Abweichendes Verhalten kann als Normverletzung bezeichnet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Norm je nach Kultur, Zeit und anderen Umständen unterschiedlich verstanden werden kann. Norm ist somit immer subjektiv zu betrachten – eine objektive Norm besteht infolgedessen nicht.
Devianz wird als „abweichendes Verhalten, das sozialen Erwartungen und auch gesetzlichen Bestimmungen widerspricht“ (Horstkemper & Tillmann 2016) definiert und ist dem Abweichenden Verhalten somit ähnlich.
Dagegen ist die Delinquenz ganz deutlich der Gesetzesverletzung zuzuordnen und beschreibt eine kriminelle Handlung (Böhnisch 2006 & Peters 2009).
Der Begriff „Abweichendes Verhalten“ wird im Rahmen dieser Arbeit durchgängig großgeschrieben, da es sich hierbei um ein Konstrukt mit „vielfältigen sozialen, psychischen und institutionellen Einflussfaktoren“ (Böhnisch 2006) handelt.
Besonders Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und/oder problematischen Familienverhältnissen, die mitunter über unzureichende Kenntnisse aus den Unterrichtsfächern verfügen und mit negativen Schulerfahrungen, wie Klassenwiederholungen, Schulverweisen oder ähnlichem konfrontiert wurden, sind von Devianz und Abweichung bedroht. Oft handelt es sich um „Schulschwänzer“ beziehungsweise um „Schulverweigerer“ (Horstkemper & Tillmann 2016).
Im Folgenden wird der Fokus auf dem Bereich des Abweichenden Verhaltens im schulischen Sektor liegen, da die Rezipienten des Referats angehende Lehrkräfte sind und früher oder später mit irgendeiner Form des Abweichenden Verhaltens seitens der Lernenden konfrontiert werden. Daher ist es ein Anliegen meinerseits, dass ein verständnisvoller, respektvoller und unterstützender Umgang mit diesen SchülerInnen vermittelt wird. Der Inhalt des Referats und der Gruppenarbeit soll diese Werte betonen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Dimensionen Abweichenden Verhaltens
3. SchülerInnengewalt – Häufigkeit und Risikofaktoren
4. Unterrichtsstörungen – Erscheinungsformen und Häufigkeit
5. Die Schule als Instanz sozialer Kontrolle
6. Gruppenarbeit während des Referats
7. Fazit
8. Quellenverzeichnis
Anhang
A) Fallbeispiel
B) Arbeitsblätter der Gruppenarbeit
C) Ergebnisse der Gruppenarbeit
„Wenn sich die Lebensprobleme vor die Lernprobleme drängen, dann haben sich die Lehrerinnen und Lehrer zunächst um die Lebensprobleme der Kinder zu kümmern.“ (Hartmut von Henting)
1. Einführung
Abweichendes Verhalten kann als Normverletzung bezeichnet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Norm je nach Kultur, Zeit und anderen Umständen unterschiedlich verstanden werden kann. Norm ist somit immer subjektiv zu betrachten – eine objektive Norm besteht infolgedessen nicht.
Devianz wird als „abweichendes Verhalten, das sozialen Erwartungen und auch gesetzlichen Bestimmungen widerspricht“ (Horstkemper & Tillmann 2016, S. 105) definiert und ist dem Abweichenden Verhalten somit ähnlich.
Dagegen ist die Delinquenz ganz deutlich der Gesetzesverletzung zuzuordnen und beschreibt eine kriminelle Handlung (Böhnisch 2006, S. 12f. & Peters 2009, S. 19 ff.).
Der Begriff „Abweichendes Verhalten“ wird im Rahmen dieser Arbeit durchgängig großgeschrieben, da es sich hierbei um ein Konstrukt mit „vielfältigen sozialen, psychischen und institutionellen Einflussfaktoren“ (Böhnisch 2006, S. 14) handelt.
Besonders Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und/oder problematischen Familienverhältnissen, die mitunter über unzureichende Kenntnisse aus den Unterrichtsfächern verfügen und mit negativen Schulerfahrungen, wie Klassenwiederholungen, Schulverweisen oder ähnlichem konfrontiert wurden, sind von Devianz und Abweichung bedroht. Oft handelt es sich um „Schulschwänzer“ beziehungsweise um „Schulverweigerer“ (Horstkemper & Tillmann 2016, S. 105).
Im Folgenden wird der Fokus auf dem Bereich des Abweichenden Verhaltens im schulischen Sektor liegen, da die Rezipienten des Referats angehende Lehrkräfte sind und früher oder später mit irgendeiner Form des Abweichenden Verhaltens seitens der Lernenden konfrontiert werden. Daher ist es ein Anliegen meinerseits, dass ein verständnisvoller, respektvoller und unterstützender Umgang mit diesen SchülerInnen vermittelt wird. Der Inhalt des Referats und der Gruppenarbeit soll diese Werte betonen.
2. Dimensionen Abweichenden Verhaltens
Die Dimensionen Abweichenden Verhaltens erstrecken sich über vier Ebenen. Erste ist die sozial desintegrative Abweichung. Darunter gelten „Menschen […] als dissozial oder asozial, wenn sie sich tradierten Mustern „normaler Lebensführung“ verweigern, werden sozial ausgegrenzt, wenn sie biografisch scheitern oder sozial und kulturell nicht mithalten können.“ (Böhnisch 2006, S. 13) Darüber hinaus wird Abweichendes Verhalten differenziert in institutionell gebundene Abweichung, die dem Bereich der Schule und Jugendhilfe einzuordnen ist. Das deviante Verhalten wird in Form von Nachsitzen, Strafarbeiten, Klassenverweisen oder sogar der Suspendierung negativ sanktioniert. Das Verhalten der SchülerInnen äußert sich beispielsweise in Form von Leistungsverweigerungen, Unterrichtsstörungen oder Gewalttaten. Zu beachten ist dabei, dass dieses Verhalten außerhalb der Institution durchaus positiv bewertet wird. So sind betroffene Jugendliche in deren Peergroup angesehene Mitglieder.
Eine weitere Dimension stellen selbstgefährdende, selbstdestruktive Handlungen dar. Dazu werden Drogenabhängigkeit, Medikamentenmissbrauch und Selbstmord gezählt.
Der Bereich der Delinquenz bildet die vierte Dimension Abweichenden Verhaltens (Böhnisch 2009, S. 12f.).
Im Folgenden wird der Bereich der institutionell gebundenen Abweichung näher beleuchtet, da es sich im Rahmen des Seminars „Lernen und Sozialisation“ anbietet, den Bereich der Schule mit deren Lernenden und Sozialisationsprozessen genauer zu betrachten. Diesbezüglich werden zwei Formen der institutionell gebundenen Abweichung mit deren Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeiten beschrieben, um im Anschluss daran während der Gruppenarbeit mögliche Lösungsstrategien zu benennen.
3. SchülerInnengewalt – Häufigkeit und Risikofaktoren
Gewalt von Schülerinnen und Schülern stellt ein alltägliches Phänomen dar, das sich „meist in Form von Beleidigungen oder leichteren körperlichen Auseinandersetzungen“ (Horstkemper & Tillmann 2016, S. 36) äußert. Verbale Gewalt ist häufiger als körperliche Gewalt und Jungen sind häufiger gewalttätig als Mädchen, wobei körperliche Gewalt doppelt bis viermal mehr von Jungen als von Mädchen ausgeübt wird.
Am häufigsten findet sie an Sonder- beziehungsweise Förderschulen statt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Schulen und auch einzelnen Schulklassen auftreten. In Großstadtschulen tritt nicht automatisch häufiger Gewalt auf, als in ländlichen Schulen. Eine repräsentative Längsschnittstudie für Bayern von 1994-2004, hat insgesamt eine rücklaufende Tendenz der Gewaltausübung an Schulen beobachtet (Horstkemper & Tillmann 2016, S. 35ff.).
Die Risikofaktoren für Gewalt werden im Bereich der Familie, der Peergroup und der Schule lokalisiert.
Lernende deren Eltern ein geringes Bildungsniveau aufweisen gelten als gefährdet. Zudem führen ein rigider und autoritärer Erziehungsstil mit mangelnder Akzeptanz des Kindes und eigene Gewalterfahrungen innerhalb der Familie zu Gewaltbereitschaft. Die „Einbindung in aggressive Jugendcliquen und der intensive Konsum von Horror-, Gewalt- oder Pornofilmen“ (ebd., S. 39) führen ebenfalls zu gewalttätigem Verhalten.
Aber auch die Schule kann erheblich dazu beitragen, dass ein Gewaltpotential generiert wird. Etikettierung und Ausgrenzung, ein schlechtes Sozialklima, eine schlechte Lernkultur und hohe Anforderungen – all dies sind Aspekte, die zu Gewaltbereitschaft führen können (ebd., S. 39f.).
4. Unterrichtsstörungen – Erscheinungsformen und Häufigkeit
Unterrichtsstörungen können sich auf unterschiedliche Art und Weise zeigen. Am häufigsten tritt das verbale Störverhalten auf, das sich durch Schwatzen, vorlautes Verhalten, Zwischenrufe und Beleidigungen äußert. Darüber hinaus gilt mangelnder Lerneifer, der sich durch geistige Abwesenheit, Desinteresse und Unaufmerksamkeit zeigt, als Unterrichtstörung. Motorische Unruhe, wie zappeln, kippeln und herumlaufen stört den Unterrichtsablauf ebenso. Am seltensten äußern sich Störungen im aggressiven Verhalten, das in Wutausbrüche, Angriffe auf Personen oder Sachbeschädigungen ausarten kann (Lohmann 2013, S. 14).
Die Ursachen für Unterrichtstörungen sind vielfältig. Einerseits können Langeweile und unerfüllte Erwartungen sowie unberücksichtigte Interessen zu Störungen führen. Andererseits resultieren aus gewünschter Kommunikation mit MitschülerInnen Unruhe im Klassenzimmer. Wenn es im Rahmen einer Schulklasse als „uncool“ gilt, sich am Unterricht zu beteiligen, sind Störungen ebenfalls vorprogrammiert.
Im Falle eines niedrigen Selbstkonzepts eines Lernenden kann durch das Streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung mittels Unterrichtsstörung das Selbstbild verbessert werden. Der „Klassenclown“ erhöht somit sein Sozialprestige.
Zuletzt können Machtkämpfe und Rache ursächlich für Gewalt sein. Lehrkräfte spielen ihre Macht aus, indem sie Sanktionen verhängen, worauf SchülerInnen sich teils mit Abweichendem Verhalten rächen. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der sich nicht leicht unterbrechen lässt (Lohmann 2013, S. 21f.).
5. Die Schule als Instanz sozialer Kontrolle
Die Institution Schule kann Sozialchancen verteilen, chancenfördernd oder -verwehrend wirken. Sie schreibt rigide Verhaltensregeln vor und kann durch Strafen und Ausschluss Kontrolle ausüben. Schule strukturiert den Alltag und muss von allen Kindern und Jugendlichen besucht werden. Darüber hinaus drängt sie Lernende in eine „Schülerrolle“, an die bestimmte Erwartungen geknüpft sind.
Dabei darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass „[d]ie Verhinderung von Ausgliederung […] ein gesetzlich abgesichertes Ziel der öffentlichen Schule [ist].“ (Horstkemper & Tillmann 2016, S. 105) Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen sind verpflichtet, Unterstützung bei der Bewältigung von Lern- und Lebensproblemen anzubieten. Dabei fungiert die Jugendhilfe (Jugendamt und Freie Träger) als Kooperationspartner der Schule (ebd., S. 105f.).
6. Gruppenarbeit während des Referats
Die Gruppenarbeit soll dazu dienen, den Studierenden den konstruktiven Umgang mit devianten SchülerInnen aufzuzeigen. Hierfür sollen pädagogische Konzepte zum Umgang mit Abweichendem Verhalten entwickelt werden. Ausgangspunkt dieser Aufgabe ist ein Fallbeispiel, welches eine mögliche Konsequenz Abweichenden Verhaltens aufführt: die Verweisung einer Schülerin von der Schule. Um eben diese zu vermeiden und um Lernende mit Lebensproblemen zu unterstützen, sollen die Konzepte mögliche unterstützende Alternativen zur Suspendierung darstellen und die Studierenden im Umgang mit devianten SchülerInnen sensibilisieren.
Für die Gruppenarbeit wurde eingangs ein selbstkonstruiertes Fallbeispiel (s. Anhang S. 8) gelesen, an dem sich die Arbeitsaufträge orientierten. Die Studierenden wurden in vier Gruppen eingeteilt. Jede dieser Gruppen erhielt unterschiedliche Arbeitsblätter (s. Anhang ab S. 9), wobei die Rolle einer Lehrkraft aus dem Fallbeispiel eingenommen werden sollte, die sich gegen eine Suspendierung einer Schülerin einsetzt. Alle Ergebnisse sollten auf Flipcharts festgehalten und am Ende der Stunde präsentiert werden. Gruppe 1 beschäftigte sich mit der Gewaltprävention und der Erziehung zu gewaltfreiem Verhalten, Gruppe 2 entwickelte ein Konzept zum Umgang mit Unterrichtsstörungen, Gruppe 3 gestaltete ein Grundgerüst eines Problemlösungsgesprächs mit der Schülerin und Gruppe 4 kümmerte sich um Hilfe von außen. Für die Bearbeitung erhielten die Studierenden eigens zusammengestellte Lektüre und einen Bearbeitungszeitraum von 30 Minuten.
Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten sind durchweg positiv zu beurteilen. Die Studierenden haben die wesentlichen Aspekte genannt und konstruktive Lösungsmöglichkeiten aufgezählt (s. Anhang S. 19).
7. Fazit
Für uns als zukünftige Lehrkräfte ist es wichtig, die Ursachen und Risikofaktoren für Abweichendes Verhalten zu kennen, um Handlungen von Lernenden nachvollziehen zu können. Ein respektvoller Umgang mit den Auszubildenden ist die oberste Priorität, damit man einerseits als Vorbild fungiert und andererseits die Würde einer Person nicht antastet wird. Das Verhalten der Lernenden muss hinterfragt werden, bevor unsinnige Sanktionen verhängt werden, die nur in Eskalationsspiralen enden.
Lehrkräfte und die Schulleitung müssen sich im Team austauschen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Vor allem sollte kein/e LehrerIn davor zurückschrecken, professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Letztendlich müssen die Lebensprobleme der Schülerinnen und Schüler beseitigt werden, bevor die Lernprobleme geklärt werden können…
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- Arbeit zitieren
- Sarah Sander (Autor:in), 2017, Devianz und Abweichendes Verhalten in der Schule. Gewalt von Schülerinnen und Schülern, Unterrichtsstörungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374281
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