Hintergrund und Ziel der Arbeit
Die Zahl der Unternehmen, die in Deutschland das Insolvenzverfahren eröffnet haben, stieg in den vergangenen Jahren nahezu kontinuierlich an. Ausgehend von 8.837 Unternehmensinsolvenzen im Jahr 1991 wurde im Jahr 2003 ein Höchststand von 39.320 Unternehmensinsolvenzen erreicht. In diesem Zeitraum entspricht dies einem jährlichen Wachstum von 13,25%. Eine Ausnahme dieser Steigerung war nur im Jahr 1999 zu beobachten. Dies ist das Jahr, in dem das alte Insolvenzrecht von der neuen Insolvenzordnung abgelöst wurde. Mit der Einführung der neuen Insolvenzordnung wurde in Deutschland ein stärkerer Fokus auf die Fortführung von Unternehmen gelegt. Die Fortführung bildet den Gegensatz zu der Liquidation, die oftmals nur einen geringeren Wert als den eigentlichen Unternehmenswert bei Fortbestand freisetzt. Sowohl die steigende Zahl der insolventen Unternehmen als auch die Einführung einer neuen Insolvenzordnung zeigen, dass es sich bei der Sanierung von Unternehmen um ein relevantes und hochaktuelles Forschungsthema handelt.
Neben der Insolvenz als letzte Instanz ist die Sanierung eines Unternehmens auch vor Eintritt in die Insolvenz möglich und von hoher praktischer Relevanz. Dies ist die so genannte außergerichtliche Sanierung. Aufgrund der hohen Relevanz von Unternehmenssanierungen werden in dieser Arbeit als Erfahrungsobjekt sanierungsbedürftige Unternehmen betrachtet. Dies sind Unternehmen, die vor dem Eintritt in die Insolvenz stehen oder sich bereits in der Insolvenz befinden. Die Auslöser für den Eintritt in die Insolvenz sind die Illiquidität und die Überschuldung eines Unternehmens. Daraus folgt, dass sich die Kapitalstruktur der sanierungsbedürftigen Unternehmen im Regelfall in einem Ungleichgewicht befindet. Die Beseitigung dieses Ungleichgewichts ist die bilanzielle Sanierung. Sie wird im Rahmen dieser Arbeit als Erkenntnisobjekt betrachtet.
Das Ziel der Arbeit besteht darin, die Frage zu beantworten, wie sich in der unternehmerischen Praxis eines sanierungsbedürftigen Unternehmens eine optimale Kapitalstruktur bestimmen lässt. Bei der Beantwortung der Frage soll gezeigt werden, wie der Trade- Off zwischen einer einfachen praktischen Anwendbarkeit und der Berücksichtigung aller spezifischen Merkmale eines sanierungsbedürftigen Unternehmens gelöst werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 1.1 Hintergrund und Ziel der Arbeit
- 1.2 Gang der Untersuchung
- 2 Konzeptioneller Bezugsrahmen
- 2.1 Ausgangspunkt für die Unternehmenssanierung
- 2.2 Begriffliche Abgrenzung der bilanziellen Sanierung
- 2.3 Theoretische Ansätze zur Kapitalstrukturpolitik
- 3 Bestimmung der Ziel-Kapitalstruktur mit der Trade-Off Theorie
- 3.1 Ausgangslage
- 3.2 Basismodell der Irrelevanz der Kapitalstruktur
- 3.3 Der steuerliche Vorteil der Fremdfinanzierung
- 3.3.1 Erläuterung des steuerlichen Vorteils
- 3.3.2 Bestimmung des steuerlichen Vorteils bei sanierungsbedürftigen Unternehmen
- 3.4 Indirekte Kosten der Fremdfinanzierung
- 3.4.1 Arten der indirekten Kosten der Fremdfinanzierung
- 3.4.2 Bestimmung der indirekten Kosten der Fremdfinanzierung sanierungsbedürftiger Unternehmen
- 3.5 Gemeinsame Betrachtung beider Effekte und kritische Würdigung
- 4 Identifizieren der optimalen Maßnahmen zur Ausgestaltung der Ziel-Kapitalstruktur
- 4.1 Ausgangslage für die Analyse
- 4.2 Bemessung der Sanierungsbeiträge
- 4.2.1 Gliederung verschiedener Finanzierungsinstrumente
- 4.2.2 Bemessung der Höhe der Beiträge
- 4.3 Abgrenzung und Auswahl verschiedener Handlungsalternativen
- 4.3.1 Grundlegende Annahmen
- 4.3.2 Evaluation verschiedener Maßnahmen durch eine Nutzenfunktion
- 4.3.3 Einfluss der Transaktionskosten und der Transaktionszeit auf die Nutzenfunktion
- 4.3.4 Aggregieren der Maßnahmen zur Auswahl einer Alternative
- 4.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung
- 5 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich die optimale Kapitalstruktur eines sanierungsbedürftigen Unternehmens in der Praxis bestimmen lässt. Die Arbeit analysiert die Anwendung der Trade-Off Theorie zur Bestimmung der Ziel-Kapitalstruktur unter Berücksichtigung spezifischer Merkmale von Unternehmen in Sanierungsprozessen.
- Bilanziellen Sanierung
- Kapitalstrukturpolitik
- Trade-Off Theorie
- Sanierungsbeiträge
- Handlungsalternativen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Konzeptioneller Bezugsrahmen
- Kapitel 3: Bestimmung der Ziel-Kapitalstruktur mit der Trade-Off Theorie
- Kapitel 4: Identifizieren der optimalen Maßnahmen zur Ausgestaltung der Ziel-Kapitalstruktur
Das Kapitel stellt den Hintergrund und das Ziel der Arbeit vor. Es beleuchtet die steigende Anzahl an Unternehmensinsolvenzen in Deutschland und die damit einhergehende Relevanz der Unternehmenssanierung als Forschungsfeld.
Dieses Kapitel legt die Grundlagen für die Beantwortung der Forschungsfrage. Es definiert die bilanziellen Sanierung und die Kapitalstrukturpolitik und beleuchtet verschiedene theoretische Ansätze zur Kapitalstrukturpolitik.
Das Kapitel zeigt, wie sich die Ziel-Kapitalstruktur eines Unternehmens anhand der Trade-Off Theorie ableiten lässt. Es analysiert den steuerlichen Vorteil der Fremdfinanzierung und die indirekten Kosten der Fremdfinanzierung im Kontext sanierungsbedürftiger Unternehmen.
Das Kapitel befasst sich mit der Bemessung der Sanierungsbeiträge, der Abgrenzung und Auswahl von Handlungsalternativen sowie der Bewertung dieser Alternativen aus Sicht des Unternehmens. Es identifiziert die für das Unternehmen optimalen kapitalstrukturpolitischen Maßnahmen, die zur Ausgestaltung der Ziel-Kapitalstruktur führen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen bilanziellen Sanierung, Kapitalstrukturpolitik, Trade-Off Theorie, Sanierungsbeiträge und Handlungsalternativen. Sie analysiert die Anwendung der Trade-Off Theorie zur Bestimmung der optimalen Kapitalstruktur eines sanierungsbedürftigen Unternehmens.
- Arbeit zitieren
- Malte Brockmann (Autor:in), 2005, Kapitalstrukturpolitik zur bilanziellen Sanierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37469