschieht durch Selbsttätigkeit, auch im Spiel), Hegel, Marx und nicht zuletzt Maria Montessori mit ihrem Leitsatz: „Hilf mir es selbst zu tun stützen.

In Bildungsprozessen erlernen Kleinkinder die Sprache und Sprachverständnis, ebenfalls werden körperliche und geistige Anlagen geweckt und Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgebildet.

Ebenfalls werden Kinder durch Bildungsprozesse in die Gesellschaft, Kunst, Kultur, Religion, in Sitten und Gebräuche eingeführt. Dies geschieht nicht zuletzt durch die Vermittlung von Lerninhalten durch Erzieher und andere Menschen sowie durch die Erfahrung von sozialen Prozessen in der Kindergartengruppe, der Familie oder anderen sozialen Gefügen. In Bildungsprozessen setzen Kinder sich mit neuen Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnissen auseinander, erkennen Zusammenhänge, nehmen kritisch Stellung und ziehen Folgerungen für ihr Handeln.

Durch Eigenaktivität und Selbsttätigkeit, intrinsisch motiviert, erkunden und erschließen Kinder sich ihre Welt, nehmen Kontakt zu anderen Menschen auf und lernen von ihnen. In Bildungsprozessen entwickelt sich ihre einzigartige Persönlichkeit, ihr Charakter, ihre Identität, ihre Individualität – sie bilden sich selbst.[17]

4.2 Bildung in Kindertageseinrichtungen

Der Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen ist gesetzlich geregelt. So heißt es beispielsweise in § 22 Abs. 3 SGB VIII: "Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. …“[18]

Bereits in den Kindertageseinrichtungen ist Bildung etwas von außen und innen Kommendes. Gerd Schäfer beschreibt dies in seinem Buch wie folgt: „Vom Standpunkt der Komplexität zeigt sich kindliche Bildung als ein vielperspektivisches Zusammenspiel von Ereignissen der individuellen, inneren Welt, sowie Prozessen der sozial geprägten und objektivierbar gemachten äußeren Welt. Aus diesem Zusammenwirken innerer und äußerer Prozesse gehen Handlungen, Denkweisen, Erfahrungen oder Entwicklungen hervor, die sowohl ihre innerpsychischen Anteile wie auch ihre außerpsychische Herkunft nicht verleugnen.“[19]

Nach der Einführung des Orientierungsplanes für Bildung und Erziehung in Baden-Württemberg wird die Kindertagesstätte als Ort der frühkindlichen Bildung gestärkt.

Der Orientierungsplan gibt den Erziehern Impulse zur Begleitung der kindlichen Entwicklung bis zum Schuleintritt. Es soll an vergangene Bildungsprozesse angeknüpft werden und Ausblicke auf die Entwicklung der Bildungsbiografie des Kindes nach der Kindergartenzeit geben.

Die frühkindlichen Bildungsprozesse, die im Orientierungsplan betrachtet werden haben ihren Schwerpunkt auf der Perspektive des Kindes. Die grundlegende Motivation von Kindern wird berücksichtigt und der Fokus wird maßgeblich auf sechs Bildungs- und Entwicklungsfelder gerichtet. Diese Entwicklungsfelder sind: Die Sinne, der Körper, die Sprache, das Denken, Gefühl und Mitgefühl sowie Werte und Religion.

Die Aufgabe der Erzieher ist es nun, diese Inhalte auf kindgerechte Weise aufzuarbeiten und den Kindern Impulse für selbst gesteuertes Lernen zu bieten. Durch gezielte Angebote werden Bildungsinhalte vermittelt, die die Kinder später weiter vertiefen und einüben können. Hier sollte der Erzieher so viel Hilfestellung wie nötig geben, ohne den Kindern den Raum zur Selbsterfahrung zu nehmen, er ist Begleiter und Beobachter in diesem Prozess.

[...]


[1] Vgl. Morel 1995, S. 131

[2] Vgl. http://lexikon.stangl.eu/2312/autopoiese, 25.12.2016

[3] Maturana und Köck 1982, S. 58

[4] Luhmann 1993, S. 18

[5] Vgl. http://www.werner-held.de/pdf/luhmann.pdf, 25.12.2016

[6] Vgl. http://www.werner-held.de/pdf/luhmann.pdf, 25.12.2016

[7] Griebel et al. 2004, S. 35

[8] Griebel et al. 2004, S. 11

[9] Alle Beteiligten = Kinder, Eltern, Bezugspersonen von Kita und Schule sowie das soziale Netzwerk

[10] Vgl. Projektstudienarbeit J.Wiehl, S. 3

[11] Lederer 2013, S. 11

[12] Vgl. deutsches Wörterbuch 2001, S. 95

[13] Vgl. http://www.kindergartenpaedagogik.de/127.html, 12.12.2016

[14] Adorno 2015, S.44

[15] Vgl. http://files.adulteducation.at/wba/1-Gruber_Elke_Bildung.pdf, 12.12.2016

[16] Vgl. Britta Siegert 2012, S.21

[17] Vgl. http://www.kindergartenpaedagogik.de/127.html, 12.12.2016

[18] https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/__22.html, 16.12.16

[19] Schäfer 2011, S.10

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Autopoietischen Systeme und die Definition des Bildungsbegriffes
Hochschule
Steinbeis-Hochschule Berlin  (Pädagogikmanagement)
Note
1,6
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V374127
ISBN (eBook)
9783668516533
ISBN (Buch)
9783668516540
Dateigröße
509 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
autopoiese, luhmann, Bildung, maturana
Arbeit zitieren
Jessica Wiehl (Autor:in), 2017, Die Autopoietischen Systeme und die Definition des Bildungsbegriffes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374127

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