Die deutsche Wiedervereinigung ist eine historische Errungenschaft, die ihr Entstehen einer Vielzahl von Faktoren zu verdanken hat. Als ein besonders wichtiger Faktor ist hierbei die Deutschlandpolitik sowohl der CDU-, als auch der SPD-geführten Bundesregierungen zu nennen. Entscheidende Akteure waren hier Willy Brandt und Helmut Kohl.
Meine Analyse soll sich nun vor allem auf das Handeln dieser zwei Regierungschefs und ihrer Kabinette bis ins Jahr der friedlichen Revolution in der DDR 1989 konzentrieren, da „sich Politik letztlich nicht über die politischen Systeme vollzieht, sondern zwischen politischen Akteuren als Trägern von Interessen und bestimmten Wertvorstellungen“ (Fröhlich 2001).
Brandt, der als erster Sozialdemokrat in der Geschichte der Bundesrepublik die Regierungsgeschäfte übernahm, sollte schon bald mit einem 'Wandel durch Annäherung' erste Entspannungen in den deutsch-deutschen Beziehungen bewirken. Kohl, der Christdemokrat, ging wiederum als 'Kanzler der Einheit' in die Geschichtsbücher ein.
Ich möchte die Behauptung von Timothy Garton Ash zur Deutschlandpolitik überprüfen: „Was nun dieses tatsächliche Verhalten anbelangt, so wurde die westdeutsche Regierungspolitik gegenüber der DDR […] in den zwei Jahrzehnten seit 1969/70 bis 1989/90 kontinuierlich betrieben.“ (1993). Einerseits blieb die Gültigkeit der Ostverträge zwar auch unter der christdemokratisch-liberalen Koalition bestehen, andererseits erklärte Kohl vielsagend, „dass er die deutsche Frage auf der Basis aller Rechtsgrundlagen der Bundesrepublik Deutschland rechtlich, politisch und historisch als offen betrachtete“ (Fröhlich 2001). Damit stellt sich die Frage, ob in Anbetracht der Zahl und Bedeutung der geschlossenen Vereinbarungen und Abkommen von einer Kontinuität in der Deutschlandpolitik zu sprechen ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rückblick: Die bisherige Deutschlandpolitik der Bundesrepublik Deutschland
- Deutsch-deutsche Beziehungen unter Willy Brandt und Helmut Kohl
- Willy Brandt
- Ökonomische Beziehungen
- Humanitäre Beziehungen
- Soziokulturelle Beziehungen
- Helmut Kohl
- Ökonomische Beziehungen
- Humanitäre Beziehungen
- Soziokulturelle Beziehungen
- Willy Brandt
- Diskussion der Ergebnisse: Kontinuität oder Rückfall in alte Muster?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Analyse zielt darauf ab, die Deutschlandpolitik von Willy Brandt und Helmut Kohl bis 1989 zu untersuchen und die Kontinuität oder Diskontinuität ihres Handelns in Bezug auf die deutsch-deutschen Beziehungen zu beurteilen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, ob die Politik von Helmut Kohl eine Abkehr von der Politik von Willy Brandt darstellte oder ob es eher eine Fortsetzung der bestehenden Politik war.
- Analyse der deutsch-deutschen Beziehungen unter Willy Brandt und Helmut Kohl
- Bewertung der Kontinuität oder Diskontinuität in der Deutschlandpolitik
- Untersuchung der soziokulturellen, ökonomischen und humanitären Beziehungen
- Rekonstruktion der deutsch-deutschen Beziehungen vor dem Hintergrund der Ostverträge
- Bedeutung der Politik von Willy Brandt und Helmut Kohl für die deutsche Wiedervereinigung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der deutschen Wiedervereinigung ein und stellt die Relevanz der Deutschlandpolitik von Willy Brandt und Helmut Kohl heraus. Sie skizziert die Forschungsfrage und die Hypothese, die im weiteren Verlauf untersucht werden soll.
Im zweiten Kapitel wird ein Rückblick auf die bisherige Deutschlandpolitik der Bundesrepublik Deutschland gegeben. Dabei wird die Rolle von Konrad Adenauer und die Hallstein-Doktrin beleuchtet.
Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den deutsch-deutschen Beziehungen unter Willy Brandt und Helmut Kohl. Dabei werden die soziokulturellen, ökonomischen und humanitären Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten analysiert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem 'Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutsche Demokratischen Republik' von 1972.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Deutschlandpolitik, der deutsch-deutschen Beziehungen, dem 'Wandel durch Annäherung' von Willy Brandt, der Ostpolitik, dem 'Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen' von 1972, der Wiedervereinigung und der Kontinuität oder Diskontinuität in der Deutschlandpolitik.
- Quote paper
- Nicolai Jacobs (Author), 2017, Deutschlandpolitik unter Willy Brandt und Helmut Kohl. Wandel oder Kontinuität?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375270