Die letzen Augenblicke des Erdenbewohners Faust


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Inhaltsangabe der behandelten Szenen

3. Schuld, Sorge und die Erblindung Fausts

4. Faust und die Gemeinschaft

5. Das Verhältnis von Faust und Mephistopheles

6. Naturmetaphorik

7. Zusammenfassung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Johann Wolfgang von Goethes „Faust“ berichtet von den Erfahrungen und Erlebnissen eines Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen, angefangen von seinen jugendlichen Seinszuständen bis hin zu den Entscheidungen über seine Seele. Als Hintergrund steht hierbei eine Wette zwischen dem „Herrn“ im Himmel und dem Teufel „Mephistopheles“, in der es um das Wesen der Menschen am Beispiel von Faust geht.

In der vorliegenden Arbeit soll das Ende des Individuums Faust genauer betrachtet werden. Zur Erörterung der hierbei auftretenden Themen dienen vier wissenschaftliche Texte als Grundlage:

1. Hans Arens „Kommentar zu Goethes Faust II“
2. Günther Mieth „Fausts letzter Monolog – poetische Struktur einer geschichtlichen Vision“
3. Wilhelm Emrich „Die Schichtung des 5. Akts – Schuld, Sorge, Magie und inneres Licht im Aufriß der ersten Szenen und ihre Bedeutung für das Gesamtproblem der Faustischen Rettung“
4. Jochen Schmidt „Die Sorge als Melancholie in der fortschreitenden Zivilisation“

Nach der Untersuchung des „Anfangs vom Ende“, nämlich der Erblindung Fausts, werden hauptsächlich der Schlussmonolog der Hauptfigur und die darin enthaltenen Themen beurteilt. Somit werden die letzten Augenblicke des auf der Erde weilenden Faust analysiert.

2. Inhalt der behandelten Szenen „Mitternacht“ und „Großer Vorhof des Palasts“

In der Szene „Mitternacht“ tritt Faust dem personifizierten Gefühlszustand der „Sorge“ gegenüber, welche als einzige von den aus dem Rauch der verbrannten Hütte Philemons und Baucis` entstandenen vier grauen Weibern - Schuld, Mangel, Not und Sorge - Zutritt zu dem reichen Mann gefunden hat. Im Dialog mit ihr erkennt er, dass ihn das unruhige Leben nicht glücklich macht; doch er will die Macht der Sorge über ihn nicht anerkennen, woraufhin sie ihn erblinden lässt. Trotzdem fühlt sich Faust innerlich gestärkt, sein schöpferisches Werk zu vollenden. In der folgenden Szene hört Faust nun, dass – wie er glaubt – seine zu diesem Zweck gegebenen Befehle ausgeführt werden und die Arbeiten an seinem Werk voran schreiten. Das Geräusch von Aktivitäten stammt aber nicht von seinen Arbeitern, sondern von den halbtoten Lemuren, welche auf Mephistos Anordnung hin Fausts Grab schaufeln. Der blinde Faust beschreibt indessen seine weiteren Vorhaben und die Idee „auf freiem Grund mit freiem Volke [zu] stehn“. In diesem „Vorgefühl von höchstem Glück“ formuliert er seine letzten Worte „Zum Augenblicke dürft ich sagen/ Verweile doch du bist so schön“1. Faust sinkt in das Grab und die letzte Szene beginnt.

3. Schuld, Sorge und die Erblindung Fausts

Mangel und Not können den reichen Faust verständlicherweise nicht bedrohen. Seltsam erscheint dagegen, dass auch die „Schuld“ nicht zu ihm durchdringt, hat er sich doch gerade eines Verbrechens schuldig gemacht.

J. Schmidt bemerkt in seinem Aufsatz hierzu, dass es sich nur um materielle Schuld handeln kann, nicht um moralische. Auch Dr. W. Emrich spricht davon, dass hier Schuld im Sinne von finanzieller Not verstanden werden muss. Er befasst sich aber noch etwas näher mit dieser Problematik.

Schuld, so Emrich, entsteht bei Goethe aus der „Vermischung des Gewünschten mit dem Vorhandenen“2. So führt Fausts „Drang nach absoluter Verwirklichung seiner Wünsche“3 zu Magie und Schuld, weil diese Wünsche ihn der „Dämonie des Besitzes“4 preisgeben. Anders gesagt macht sich Faust auf dem Weg zur Erfüllung seiner Anliegen schuldig, weil er diese ohne Rücksicht unbedingt durchsetzen will. Diese Schuld kann also nicht mit der hier im personifizierten Zustand aufgetauchten gleichgesetzt werden.

Doch zurück zur Sorge. Emrich erkennt, dass sie den Augenblick der Tat „verdüstert durch wahnhaften Rückblick und Vorblick“5. Sie ist der Zweifel am Tun, der „Drang ins Zukünftige bzw. Vergangene“6. Diese Bedrohung kann Faust nur durch gegenwärtige Tätigkeit abwenden. Damit hat Emrich zwei Seiten von Fausts Aktivitäten festgestellt: einerseits vernichten sie durch rücksichtsloses Streben die reine Natur7 und führen in die Schuld, andererseits befreien sie von der Sorge.

Weiterhin ist, laut Emrich, die Sorge der Magie gleichzusetzen, sie ist eine ihrer Ausdrucksformen. So ermahnt Faust sich selbst beim Auftreten der Sorge kein Zauberwort zu sprechen, denn dies würde sie nicht vertreiben, sondern vielmehr anziehen. Aus dieser Erkenntnis leitet Emrich ab, dass Faust die Magie noch nicht überwunden hat, so wie er sich zuvor vorgenommen hatte: als „Sorge“ bedroht sie den Menschen jederzeit. Diese Schlussfolgerung setzt natürlich voraus, dass Emrichs Theorie von dem engen Zusammenhang zwischen Sorge und Magie richtig ist. So kann man meiner Meinung nach dafür, aber auch dagegen argumentieren. In der Szene „Mitternacht“ erscheinen zunächst „vier graue Weiber“, von deren Gespräch Faust nur bruchstückhaft etwas mitbekommt. Er resümiert noch ein wenig über die verstandenen Worte: „Es tönte hohl, gespensterhaft gedämpft.“8 Gleich darauf folgt die Feststellung „Noch hab ich mich ins Freie nicht gekämpft“9, wobei durch die Reimworte zwischen diesen beiden Aussage ein deutlicher Bezug hergestellt wird. Die unheimlich klingende Unterhaltung könnte Faust als etwas Magisch-Unerklärliches verstehen. Für den Interpreten kann sie einerseits die beteiligte Sorge als Zeichen der Magie darstellen – wie Emrich es annimmt -, andererseits kann sie auch einfach als der Anlass gewertet werden, der Faust an seine Abhängigkeit von Mephisto und der Magie erinnert und ihn deshalb von seiner diesbezüglichen Unfreiheit reden lässt. Ich bevorzuge die zweite Deutung, da sich mir ein weiterer direkter Zusammenhang zwischen Sorge und Magie im Text nicht darstellt.

[...]


1 Faust, Vers 11580 - 11582

2 Emrich 1957, S.393

3 Emrich 1957, S.393

4 ebd.

5 ebd.

6 ebd.

7 Vgl. Emrich 1957, S.393

8 Faust, Vers 11402

9 Faust, Vers 11403

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die letzen Augenblicke des Erdenbewohners Faust
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Germanistische Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar Faust
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V37480
ISBN (eBook)
9783638368087
ISBN (Buch)
9783640179459
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Augenblicke, Erdenbewohners, Faust, Seminar, Faust
Arbeit zitieren
Julia Schlichter (Autor:in), 2004, Die letzen Augenblicke des Erdenbewohners Faust, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37480

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