"Your body is a battleground" - dieses Zitat der Pop-Art-Künstlerin Barbara Kruger beschreibt eindrucksvoll die Thematik, welche Gegenstand dieser Arbeit ist: Der weibliche Körper ist, seit Menschen begannen sich künstlerisch auszudrücken, eines der primären Motive der (bildenden) Kunst - dies belegt bereits die jungsteinzeitliche Statue der Venus von Willendorf.
Dass die produzierten Bilder von Frauen fast ausnahmslos männlicher Schöpfung entstammen, lässt sich durch die patriarchale Struktur der Gesellschaft im Allgemeinen sowie durch jene des Kunstbetriebes im Besonderen erklären. Dabei wurden die weiblichen Körper auf eine männlicher Ästhetik entsprechend idealisierte Weise dargestellt und trugen somit zur Objektivierung und Entmündigung der Frauen bei. Eine Loslösung aus diesen Strukturen fand durch das Aufkommen der zweiten Welle der feministischen Frauenbewegung (ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts) statt, im Rahmen derer Frauen sich zunehmend von den patriarchalen Gesellschaftsstrukturen lösten und sich nicht länger als Objekte männlicher
Bedürfnisbefriedung, sondern stattdessen als eigenständige Subjekte behaupteten. Dass eine solche Lösung aus derart verhärteten Strukturen radikal vollzogen werden musste, zeigt die Geschichte der Feministischen Avantgarde wie die Kunstkritikerin und Publizistin Gabriele Schor die feministischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts in der gleichnamigen
Ausstellung und Publikation beschreibt.
In dem Kampf um die Selbstbestimmung ihrer Leben und Körper fanden die Künstlerinnen zunehmend extremere Ausdrucksformen, um sich aus der Objektivierung zu lösen und wählten die Performance-Kunst als eines der zentralen Medien. Dies scheint insbesondere in Bezug auf die Darstellung weiblicher Körper konsequent, da die Performance, neben dem Happening und der Aktionskunst, als theatrale Gattung aus der bildenden Kunst hervorging. Dabei spielten sowohl der bewusste Einsatz des eigenen, nackten Körpers als auch dessen Beschädigung oder Zerstörung eine zentrale Rolle.
Dies wird im Verlauf dieser Arbeit exemplarisch am Beispiel der Performerinnen Gina Pane, Carolee Schneemann und VALIE
EXPORT überprüft. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Aktiv versus passiv – nackte Frauenkörper als Objekte männlichen Begehrens
- 2.1 Der Blick
- 2.1.1 Der Voyeur im Dunkeln – Laura Mulvey
- 2.1.2 Der Blick bei Jean Paul Sartre
- 2.2 „Do women have to be naked to get into the Met. Museum?“ – Die Frau in der Kunst
- 2.3 Die Frau als Pinsel
- 2.4 Die performative Rückeroberung des weiblichen Körpers – feministische Reaktionen auf patriarchale Performance-Praxis
- 2.4.1 Die Erschließung der Performance-Kunst – Vagina Paintings und Up to and Including Her Limits
- 2.4.2 Die Renaissance des lebenden Pinsels
- 2.4.2.1 Umsetzungen in den neunziger Jahren
- 2.4.2.2 PlopEgg – die narzisstische Inszenierung der Geburt eines Bildes
- 3. Die Transformation des weiblichen Körpers in der Performance-Kunst
- 3.1 Der Körper im Schmerz – Gina Pane
- 3.1.1 Die Wunde als Zeichen einer weiblichen Sprache
- 3.1.2 Autoaggression als Weg zur Subjektivität
- 3.1.3 Gina Pane als Märtyrerin – kathartisches Erleben durch die symbolische Selbstopferung
- 3.2 Carolee Schneemann – die Rekuperation des eigenen, weiblichen Körpers qua Blick
- 3.2.1 Die Entgrenzung der Malerei und ihre Überführung in die Performance-Kunst
- 3.2.2 Die Synthese und Dekonstruktion von Künstlerin und Kunstwerk – Eye/Body: 36 Transformative Actions for Camera
- 3.2.3 Fuses
- 3.3 VALIE EXPORT - die (De-)Konstruktion von Identität
- 3.3.1 VALIE EXPORT zum Bild der Frau in der Kunst – Das Reale und sein Double: Der Körper
- 3.3.2 Die Emanzipation des Doubles - VALIE EXPORT gegen Körperbilder
- 3.3.3 Der erwiderte Blick
- 3.3.3.1 Das Tapp- und Tastkino
- 3.3.3.2 Aktionshose: Genitalpanik
- 3.4 Aktualisierung durch Reenactments – eine vergleichende Betrachtung
- 4. Schlussfolgerungen
- 5. Verzeichnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung des weiblichen Körpers in der feministischen Performance-Kunst des 20. Jahrhunderts. Ziel ist es, die performativen Strategien von Künstlerinnen wie Gina Pane, Carolee Schneemann und VALIE EXPORT zu analysieren und deren Bedeutung im Kontext der feministischen Auseinandersetzung mit patriarchalen Strukturen zu beleuchten.
- Der weibliche Körper als Objekt männlichen Begehrens in der Kunstgeschichte
- Feministische Reaktionen auf die Objektivierung des weiblichen Körpers in der Performance
- Die Transformation des weiblichen Körpers als Mittel der Selbstermächtigung
- Der Einsatz von Schmerz, Nacktheit und Provokation in feministischen Performances
- Die Dekonstruktion von Identitätsvorstellungen in der feministischen Performance-Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des weiblichen Körpers als zentrales Motiv in der Kunst ein und beleuchtet die historische Objektivierung von Frauen in der männlich dominierten Kunstwelt. Sie verortet die feministische Performance-Kunst als radikale Reaktion auf diese Verhältnisse und kündigt die exemplarische Analyse der Arbeiten von Gina Pane, Carolee Schneemann und VALIE EXPORT an. Das Zitat von Barbara Kruger ("Your body is a battleground") wird als einleitender Impuls zur Untersuchung der Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper in der Kunst verwendet. Der Fokus liegt auf der Verwendung des Körpers als Medium der Selbstbestimmung und der Infragestellung patriarchaler Strukturen.
2. Aktiv versus passiv – nackte Frauenkörper als Objekte männlichen Begehrens: Dieses Kapitel analysiert die Rezeption des weiblichen Körpers durch den männlichen Blick, basierend auf den Theorien von Laura Mulvey und Jean-Paul Sartre. Es untersucht die Rolle der Frau in der Kunstgeschichte und die Objektivierung des weiblichen Körpers als Folge patriarchaler Strukturen. Die Anthropometrien Yves Kleins werden als Beispiel für eine Fortführung dieser Objektivierung betrachtet. Schließlich werden feministische Reaktionen auf diese Praxis vorgestellt, u.a. durch die Analyse von Vagina Paintings und Up to and Including her Limits.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Darstellung des weiblichen Körpers in der feministischen Performance-Kunst des 20. Jahrhunderts"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung des weiblichen Körpers in der feministischen Performance-Kunst des 20. Jahrhunderts. Der Fokus liegt auf den performativen Strategien von Künstlerinnen wie Gina Pane, Carolee Schneemann und VALIE EXPORT und deren Bedeutung im Kontext der feministischen Auseinandersetzung mit patriarchalen Strukturen.
Welche Künstlerinnen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Werke von Gina Pane, Carolee Schneemann und VALIE EXPORT. Ihre performativen Strategien werden im Detail untersucht und in Bezug auf die feministische Kritik patriarchaler Strukturen gesetzt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Aspekte, darunter: die Objektivierung des weiblichen Körpers in der Kunstgeschichte, feministische Reaktionen auf diese Objektivierung, die Transformation des weiblichen Körpers als Mittel der Selbstermächtigung, den Einsatz von Schmerz, Nacktheit und Provokation in feministischen Performances und die Dekonstruktion von Identitätsvorstellungen in der feministischen Performance-Kunst. Konzepte wie der männliche Blick (Laura Mulvey, Jean-Paul Sartre) und die Rolle des Körpers als Medium der Selbstbestimmung werden ebenfalls diskutiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung, gefolgt von einer Analyse des aktiven vs. passiven weiblichen Körpers als Objekt männlichen Begehrens, der Transformation des weiblichen Körpers in der Performance-Kunst (u.a. bei Gina Pane, Carolee Schneemann und VALIE EXPORT) und schliesslich Schlussfolgerungen und einem Literaturverzeichnis.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Theorien von Laura Mulvey (der Voyeurismus) und Jean-Paul Sartre (der Blick). Sie analysiert die Werke der Künstlerinnen im Kontext feministischer Theorien und der Kritik patriarchaler Strukturen.
Welche konkreten Werke werden analysiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene Werke der genannten Künstlerinnen, darunter Gina Panes Arbeiten mit Selbstverletzung, Carolee Schneemanns "Eye/Body: 36 Transformative Actions for Camera" und "Fuses", und VALIE EXPORTs Aktionen wie "Aktionshose: Genitalpanik" und das "Tapp- und Tastkino". Weitere Beispiele wie Vagina Paintings und Up to and Including her Limits werden ebenfalls erwähnt.
Welche Rolle spielt die Nacktheit in der Analyse?
Nacktheit wird als ein Aspekt der feministischen Performance-Kunst untersucht, wobei der Fokus auf der Frage liegt, wie die Künstlerinnen Nacktheit als Mittel der Selbstermächtigung und der Dekonstruktion patriarchaler Machtstrukturen einsetzen. Es geht nicht um die bloße Darstellung von Nacktheit, sondern um deren Bedeutung im Kontext der jeweiligen Performance.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
(Der HTML-Auszug enthält keine detaillierten Schlussfolgerungen. Diese wären im vollständigen Text zu finden.)
- Quote paper
- Jana Nowak (Author), 2016, Der weibliche Körper in der feministischen Performance-Kunst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374523