Diese Publikation setzt sich kritisch mit zentralen Fragen des deutschen Strafrechts auseinander: Ist die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß Paragraph 63 des Strafgesetzbuches ein blinder Fleck oder Graubereich des Rechtssystems? Ist der Fall des für rund sieben Jahre in der Psychiatrie untergebrachten Gustl Mollath als Symptom eines neoliberalen Umgangs mit vermeintlich psychisch kranken Tätern zu verstehen?
Gegenstand der Veröffentlichung sind weiterhin die ab dem Jahr 2015 auf den Weg gebrachten Gesetzesanpassungen auf Bundesebene und in Bayern. Hier betrachtet der Autor, ob die neu geschaffenen Normen zur Verhinderung von Missbrauch im Maßregelvollzug geeignet sind. Zur Beleuchtung dieser Aspekte befasst sich die Arbeit damit, welchen Stellenwert psychiatrische Gutachten in der Unterbringungspraxis einnehmen und wo juristische und ethische Grenzen verlaufen.
Die Untersuchung besitzt neben psychiatrischen und juristischen Aspekten einen in erster Linie kriminologischen Charakter. Nach einer Bestimmung relevanter Begriffe befasst sich der Verfasser mit dem Unterbringungsverfahren sowie der Unterbringungspraxis in Deutschland. Er stellt außerdem die gesetzlichen Neuregelungen auf dem Gebiet der strafrechtlichen Unterbringung vor. Zur Einordung der Abläufe im Fall Mollath hat der Verfasser auf fünf psychiatrische Gutachten sowie gerichtliche Entscheidungen zurückgegriffen. Er analysiert sie hinsichtlich Quellen, Stringenz und gutachterlichen Bewertungen.
Aus dem Inhalt:
-Psychiatrie;
-Strafrecht;
-Gustl Mollath;
-Maßregelvollzug;
-Psychologisches Gutachten
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Einführung in die Thematik
- 1.2 Gegenstand der Arbeit
- 1.3 Wissenschaftliche Prägung der Arbeit
- 1.4 Kriminologische Vorüberlegungen
- 1.5 Aufbau und Methodik
- 2 Begriffsbestimmungen
- 2.1 Maßregeln der Besserung und Sicherung
- 2.2 Der juristische Krankheitsbegriff - Kriminell oder psychisch krank?
- 3 Gesetzliche Rahmenbedingungen des Maßregelvollzugs in Deutschland
- 3.1 Die historische Entwicklung des Maßregelvollzugs
- 3.2 Bisherige Grundlagen der Bundesgesetzgebung
- 3.3 Bisherige Voraussetzungen der Unterbringung nach § 63 StGB
- 3.4 Bisherige Voraussetzungen für die Beendigung der Unterbringung nach § 63 StGB
- 3.5 Bisherige gesetzliche Grundlagen des Maßregelvollzugs in Bayern
- 3.6 Die psychiatrische Begutachtung im strafrechtlichen Unterbringungsverfahren
- 3.7 Die quantitative Entwicklung der psychiatrischen Unterbringung in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland
- 3.8 Kriminologische Erklärungsansätze der veränderten Anordnungspraxis
- 3.9 Zwischenfazit
- 4 Der Fall Gustl Mollath
- 4.1 Die Biographie des Gustl Mollath
- 4.2 Die Juristische Chronologie des Falles
- 4.3 Die juristische Aufarbeitung der Schwarzgeldvorwürfe
- 4.4 Qualitative Inhaltsanalyse psychiatrischer Sachverständigengutachten
- 4.5 Gesamtbetrachtung der gutachterlichen Stellungnahmen der psychiatrischen Krankenhäuser
- 4.6 Die juristische Wertung der psychiatrischen Aussagen
- 4.7 Die Richtungsänderung in der Entscheidungsfindung ab 2013
- 4.8 Problemanalyse
- 5 Gesetzliche Neuregelungen im Maßregelvollzugsrecht
- 5.1 Die Novellierung des Maßregelvollzugsrechts im Strafgesetzbuch im Jahr 2016
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Umgang des Staates mit (vermeintlich) psychisch kranken Tätern anhand des Falls Gustl Mollath. Ziel ist es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Maßregelvollzugs in Deutschland zu beleuchten und kritisch zu analysieren, insbesondere im Hinblick auf die psychiatrische Begutachtung und deren Auswirkungen auf die juristische Entscheidungsfindung.
- Die rechtlichen Grundlagen des Maßregelvollzugs in Deutschland
- Die Rolle der psychiatrischen Begutachtung im Strafverfahren
- Der Fall Gustl Mollath als Fallbeispiel für mögliche Fehlentwicklungen
- Die historische Entwicklung des Maßregelvollzugsrechts
- Kritische Analyse der Gesetzesnovellierung von 2016
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Umgangs des Staates mit psychisch kranken Tätern ein und beschreibt den Gegenstand der Arbeit. Es werden die wissenschaftliche Ausrichtung und die kriminologischen Vorüberlegungen dargelegt, sowie der Aufbau und die Methodik der Arbeit erläutert. Der Fokus liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit den bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und deren Anwendung in der Praxis.
2 Begriffsbestimmungen: Hier werden die zentralen Begriffe wie "Maßregeln der Besserung und Sicherung" und der "juristische Krankheitsbegriff" definiert und eingegrenzt. Es wird die komplexe Schnittstelle zwischen Strafrecht und Psychiatrie beleuchtet und die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung zwischen Kriminalität und psychischer Erkrankung diskutiert. Diese Klärungen bilden die Grundlage für das Verständnis der folgenden Kapitel.
3 Gesetzliche Rahmenbedingungen des Maßregelvollzugs in Deutschland: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Maßregelvollzugs in Deutschland. Es behandelt die historische Entwicklung, die geltenden Rechtsgrundlagen auf Bundes- und Landesebene (hier Bayern als Beispiel), die Voraussetzungen für die Unterbringung und deren Beendigung nach § 63 StGB, sowie die Bedeutung der psychiatrischen Begutachtung. Die quantitative Entwicklung der Unterbringungen in den letzten 30 Jahren wird ebenso analysiert wie kriminologische Erklärungsansätze für die veränderte Praxis. Das Zwischenfazit dieses Kapitels bereitet den Boden für die Fallstudie im folgenden Kapitel.
4 Der Fall Gustl Mollath: Dieses Kapitel präsentiert eine detaillierte Analyse des Falls Gustl Mollath. Es umfasst seine Biographie, die juristische Chronologie des Falles, die Aufarbeitung der Schwarzgeldvorwürfe, eine qualitative Inhaltsanalyse der psychiatrischen Gutachten und eine Gesamtbetrachtung der Stellungnahmen der psychiatrischen Krankenhäuser. Die juristische Bewertung der psychiatrischen Aussagen und die Richtungsänderung in der Entscheidungsfindung ab 2013 werden ebenso beleuchtet wie eine abschließende Problemanalyse des Falles, die die Schwächen des Systems aufzeigt.
5 Gesetzliche Neuregelungen im Maßregelvollzugsrecht: Dieses Kapitel befasst sich mit der Novellierung des Maßregelvollzugsrechts im Strafgesetzbuch von 2016. Es analysiert die Änderungen und deren Auswirkungen auf die Praxis des Maßregelvollzugs und diskutiert deren potenziellen Einfluss auf zukünftige Fälle ähnlicher Natur.
Schlüsselwörter
Maßregelvollzug, psychisch kranke Täter, psychiatrische Begutachtung, § 63 StGB, Gustl Mollath, Strafrecht, Psychiatrie, Gesetzesnovellierung 2016, Rechtsprechung, kriminologische Erklärungsansätze, Fallstudie, qualitative Inhaltsanalyse.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Analyse des Maßregelvollzugs anhand des Falls Gustl Mollath
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Umgang des deutschen Staates mit (vermeintlich) psychisch kranken Straftätern, insbesondere anhand des Falls Gustl Mollath. Sie analysiert kritisch die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Maßregelvollzugs, die Rolle der psychiatrischen Begutachtung und deren Einfluss auf die juristische Entscheidungsfindung.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die rechtlichen Grundlagen des Maßregelvollzugs in Deutschland, die Bedeutung der psychiatrischen Begutachtung im Strafverfahren, den Fall Gustl Mollath als Beispiel für mögliche Fehlentwicklungen, die historische Entwicklung des Maßregelvollzugsrechts und eine kritische Analyse der Gesetzesnovellierung von 2016.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 (Begriffsbestimmungen) definiert zentrale Begriffe wie "Maßregeln der Besserung und Sicherung" und den "juristischen Krankheitsbegriff". Kapitel 3 (Gesetzliche Rahmenbedingungen) bietet einen umfassenden Überblick über den Maßregelvollzug in Deutschland, inklusive historischer Entwicklung und quantitativer Analyse. Kapitel 4 (Der Fall Gustl Mollath) analysiert den Fall detailliert, inklusive einer qualitativen Inhaltsanalyse der psychiatrischen Gutachten. Kapitel 5 (Gesetzliche Neuregelungen) behandelt die Gesetzesnovellierung von 2016 und deren Auswirkungen.
Welche Rolle spielt der Fall Gustl Mollath in dieser Arbeit?
Der Fall Gustl Mollath dient als Fallbeispiel, um die möglichen Fehlentwicklungen und Probleme im System des Maßregelvollzugs aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert die juristische Chronologie des Falls, die psychiatrischen Gutachten und deren Bewertung, sowie die Entwicklung der Gerichtsentscheidungen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit am besten?
Maßregelvollzug, psychisch kranke Täter, psychiatrische Begutachtung, § 63 StGB, Gustl Mollath, Strafrecht, Psychiatrie, Gesetzesnovellierung 2016, Rechtsprechung, kriminologische Erklärungsansätze, Fallstudie, qualitative Inhaltsanalyse.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Maßregelvollzugs in Deutschland kritisch zu analysieren und die Rolle der psychiatrischen Begutachtung im Strafverfahren zu beleuchten. Der Fall Gustl Mollath soll dabei als Fallbeispiel für mögliche systemische Schwächen dienen.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit (in Kurzform)?
Die Arbeit liefert eine umfassende Analyse des Maßregelvollzugs in Deutschland, zeigt kritische Punkte im System auf, insbesondere hinsichtlich der psychiatrischen Begutachtung und deren Einfluss auf die Gerichtsentscheidungen, und diskutiert die Auswirkungen der Gesetzesnovellierung von 2016. Der Fall Gustl Mollath verdeutlicht die Komplexität und die Herausforderungen im Umgang mit psychisch kranken Straftätern.
- Quote paper
- Asbjörn Wappler (Author), 2017, Der Fall Gustl Mollath. Der Umgang des Staates mit (vermeintlich) psychisch kranken Tätern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375580