Am 06. Oktober 1889 bestieg der deutsche Afrikaforscher Hans Meyer als erster Mensch erfolgreich die Spitze des Kilimandjaro, nachdem ein erster Versuch wenige Jahre zuvor scheiterte. Den Erfolg der Expedition zelebrierte Meyer postwendend mit der Taufe des Kraterrandes auf den Titel „Kaiser-Wilhelm-Spitze“. Für die Zeit, die die Kolonie Deutsch-Ostafrika bestand, stellte der Kilimandjaro eine wichtige Bedeutung für die imperialistische Ideologie des Kaiserreiches dar; als „ferner Berg Deutschlands“ in Afrika. 22 Jahre später bereiste Hans Meyer die Gebiete Ruandas, die um den Kilimandjaro liegen und hielt seine Forschungsergebnisse über die Geografie, Flora, Fauna, Land und Leute in mehreren Reisetagebüchern fest. Seine Beschreibungen werden dabei von Eindrücken, die die Natur auf Meyer ausübte geschmückt. 9 Jahre vor der Besteigung verfasste der deutsche Hochschulmusiklehrer Ernst Rudorff einen Essay, in welchen er die touristische Erschließung und die Verdrängung der Natur des Siebengebirges bei Bonn kritisierte und für eine Zurückbesinnung des Menschen zur Natur und gegen die Modernisierung plädierte.
Ziel dieser Arbeit ist es, den Diskurs, den Ernst Rudorff in seinem Essay „Über das Verhältnis des modernen Lebens zur Natur“ auf den Reisebericht Hans Meyers zu übertragen, Parallelen und Unterschiede zu finden und romantische Einflüsse aufzudecken.
Die Herangehensweise gestaltet sich dabei wie folgt, zunächst erhält die Gesellschaft zwischen dem ausgehenden 18. und dem beginnenden 21. Jahrhundert, in Bezug auf die Modernisierungsprozesse Deutschlands, Betrachtung. Daraufhin erfolgt ein kurzer biografischer Einschub zu Ernst Rudorff und der Romantik. Zusätzlich erhält der „Bund Heimatschutz“ eine kurze Betrachtung, da Ernst Rudorff maßgeblich an der Entstehung des Vereins zu Beginn des 20. Jahrhunderts mitwirkte. Der Bund befasste sich mit dem Erhalt der Natur und war einer der wichtigsten deutschen Vereine in dem Bereich. An die Kontextualisierungen findet dann Rudorffs Essay Betrachtung und abschließend der Reisebericht Hans Meyers. Im Resümee werden dann beide Schriften in Zusammenhang gesetzt.
Besonders hilfreich für die Ausarbeitung waren die deutschsprachigen Werke von Richard Hölzl, Klaus Bergmann, Thomas Bogner, Rolf Peter Sieferle und Andreas Knaut (uvm.). Aus dem englischsprachigen Raum war besonders der Aufsatz Thomas Lekans hilfreich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Industrialisierung-Verstädterung-Bevölkerung-Natur
- Über die Heimatschutzbewegung im Kaiserreich und Ernst Rudorff
- Der „Bund Heimatschutz“
- Hans Meyer und seine Afrikareise
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Diskurs über Natur und Modernisierung im Kontext der deutschen Kolonialgeschichte. Sie vergleicht Ernst Rudorffs Essay "Über das Verhältnis des modernen Lebens zur Natur" mit den Reiseberichten Hans Meyers aus Deutsch-Ostafrika, um Parallelen und Unterschiede in der Betrachtung von Natur und Zivilisation aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der Analyse romantischer Einflüsse und der Rolle der Heimatschutzbewegung.
- Die Auswirkungen der Industrialisierung und Urbanisierung auf die Natur in Deutschland
- Der Einfluss romantischer Ideen auf die Natur- und Heimatschutzbewegung
- Ein Vergleich der Perspektiven von Ernst Rudorff und Hans Meyer auf Natur und Kolonialismus
- Die Rolle des "Bundes Heimatschutz" im Diskurs um Naturschutz
- Die Bedeutung des Kilimandjaro als Symbol imperialistischer Ideologie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext des Vergleichs zwischen Ernst Rudorffs Essay und Hans Meyers Reiseberichten dar. Sie erläutert die Bedeutung des Kilimandjaro für die deutsche Kolonialideologie und beschreibt die Forschungsfrage, die sich mit Parallelen und Unterschieden in den beiden Texten auseinandersetzt. Die methodische Herangehensweise wird skizziert, welche die Betrachtung der gesellschaftlichen Veränderungen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, einen biografischen Einblick in Ernst Rudorffs Leben und die Rolle des "Bundes Heimatschutz" umfasst.
Industrialisierung- Verstädterung- Bevölkerung- Natur: Dieses Kapitel beschreibt die dramatischen Veränderungen der deutschen Landschaft im 19. Jahrhundert als Folge der Industrialisierung und Urbanisierung. Der massive Bevölkerungswachstum, die zunehmende Verstädterung und die neuen Formen der Landwirtschaft führten zur Umgestaltung der Landschaft und zur Verdrängung der Natur. Die zunehmende Nutzung fossiler Brennstoffe, die Ausbreitung von Industrieparks und die Abwanderung vom Land in die Städte werden als zentrale Faktoren hervorgehoben. Das Kapitel zeigt den Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und der negativen Beeinträchtigung der Natur auf.
Über die Heimatschutzbewegung im Kaiserreich und Ernst Rudorff: Dieses Kapitel beleuchtet den Kontext der Natur- und Heimatschutzbewegung im 19. Jahrhundert, die als Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung entstand. Es wird die frühindustrielle Phase vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die 1840er Jahre und die anschließende industrielle Blütezeit beschrieben. Die damit einhergehende Umweltbelastung und der "Pauperismus" werden erläutert. Der Fokus liegt auf der Entstehung und Entwicklung der Bewegung sowie dem Wirken von Ernst Rudorff, einem wichtigen Vertreter der Bewegung. Die wachsende Bevölkerung und die Umwandlung der Landschaft werden als Triebkräfte für den Entstehen der Bewegung dargestellt.
Schlüsselwörter
Industrialisierung, Urbanisierung, Bevölkerungswachstum, Naturzerstörung, Heimatschutzbewegung, Ernst Rudorff, Hans Meyer, Deutsch-Ostafrika, Kolonialismus, Romantik, Kilimandjaro, Kaiserreich.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Natur und Modernisierung im Kontext der deutschen Kolonialgeschichte
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Diskurs über Natur und Modernisierung im Kontext der deutschen Kolonialgeschichte. Sie vergleicht den Essay "Über das Verhältnis des modernen Lebens zur Natur" von Ernst Rudorff mit den Reiseberichten Hans Meyers aus Deutsch-Ostafrika, um Parallelen und Unterschiede in der Betrachtung von Natur und Zivilisation aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der Analyse romantischer Einflüsse und der Rolle der Heimatschutzbewegung.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die Arbeit behandelt die Auswirkungen der Industrialisierung und Urbanisierung auf die Natur in Deutschland, den Einfluss romantischer Ideen auf die Natur- und Heimatschutzbewegung, einen Vergleich der Perspektiven von Ernst Rudorff und Hans Meyer auf Natur und Kolonialismus, die Rolle des "Bundes Heimatschutz" im Diskurs um Naturschutz und die Bedeutung des Kilimandjaro als Symbol imperialistischer Ideologie.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es darin?
Der Text beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel über Industrialisierung, Verstädterung, Bevölkerung und Natur, ein Kapitel über die Heimatschutzbewegung im Kaiserreich und Ernst Rudorff, sowie ein Kapitel über den "Bund Heimatschutz" und Hans Meyer und seine Afrikareise. Zusätzlich gibt es ein Resümee. Die Einleitung stellt den Kontext des Vergleichs dar und skizziert die methodische Herangehensweise. Das Kapitel zur Industrialisierung beschreibt die Veränderungen der deutschen Landschaft im 19. Jahrhundert. Das Kapitel zur Heimatschutzbewegung beleuchtet den Kontext der Bewegung und das Wirken von Ernst Rudorff. Die weiteren Kapitel behandeln den "Bund Heimatschutz" und die Reiseberichte Hans Meyers.
Wer sind die zentralen Figuren im Text?
Zentrale Figuren sind Ernst Rudorff, ein wichtiger Vertreter der Heimatschutzbewegung, und Hans Meyer, dessen Reiseberichte aus Deutsch-Ostafrika analysiert werden. Der "Bund Heimatschutz" spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Diskurs um Naturschutz.
Welche methodische Herangehensweise wird verwendet?
Die Arbeit vergleicht die Texte von Ernst Rudorff und Hans Meyer, um Parallelen und Unterschiede in ihrer Betrachtung von Natur und Zivilisation aufzuzeigen. Sie berücksichtigt die gesellschaftlichen Veränderungen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, einen biografischen Einblick in Ernst Rudorffs Leben und die Rolle des "Bundes Heimatschutz".
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Textinhalt?
Schlüsselwörter sind: Industrialisierung, Urbanisierung, Bevölkerungswachstum, Naturzerstörung, Heimatschutzbewegung, Ernst Rudorff, Hans Meyer, Deutsch-Ostafrika, Kolonialismus, Romantik, Kilimandjaro, Kaiserreich.
Welche Rolle spielt der Kilimandjaro im Text?
Der Kilimandjaro wird als Symbol imperialistischer Ideologie im Kontext der deutschen Kolonialgeschichte betrachtet.
Wie wird die Beziehung zwischen Natur und Modernisierung dargestellt?
Der Text analysiert die negativen Auswirkungen der Industrialisierung und Urbanisierung auf die Natur und stellt diese in Beziehung zur Entstehung und Entwicklung der Heimatschutzbewegung als Reaktion auf diese Veränderungen.
- Quote paper
- Falk Eckhoff (Author), 2017, Natur- und Heimatschutz in Deutschland und der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Ernst Rudorffs Essay „Über das Verhältnis des modernen Lebens zur Natur“ und die Reiseberichte Hans Meyers von 1911, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375740