Unsere Sprache dient uns in erster Linie zur Kommunikation und zum gegenseitigen Austausch von Informationen. Diese Kommunikation erfolgt durch die Bildung von autosemantischen und synsemantischen Sprachzeichen.
"Verstehen und verstanden werden" – gerade in einem guten und erfolgreichen Gespräch innerhalb einer Kommunikationssituation sollte dies oberste Prämisse sein. Dennoch lässt sich in unserer Sprache immer wieder eine Tendenz zur sprachlichen Kürzung erkennen, indem die Sprecher nur "so informativ wie nötig" agieren. Es werden dann häufig Elemente, die das Sprachsystem zwar zur Verfügung stellt und die auch notwendig wären, um Informationen gut und vollständig zu übermitteln, bewusst oder unbewusst nicht gebracht oder weggelassen. Man will dadurch Zeit und Raum sparen. Und egal, ob in gesprochener oder geschriebener Sprache, der Rezipient wird durch ein Weglassen von Elementen nicht vollständig informiert und erhält durch die sprachlichen Kürzungen interpretatorischen Freiraum.
Gerade in der Lyrik ist Kürze ein Charakteristikum und sprachliche Kürzung ein Phänomen, das in Gedichten in den verschiedensten Formen auftritt und vor allem aus ästhetischen Gründen angewendet wird. Ein Gedicht ist demnach eine besonders dichte oder verdichtete Form von Aussage. Ziel dieser Arbeit ist es, die verschiedenen Formen der sprachlichen Kürzung im Gedicht darzustellen und deren Funktionsweisen zu erläutern. So wird in einem ersten, theoretischen Teil der Arbeit auf die Besonderheiten von Gedichttexten eingegangen. Hierbei sollen zuerst die grundlegenden Kriterien und Charakteristika aufgezeigt werden und in einem zweiten Schritt das Prinzip der semantischen Dichte und der daraus resultierenden Vieldeutigkeit näher betrachtet werden. Schließlich wird der Verdichtungsprozess des Gedichts analysiert.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit konkreten, ausgewählten Beispielen von Gedichttexten, anhand derer, verschiedene Formen und Effekte der sprachlichen Kürzung im Gedicht unter die Lupe genommen werden. Gedichte werden auf sprachlicher Ebene sowohl syntaktisch als auch semantisch analysiert.
Allgemein ist festzuhalten, dass in der Sprachwissenschaft nur sehr begrenzt Forschungen und Untersuchungen zur sprachlichen Kürzung in der Lyrik vorhanden sind. Aus diesem Grund werde ich für die Analyse der Gedichttexte vor allem Ergebnisse und Methoden der Literaturtheorie zur Lyrik heranziehen und in erster Linie auch eigene Methoden verwenden.
Inhaltsverzeichnis
- A. Vorbemerkungen
- B. Analyse der sprachlichen Kürzung im Gedicht – aufgezeigt an ausgewählten Beispielen
- 1. Besonderheiten im Gedicht
- 1.1 Tendenz zu relativer Kürze: Textkürze
- 1.2 Kriterien und Charakteristika
- 1.3 Semantische Dichte - Vieldeutigkeit des Gedichts
- 1.4 Syntagmatische Ereignislosigkeit und paradigmatische Einfachbestimmung
- 1.5 Komprimierte Sprache - Bildsprache
- 2. Analyse ausgewählter Gedichttexte
- 2.1 Johannes R. Becher „Mensch stehe auf“
- 2.2 Erich Kästner „Sachliche Romanze“
- 2.3 Schülergedicht
- 1. Besonderheiten im Gedicht
- C. Abschließende Gedanken
- D. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die sprachliche Kürzung in Gedichten. Ziel ist es, verschiedene Formen der Kürzung darzustellen und ihre Funktionsweisen zu erläutern. Der Fokus liegt auf der Analyse von Gedichttexten, um die Auswirkungen von sprachlicher Kürze auf Bedeutung und Interpretation aufzuzeigen.
- Besonderheiten sprachlicher Kürze in Gedichten
- Analyse der semantischen Dichte und Vieldeutigkeit
- Untersuchung der syntaktischen und semantischen Aspekte sprachlicher Kürzung
- Anwendung literaturtheoretischer Methoden zur Analyse von Gedichten
- Ausgewählte Beispiele von Gedichttexten zur Veranschaulichung
Zusammenfassung der Kapitel
A. Vorbemerkungen: Dieser einleitende Abschnitt beschreibt die allgemeine Tendenz zur sprachlichen Kürzung in der Kommunikation und hebt die besondere Rolle der Kürze in der Lyrik hervor. Er betont die Notwendigkeit, die verschiedenen Formen sprachlicher Kürzung in Gedichten zu untersuchen und ihre Funktionen zu erläutern. Der Aufbau der Arbeit wird skizziert, der erste Teil widmet sich theoretischen Grundlagen, während der zweite Teil konkrete Gedichtanalysen beinhaltet. Die Knappheit an sprachwissenschaftlicher Forschung zu diesem Thema wird erwähnt, mit dem Hinweis auf die Verwendung literaturtheoretischer Methoden und eigener Ansätze.
B. Analyse der sprachlichen Kürzung im Gedicht - aufgezeigt an ausgewählten Beispielen: Dieses Kapitel analysiert die sprachliche Kürze in Gedichten. Es beginnt mit einer Diskussion der Besonderheiten von Gedichten, wie dem Fokus auf Gefühlsausdruck, Rhythmus und Reim. Es wird die sprachliche Kürze als semantische Dichte, komprimierte Sprache (z.B. Metaphern) und verkürzte Satzstrukturen dargestellt. Der Abschnitt 1.1 behandelt die Tendenz zu relativer Textkürze, sowohl quantitativ als auch qualitativ (Sinnkonzentration). Abschnitt 1.2 beschreibt Kriterien und Charakteristika, die zur Kürze beitragen, wie sprachliche Ökonomie, Subjektivität und Abweichungen von grammatischen Regeln. Die folgenden Unterkapitel (1.3-1.5) gehen tiefer auf die Aspekte semantischer Dichte, Vieldeutigkeit, syntagmatische Ereignislosigkeit und paradigmatische Einfachbestimmung sowie komprimierte Sprache und Bildsprache ein. Kapitel 2 analysiert ausgewählte Gedichttexte, um die verschiedenen Formen und Effekte der sprachlichen Kürzung zu demonstrieren. Die Analyse erfolgt sowohl syntaktisch als auch semantisch.
Schlüsselwörter
Sprachliche Kürzung, Lyrik, Gedichtanalyse, Semantische Dichte, Vieldeutigkeit, Textkürze, Komprimierte Sprache, Bildsprache, Syntaktische Analyse, Semantische Analyse, Literaturtheorie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur sprachlichen Kürzung in Gedichten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die sprachliche Kürzung in Gedichten. Sie analysiert verschiedene Formen der Kürzung, erläutert deren Funktionsweisen und zeigt deren Auswirkungen auf Bedeutung und Interpretation auf.
Welche Gedichte werden analysiert?
Die Arbeit analysiert unter anderem die Gedichte „Mensch stehe auf“ von Johannes R. Becher und „Sachliche Romanze“ von Erich Kästner sowie ein Schülergedicht. Die Auswahl dient der Veranschaulichung verschiedener Formen und Effekte sprachlicher Kürzung.
Welche Aspekte der sprachlichen Kürzung werden untersucht?
Die Analyse umfasst die semantische Dichte und Vieldeutigkeit, syntaktische und semantische Aspekte der Kürzung, die Verwendung von Bildsprache und Metaphern, sowie verkürzte Satzstrukturen. Es wird untersucht, wie sprachliche Ökonomie, Subjektivität und Abweichungen von grammatischen Regeln zur Kürze beitragen.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet literaturtheoretische Methoden zur Gedichtanalyse und kombiniert syntaktische und semantische Ansätze. Aufgrund der Knappheit an sprachwissenschaftlicher Forschung zu diesem Thema werden eigene Ansätze entwickelt und angewendet.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung (Vorbemerkungen), einem Hauptteil (Analyse der sprachlichen Kürzung), der konkrete Gedichtanalysen beinhaltet, und einem Schluss (Abschließende Gedanken). Ein Literaturverzeichnis wird ebenfalls bereitgestellt.
Was sind die zentralen Ergebnisse der Analyse?
Die Arbeit zeigt die vielfältigen Formen und Funktionen sprachlicher Kürzung in Gedichten auf. Sie verdeutlicht, wie semantische Dichte, komprimierte Sprache und verkürzte Satzstrukturen die Bedeutung und Interpretation von Gedichten beeinflussen. Die konkreten Ergebnisse sind in den Kapiteln zur Gedichtanalyse detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sprachliche Kürzung, Lyrik, Gedichtanalyse, Semantische Dichte, Vieldeutigkeit, Textkürze, Komprimierte Sprache, Bildsprache, Syntaktische Analyse, Semantische Analyse, Literaturtheorie.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist für Studierende der Literaturwissenschaft, Germanistik und Sprachwissenschaft relevant. Sie bietet eine detaillierte Analyse der sprachlichen Kürze in Gedichten und kann als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten dienen.
- Arbeit zitieren
- Michael Hüttinger (Autor:in), 2012, Sprachliche Kürzung im Gedicht. Analyse an ausgewählten Beispielen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375759