Das Bewegte Schulleben als Baustein von Bewegung kann man als Überbegriff eines Schulprogramms verstehen. Bewegung bekommt hier einen besonderen Stellenwert und rhythmisiert den schulischen Alltag: so zum Beispiel im bewegten Unterrichtseinstieg, bewegten Lernen, bewegte Pausen, bewegte Klassenfahrten, bewegte Elternabende und auch Spiel- und Sporttage gehören zu dem Bewegungskatalog.
INHALTSVERZEICHNIS:
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Entstehung und Entwicklung der Idee von Bewegter Schule
2. Grundgedanken von Bewegter Schule
2.1 Das Konzept von Bewegter Schule
3. Didaktisch-methodische Aspekte des Bewegten Unterrichts
III. Bewegte Schule Offene Schule Waldau
1. Schulprogramm „Das Lernen fördern“
1.1. Entwicklung des Projekts
1.2. Realisierung des Projekts
IV. Resumeé
V. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Sich viel bewegen, draußen herumtollen, die eigenen körperlichen Fähigkeiten austesten - das war noch vor 30 Jahren für Kinder eine Selbstverständlichkeit. In den letzten Jahrzehnten haben sich gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie die Veränderung der Wertestruktur oder die Verlagerung von Bewegungserfahrungen in die virtuelle Welt, die das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen mitbestimmen, drastisch geändert. (Arndt, Beigel, Vonhausen)
Es ist nicht nur für Erwachsene normal geworden mehrere Stunden am Tag sitzend zu verbringen.
Ein großes Problem, dass vor allem im Sport auffällt, sind Koordinationsschwächen. Fast 40 Prozent aller Fünfjährigen leiden unter Koordinationsstörungen. Einen Ball zielgerichtet zu werfen, eine Rolle vorwärts: Dies sind keine Selbstverständlichkeiten mehr.
Außerdem häufen sich durch den anhaltenden Bewegungsmangel psychomatische Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen. (Arndt, Beigel, Vonhausen)
Viele Kinder leiden unter dem Bewegungsmangel und sind dadurch beim Lernen blockiert.
Also wie kann eine Schule als Lern- und Lebensort dagegen wirken?
In meinen Ausführungen werde ich kurz auf die Historie von „Bewegte Schule“,
den Grundgedanken und das Konzept sowie die didaktisch-methodischen Aspekte des „Bewegten Unterrichts“ eingehen.
Wie man dann die Vorstellungen über Bewegte Schule in die Tat umsetzen kann, werde ich anhand meiner Praktikumsschule, der Offenen Schule Waldau (OSW) verdeutlichen.
I. Hauptteil
1. Entstehung und Entwicklung der Idee von Bewegter Schule
Schon Platon (427 - 347 v. Chr.) stellte fest, dass die Gymnastik ebenso im Dienst der Seele wie des Körpers steht. Im 18. Jahrhundert forderte J.- J. Rousseau (1712- 1778) von seinen Schülern: „Übe unablässig den Leib“ und bereits 1777 erließ Kaiserin Maria Theresia von Österreich ein Gesetz für die tägliche Spielstunde und den Bau von Spielstätten bzw. Spielplätzen. Auch Pestalozzi (1746-1827) forderte von Lehrern und Schülern Gymnastik während des Schulunterrichts. Er strebte eine ganzheitliche Erziehung an und prägte die Formel „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“. (www.bewegte-schule.de)
In der Reformpädagogik entwickelten sich unterschiedliche Gymnastikbewegungen und die Bewegung bekam einen Stellenwert in den verschiedenen pädagogischen Richtungen. Seit den 80er Jahren wird allerdings dieses erst wieder aufgenommen und für eine Integration von Bewegung an Schulen plädiert. (Gaschler, Huster, 2001)
Der Schweizer Sportpädagoge Urs Illi prägte 1983 den Begriff der „Bewegten Schule“. Da er von dem Problem ausging, dass langes Sitzen eine große Belastung für den menschlichen Körper ist, begann er seine Elemente der Bewegten Schule erst einmal auf das Sitzen auszurichten. Später kamen weitere Elemente hinzu. Wie zum Beispiel bewegtes Lernen, bewegtes Schulmobiliar und der Wahrnehmungsorientierte Sportunterricht. Er begründete sein Konzept damit, dass die Bewegte Schule vorbeugende Maßnahmen gegen Bewegungsmangelerkrankungen enthielt und das psychische Wohlbefinden stärken sollte.
Eine einheitliche Definition oder ein einheitliches theoretisches Modell von Bewegter Schule gibt es nicht. Allerdings verfolgen alle Beiträge das gemeinsame Ziel mehr Bewegung in die Schule zu bringen, die Schule als Bewegungsraum in den Blick zu nehmen und das gesamte Schulleben bewegter zu gestalten.
2. Grundgedanken von Bewegter Schule
Nach Konfuzius ist die Behaltensrate höher wenn möglichst viele Sinneskanäle in der Vermittlung von Inhalten einbezogen werden, das sog. Multisensorische Lernen. Während man sich bewegt, werden so gut wie immer alle Sinne aktiviert. Nach Amler & Knörzer (1995) behalten Menschen nur 10% der Informationen, aber 90% von dem, was wir selbst tun, also mit dem wir uns aktiv befassen. Bewegung wird damit zu einem wirkungsvollen Unterrichtsprinzip.
Bewegungsfreudiger Unterricht eröffnet neue methodische und didaktische Dimensionen. Zudem verbessert dieser Unterrichtsstil die Lernmotivation der Schüler, da sie nicht starr dem Lehrer sitzend 45 Minuten folgen müssen. Damit wird auch die Qualität des Lernens erhöht. Wissenschaftler sind sich sicher, dass Bewegung für die menschliche Entwicklung bedeutend ist. Vor allem im Hinblick auf die körperliche Entwicklung und die Bildung affektiver und intellektueller Strukturen.
Bewegung ist nicht nur für eine gesunde Muskulatur, sondern auch für alle inneren Organe sehr wichtig. Das Gehirn wird durch Bewegung einerseits besser durchblutet, also mit Sauerstoff und verschiedenen Nährstoffen versorgt und andererseits wird damit die Entwicklung angeregt. Viele Lehrer einer bewegten Schule verbieten nicht mehr ihren Schülern Kaugummi zu kauen oder mit dem Stuhl zu kippeln. Man fördert also jegliche Bewegung, damit Kinder nicht müde und schläfrig im Unterricht sitzen. Oftmals wird auch die Unruhe in der Schule als normal angesehen, denn dies kann für den Bewegten Unterricht genutzt werden.
Man sollte aber nicht die psychomatische Komponente vergessen. Wie schon unter 1. kurz erwähnt, leiden viele Schüler heutzutage unter Lern- und Verhaltensstörungen, Konzentrationsproblemen, Stresssymptomen und Hyperaktivität. Diese Lernblockaden können mit Hilfe von Bewegungsübungen, wie sie in einer Bewegten Schule angewendet werden, erfolgreich gelöst werden. Mototherapie und psychomotorische Bewegungserziehung können nicht nur das Selbstvertrauen und das Wissen um die Selbstwirksamkeit stärken. Auch kognitive Schwächen wie Lese- und Rechtschreibschwächen können durch Bewegungsorientierte Methoden erfolgreich angegangen werden.
2.1. Das Konzept von Bewegter Schule
Die Bewegte Schule ist eine ganz andere Art von Schule als die noch heute verbreitete Schulform bei dem die Schüler meist nur still anwesend sind und bei dem der Frontalunterricht als gängige Methode anerkannt ist, der sog. „Sitz-Schule“ (Bewegung ein Unterrichtsprinzip, S. 20). Die Bewegte Schule geht vielmehr davon aus, dass die Schüler ihren ganzen Körper und nicht nur den Kopf mit in die Schule bringen sollen. Der Grundgedanke lautet, dass „stillgelegte“ Körper desintegrierte und leistungsunfähige Menschen sind. Man will diesem durch die sog. Bewegungspädagogik entgegenwirken.
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