Auswirkungen der Nahhaltigkeitsorientierung auf den Finanzierungserfolg von Startups

Empirische Analyse auf Kausalzusammenhänge und Erfolgsfaktoren im Finanzierungsfeld Crowdinvesting


Bachelorarbeit, 2016

66 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Vorgehensweise

2 Grundlagen des Entrepreneurship
2.1. Begriffsabgrenzung
2.2. Systematisierung von potentiellen Gründungsformen
2.2.1. Klassifizierungsansätze junger Unternehmen
2.2.2. Innovative und imitative Gründungen
2.2.3. Originäre, derivative Gründungen und Mischformen
2.3. Besonderheiten junger Unternehmen
2.4. Finanzierungsphasen junger Unternehmen
2.5. Finanzierung junger Unternehmen
2.5.1. Vorbemerkung
2.5.2. Innen- und Außenfinanzierung
2.5.3. Eigen- und Fremdkapital
2.5.4. Mezzanine Finanzierungsformen
2.5.5. Kriterien für die Wahl der Finanzierungsform
2.6. „Sustainable Entrepreneurship“

3 Herleitung eines Klassifikationssystems zur Einstufung nachhaltiger Unternehmensgründungen
3.1. Vorbemerkung
3.2. Nachhaltige Geschäftsmodelle und Nachhaltigkeitsziele
3.3. Nachhaltiges Kern- oder Nebengeschäft
3.4. Innovation für Nachhaltigkeit
3.5. Zusammenfassung der Bewertungsgrundlage

4 Theoretische Fundierung und Untersuchungseinleitung
4.1. Crowdinvesting als Finanzierungsalternative junger Unternehmen
4.2. Der deutsche Crowdinvestingmarkt im Überblick
4.3. Motivationen zur Investition bzw. Finanzierung über Crowdinvesting-Plattformen
4.4. Erfolgsfaktorenforschung im Bereich Crowdfunding und Crowdinvesting
4.5. Untersuchungshypothesen

5 Untersuchungsaufbau und Methoden

6 Statistische Auswertung und Ergebnis

7 Diskussion und Schlussfolgerungen
7.1. Diskussion der Erfolgsfaktoren
7.2. Handlungsempfehlungen für nachhaltigkeitsorientierte Gründungen

8 Limitationen

9 Zusammenfassende Betrachtung und Fazit

10 Literatur

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Finanzierungsphasen in der Unternehmensentwicklung

Abbildung 2: Häufigkeit der Finanzierungsarten deutscher Startups im Jahr 2015

Abbildung 3: Mezzanine Finanzierungsformen

Abbildung 4: Typologisierung von Unternehmen nach der Nachhaltigkeitsorientierung

Abbildung 5: Der deutsche Crowdinvestingmarkt im Überblick

Abbildung 6: Verhältnis der Einzel- und Mehrfachinvestoren im Zeitverlauf

Abbildung 7: Streuung der Stichprobe nach verschiedenen Merkmalen

Abbildung 8: Insolvenzen pro finanziertem Projekt und Nachhaltigkeitskategorie

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Die UN-Nachhaltigkeitsziele (Agenda 30)

Tabelle 2: Zusammengefasste Bewertungsgrundlage des Klassifizierungssystems

Tabelle 3: Crowdfundingtypen im Überblick

Tabelle 4: Statistische Merkmale der Stichprobe im Überblick

Tabelle 5: Statistische Kennwerte sortiert nach Nachhaltigkeitskategorien

Tabelle 6: Ergebnisse des multiplen Regressionsmodells

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

Angesichts ökologischer Krisen, wie dem fortschreitenden Klimawandel oder der Ressourcenverknap- pung sowie sozialen Konflikten, die sich in ungleichen Arbeits- und Lebensbedingungen spiegeln, kommt der nachhaltigen Entwicklung unzweifelhaft eine entscheidende Kernfunktion bei der Lösung dieser gravierenden Konflikte zu (vgl. Pape/Baumast, 2013, 22; Fichter/ Clausen, 2013, 9; Vetterolf, 2010, 1).1 „Die Umstellung unserer Produktions- und Konsummuster auf eine Nachhaltige Entwicklung und die Erhaltung unserer Lebensqualität sind die großen Herausforderungen unserer Zeit. Das bestrei- tet heute niemand mehr.“ (Troge, 2006, in Kuckartz/Rheingans-Heintze, 2006, 9) Als ein Ergebnis der Brundtland-Kommission Ende der 1980er Jahre wurde der Begriff „Nachhaltigkeit“, erstmals nicht aus- schließlich an ökologischen, sondern auch an ökonomischen und sozialen Maßstäben, definiert, sodass vielfältigere gesellschaftliche Belange unter den Oberbegriff subsummiert wurden (vgl. Hauptmann, 2001, 2). Die Agenda 21 als Kerndokument der UN Umweltkonferenz von 1992 - dessen Grundlage der Brundtland-Bericht bildet - adressiert die Forderung einer nachhaltigen Entwicklung an alle Akteure mit Handlungseinfluss und damit explizit an Unternehmen. Die Agenda weist Unternehmen, als wirtschaftli- che Hauptaktteure, sogar eine wesentliche Bedeutung für den Erfolg der nachhaltigen Entwicklung zu (vgl. Agenda 21, 1992, 20, 296ff). Aus den vielfältigen Anspruchsgruppen, wie z.B. der Zivilgesellschaft, staatlichen Organen und dem unmittelbaren Wirtschaftskreislauf, ergeben sich für Unternehmen weit- reichende Einflussmöglichkeiten. Durch Produktentwicklung- und herstellung gestalten Unternehmen den Markt. Mittels Lobby- und Verbandsarbeit üben sie Einfluss auf Politik und Rechtsprechung aus. Der Einsatz von Marketinginstrumenten wirkt auf das Konsumverhalten und schließlich werden Innova- tionsprozesse, durch die Ausrichtung von Forschung und Entwicklung, zielgerichtet (vgl. Kanning, 2013, in Pape/Baumast, 2013, 41; Schaltegger, 2010, 495; Hansen, 2009, 684). Besondere Bedeutung, unter den Möglichkeiten der Einflussnahme, kommt den Innovationsprozessen zu. Diese besitzen in disrupti- ver Ausprägung das Potential, Märkte und Konsumverhalten gravierend und langfristig zu verändern und unnachhaltige Produktions-, Markt- und Organisationsstrukturen zu verdrängen (vgl. Konrad/ Nill, 2001, 3). Angesichts der Schwierigkeiten etablierter Unternehmen, fundamentale Änderungsprozesse - die mit einer Nachhaltigkeitsorientierung einhergehen - in der Organisationsstruktur zu verankern (vgl. Schreyögg, 2008, 403-463), wurde der Bedeutung von Unternehmensgründungen und jungen Unter- nehmen in diesem Kontext bislang erstaunlich wenig Beachtung geschenkt (vgl. Weiß/Fichter, 2015; Hansen et al. 2014, 1). Dies erscheint verwunderlich, da junge Unternehmen nicht nur einen wesentli- chen Teil der Wirtschaft darstellen, sondern sich in innovationsgetriebenen Branchen, wie etwa der Informations- und Kommunikationstechnologie, schnell zu Markt- oder Weltmarktführern entwickeln (vgl. Fichter/Clausen, 2013). Zudem unterliegen Neugründungen, auf Grund der sich erst bildenden Organi- sationsprozesse, nicht der organisationalen Trägheit etablierter Unternehmen und zeichnen sich somit durch eine hohe Innovationsfähigkeit aus. Einer Studie des Borderstep-Instituts zufolge, wurden rund zwei Drittel der hundert untersuchten radikalen Nachhaltigkeitsinnovationen von Neugründungen er- bracht (vgl. Fichter/ Clausen, 2013). Die zur nachhaltigen Entwicklung benötigte Innovationskraft ist demzufolge weniger von etablierten Unternehmen zu erwarten, als von nachhaltigkeitsorientierten Neu- gründungen bzw. sog. „Sustainable Entrepreneurs“ (SE) (vgl. Schaltegger/Wagner 2011; Schaper, 2010; Bernstein et. al, 2014, 2). Begreift man die globalen ökologischen und sozialen Problemfelder als gesellschaftliche Herausforderung, verdeutlicht die Herleitung, dass ein gesellschaftliches Interesse an der Förderung nachhaltiger Unternehmensgründungen besteht. Ähnlich wie bei konventionellen Neu- gründungen, ist der Bedarf nach Finanzmitteln zur Gründungs- und Wachstumsfinanzierung auch für nachhaltigkeitsgetriebene Unternehmen ein zentrales Hindernis. Trotz der Vielzahl an möglichen Be- zugsquellen, haben verschiedene Autoren herausgearbeitet, dass die Finanzierung nachhaltige Unter- nehmen vor besondere Schwierigkeiten stellt (vgl. Lehner/Nichols, 2014, 273; Lam/Law, 2016, 12; Schick et al., 2002). Ortas et al. (2013) bezeichnen die fehlende Finanzierung des sog. „Sustainable Entrepreneurship“ als zentrales Hindernis der nachhaltigen Entwicklung überhaupt. Vor diesem Hinter- grund ist die Identifizierung und Analyse geeigneter alternativer Finanzierungsformen für nachhaltig- keitsorientierte Unternehmen von hoher praktischer Relevanz. Durch prominente Finanzierungen findet in diesem Kontext Crowdfunding und Crowdinvesting (CF, CI) zunehmend gesellschaftliche Beachtung, während es für Gründer als potentielle Finanzierungsalternative und Mittel zur Erzielung von medialer Aufmerksamkeit attraktiv ist (vgl. z.B. FAZ, 2014; FAZ, 2016). CF oder CI könnte in diesem Zusammen- hang für nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen eine geeignete Alternative und Möglichkeit zur Finan- zierung darstellen. Fraglich bleibt, ob die Finanzierungform für nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen geeignet ist bzw. ob sich die Barrieren der herkömmlichen Finanzierung nicht übertragen.

1.2. Vorgehensweise

Im Rahmen der folgenden Arbeit soll anhand dieser Fragestellung untersucht werden, ob sich spezifi- sche Einflüsse aus der Nachhaltigkeitsorientierung auf den Finanzierungserfolg, im Bereich der alterna- tiven Finanzierungform des CI, ermitteln lassen. Es werden verschiedene Argumentationen erarbeitet und in den Kontext der bestehenden Literatur eingeordnet. Diese werden daraufhin im Rahmen einer empirischen Untersuchung, mit einer Datengrundlage des CI-Anbieters Seedmatch.de, analysiert und überprüft. Kerngegenstand ist dabei die Fragestellung, ob sich die zunehmende gesellschaftliche Be- achtung des Themas Nachhaltigkeit, bei einer Finanzierungsform mit vergleichsweise hoher Anzahl an Investoren, widerspiegelt. Es soll geprüft werden, ob sich Auffälligkeiten oder mögliche Präferenzen von nachhaltigkeitsorientierten Projekten ermitteln lassen, welche das Finanzierungsinstrument für „Sustainable Entrepreneurs“ attraktiv machen. Daraus abgeleitet soll ansatzweise beschrieben werden, ob und unter welchen Bedingungen die Finanzierungsform geeignet ist, um die beschriebenen Finan- zierungsbarrieren zu überwinden und somit zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen.

Nach einer knappen Eingrenzung der Begrifflichkeiten widmet sich Kapitel 2 verschiedenen grundle- genden Eigenschaften junger Unternehmen und deren Finanzierungsspezifika, um einen Einstieg in den Themenbereich zu ermöglichen. Ferner soll die Finanzierungsform CI im späteren Verlauf in den Kontext eingeordnet werden können. Der Einordnung und Begriffsabgrenzung von nachhaltigem Unter- nehmertum zum Ende des Kapitels, schließt sich Kapitel 3 mit der Herleitung eines Klassifizierungsan- satzes für nachhaltige Unternehmensgründungen an. Kapitel 4 gibt einen Überblick über den deutschen CI-Markt und nähert sich der Thematik daraufhin aus der theoretischen Perspektive, wobei die beste- hende Literatur dargestellt wird und verschiedene Arbeitshypothesen abgeleitet werden. Die Beschrei- bung des Untersuchungsaufbaus sowie der angewendeten Methodik ist Gegenstand von Kapitel 5, auf das Kapitel 6, mit der Beschreibung der statistischen Ergebnisse, folgt. In Kapitel 7 werden die Ergeb- nisse interpretiert, verschiedene Handlungsempfehlungen abgeleitet und auf weiteren Forschungsbe- darf hingewiesen. Auf Limitationen und Einschränkungen der empirischen Untersuchung wird in Kapitel 8 hingewiesen, bevor die Arbeit schließlich in Kapitel 9 zusammenfassend dargestellt und ein Fazit gezogen wird.

2. Grundlagen des Entrepreneurship

2.1. Begriffsabgrenzung

Die etymologische Grundlage des Entrepreneurship liegt in der lateinischen und französischen Spra- che, wo „prehendere“ bzw. „entreprendre“ „unternehmen“ oder „anstrengen“ bedeutet (vgl. Ripsas, 1997, 55). Obgleich die Substantivierung „Entrepreneurship“ stark als eine Adaption des französischen Begriffes für „Unternehmertum“ in die deutsche Sprache anmutet, besitzt der Begriff mit seiner Nutzung bereits im 18.Jahrhundert eine erstaunlich lange Tradition in der deutschen Sprache (vgl. Fallgatter, 2002, 12). Der häufig mit dem „Entrepreneur“ in Verbindung gebrachte Begriff „Unternehmer“, fand tat- sächlich erst im 19. Jahrhundert Eingang in die deutsche Sprache (vgl. Fallgatter, 2002, 12). Trotz die- ser sprachlichen Etablierung existiert in Literatur und Praxis keine allgemein akzeptierte Definition bzw. eindeutige Kriterien für eine einheitliche Begriffsabgrenzung (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 2; De, 2005, 17; Fueglistaller et al., 2008, 2). In der deutschsprachigen Literatur wird zunächst eine definitori- sche Abgrenzung zwischen Management-Führung und „Entrepreneurship“ getroffen: Während ersteres vornehmlich mit Mitarbeiterführung, Koordination und Steuerung der betrieblichen Prozesse assoziiert wird, kann letzteres vor allem mit Innovation und der Risikoübernahme in Verbindung gebracht werden (Volkmann/Tokarski, 2006, 2; Fallgatter, 2002, 14; Ripsas, 1997, 65). In dieser Vorgehensweise zeigt sich die häufig anzutreffende Annahme, den nur schwer fassbaren Begriff „Entrepreneur“ mittels der Zuordnung gewisser Attribute, wie z.B. Innovation, Dynamik, Kreativität, Risikobereitschaft, Flexibilität oder Wachstumsorientierung beschreiben zu können (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 2). Diese essentia- listische Kontierung des Erfahrungsobjektes findet sich auch bei der im allgemeinen Sprachgebrauch üblichen Assoziation mit den Begriffen „Unternehmertum“ und „Entrepreneurship“: Während mit dem Unternehmertum häufig eine diffuse Größe und Etablierung des Unternehmens vorausgesetzt wird (vgl. De, 2005, 16), ist unter „Entrepreneurship“ lediglich die Schaffung eines völlig neuen Unternehmens zu verstehen, wie Teile der Literatur auch eingrenzen (vgl. Ripsas, 1997, 71). Die Bezeichnung von „Entre- preneurship“ als „Unternehmertum“ ist in deutscher Sprache folglich nicht zweckmäßig (vgl. Fueglistaller et al., 2008, 2). Die Vielzahl an Definitions- und Interpretationsansätzen spiegelt die Weitläufigkeit des Erfahrungsobjektes „Entrepreneurship“ wider. Im Rahmen der folgenden Arbeit lehnt sich das Ver- ständnis von Entrepreneurship aus diesem Grund an die von Timmons(1999) gegebene Definition von „Entrepreneurship“ im weiter gefassten Sinne an: Der zufolge umfasst Entrepreneurship das Ergreifen unternehmerischer Gelegenheiten zum Zweck der Erschließung von Wertschöpfungspotentialen, unter dem Einsatz von begrenzten Ressourcen sowie der Übernahme persönlicher Risiken (vgl. Timmons, 1999, 101).

2.2. Systematisierung von potentiellen Gründungsformen

2.2.1. Klassifizierungsansätze junger Unternehmen

Die In Abschnitt 2.1. beschriebe Vielfalt des Entrepreneurship-Begriffes spiegelt sich auch in den Klassi- fikationsansätzen potentieller Gründungsformen wider. So lassen sich Neugründungen nach ihrem An- satz oder der Ausrichtung in der Art ihrer Gründungsform unterscheiden. Eine Systematisierung ist bei- spielsweise möglich basierend auf einem divergierenden Gründungsmotiv (Gelegenheitsgründung (Chance) vs. Verlegenheitsgründung (Not)) oder der wirtschaftlichen Zielsetzung (wirtschaftliche Grün- dung (Profitorientiert) vs. sozialwirtschaftliche Gründung (Non-Profit-Orientierung)), sowie der Anzahl, der am Gründungsprozess beteiligten Personen (Einzelgründung vs. Kooperationen oder Teamgrün- dungen) (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 25). Verschiedene Formen von Unternehmensgründungen knüpfen an rechtliche Bedingungen an, deren Ausgestaltung sich nach der Zielsetzung, der Anzahl an beteiligten Personen sowie der Beteiligung von existierenden Unternehmen ausrichtet (vgl. Fallgatter, 2002, 24). In der Literatur wird die Kategorisierung junger Unternehmen überwiegend in Gründungsty- pen innovativ und imitativ, sowie originär, derivativ und dazwischen liegende Mischformen vorgenom- men. (vgl. Fallgatter, 2002, 24-29; Volkmann/Tokarski, 2006, 25-33; Nathusius, 2001, 4).

2.2.2. Innovative und imitative Gründungen

Die Geschäftsidee einer innovativen Gründung ist noch nicht am Markt eingeführt oder erprobt worden und somit allen Stakeholdern zunächst unbekannt. Zum einen ergeben sich bei innovativen Gründun- gen Chancen, wie etwa die geringere Konkurrenz in neu geschaffenen Märkten oder der geringere Imi- tationsgrad durch zuvor erlangte Schutzrechte. Andererseits unterliegt die Geschäftsidee in der Regel einem hohen Erklärungsbedarf, einer stärkeren Unsicherheit auf Grund fehlender Erfahrungswerte und weiteren, sich nachteilig auswirkenden, Faktoren (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 25; Nathusius, 2001, 161). Demgegenüber steht die imitative Gründung mit einer bereits am Markt etablierten und erprobten Geschäftsidee. Vorteilig kann sich bei einer imitativen Gründung der geringere Erklärungsbedarf der Geschäftsidee sowie die Preisfindung und Einordnung in einen bestehenden Markt auswirken. Als nachteilig können der hohe Imitationsgrad, der intensivere Wettbewerb zu bestehenden Konkurrenten sowie bereits bestehende Sättigungstendenzen eines Marktes angesehen werden (vgl. Volk- mann/Tokarski, 2006, 26; Nathusius, 2001, 159). Zu dieser Unterscheidung muss kritisch angemerkt werden, dass die Geschäftsidee eines Unternehmens, respektive dessen Produkte und Dienstleistun- gen, sich häufig nur unpräzise nach dem Innovationsgrad einstufen lassen und eine Abgrenzung in innovative und imitative Gründungen nicht immer möglich ist (vgl. De, 2005, 63; Volkmann/Tokarski, 2006, 26).2

2.2.3. Originäre, derivative Gründungen und Mischformen

Eine weitere Facette der Abgrenzungsmöglichkeiten fokussiert auf der Betrachtung der Ausgangslage einer Unternehmensgründung. Wesentlich für die Unterscheidung in originäre, derivative und dazwi- schenliegende Mischformen ist die Frage, ob ein wirklich neues Unternehmen entsteht oder ob etwa durch eine Änderung der Eigentümerrechte, das unternehmerische Risiko eines bereits existierenden Unternehmens, auf ein neu gegründetes übergeht (vgl. De, 2005, 3). Eine originäre Gründung ist cha- rakterisiert durch den neuen Aufbau von Faktorkombinationen, wie beispielsweise Arbeit und Kapital. Dabei wird das Unternehmen vollständig neu gegründet und aufgebaut (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 27). Bei einer derivativen oder aufbauenden Gründung werden hingegen bereits bestehende Faktor- kombinationen übernommen. Beispielsweise im Falle eines sog. Management-Buy-Outs/In3 entsteht kein neues Unternehmen, die Manager werden dennoch, durch die Übernahme des unternehmerischen Risikos, zu Entrepreneuren (vgl. De, 2005, 58). Die Zuordnung derivativer Gründungen ist perspekti- visch und deshalb nicht unproblematisch. Gründungsformen, die sowohl originäre als auch derivative Eigenschaften enthalten, werden den Mischformen zugordnet (z.B. Franchising).

2.3. Besonderheiten junger Unternehmen

Auch die Bestimmung eines „jungen Unternehmens“ und dessen Zuordnung zum Bereich Entrepreneur- ship ist bislang durch keine wissenschaftlich eindeutige Definition fundiert. Je nach Ansatz werden, hinsichtlich der zeitlichen Einordnung, teilweise Unternehmen mit einem Alter von bis zu 20 Jahren zu- gerechnet (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 15). Der Begriff bezieht sich folglich auf eine relative Größe, bei der die Festlegung auf eine spezifische, allgemein akzeptierte Definition kaum möglich ist. Stellt man die Einordnung nach der zeitlichen Dimension in den Hintergrund, finden sich zur Charakterisie- rung des Begriffs jedoch verschiedene Merkmale, über die in der Literatur weitgehend Einigkeit herr- schen (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 15; De, 2005, 171). Drei wesentliche potentielle Merkmale sind der Neuheitsgrad des Unternehmens, die geringe Größe des Unternehmens sowie die Dynamik des Unternehmens. Der Neuheitsgrad des Unternehmens bezieht sich auf die nicht geringe Wahrscheinlich- keit, dass Unternehmen auf Grund der sich entwickelnden Organisationsstruktur, den neuen Beziehun- gen zu wichtigen Stakeholdern, wie z.B. Lieferanten oder Kunden sowie durch die geringen praktischen Erfahrungen in dem „entdeckten“ Geschäftsfeld, scheitern. Dieser Umstand ist eng verknüpft mit der geringen Größe des Unternehmens, die mit einer knappen Ressourcenausstattung personeller und finanzieller Art einhergeht. Die mangelnde Reputation des neugegründeten Unternehmens, das sich noch nicht langfristig am Markt bewährt hat, erschwert den Zugang zu finanziellen und personellen Ka- pazitäten. Gleichzeitig befindet sich das Unternehmen mitunter in schnellen und kontinuierlichen Verän- derungsprozessen, um die ursprünglichen Erwartungen, hinsichtlich des anzutreffenden Marktes, Barri- eren oder auch der Organisationsentwicklung, an sich ändernde Bedingungen anzupassen. Diese Vo- raussetzungen zur Dynamik des Unternehmens können durch unternehmensinterne wie externe Ein- flussfaktoren hervorgerufen werden. (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 16).

2.4. Finanzierungsphasen junger Unternehmen

Aus den in Abschnitt 2.3. beschriebenen Besonderheiten von Unternehmensgründungen und jungen Unternehmen resultiert eine Vielzahl an unternehmerischen Herausforderungen. Der Verfügbarkeit von begrenzten Ressourcen kann in finanzieller Hinsicht, durch die Beschaffung von Kapital, begegnet wer- den. Die phasenweise unterschiedlichen Ungewissheiten bzw. schwankenden Risiken eines Scheiterns stehen dabei mit der Ausprägung des Neuheitsgrades, der geringen Größe sowie der Dynamik des Unternehmens unmittelbar in Verbindung und begründen Chancen oder Restriktionen zur Unterneh- mensfinanzierung (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 18).4 Weiß/Fichter(2013) unterscheiden den Prozess der Unternehmensgründung in zwei Hauptphasen: Die Vorgründungs- und Nachgründungshase. Die Vorgründungsphase endet mit der formal juristischen Konstituierung als neue Organisation, wobei un- mittelbar die Nachgründungsphase einsetzt (vgl. Weiß/Fichter, 2013, 27). Unter Einbezug der Lebens- zyklusphasen eines Unternehmens sowie dem zu diesen Phasen abgrenzbaren Finanzierungsbedarf, wird die Zeitspanne von der Vorgründungsphase bis zur potentiellen Liquidation des Unternehmens in der Literatur in die sog. Seed-Phase, Start-Up-Phase, die Expansionsphase sowie die Bridge- oder Konsolidierungsphase untergliedert (vgl. Pohl, 2008, 2-7, Nathusius, 2001, 57-60, Volkmann/Tokarski, 2006, 314-317; Fueglistaler et. al, 2008, 312). Die Seed-Phase (Early Stage) bezeichnet üblicherweise den Prozess der Abwägung einer unternehmerischen Gelegenheit sowie des Potentials für ein Ge- schäftsmodell. Typische Prozesse der Seed-Phase sind die Erstellung eines Unternehmenskonzeptes, die Anfertigung von Marktanalysen und die grundlegende Entwicklung von Produkten oder Dienstleis- tungen (vgl. Nathusius, 2001, 57). Auf Grund der hohen Unsicherheit und des damit verbundenen Risi- kos wird die Seed-Phase in der Regel durch Eigenmittel, Family & Friends5 oder wagemutige Investoren finanziert. Während der Start-Up-Phase (Early Stage) nehmen die Neugründungen eine erste Rechts- form an. Die Markttätigkeit steht unmittelbar bevor oder ist bereits erfolgt. Je nach Branche und Wachs- tumsperspektive ist der Finanzierungsbedarf in dieser Phase unterschiedlich hoch. Erste Reflexionen der Geschäftstätigkeit, durch Analysen oder den bereits erfolgten Markteintritt, senken die Unsicherheit, sodass in der Start-Up-Phase häufig eine Finanzierung durch Venture Kapitalgeber6 oder Business Angels7 erfolgt (vgl. Nathusius, 2001, 58). Im Verlauf der Expansionsphase müssen üblicherweise zum Aufbau der Vertriebsorganisation, zur Realisierung von Marketingprogrammen sowie zur Schaffung von Produktionskapazitäten, welche die Bedienung eines breiteren Marktes ermöglichen, zusätzliche Fi- nanzmittel beschafft werden. Die First-Stage-Finanzierung dient zur Finanzierung der Voraussetzungen der Expansion. Die Second-Stage-Finanzierung erfolgt, um den - aus dem Wachstum stetig vorhande- nen - Finanzierungsbedarf zur Organisationsentwicklung zu decken. Vor dem Hintergrund der abneh- menden Ungewissheit sowie dem Überschreiten des Break-Even-Points, stehen dem Unternehmen weitere Finanzierungmöglichkeiten, wie beispielsweise die Innen- oder Fremdkapitalfinanzierung zur Verfügung. (vgl. Pohl, 2008, 6). Über den Gründungs- und Expansionsprozess hinaus ergeben sich, in der fortgeschrittenen Entwicklung des Unternehmens, weitere spezifische Finanzierungsphasen - bei- spielsweise zur Vorbereitung eines Börsengangs (Bridge-Phase), dem Management-Buy-Out/In oder im Falle einer Sanierung. Auf eine Vertiefung dieser Phasen soll an dieser Stelle verzichtet werden.8 Abbil- dung 1 (Folgeseite) gibt einen Überblick über die verschiedenen Finanzierungsphasen sowie eine ideal- typische Gewinnentwicklung. Charakteristika der phasentypischen Finanzierungsquellen finden sich in Abschnitt 2.5.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Finanzierungsphasen in der Unternehmensentwicklung (modifiziert übernommen aus: Volkmann/Tokarski, 2006, 315; Nathusius, 2001, 56)

2.5. Finanzierung junger Unternehmen

2.5.1. Vorbemerkung

Charakteristisch während den Frühphasen des Unternehmens ist in den meisten Fällen die begrenzte Verfügbarkeit von finanziellen Ressourcen (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 18). Zum Zwecke der Initiie- rungs- und Wachstumsfinanzierung ist bei jungen Unternehmen allerdings von einem hohen Eigenkapi- talbedarf auszugehen, sodass die erfolgreiche Finanzierung stark mit der Erfolgswahrscheinlichkeit einer Neugründung zusammenhängt. Die in Abschnitt 2.3. dargestellten Merkmale junger Unternehmen und die daraus resultierende Risikobehaftung erschweren den Zugang zu Kapital. In diesem Zusam- menhang wird die Finanzierung junger Unternehmen in Literatur und Praxis als eine wesentliche Her- ausforderung für Neugründungen angesehen (vgl. Pohl, 2008, 1; Block et. al, 2008; KPMG DSM, 2014, 48-49; EY SBD, 11). Äquivalent zur Finanzierung bestehender Unternehmen unterscheidet die Literatur auch bei der Gründungsfinanzierung zwischen den Finanzierungseigenschaften der Mittelherkunft (Au- ßen-, Innenfinanzierung) sowie nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber (Eigen-, Fremdkapital/ Mez- zanine Finanzierungsformen).9

2.5.2. Innen- und Außenfinanzierung

Nach Art der Mittelherkunft kann zwischen extern zufließenden Finanzmitteln wie z.B. der Beteiligungs-, Kredit- oder Förderfinanzierung sowie aus der Unternehmenstätigkeit laufend erwirtschafteten und the- saurierten Finanzmitteln unterschieden werden (vgl. Pohl, 2008, 8). Die Geschäftstätigkeit junger Unter- nehmen während des Markteintritts sowie den Folgejahren ist in aller Regel defizitär. Aus der fehlenden Erwirtschaftung von Überschüssen ist die Innenfinanzierung somit nur bei derivativen Gründungen, wie beispielswiese dem Management-Buy-Out/In, denkbar (vgl. Nathusius, 2001, 17; Volkmann/Tokarski, 2006, 309). In der Praxis nutzen nur rund 20% der Gründungen Mittel der Innenfinanzierung in ihrer Kapitalstruktur (vgl. KPMG DSM, 2015, 43). Bei jungen Unternehmen kommt folglich den Instrumenten der Außenfinanzierung eine höhere Bedeutung zu (vgl. Volkmann/Tokarksi, 2006, 308).

2.5.3. Eigen- und Fremdkapital

Der zeitlich unbefristete Verbleib im Unternehmen, die Haftungsfunktion, die unternehmerische Mitbe- stimmung und die Berechtigung des Kapitalgebers zur Beteiligung an den Unternehmensgewinnen sind kennzeichnende Qualitäten des Eigenkapitals. Die Beteiligung am unternehmerischen Risiko ist im Rahmen der Haftungsfunktion begründet, die Bezeichnung als Risikokapital im Bereich des Entrepre- neurship (vgl. De, 2005, 114). Die Überlassung von Eigenkapital wird als Beteiligungsfinanzierung be- zeichnet. In der Praxis besonders relevant ist die Bereitstellung auf Basis eigener Ersparnisse (79,9%), Family & Friends (32%), Business Angels (29,7%), Teile staatlicher Fördermittel (29,1%) sowie Venture Kapital (20%) (vgl. KPMG DSM, 2015, 43). Die solide Ausstattung einer Neugründung mit Eigenkapital kann verschiedene Auswirkungen auf die weitere Finanzierung ausüben: Zum einen können Gründer im Rahmen der Selbstfinanzierung Eigenkapital einbringen und somit die persönliche Risikobereitschaft unterlegen. Darüber hinaus ist denkbar, dass das Eigenkapital als Besicherung für mögliche Fremdfi- nanzierungen genutzt werden kann (vgl. Nathusius, 2001, 22; De, 2005, 113). Demgegenüber steht das Fremdkapital als zeitlich gebundene, haftungsbefreite, besicherte und von den Unternehmensgewinnen unabhängig vergütete Form der Ausleihung. Eine unternehmerische Mitbestimmung ist für den Fremd- kapitalgeber in der Regel nicht vorgesehen (vgl. Bieg/Kußmaul, 2009, 121). Die Überlassung von Fremdkapital wird als Schuldbeteiligung bezeichnet. Bankdarlehen, als klassische Form der Fremdfi- nanzierung, finden sich mit 11,9% nur etwa bei jeder zehnten Unternehmensgründung. Dies lässt sich damit begründen, dass die banküblichen Sicherheiten, zur Unterlegung eines Darlehens durch junge Unternehmen, in vielen Fällen nur schwer erbracht werden können (vgl. Volkmann/Tokarski, 2006, 22; Dorfleitner, 2014, 298).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Häufigkeit der Finanzierungsarten deutscher Startups im Jahr 2015 (Mehrfachnennungen möglich), (eigene Darstellung nach KPMG DSM, 2015, 43)

2.5.4. Mezzanine Finanzierungsformen

Mezzanine-Kapital vereint als hybride Finanzierungsform die Eigenschaften von Eigen- respektive Fremdkapital. Je nach Form der Mezzanine-Finanzierung finden sich die folgenden Charakteristika in stärkerer oder geringerer Ausprägung wieder (vgl. Volkann/Tokarksi, 2006, 372):

- Nachrangigkeit gegenüber sonstigen Gläubigern/Fremdkapitalgebern
- Vorrangigkeit gegenüber dem haftenden Eigenkapital
- Höheres Entgeld der Kapitalüberlassung im Vergleich zum klassischen Fremdkapital aufgrund der Nachrangigkeit
- Flexibilität bei der Vertragsgestaltung sowie bei Preis- und Konditionsbestimmung
- Verzicht auf die Stellung von Sicherheiten

In der Praxis ist die Ausprägungsweite mezzaniner Finanzierungsinstrumente groß. Die Finanzierung kann einerseits Haftungsübernahmen, Gewinnbeteiligungen und eine Partizipation an der Unterneh- menswertsteigerung beinhalten und somit eher dem Eigenkapital zugeordnet werden. Andererseits bestehen fremdkapitalnahe Mezzanine-Finanzierungsformen, die fest oder variabel verzinst sind und bei denen weder Unternehmensgewinnbeteiligungen noch eine Partizipation an möglichen Wertsteige- rungen vorgesehen sind (vgl. Volkmann/Toakrski, 2006, 372).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Mezzanine Finanzierungsarten ( Volkmann/Tokarski, 2006, 371)

2.5.5. Kriterien für die Wahl der Finanzierungsform

Eine wesentliche Rolle bei der Wahl des Gründungsfinanzierungsmodells spielen Kriterien wie die an- gestrebte Größe des Unternehmens, die geplante Wachstumsentwicklung sowie die Bonität und Ver- mögenslage der Gründer. Die Wahl der Finanzierungsform ist folglich eine strategische Aufgabenstel- lung (vgl. Nathusius, 2001, 28). Aus Perspektive der Gründer sind häufig die gesamten Finanzierungs- kosten, Kündigungsrechte, Kreditsicherheiten, bilanzpolitischen Ziele, spezifische Mitwirkungsrechte oder Informationspflichten sowie die Höhe des benötigten Finanzierungsvolumens ausschlaggebende Faktoren für die Wahl eines Finanzierungsportfolios (vgl. Volkmann/Tokarksi, 2006, 305).

2.6. “Sustainable Entrepreneurship”

Dem Verständnis des in Abschnitt 2.1. wiedergegebenen Begriffs „Entrepreneurship“ wird zur Beschrei- bung des „Sustainable Entrepreneurship“ die Nachhaltigkeitsdimension hinzugefügt. Demgemäß be- zieht sich die Motivation eines „Sustainable Entrepreneurs“ zum Erkennen, Schaffen und Nutzen unter- nehmerischer Gelegenheit nicht ausschließlich auf ökonomische Bestrebungen, wie z.B. Umsatz- oder Marktanteilerzielung.10 Neben diese ökonomischen Potentiale, tritt das Schaffen eines sozial- gesellschaftlichen oder umweltrelevanten Wertes, als Kerngegenstand der Geschäftstätigkeit (vgl. Schaltegger/Petersen, 2000, 7; Morales/Reiber, 2015, 8). In Abgrenzung zu Umwelt- oder Sozialbewe- gungen ist „Sustainable Entrepreneurship“ durch den unternehmerischen Ansatz bzw. die rechtliche und finanzielle Unabhängigkeit charakterisiert (vgl. Lehner, 2013, 290). Seit der Veröffentlichung des Brundtland-Berichtes 1987 sind die unternehmerischen Potentiale zur nachhaltigen Entwicklung Ge- genstand eines regen Diskurses. Während sich diese Diskussion zunächst auf bestehende Unterneh- men fokussierte, rücken zunehmend auch Unternehmensgründungen und deren Potential zur nachhal- tigen Entwicklung in den Betrachtungshorizont. (vgl. Hansen, 2014, 2). Im Vergleich zu verschiedenen Formen des Nachhaltigkeitsmanagements geht „Sustainable Entrepreneurship“ über die Reduzierung negativer Sozial- und Umweltauswirkungen hinaus (vgl. Schaltegger, 2011, 498; Hörisch, 2015, 636). Durch den Einbezug mindestens einer Nachhaltigkeitsdimension als Kerngegenstand der Geschäftstä- tigkeit bezweckt „Sustainable Entrepreneurship“ einen aktiven Beitrag zur Lösung des adressierten Nachhaltigkeitsproblems. Vor diesem Hintergrund kann „Sustainable Entrepreneurship“ auch als wirt- schaftlich-unternehmerischer Ansatz zur nachhaltigen Entwicklung beschrieben werden. Im Sinne Jo- seph Schumpeters besitzen nachhaltige Unternehmensgründungen das Potential als „kreative Zerstö- rer“ überkommene und unnachhaltige Produktionsweisen, Marktstrukturen und Konsummuster aus dem Markt zu verdrängen und somit einen Wandel zur nachhaltigen Entwicklung in Gang zu setzen (vgl. Schaltegger/Petersen, 2000, 8). Verschiedene Autoren betonen aus diesen Gründen die Bedeutung des „Sustainable Entrepreneurship“ als effektivste Form des unternehmerischen Beitrags zur nachhalti- gen Entwicklung (vgl. Schaltegger, 2011, Fichter/ Clausen, 2013, Hansen, 2014). Zur Abgrenzung des „Sustainable Entrepreneurship“ beispielsweise von einem betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagement, kann die von Schaltegger/Petersen(2000) entwickelte Positionierungsmatrix als Typologie herangezo- gen werden. Anhand der zwei Dimensionen „Priorisierung von nachhaltigen Zielsetzungen“ sowie der „Marktwirkung“ werden Unternehmen verschiedenen Kategorien zugeordnet. Diese Einstufung unter- liegt dem Leitgedanken, dass Unternehmen größtmöglich zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, wenn nachhaltige Ziele bei der Erstellung des Leistungsprozesses eine hohe Priorität innehaben und ferner ein Massenmarkt vom Leistungsangebot beeinflusst wird (vgl. Schaltegger/Petersen, 2000, 9). Abbil- dung 4 (Folgeseite) zeigt die, um alle Nachhaltigkeitsdimensionen erweiterte, Positionierungsmatrix (vgl. Frontczak, 2014 in Anlehnung an Schaltegger/Petersen, 2000)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Typologisierung von Unternehmen nach der Nachhaltigkeitsorientierung (vgl. Frontczak, 2014, 35)

Aus der Darstellung lassen sich, hinsichtlich der beiden Kriterien Nachhaltigkeits- und Marktwirkung, fünf verschiedene Gruppierungen abgrenzen:

1) Unternehmen der ersten Kategorie beschränken sich auf die Umsetzung rechtlicher Vorgaben oder Standards und überlassen nachhaltigkeitsorientierte Fragestellungen in der Regel einer vom Unternehmen losgelösten Umweltschutzadministration. Die Priorität von Umweltzielen ist niedrig.
2) Unternehmen der zweiten Kategorie verfügen über ein betriebliches Umweltmanagement, wel- ches nachhaltige Zielausrichtungen, ergänzend zum Kerngeschäft, berücksichtigt. Gegenstand ist insbesondere die Verbesserung der Öko-Effektivität sowie die Wahrnehmung von positiven Effekten, wie beispielsweise der Umsatzsteigerung, Risikominimierung oder Imageverbesse- rung.
3) In der Kategorie „Alternatives Wirtschaften“ werden Kleinstunternehmen mit hoher Priorisie- rung von nachhaltigen Zielen subsumiert. Die Marktwirkung ist in der Regel klein.
4) „Bioniere“11 erzielen einen höheren Markteffekt durch ein breiteres Angebot bzw. die Bedienung eines Nischenmarktes.
5) „Ecopreneurs“ oder „Sustainable Entrepreneurs“ zielen auf eine große Marktwirkung bei gleich- zeitig starker Priorisierung von nachhaltigen Zielen ab. Der Unternehmenserfolg wird primär durch eine ökologische oder soziale Problemlösung erzielt (vgl. Schaltegger/Petersen 2000, S.8ff)

In der von Schaltegger/Petersen(2000) geschaffenen Typologie findet sich „Sustainable Entrepeneur- ship“ als effektivste Form unternehmerischen Handels in Bezug auf die nachhaltige Entwicklung wieder.

3. Herleitung eines Klassifikationssystems zur Einstufung nachhaltiger Un- ternehmensgründungen

3.1. Vorbemerkung

Während zur Nachhaltigkeitsabgrenzung bestehender Unternehmen bereits zahlreiche systematische Ansätze existieren (z.B. Golinska et al. 2015, Kocmanová et al. 2014, Schaltegger et al. 2015), finden sich zur Beurteilung junger Unternehmen wesentlich weniger etablierte Vorgehensweisen (vgl. Weiß/Fichter, 2013, 7). Kerngegenstand dieses Abschnitts ist die Herleitung eines Analyseverfahrens, auf Basis der bestehenden Ansätze, zur Klassifizierung und Abstufung der Unternehmen im weiteren Untersuchungsprozess (siehe Kapitel 5ff).

3.2. Nachhaltige Geschäftsmodelle und Nachhaltigkeitsziele

Die in Abschnitt 2.6. beschriebene Typologisierung zur Abgrenzung der Nachhaltigkeitswirkung von Schaltegger/Petersen (2000) schließt bestehende Unternehmen sowie Neugründungen mit ein. Zur Spezifizierung der Nachhaltigkeitswirkung von Neugründungen nimmt Frontczak (2014) auf Basis der Typologisierung folgende Übertragungen vor:

1) Neugründungen der unteren horizontalen Ebene (Geringe Priorisierung von Nachhaltigkeitszie- len) adressieren keine nachhaltigkeitsbezogene Problemlösung und weisen keine Nachhaltig- keitsziele aus.
2) Neugründungen der mittleren horizontalen Ebene (Mittlere Priorisierung von Nachhaltigkeitszie- len) verfügen ebenfalls über kein nachhaltiges Geschäftsmodell. Grundsätzlich sind sie jedoch offen gegenüber Maßnahmen, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen, sofern Nachhaltigkeitstreiber wie z.B. nach Schaltegger (2010) eine potentielle Zunahme des Unter- nehmenserfolg versprechen (vgl. Schaltegger 2010, 500)
3) Für Neugründungen der oberen horizontalen Ebene (Hohe Priorisierung von Nachhaltigkeitszie- len) stellt eine Nachhaltigkeitsinnovation sowohl die Geschäftsgrundlage als auch die Grün- dungsmotivation dar. (vgl. Frontczak, 2014, 35f)

Die von Frontczak (2014) erarbeitete Übertragung liefert erste nützliche Hinweise zur Berücksichtigung eines nachhaltigen Geschäftsmodells sowie explizit formulierter Nachhaltigkeitsziele. Aussagen über die Gründungsmotivation bzw. den Einbezug von Nachhaltigkeit zur Steigerung des Unternehmenserfolges, werden - sofern sie eindeutig formuliert sind - ebenfalls berücksichtigt. Zur weiteren Bearbeitung wer- den folglich aus dem von Frontczak (2014) erarbeiteten Ansatz die Einstufung anhand des nachhaltigen Problemlösungspotentials des Produkts oder der Dienstleistung, sowie die Kommunikation von Umwelt- zielen verwendet. Als Umweltziele werden in diesem Kontext jegliche Aussagen über die Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagements und damit verbundener Zielgrößen, Indikatoren und Normen ver- standen (vgl. BMUB, 2007)

3.3. Nachhaltiges Kern- oder Nebengeschäft

In einem nächsten Schritt stellt sich die Frage, in welcher Form Geschäftsmodelle von Neugründungen nach Nachhaltigkeitskriterien abgegrenzt werden können. Fichter et al. (2013) bestimmen den Beitrag von Unternehmensgründungen zur nachhaltigen Entwicklung anhand der Produkte und Dienstleistun- gen, weil diese „die zentrale Leistung und Funktion von Unternehmen darstellen“12 (vgl. Weiß/Fichter, 2013, 27). Dieser produkt- und prozessbezogene Ansatz, wird im weiteren Verlauf durch organisationa- le Innovationen erweitert, um deren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung miteinzubeziehen (vgl. Hö- risch, 2013; Konrad/Nill, 2001, 23).

Zur Bestimmung, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt, können als Bezugsebene die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen angewendet werden (vgl. Agenda 30, 2015). Diese sind besonders geeignet, da einerseits alle Dimensionen der Nachhaltigkeit Berück- sichtigung finden (siehe Abschnitt 2.6.) und andererseits Unternehmen, als wichtige Stakeholder, zu deren Umsetzung explizit angesprochen werden (vgl. Agenda 30, 2015, 15). Ein Produkt oder eine Dienstleistung trägt zur nachhaltigen Entwicklung bei, sobald es zu einem der in Tabelle 1 dargestellten Ziele im nachhaltigen Sinne positive Leistungen erbringt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Die UN-Nachhaltigkeitsziele (Agenda 30), eigene Darstellung (vgl. UN, 2015, 15)

Die Ermittlung von Überschneidungen zwischen Produkten und Dienstleistungen sowie den 17 Nach- haltigkeitszielen der Agenda 30 bildet die Grundlage, um in einem zweiten Schritt, mittels einer Portfoli- oanalyse, eine Einordnung als Unternehmen mit nachhaltigem Hauptgeschäft, nachhaltigem Nebenge- schäft oder als Unternehmen ohne nachhaltige Produkte und Dienstleistungen vorzunehmen. Die von Weiß/Fichter(2013) entwickelte und in einer Piloterhebung auf die Umweltsektoren Environmental Goods and Service Sector (EGSS) angewendete Systematik, kann zur Einschätzung auf die mehrdi- mensionalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Agenda 30) übertragen werden. Ein nachhal- tiges Kerngeschäft ist demzufolge gegeben, wenn ein Unternehmen entweder nur ein Produkt oder eine Dienstleistung anbietet, welches der Agenda 30 zugeordnet werden kann oder im Falle eines Angebot- sportfolios mehr als 50% einem der 17 Ziele zugeordnet werden können. Grundlage eines nachhaltigen Nebengeschäftes ist ein Mindestanteil von 10% nachhaltiger Produkt- oder Dienstleistungsangebote. (vgl. Weiß/Fichter, 2015, 13)

3.4. Innovation für Nachhaltigkeit

Eine von Fichter/Clausen (2013) durchgeführte Analyse von Umwelt- und Nachhaltigkeitsinnovationen zeigt, dass der häufig angenommene Zusammenhang zwischen einer nachhaltigen Motivation und Ziel- setzung sowie der Markteinführung nachhaltiger Innovationen nicht zwangsläufig gegeben sein muss: Der Studie zufolge wurden zahlreiche Nachhaltigkeitsinnovationen auch von Unternehmen eingeführt, die über keine spezifische Nachhaltigkeitsorientierung verfügen (vgl. Fichter/Clausen 2013, 278). In solchen Fällen haben konventionelle Innovationen zur nachhaltigen Entwicklung beigetragen, ohne dass die Ausgangsintention zur Konstruktion des Produktes oder der Dienstleistung nachhaltig motiviert gewesen wäre (vgl. Hanser 2009, 685; Fichter/Arnold, 2003, 45-47).13 Aus diesem Grund kann als weitere Abgrenzungsebene die Möglichkeit der Verwendung einer zunächst nicht explizit nachhaltig beschriebenen Innovation im nachhaltigen Kontext miteinbezogen werden. Unternehmen, deren Inno- vation nicht primär als Problemlösung einer Nachhaltigkeitsdimension konzipiert wurde, jedoch grund- sätzlich die Möglichkeit einer Verwendung in diesem Kontext besteht, soll diese Leistung als ein gering gewichteter Faktor bei der Einstufung angerechnet werden. Diese Vorgehensweise soll dem Umstand Rechnung tragen, dass das Unternehmen, möglicherweise ohne es zu beabsichtigen, zu einer nachhal- tigkeitsbezogenen Innovation beigetragen hat. Die Einschätzung erfolgt anhand der ausgearbeiteten Entscheidungsgrundlage.

3.5. Zusammenfassung der Bewertungsgrundlage

Die Methodik zur Einstufung der Nachhaltigkeitsorientierung von Neugründungen erfolgt zusammenfas- send über folgende Anhaltspunkte:

a) Analyse des Produkt- oder Dienstleistungsportfolios auf Bezüge zu den Agenda 30-Zielen
b) Abgrenzung zwischen nachhaltigem Kern- und Nebengeschäft nach Weiß/Fichter(2013)
c) Untersuchung auf eine Formulierung von Nachhaltigkeitszielen
d) Einschätzung der möglichen Verwendung von Produkten oder Dienstleistungen im nach- haltigen Kontext

Die Klassifikation wird auf einer fünfstufigen Skala mit den in Tabelle 2 dargestellten Charakteristika vorgenommen. Gleichzeitig verdeutlicht Tabelle 2 die Gewichtung der ausgearbeiteten Klassifikations- grundlage, durch die Einstufung in Kategorien 1 (kein Nachhaltigkeitsbezug) bis 5 (starker Nachhaltig- keitsbezug).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Zusammengefasste Bewertungsgrundlage des Klassifikationssystems (eigene Darstellung) 19

4. Theoretische Fundierung und Untersuchungseinleitung

4.1. Crowdinvesting als Finanzierungalternative junger Unternehmen

Seit 2011 besteht für junge Unternehmen die Möglichkeit der Kapitalakquise mittels einer Übertragung der Prinzipien des Crowdsourcing in den Finanzierungsbereich durch sog. Crowdfunding (CF) (vgl. Dorfleitner, 2014, 284). Charakteristisch für das CF ist die Finanzierung kultureller, sozialer oder profit- orientierter Vorhaben durch eine vergleichsweise große Anzahl an Kapitalgebern mit jeweils relativ ge- ringen Beiträgen. Die Organisation über Internetplattformen macht einen klassischen Intermediär ent- behrlich (vgl. Mollick, 2014, 2; Lehner, 2013, 289). In der Literatur wird der Oberbegriff „Crowdfunding“ nach Art und Charakteristika der Gegenleistung in vier Gruppen unterteilt (vgl. Mollick, 2014, 2; Dorfleitner, 2014, 284; Löher et al., 2015, 1; Block et al., 2013, 6). Bei der ältesten Ausprägung - dem „spendenbasierten-CF“ - erhalten die Geldgeber keinerlei Gegenleistung für ihren Beitrag. Auf Grund einer gestiegenen Konkurrenz um diese gegenleistungslosen Finanzmittel entwickelten sich verschie- dene belohnungsbasierte Modelle als Ausprägung der Attraktivitätssteigerung gegenüber potentiellen Geldgebern (vgl. Hörisch, 2015, 637). Beim „belohnungsbasierten-CF“ erhalten Geldgeber verschiede- ne Arten der Vergütung. In der Regel handelt es sich um Honorierungsprogramme oder das gefertigte Produkt bzw. die Dienstleistung (vgl. Block et al., 2013, 6). Das „darlehensbasierte-CF“ ist geprägt durch die Rückführung der investierten Geldmittel, wobei üblicherweise eine finanzielle Gegenleistung wie z.B. eine Zinszahlung erfolgt (siehe Unterabschnitt 2.5.3.). Eine beteiligungstypische Rolle nimmt der Geldgeber beim „eigenkapitalbasierten CF“ ein. Üblicherweise erfolgen bei diesem Modell eine Be- teiligung an den Unternehmensgewinnen bzw. der Wertsteigerung sowie eine Beteiligung am unter- nehmerischen Risiko (siehe Unterabschnitt 2.5.3.). Ferner erfolgt teilweise eine Unterstützung über die Kapitalbereitstellung seitens des Investors hinaus, wie in Anmerkung 7 dargestellt. Mit zunehmender Größe und Beachtung des Phänomens CF hat sich eine Vielzahl an hybriden Mischformen gebildet, bei denen die verschiedenen Arten der Gegenleistung miteinander kombiniert werden (vgl. Löher et al., 2015, 7). So bildet auch das Crowdinvesting (CI) je nach Ausprägung eine Mischform aus darlehens- basiertem- oder eigenkapitalbasiertem CF. In Bezugnahme auf die Datengrundlage, der in dieser Arbeit beschriebenen Untersuchung, wird die praktische Ausgestaltung des CI-Prozesses am Beispiel des deutschen Marktführers Seedmatch.de dargestellt.14 Seedmatch trat 2011 als erste CI-Plattform in den deutschen Markt ein und ermöglicht Investoren die Beteiligung an jungen Unternehmen durch sog. partiarische

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten15

Tabelle 3: Crowdfundingtypen im Überblick (eigene Darstellung nach Löher et al., 2015, 7; betterplace.org, (2016); Startnext.de, (2016); Seedmatch.de, (2016)

Nachrangdarlehen, die den mezzaninen Finanzierungsformen zuzuordnen sind (siehe Unterabschnitt 2.2.2.). Ein Nachrangdarlehen bezeichnet einen Kredit, der im Insolvenzfall hinter den Ansprüchen der Fremdkapitalgeber zurücksteht, gegenüber dem Eigenkapital des Unternehmens jedoch vorrangig be- dient wird.

Der Zusatz „partiarisch“ bringt zum Ausdruck, dass dem Investor eine variable Komponente der Unter- nehmensgewinne, anteilig seiner prozentualen Beteiligungsquote, ausgeschüttet wird (Dorfleitner, 2014, 288). Zusätzlich ist das partiarische Darlehen auf Seedmatch mit einem sogenannten „Kicker“ ausge- stattet, der eine Einmalzahlung am Ende der Laufzeit bzw. beim Verkauf des Unternehmens vorsieht und den Investor somit an einer Unternehmenswertsteigerung beteiligt (vgl. Seedmatch, 2016). Die Durchführung des CI mit partiarischen Nachrangdarlehen ist im deutschen CI-Markt am stärksten verbreitet, auch um die gesetzlichen Anforderungen einer Prospektpflicht zu umgehen (Dorfleitner, 2014, 286).16 Um auf Seedmatch Kapital sammeln zu können, schicken die Unternehmen zunächst ein Executive Summary und im Falle einer Vorauswahl, einen vollständigen Businessplan an den Markt- platzbetreiber. Die unternehmensseitig gemachten Angaben werden von Experten der Plattform geprüft. Erwünscht sind ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell, ein fertiges Produkt, ein ausgeprägtes Allein- stellungsmerkmal, die bereits erfolgte Annahme einer Rechtsform, ein kompetentes und motiviertes Gründerteam sowie die Bereitschaft, die Geschäftsidee einem breiten Publikum vorzustellen (vgl. Seedmatch, 2016). Art und Umfang der Überprüfung sind jedoch nicht mit einer eingehenden Analyse des Unternehmens, wie beispielsweise im Rahmen der „Due Dilligence“, vergleichbar. Zudem über- nimmt Seedmatch keine Garantie für die Richtigkeit der Angaben durch das Unternehmen (vgl. Dorfleit- ner, 2014,286). Im Jahr 2015 wurden rund 41,5 Bewerbungen pro zugelassenem und abgeschlosse- nem Fundingprojekt eingereicht (vgl. Seedmatch, 2016). Das ausgeprägte Alleinstellungsmerkmal als Zulassungskriterium begünstigt vornehmlich innovative Startups, wobei die in Unterabschnitt 2.2.2. beschriebenen Abgrenzungsschwierigkeiten auftreten. Entgegen des namentlichen Bezugs der Platt- form zur „Seedphase“, befinden sich die meisten gefundeten Unternehmen in der Start-up-Phase, wobei die Annahme einer Rechtsform und - in den meisten Fällen - der Markteintritt bereits erfolgt sind.17 Bei den Unternehmen handelt es sich ausnahmslos um originäre Gründungen. Die von Seedmatch stan- dardisierten Vergütungspotentiale für Kapitalgeber sehen eine feste Basisverzinsung von 1% p.a., eine zusätzliche gewinnabhängige Bonusverzinsung, sowie die im Verkaufsfall prozentuale Beteiligung vor. Die Mindesthaltedauer beträgt Investorenseitig über alle Projekte 5 Jahre (vgl. Seedmatch, 2016). Eine Nachschusspflicht besteht nicht, im Falle der Insolvenz droht jedoch der Totalverlust des eingesetzten Kapitals (vgl. Seedmatch, 2016). Die Unternehmen setzen eine Fundingschwelle, deren Überschreiten Voraussetzung für das Zustandekommen des Finanzierungsprozesses ist. Darüber hinaus begrenzt das Fundingziel die Höchstgrenze der möglichen Investments. Im Rahmen eines begrenzten Fundingzeit- raumes können potentielle Investoren die Informationen einsehen und in die Unternehmen investieren. Die Beteiligungsquote des Kapitalgebers errechnet sich im Verhältnis zu der unternehmensseitig kom- munizierten Unternehmensbewertung. Deskriptive Beschreibungen, z.B. über die durchschnittliche Hö- he der Beteiligungen und Investorenzahl pro Unternehmen, finden sich in Kapitel 6. Seedmatch erhält, im Falle der erfolgreichen Finanzierung, eine Erfolgsprovision. Marktüblich ist ein Abtritt zwischen 5 und 10% der Fundingsumme, welche die Unternehmen zusätzlich zu den Kosten der Selbstdarstellung kal- kulieren müssen (vgl. Dorfleitner, 2014, 290). Die Plattformen entgehen einer Überprüfung der Finanz- dienstleistungsaufsichtsbehörden, indem die Abwicklung des Prozesses im Hintergrund über eine Bank vorgenommen wird (vgl. Dorfleitner, 2014, 286).

4.2. Der deutsche Crowdinvestingmarkt im Überblick

Der deutsche Markt für CI hat seit seiner Entstehung in einem dynamischen Wachstumsprozess stark zugenommen (vgl. EFNW, 2014; Dorfleitner, 2014, 290). Mit einem Finanzierungsvolumen von 19 Mio.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Der deutsche Crowdinvestingmarkt im Überblick (Eigene Darstellung nach Crowdinvesting.de, 2016; Für-Gründer.de, 2016)

€ wurden etwa 2,43% des deutschlandweit im Jahr 2015 investierten Risikokapitals über CI-Plattformen vergeben (vgl. BVK, 2016, 7). Rund 4,4% aller Neugründungen gaben an, CF oder CI zum Aufbau der Kapitalstruktur genutzt zu haben (vgl. KPMG DSM, 2015, 43).18

Trotz des Rückgangs an finanzierten Initiativen um rund 27% zwischen 2013 und 2015, kann das ge- steigerte Gesamtvolumen des CI-Marktes durch die stetig steigende Durchschnittssumme pro Funding- projekt erklärt werden. Die Autoren des EFNW(2014) sehen die gesteigerte Anzahl an Mehrfachinvesto- ren mit ersten Erfahrungen, sowie den Rückgang an sog. Spaßinvestoren mit Investitionssummen zwi- schen 0-100€ als Indizien für eine zunehmende Professionalisierung des Marktes. Die Plattform „Für- Gründer.de“ kalkuliert mit einem leicht zunehmenden Marktvolumen von 20 Mio. € im Gesamtjahr 2016 (vgl. Für-Gründer.de, 2016).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Verhältnis der Einzel und Mehrfachinvestoren im Zeitverlauf (Vgl. EFNW, 2014, 8)

4.3. Motivationen zur Investition bzw. Finanzierung über Crowdinvestingplatt- formen

Umfang- und Wachstumsentwicklungen des deutschen CI-Marktes lassen auf eine steigende Attraktivi- tät des CI als Finanzierungsform schließen. Ungeklärt ist bislang, aus welchen Motiven junge Unter- nehmen CI nutzen bzw. aus welchen Gründen potentielle Kapitalgeber diese Form der Anlage anderen Investitionsalternativen vorziehen. Dorfleitner(2014) und Belleflamme et al. (2014, 11) verweisen in diesem Zusammenhang auf die Pecking-Order-Theorie, welche besagt, dass Unternehmen zunächst interne Eigenmittel, dann externes Fremdkapital und erst zuletzt externes Eigenkapital zur Finanzierung präferieren. Aus den in Abschnitt 2.5. aufgezeigten Gründen, ist eine Finanzierung durch interne Fi- nanzmittel bzw. externes Fremdkapital, besonders in den frühen Finanzierungsphasen des Unterneh- mens, in den überwiegenden Fällen nicht möglich. Neben der Unterstützung durch Eigenmittel oder Family&Friends kommen insbesondere Venture Kapitalgesellschaften und Business Angels in Betracht (vgl. Dorfleitner, 2014, 298). In den risikobehafteten Frühphasen sind diese jedoch nur schwer zu errei- chen: Im Jahr 2015 wurden 451,35 Mio. € bzw. nur 8,44% des Investitionsvolumens von Venture Kapi- talgesellschaften in den Frühphasen investiert (vgl. BVK, 2016, 7).19 Hinzu kommt die sehr geringe Er- folgsaussicht bei einer Anfrage von Venture Kapitalgesellschaften finanziert zu werden: Auf rund 44.500 Anfragen im Jahr 2015, folgten 1254 Investments, was einem Anteil von 2,81% entspricht (vgl. BVK, 2016, 2, 14). Schätzungen des „Business Angels Netzwerk Deutschland“ (BAND) beziffern das durch Business Angels im Jahr 2015 investierte Volumen auf ca. 650 Mio. € (vgl. BAND, 2015, 2). En- geln/Gottschalk (2014) ermitteln in den Jahren 2009-2012 eine durchschnittliche Beteiligung von Busi- ness Angels in den High-Tech-Branchen, dem verarbeitenden Gewerbe sowie dem Dienstleistungssek- tor von etwa 4% (vgl. ZEW, 2014, 2). Sowohl die Höhe des Gesamtvolumens als auch der prozentuale Anteil sprechen für einen intensiven Wettbewerb um die vorhandenen Finanzmittel. Den Befragungen der KPMG Studie „Deutscher Start-Up-Monitor“ zufolge, haben bereits die in der Studie einbezogenen 1000 Unternehmen im Jahr 2016 einen Kapitalbedarf von rund 1,065 Mrd. € und würden damit das Gesamtvolumen an Business Angels bzw. Venture Capital des Jahres 2015 um 96,7% beanspruchen (vgl. KPMG DSM, 2015, 46).20 Studien weisen zudem auf eine Verschiebung der Finanzierung durch Investoren in die Spätphasen hin, was eine Verknappung von Finanzmitteln in den Frühphasen zur Folge hat (vgl. Ley/Weaven, 2011; Borello et al., 2015). Diese Finanzierungsschwierigkeiten treten, diversen Autoren zufolge, für nachhaltige Jungunternehmen in verstärkter Form auf (Lehner/Nichols, 2014, 273; Meykens/Bird, 2015; Lam/Law, 2016, 12; Schick et al., 2002). Je nach Anzahl der adressier- ten Nachhaltigkeitsdimensionen, verfolgen „Sustainable Entrepreneurs“ mehrdimensionale Ziele bzw. setzen in ihrem Selbstverständnis umwelt- und sozialrelevante Komponenten denen der Gewinnerzie- lung gleich. Somit kommen sie den Entscheidungskriterien konventioneller Investoren nach Rendite, Sicherheit und Liquidität nur bedingt nach. Deren Analyseinstrumente berücksichtigen Nachhaltigkeits- ziele und das darin liegende Potential häufig kaum (vgl. HBR, 1998; Schaltegger, 2010, 498). Gleichzei- tig ist die Kommunikation durch mögliche kulturelle, kognitive oder soziodemographische Unterschiede erschwert (vgl. Lehner/Nichols, 2014, 273). Das häufige Fehlen einer wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung lässt die nachhaltigen Unternehmen aus Perspektive der Investoren unprofessionell er- scheinen (vgl. Lehner, 2013, 291). Ortas et al. (2013) bezeichnen die fehlenden Finanzierungsmöglich- keiten nachhaltiger Unternehmen als wesentliche Barriere der nachhaltigen Entwicklung in ihrer Ge- samtheit und zeigen auf, dass innovative Finanzierungsformen im Bereich des „Sustainable Entrepre- neurship“ notwendig sind. Vor diesem Hintergrund kann CI, aus Unternehmensperspektive zur Eigen- kapitalbeschaffung in den Frühphasen, vorteilhaft sein. Dorfleitner (2014, 299) verweist hier, aus Per- spektive des Unternehmens, zum einen auf die vergleichsweise schnelle Gewissheit, über die Bereit- schaft der Crowd in das Projekt zu finanzieren, die mit einem durchschnittlichen Finanzierungszeitraum von 30-60 Tagen erlangt wird. Zum anderen auf das geringe Risiko, da signifikante Transaktionskosten erst im Erfolgsfall zu entrichten sind. Unverändert bleibt im Falle von Seedmatch die Annahme- bzw. Zulassungswahrscheinlichkeit mit rund 2,4% (vgl. Seedmatch, 2016). Neben dem Einsammeln finanziel- ler Mittel identifizierten Lambert/Schwienbacher (2010) und Hui et al. (2012) die Erlangung medialer Aufmerksamkeit sowie Feedback für das Produkt bzw. Dienstleistung als Hauptmotive für die Finanzie- rungswahl. Martin (2012) ermittelt ferner eine Legitimierung durch den Markt und den Ausbau des Kun- denstamms als Anreize. Burtch et al. (2012) bestätigen die erhöhte öffentliche Wahrnehmung und einen ausgeprägteren Konsum empirisch. Aus Investorenperspektive verweisen Beck (2012) und Dorfleitner (2014) auf das Phänomen der Disintermediation als theoretisches Argument der Existenz von CI- Plattformen, wobei die, mittels der Nutzung von Web 2.0 Attributen, geringeren Transaktionskosten ausschlaggebend sind.21 Ordanini et al. (2011) ermitteln, dass eine Innovationsorientierung, das Inte- resse an der Interaktion mit Anderen, die hohe Identifikation mit dem Unternehmen bzw. dem Produkt oder der Dienstleistung sowie das finanzielle Ergebnis entscheidende Charakteristika von Kapitalgebern für die Beteiligung darstellen. Ferner zeigen Lambert/Schwienbacher (2010) auf, dass je nach Ausprä- gung des CI auch nicht-finanzielle Motivationen, wie beispielsweise die soziale Reputation oder intrinsi- sche Motive, ausschlaggebend sein können, sodass CF und möglicherweise CI insbesondere für „Sustainable Entrepreneurs“ eine Finanzierungsalternative darstellen könnten.22 Ziel der Erfolgsfakto- renforschung ist es, aus den Motivationen der Handlungsakteure reduktionistisch einzelne Komponen- ten abzuleiten, deren Erfüllung durch das junge Unternehmen zu einer höheren Annahme- bzw. Finan- zierungswahrscheinlichkeit führen sollen.23 Die Betrachtung des folgenden Abschnitts fokussiert zu- nächst auf die allgemeine Erfolgsfaktorenforschung im Bereich CF und untersucht daraufhin die Beach- tung des Einflusses der Nachhaltigkeitsorientierung in diesem Zusammenhang.

4.4. Erfolgsfaktorenforschung im Bereich Crowdfunding und Crowdinvesting

Lukkarinnen et al. (2016, 1), Ahlers et al. (2015, 956) und Meykens/Bird(2015, 162) verweisen darauf, dass sich traditionelle Entscheidungskriterien von VC-Gesellschaften oder Business Angels bei einer Übertragung in den Bereich des CI empirisch als Erfolgsdeterminanten nicht bewährt haben. Klassische Indikatoren, wie etwa Rendite und Sicherheit, können in den hochvolatilen und unsicheren Frühphasen des Unternehmens kaum mittels standardisierter Verfahren quantifiziert werden (vgl. Mollick, 2014, 7). Die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Initiative muss somit aus eingeschränkten kampagnenspezifischen Komponenten abgeschätzt werden (vgl. Bernstein et al., 2014, 3; Lukkarinnen et al., 2016, 1). Ver- schiedene Autoren haben Aspekte der Darstellung wie z.B. Motivation oder Fähigkeiten des Grün- dungsteams als Erfolgsfaktoren herausgearbeitet, die sich als Form der Vermittlung des Konzeptes sowie der Kompetenzen gruppieren lassen. Die Selbstdarstellung fungiert vornehmlich zum Abbau von Unsicherheit und der Schaffung von Vertrauen in den Erfolg bei einem potentiellen Investor. Die Studien ermitteln einen signifikant positiven Einfluss der Darstellungsinhalte auf den Fundingerfolg (Brem/Wassong, 2014, 51; Bernstein et al., 2014, 3). Die Analyse von Mollick (2014) unterlegt diesen Erfolgsfaktor: Die Selbstdarstellung per Video, regelmäßige Updates und Nutzung von Social Media als Interaktion mit potentiellen Kapitalgebern verringern Informationsasymmetrien und erhöhen den Grad an vermuteter Vorbereitung der Initiative. Beides wirkt sich positiv auf die Erfolgswahrscheinlichkeit aus (vgl. Mollick, 2014, 8). Ahlers et al. (2015, 972f) zeigen, dass Kompetenzen des Gründerteams (gemes- sen an der Anzahl der Führungskräfte mit MBA-Abschluss) signifikant positiv auf die Investorenzahl und Fundingsumme wirken. Überraschenderweise ermittelt Schulte et al. (2014, 2) nur einen schwachen Zusammenhang zwischen der Teamgröße sowie Heterogenität der Gründer und dem Fundingerfolg. Somit kann angenommen werden, dass Investoren die Kompetenzen einzelnen Personen zurechnen und Einzelgründungen gegenüber Teamgründungen nicht benachteiligt sind. Verschiedene Studien zeigen zudem, dass Ausprägungen des Geschlechts keinen einseitigen Einfluss auf den Finanzie- rungserfolg ausüben, sodass Geschlechterdiskriminierung ausgeschlossen werden kann (vgl. Alina, 2011; Barasinska/Schäfer, 2014; Robb, 2014).

Als ein weiterer Erfolgsfaktor wird die Einzigartigkeit des Produktes oder der Dienstleistung als Ausprä- gung der Marktüberlegenheit gegenüber anderen Kampagnen genannt (vgl. z.B. Brem/Wassong, 2014, 50). Um am Markt angenommen zu werden, sollte das Produkt möglichst innovativ sein. Gleichzeitig beurteilen potentielle Investoren anhand der Skalierbarkeit eines Produkts oder der Dienstleistung das

Wachstumspotential und damit indirekt die Renditeaussichten des Unternehmens (vgl. Silva, 2004, 139).24 Belleflamme et al. (2014, 32) vermuten aus einer theoretischen Modellierung eine höhere Inves- titionsbereitschaft bei belohnungsbasierten CF, sofern sich der Investor mit dem Produkt identifiziert und sich der Zielgruppe des Angebotes zugehörig fühlt. Cholakova/Clarysse (2015, 159) halten diesen Zu- sammenhang auch beim eigenkapitalbasierten CF für wahrscheinlich. Die Annahme, dass B2B- Ge- schäftsideen auf Grundlage der geringeren Identifikation bei Privatinvestoren weniger wahrscheinlich finanziert werden, wiederlegen Brem/Wassong (2014, 51) empirisch, sodass im Bereich CI grundsätz- lich nicht von einem Nachteil bei B2B- Geschäftsideen ausgegangen werden kann.

Die Untersuchung von kampagnenspezifischen Komponenten auf deren Erfolgswirksamkeit findet in verschiedenen Studien Beachtung. Die Gegenleistung einer Initiative sollte je nach Ziel zwischen intrin- sischen Faktoren (Zugehörigkeit, Produktinteresse, Mitspracherecht) und extrinsischen Faktoren (finan- zielle Belohnung) variieren, um potentielle Investoren anzusprechen. Ordanini et al. (2011), Chola- kova/Clarysse (2015, 159) und Brem/Wassong (2014, 50) ermitteln einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Fundingerfolg sowie der Art und dem Umfang der Gegenleistung. Mollick (2014, 8) und Ahlers et al. (2015, 971) ermitteln einen signifikant negativen Einfluss der Höhe des Fudingziels auf den Erfolg. Barasinska/Schäfer (2014, 447) vermuten, dass Investoren gegenüber einem hohen Zielbetrag eine höhere Unsicherheit bei der Erfüllung der Gegenleistung empfinden. Bezüglich der Finanzierungs- laufzeit bzw. des Zeitraums zur Investition in eine Initiative, geben verschiedene Studien unterschiedli- chen Aufschluss. Bei Cumming et al. (2014, 2) und Mollick (2014, 6) ist die Wahrscheinlichkeit des Fun- dingerfolgs mit einer kürzeren Laufzeit positiv korreliert, während Hörisch (2015, 641) und Zheng et al. (2014) positive Zusammenhänge bei einer langen Laufzeit ermitteln. Burtch et al. (2013) identifizieren keinen signifikanten Zusammenhang. Für eine längere Zeitspanne argumentieren Burtch et al. (2013) mit einer potentiell größeren Aufmerksamkeit für die Initiative. Einen negativer Zusammenhang erklären Barasinska/Schäfer (2014, 447) mit der von Investoren vermuteten größeren Unsicherheit der Initiato- ren, welche kein Vertrauen in die Überzeugungskraft der Projektidee und einer damit verbundenen schnellen Finanzierung haben.

Mit wenigen Ausnahmen findet sich annähernd keine Literatur, die eine Nachhaltigkeitsorientierung als möglichen Erfolgsindikator im Zusammenhang mit dem Finanzierungmodell CF beschreibt (siehe dazu: Hörisch, 2015; Lehner, 2013; Meykens/Bird, 2015). Im Kontext des belohnungsbasierten CF stellt Hö- risch (2015) keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Nachhaltigkeitsorientierung und dem Fundingerfolg fest. Lehner (2013, 300) betrachtet die Finanzierungsmöglichkeiten nachhaltigkeitsorien- tierter Unternehmen hinsichtlich der Eignung und des Zugangs und stellt angesichts des Potentials von CF die Frage, ob potentielle Investoren eines Fundingprojektes dessen Nachhaltigkeitsorientierung berücksichtigen. Meykens/Bird(2015, 163) nehmen eine Zuordnung von Unternehmenstypen hinsicht- lich ihrer Nachhaltigkeits- und Marktwirkung sowie den vier möglichen Ausprägungen des CF vor (siehe Abschnitt 4.1.). Die Finanzierung durch „eigenkapital- oder darlehensbasiertes CF empfehlen die Auto- ren insbesondere Unternehmen mit hoher Nachhaltigkeits- und Marktwirkung.25 Die Zuordnung weist, in Bezug auf die Charakteristika, wesentliche Überschneidungen mit der in Abschnitt 2.6. dargestellten Typologisierung nach Schaltegger/Petersen (2000) auf. Der eigenkapitalbasierte Teilbereich des CF scheint deshalb zur Untersuchung auf mögliche Potentiale für nachhaltige Unternehmen sowie zur Ab- leitung von Handlungsempfehlungen für „Sustainable Entrepreneurs“ sehr geeignet. In der Analyse dieser Arbeit sollen mögliche Interdependenzen zwischen der Nachhaltigkeitsorientierung junger Unter- nehmen sowie dem Finanzierungserfolg empirisch am Phänomen CI untersucht werden. Ziel ist einer- seits die Einstufung der Nachhaltigkeitsorientierung als Erfolgsindikator in diesem Teilbereich, anderer- seits die Ableitung von Handlungsempfehlungen und Indikatoren, die künftigen nachhaltig-orientierten Initiativen unter Umständen helfen können, Finanzierungsbarrieren zu überwinden. Gleichzeitig soll der Aufforderung mehrerer Autoren nach einer intensiveren Forschung nachgekommen werden, um ein besseres Verständnis der Erfolgsfaktoren im Bereich des CF zu ermöglichen (vgl. Brem/Wassong, 2014, 51; Mollick, 2014,14; Dorfleitner, 2014, 302; Lehner, 2013, 304).

4.5. Untersuchungshypothesen

Im Kontext der Erfolgsfaktorenforschung sind grundsätzlich drei Ausprägungen eines möglichen Zu- sammenhangs zwischen der Nachhaltigkeitsorientierung und dem Fundingerfolg denkbar: Die Orientie- rung könnte sich signifikant positiv oder signifikant negativ auf den Fundingerfolg auswirken. Schließlich könnte kein signifikanter Zusammenhang bestehen. Die wissenschaftliche Literatur enthält zu jeder Möglichkeit verschiedene Ansätze, die im Folgenden in die Untersuchungshypothesen dieser Arbeit einfließen.

Die Auswirkungen der Nachhaltigkeitsorientierung eines Unternehmens auf erfolgsbeeinflussende Fak- toren sind Gegenstand verschiedener Studien. So zeigen sich Auswirkungen auf die Arbeitszufrieden- heit, Unternehmensidentifikation und psychologische Befähigung sowie eine davon beeinflusste Verrin- gerung der Mitarbeiterfluktuationswahrscheinlichkeit (vgl. Lamm et al., 2015). Ferner tritt eine gesteiger- te Innovationsfähigkeit und Reputation als beeinflussende Größe der Wettbewerbsfähigkeit auf (vgl. Chen et al., 2006; Esty/Charnovitz, 2013; Chuang/Huang, 2015). Durch Risikominimierung und Kosten- einsparungen können mitunter Umsatzsteigerungen erzielt werden (vgl. Schaltegger, 2010; Tan et al., 2015; Wagner/Schaltegger, 2003). Zusammengefasst implizieren die Veröffentlichungen einen positiven Einfluss der Nachhaltigkeitsorientierung auf den Unternehmenserfolg. Die Investition eines rationalen Entscheiders unterliegt einer Chancen-Risiko-Abwägung (vgl. Brem/Wassong, 2014, 35f; Chola- kova/Clarysse, 2015, 150). Bezugnehmend auf die Charakteristika des CI, sind sowohl die Chancen (variable Rendite im Kündigungs- oder Exitfall) sowie das Risiko (Totalverlust bei Insolvenz des Unter- nehmens) wesentlich durch die Etablierung am Markt bzw. durch den Unternehmenserfolg bedingt. Aus Perspektive extrinsisch motivierter Investoren kann angenommen werden, dass die Nachhaltigkeitsori- entierung auf Basis einer rationalen Entscheidungsfindung die Finanzierungsabwägung positiv beein- flusst. Der zunehmende Umfang nachhaltiger Investments zeigt, dass potentielle Investoren vermehrt auch qualitative Faktoren in die Entscheidung der Kapitalüberlassung miteinbeziehen (vgl. Mahn, 2016; Laise, 2016; Ortas et al. 2013). Brem/Wassong (2014, 37) verweisen im Bereich des CF auf die sog. „Supportiveness“, also das Bedürfnis durch die Kapitalüberlassung einen positiv bewerteten Zweck zu fördern. Die Zustimmung zum Schutz der Umwelt oder zum Wohl der Gesellschaft nimmt mit der stei- genden gesellschaftlichen Beachtung des Themas „Nachhaltigkeit“ zu (vgl. Kuckartz/Rheingans- Heintze, 2006, 168). Lehner (2013) mutmaßt, dass Projekte mit einer sozial- oder umweltrelevanten Fokussierung aus diesem Grund eine höhere Finanzierungswahrscheinlichkeit aufweisen. Der empiri- sche Vergleich des Fundingerfolgs von Non-Profit-Initiativen mit For-Profit-Projekten durch Pitsch- ner/Pitschner-Finn (2014) zeigt eine höhere Erfolgsquote der gemeinnützigen Non-Profit-Projekte. Grundsätzlich lässt sich annehmen, dass diese Zustimmung hinsichtlich nachhaltigen Engagements in den Bereich CF übertragen wird und das Investitionsverhalten beeinflusst. Folglich kann angenommen werden, dass intrinsisch motivierte Investoren Projekte mit einer höheren Nachhaltigkeitsorientierung bevorzugen.26

H1: Fundingprojekte mit einer hohen Nachhaltigkeitsorientierung haben eine höhere Wahrschein- lichkeit das Fundingziel zu erreichen (β > 0).

Die Untersuchung von Cholakova/Clarysse (2015) ermittelt bei CF-Projekten keinen Zusammenhang zu sozialen Motiven bei der Investitionsentscheidung und Meykens/Bird (2015, 163) sehen CI vornehmlich finanziell motiviert. Gegenüber rein rational agierenden Investoren, könnte sich die Nachhaltigkeitsorien- tierung negativ auswirken. Für diese Einschätzung spricht die mehrperspektivische Ausrichtung nach- haltiger Unternehmen. Neben der Herausforderung einer Etablierung am Markt - die grundsätzlich von jedem Unternehmen gelöst werden muss - tritt die Berücksichtigung und Einhaltung der Nachhaltig- keitsdimension als möglicherweise zusätzliche Herausforderung. Im Kontext des CI ist die Informations- bereitstellung durch die Unternehmen standardisiert und begrenzt (vgl. Seedmatch, 2016). Gleichzeitig betonen diverse Autoren die Bedeutung der Informationsbereitstellung für die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Initiative (vgl. Brem/Wassong, 2014; Bernstein et al., 2014; Mollick, 2014). Nachhaltige Unterneh- men müssen somit im Rahmen der begrenzten Darstellungsmöglichkeit, ihr Potential zur Überwindung von gleich mehreren Herausforderungen überzeugend argumentieren. Im Vergleich zu konventionellen Unternehmen ist anzunehmen, dass Kapitalgeber eine Investition in nachhaltige Initiativen häufig als mit einer größeren Unsicherheit behaftet wahrnehmen. Darüber hinaus argumentiert Hörisch (2015) bezug- nehmend zur Theorie der rationalen Entscheidungsfindung, dass egoistisch nutzenmaximierende Inves- toren Projekte mit einem für die Allgemeinheit wirksamen Ertrag nicht präferieren werden. Gemäß den Charakteristika eines rationalen Entscheiders, würden Investoren es ablehnen, einen Nutzen zu schaf- fen, der Personen zugänglich ist, die selbst keinen Beitrag dazu geleistet haben (vgl. Hörisch, 2015, 640). Zusammenfassend werden Investoren abgeneigt sein, in Projekte mit einer hohen Nachhaltig- keitsorientierung zu finanzieren.

H2: Fundingprojekte mit einer hohen Nachhaltigkeitsorientierung haben eine geringere Wahrschein- lichkeit das Fundingziel zu erreichen (β < 0).

Die Studien von Ziegler et al. (2002) und Hose et al. (2014) ermitteln im allgemeinen Kontext keinen statistisch signifikanten Einfluss auf das finanzielle Ergebnis, der sich zweifelsfrei auf die Nachhaltig- keitsorientierung zurückführen ließe.27 Empirisch betrachtet, sind die Auswirkungen einer Nachhaltig- keitsorientierung somit nicht eindeutig. Die Studien von z.B. Lamm et al. (2015), Chen et al. (2006), Tan et al. (2015) ermitteln positive Auswirkungen einer Nachhaltigkeitsorientierung, die sich im Wesentlichen indirekt und über einen längerfristigen Betrachtungszeitraum auf den Unternehmenserfolg auswirken können. Fraglich bleibt, ob Investoren einen solchen Zusammenhang wahrnehmen und bei einer Betei- ligung an For-Profit-Unternehmen über CI-Plattformen einbeziehen. Die Untersuchung von Hörisch (2015) zeigt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen den beiden Komponenten im Bereich des belohnungsbasierten CF, in dessen Kontext Investoren das Kriterium „Nachhaltigkeit“ nicht zu berück- sichtigen scheinen. Gegenüber dem Kriterium der Nachhaltigkeitsorientierung scheinen andere Fakto- ren zu überwiegen. In einem solchen Fall werden Investoren nachhaltig geprägte Investitionsmöglich- keiten weder bevorzugt noch benachteiligt behandeln, sodass sich kein signifikanter Einfluss auf die Investitionsentscheidung feststellen lässt.

H3: Das Kriterium der Nachhaltigkeitsorientierung beeinflusst die Investitionsentscheidung unwesent- lich und wirkt sich somit nicht signifikant auf die Wahrscheinlichkeit des Erreichens der Fundings- umme aus.

5. Untersuchungsaufbau und Methoden

Zur Untersuchung der beschriebenen Hypothesen und als Grundlage von deskriptiven und explorativen statistischen Auswertungen, dienen Daten des Betreibers Seedmatch.de. Als erste und größte deutsche Plattform für CI mit einem Marktanteil von rund 40%,28 ist eine Untersuchung auf Basis der Daten von Seedmatch.de geeignet, um hinreichend fundierte Schätzungen über Dynamiken des Gesamtmarktes zuzulassen. Zudem konnten alle nicht übermittelten Informationen aus den Darstellungen der Unter- nehmen auf der Webseite händisch ermittelt werden (vgl. Seedmatch, 2016). Die Stichprobe enthält insgesamt 82 Projekte (N=82) mit einem Gesamtvolumen von 25,09 Mio. €, die in einem Zeitraum vom 01.08.2011 bis 25.12.2015 finanziert wurden. Der Datensatz wurde um 3 Projekte bereinigt, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht vollständig abgeschlossen waren.

Die Analyse dieser Untersuchung zielt darauf ab, durch die Auswertung empirischer Daten, Art und Beziehungsrichtung möglicher Kausalzusammenhänge zwischen dem Finanzierungserfolg auf CI- Plattformen und der Nachhaltigkeitsorientierung junger Unternehmen zu ermitteln. Als Referenzgröße, für die Ermittlung der vermuteten erfolgsbeeinflussenden Ausprägung der Nachhaltigkeitsorientierung, wird der Fundingerfolg herangezogen (vgl. Hörisch, 2015; Pitschner/Pitschner-Finn, 2014; Mollick, 2014). In dieser Untersuchung wird der Fundingerfolg als prozentuale Größe des Quotienten aus ange- gebenem Fundingziel sowie der erreichten Fundingsumme angegeben, um eine präzisere Differenzie- rung des Erfolgs zu ermöglichen. Der so ermittelte Erfolgsquotient gibt, anteilig des prozentualen Wer- tes, den Grad an Zielerreichung einer Initiative wieder.29 Der Erfolgsquotient dient als abhängige (erklär- te) Variable zur Schätzung des folgenden linearen Regressionszusammenhangs (vgl. Backhaus et al., 2016, 87)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf Basis der Untersuchungshypothesen und der einbezogenen Literatur wird als erste unabhängige (erklärende) Variable die Nachhaltigkeitsorientierung [NARAT] herangezogen. Um eine strukturierte Einordnung der Neugründungen und jungen Unternehmen vornehmen zu können, wird die in Kapitel 3 hergeleitete Systematisierung angewendet. Tritt ein Unternehmen beispielsweise bei Durchführung einer zweiten Finanzierungsinitiative erneut auf, wurde anhand der übermittelten Information überprüft, ob sich Änderungen der Nachhaltigkeitsorientierung ergeben haben und gegebenenfalls das Rating abgeändert. Zur Verringerung subjektiver Einflüsse durch den Autor, wurde die Einteilung durch einen unabhängigen Rater wiederholt. Die Ermittlung des Güte- bzw. Objektivitätsgrades metrisch skalierter Daten kann mit der Intraklassen-Korrelation beurteilt werden (vgl. Rousson et al., 2016). Mit einer er- klärten Varianz von 0,81 (p = 0,000) scheint das Verfahren zur Klassifizierung hinreichend präzise, um weitere Berechnungen, mit dem Mittelwert der Angaben beider Rater, durchführen zu können.

Entsprechend den Erkenntnissen der Erfolgsfaktorenforschung werden dem Modell weitere Variablen als Einflussgrößen hinzugefügt. Ziel ist die Ergebnisse im Kontext des CI zu validieren und möglicher- weise nachhaltig geprägten Unternehmen Empfehlungen, für die Anpassung kampagnenspezifischer Komponenten, geben zu können. Mollick (2014), Ahlers et al. (2015) und Hörisch (2015) ermittelten signifikant negative Zusammenhänge zwischen dem Fundingerfolg und der Höhe des Fundingziels. Die Dichteverteilung des Fudingziels ist rechtsschief, sodass zur Transformation an die Normalverteilung die Wurzel [sqrtFUNZIE] als unabhängige Variable hinzugefügt wird. Die selbstgewählte Unterneh- mensbewertung kommunizieren die Startups im Rahmen der Selbstdarstellung. Die Höhe der Beteili- gung eines Investors ermittelt sich als prozentuale Größe der Unternehmensbewertung und ist Grund- lage der Ausschüttung von Gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist die Bewertung für die Investoren höchst relevant und stellt eine Herausforderung für die Unternehmen, im Sinne der angemessenen Selbsteinschätzung, dar. Zur Messung möglicher Auswirkungen auf den Finanzierungserfolg wird die Unternehmensbewertung [UBEW] als unabhängige Variable hinzugefügt. Verschiedene Autoren ermit- telten widersprüchliche Einflüsse des Fundingzeitraumes auf den Finanzierungserfolg (vgl. Cumming et al., 2014; Zheng et al., 2014; Burtch et al. 2013). Zur Erweiterung der Kenntnisse auf den Bereich des CI und zur Entwicklung möglicher kontextspezifischer Erklärungsansätze wird der Fundingzeitraum [DIT] als unabhängige Variable in das Modell einbezogen. In einem letzten Schritt mit Bezug zu den Ergebnissen von Mollick (2014), soll die Interaktivität und Informationsübermittlung gegenüber potentiel- len Investoren berücksichtigt werden. Da die Informationsdarstellung weitgehend standardisiert ist und alle Unternehmen über ein Video verfügen, wird die Anzahl an unternehmensseitigen Updates verwen- det. Auch diese Größe wurde durch Verwendung der Wurzel [sqrtANZUPD] transformiert. Im folgenden Kapitel werden die deskriptiven und explorativen statistischen Ergebnisse dargestellt.

6. Statistische Auswertung und Ergebnis

In einem ersten Schritt wurde die Auswertung mit Instrumenten der deskriptiven Statistik aufgearbeitet und die Ergebnisse in Tabelle 4, 5 sowie Abbildung 7 aufgeführt bzw. visualisiert. Der mittelfristige Er- folgsquotient von 90,6% fällt, im Vergleich zu anderen Teilbereichen des CF, deutlich höher aus (vgl. Mollick, 2014; Hörisch, 2015). Der hohe Wert ist vermutlich durch die Zulassungsprüfung der Plattform- betreiber beeinflusst, welche z.B. beim „belohnungsbasierten CF“ entfällt. Der durchschnittliche Fun- dingzeitraum von 70,5 Tagen übersteigt die Mittelwerte anderer Anbieter (vgl. Dorfleitner, 2014), wobei die hohe Standardabweichung von 46,25 Tagen darauf hinweist, dass die Projekte stark voneinander abweichen. Die kumulierten Unternehmungsbewertungen übertreffen die finanzierte Summe um den Faktor 8,04. Die Beteiligung an Gewinnen des Unternehmens durch Investoren beträgt somit im Schnitt 11,1%. Von den 82 betrachteten Unternehmen sind 84,1% durch rein männliche Gesellschafter geführt. 4,8% haben weibliche Inhaber und 10,9% sowohl männliche als auch weibliche Gesellschafter. 46,3% sind Einzelgründungen, während 53,6% im Team geführt werden. Die 82 finanzierten Projekte setzen sich aus 70 Unternehmen zusammen, wobei 11 Unternehmen eine zweite bzw. 1 Unternehmen eine dritte Finanzierungsrunde auf Seedmatch durchlaufen haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Statistische Merkmale der Stichprobe im Überblick (eigene Darstellung) 24,3% der Unternehmen bieten B2B-Lösungen an, 55,7% richten sich an Privatkunden und 20,0% bie- ten ihre Leistung sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen an.

Tabelle 5 gibt weitere Kennwerte bezogen auf die klassifizierten Nachhaltigkeitskategorien wieder. 83% der Projekte befinden sich in der 1. bis 3. Kategorie und umschließen ein Fundingvolumen in Höhe von 79,2% der Gesamtheit. Im Umkehrschluss können 17% der Projekte mit einem Fundingvolumen von anteilig 20,6% als nachhaltigkeitsorientiert bezeichnet werden. Der geringste Erfolgsquotient mit 85,4% findet sich in der 5. Kategorie, wobei die Standardabweichung von 3,1% die geringen Abweichungen zwischen den Gruppen aufzeigt. Bereits aus der deskriptiven Darstellung ist ersichtlich, dass kein linea- rer Zusammenhang zwischen dem Erfolgsquotienten und der Nachhaltigkeitskategorie besteht. 13,4% der finanzierten Unternehmen haben Insolvenz angemeldet. Die geringste Zahl an Insolvenzen findet sich in der 5. Kategorie.

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Tabelle 5: Statistische Kennwerte sortiert nach Nachhaltigkeitskategorien (eigene Darstellung)

Neben den statistischen Kennwerten gibt Abbildung 7 einen Überblick über die Streuung aller 82 Pro- jekte. Dabei wurde als darstellende Größe entlang der Abszisse der Fundingzeitraum in Tagen, sowie das Nachhaltigkeitsrating eines Projektes entlang der Ordinate gewählt. Die Größe der Punkte gibt das Fundingziel der Initiative wieder. Der Farbverlauf gibt Aufschluss über den Erfolgsquotienten einzelner Projekte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Streuung der Stichprobe nach verschiedenen Merkmalen (eigene Darstellung)

In einem zweiten Schritt wurde die, in Kapitel 5 beschriebene, lineare Regressionsfunktion durchgeführt, um mögliche Erkenntnisse der deskriptiven Auswertung zu unterlegen und die beschriebenen Hypothe- sen zu validieren. Das Modell erweist sich als statistisch signifikant (p < 0,01) und erklärt einen wesent- lichen Anteil an der Varianz der abhängigen Variablen (R2 = 0,402). Zur Betrachtung möglicher Multikol- linearität zwischen den unabhängigen Variablen, wurde der Variance Inflation Factor (VIF) ermittelt. Der höchste VIF ist mit einem Wert von 3,95 geringer als das gegebene Limit von 5, sodass keine Proble- me erwartet werden (vgl. Hair et al., 1998). Im Anhang findet sich darüber hinaus eine Korrelations- matrix zur differenzierten Betrachtung einzelner Korrelationswerte. Die Betrachtung der Regressoren βj gibt Aufschluss über den marginalen Effekt der Änderung einer unabhängigen Variablen auf den ab- hängigen Erfolgsquotienten [ERQUO]. Die Standardisierung in Beta-Faktoren eliminiert die unterschied- lich zugrundeliegenden Messdimensionen der unabhängigen Variablen und kann somit, als Maß für deren Wichtigkeit im Einfluss auf den Erfolgsquotienten, verwendet werden (vgl. Backhaus et al., 2016, 80). Die Ergebnisse sind in Tabelle 7 zusammengestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 7: Ergebnisse des multiplen Regressionsmodells (eigene Darstellung)

Wie aus der Tabelle ersichtlich, wirken sich der Fudingzeitraum in Tagen (p < 0,01) und die Unterneh- mensbewertung (p < 0,05) sowie - unter Berücksichtigung der höheren Irrtumswahrscheinlichkeit - das Fundingziel (p < 0,1) signifikant auf den Erfolgsquotienten aus. Die Einflüsse der Nachhaltigkeitsorien- tierung sowie der Anzahl an unternehmensseitigen Updates auf den Erfolgsquotienten erweisen sich demgegenüber als statistisch nicht signifikant. Die Analyse der Regressoren gibt ferner detaillierte In- formationen über die Richtung des Zusammenhangs. Der negative Regressor des Fundingziels (β = - 0,00198) lässt annehmen, dass ein hohes Fundingziel die Finanzierungswahrscheinlichkeit verringert. Die statistische Signifikanz ist mit der Irrtumswahrscheinlichkeit (p < 0,1) jedoch gering. Die Tendenz sollte aus diesem Grund mit Vorsicht betrachtet werden und wird in Kapitel 7 und 8 diskutiert. Der hoch- signifikante Fundingzeitraum in Tagen, zeigt mit einem negativen Regressor (β = -0,2323), dass die Finanzierungswahrscheinlichkeit bei einer längeren Laufzeit abnimmt. Die Unternehmensbewertung steht signifikant in positivem Zusammenhang zum Erfolgsquotienten (β = 0,000002948) und zeigt auf, dass Projekte mit einer hohen Selbstbewertung eine gesteigerte Finanzierungswahrscheinlichkeit inne- haben. Weniger eindeutig ist die Interpretation der Regressoren des Nachhaltigkeitsratings und der Anzahl an Updates, die beide in keinem signifikanten Zusammenhang stehen.

Die Beta-Werte geben Aufschluss über die Stärke des Einflusses auf den Erfolgsquotienten. Die größte Gewichtung hat der Fundingzeitraum in Tagen (̂ = 0,64), gefolgt von der Unternehmensbewertung (̂ = 0,40) und schließlich dem Fundingziel (̂ = 0,27).

7. Diskussion und Schlussfolgerungen

7.1. Diskussion der Erfolgsfaktoren

Die Ergebnisse der Untersuchung ermöglichen verschiedene Rückschlüsse auf die zentrale Fragestel- lung der Arbeit - den Auswirkungen der Nachhaltigkeitsorientierung auf den Finanzierungserfolg im Kontext des CI. Vermutungen über einen positiven Zusammenhang, wie die in Hypothese 1 formulierte rationale Argumentation zur Investition in nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen auf Grund einer höhe- ren Erfolgswahrscheinlichkeit (vgl. Lamm et al., 2015; Chen et al., 2006; Schaltegger, 2010) oder der alternative Erklärungsansatz einer ausschlaggebenden intrinsischen Motivation (vgl. Brem/Wassong, 2014; Pitschner/Pitschner-Finn, 2014), sind nicht bestätigt. Gleichzeitigt finden sich keine stichhaltigen Hinweise, für die in Hypothese 2 formulierten Argumentationen, zur Ablehnung eines Investments, wenn nachhaltige Ziele verfolgt werden. Von den unterstellten Hypothesen erhärtet sich, durch das Fehlen eines signifikanten Zusammenhangs, Hypothese 3: Potentielle Investoren scheinen die Nachhaltig- keitsorientierung in die Investitionsentscheidung nicht einzubeziehen. Die Ergebnisse bestätigen die Untersuchung von Hörisch (2015) im belohnungsbasierten CF. Zur Diskussion um vertiefende Erklä- rungsansätze erfolgt eine Einordnung in den Kontext der Literatur, wobei vieles auf das von Chola- kova/Clarysse (2015) und Meykens/Bird (2015) postulierte, finanziell motivierte Investitionsverhalten hindeutet. Mehrere Autoren haben im Kontext des CI ermittelt, dass finanziell motivierte Investoren po- tentielle Chancen aus dem Umfang der Gegenleistung, den möglichen Risiken einer Insolvenz des Un- ternehmens, gegenüberstellen. (vgl. Cholakova/Clarysse, 2015; Brem/Wassong, 2014; Ahlers et al., 2015). Während Ahlers et al. (2015) das empfundene Risiko als stark beeinflussendes Kriterium ermit- telt, weist Schaltegger (2010) darauf hin, dass durch eine Nachhaltigkeitsorientierung unternehmerische Risiken effektiv minimiert werden können. Die Untersuchung der insolventen Unternehmen in der Stich- probe ergibt keine Tendenzen oder Auffälligkeiten und unterlegt den Zusammenhang folglich nicht. Innerhalb der Nachhaltigkeitskategorien ist die Anzahl an Insolvenzen pro finanziertem Projekt zwar abweichend, jedoch ohne einen erkennbaren Zusammenhang.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Insolvenzen pro finanziertem Projekt und Nachhaltigkeitskategorie (eigene Darstellung)

Die Lösung der mehrdimensionalen Herausforderungen nachhaltiger Unternehmen, scheint keine ge- ringere - jedoch auch keine höhere - Überlebenswahrscheinlichkeit zu bedeuten. Ein finanziell motivier- ter Investor kann das Kriterium der Nachhaltigkeitsorientierung bei der Abwägung möglicher Risiken weder positiv noch negativ gewichten und diese Eigenschaft eines Unternehmens gefahrlos vernach- lässigen. Zur Unterlegung dieser Beobachtung wären weitere Studien mit einer größeren Datengrundla- ge wünschenswert, um die Zusammenhänge mit Instrumenten der schließenden Statistik (z.B. logisti- sche Regression) zu überprüfen.

Angesichts des vergleichbaren Risikos könnte lediglich eine höhere mittelfristige Rendite aus dem In- vestment in nachhaltige Unternehmen zu Präferenzen rationaler Investoren führen. Ein möglicher posi- tiver Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeitsorientierung und Renditehöhe kann zu diesem Zeitpunkt im Bereich der CI, auf Basis empirisch erhobener quantitativer Studien, nicht untersucht werden. Aus- sagen über eine gesteigerte Renditechance können nicht getroffen werden, weil Studien zum Vergleich nachhaltiger und nicht nachhaltiger Unternehmen auf einer CI-Plattform, im Falle von Seedmatch frü- hestens im Jahr 2017 möglich sind, wenn erste Projekte mit einer hohen Nachhaltigkeitsklassifizierung auslaufen und die Rendite ermittelbar ist. Die quantitativen Studien von Ziegler et al. (2002) und Hose et al. (2014) ermittelten keine höhere Renditeaussicht bei nachhaltigen Unternehmen im allgemeinen Kontext. Aus diesem Grund ist es fraglich, ob sich im Bereich des CI mittelfristig höhere Renditen aus der Investition in nachhaltige Unternehmen ergeben werden. Grundsätzlich wäre von Interesse, ob quantifizierbare Einflüsse der Nachhaltigkeitsorientierung auf die Rendite, äquivalent zu einer Änderung der statistischen Signifikanz führen, sodass neue Kenntnisse des Investitionsverhaltens, hinsichtlich der

Sensitivität auf diese Komponenten, gewonnen werden könnten. Bis zu diesem Zeitpunkt lässt sich eine rationale Argumentation auf Basis höherer Renditechancen zur Investition in nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen nicht empirisch unterlegen. Der fehlende Einbezug der Nachhaltigkeitsorientierung von Investoren, die eine Investitionsentscheidung auf Basis der Chancen-Risiko-Abwägung treffen, wird somit erklärbar. Aus den Ergebnissen der Stichprobe lässt sich keine rationale Argumentation zur Inves- tition in nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen ermitteln. Das Auftreten einer relevanten Zahl an intrin- sisch motivierten Investoren würde einen statistisch signifikanten Einfluss voraussetzen. Vor dem Hin- tergrund der Studie von Pitschner/Pitschner-Finn (2014) kann begründet vermutet werden, dass diese verstärkt in Non-Profit-Initiativen investieren, die im eigenkapitalbasierten Bereich des CF nicht auftre- ten. Mit Hinblick auf die Ausprägung des Investitionsverhaltens, scheint die - in der Theorie unterstellte - Rationalität nicht vollständig gegeben. Die von Hörisch (2015) einbezogene Ablehnung von Invest- ments in nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen auf Basis der Theorie der rationalen Entscheidungsfin- dung, wird auch in dieser Studie nicht bestätigt. Das Ausbleiben eines signifikant negativen Zusam- menhangs weist darauf hin, dass mögliche, für die Allgemeinheit zugängliche, positive Externalitäten, die Investitionsentscheidung nicht zu beeinflussen scheinen. Das in der Theorie postulierte egoistisch nutzenmaximierende Verhalten rationaler Investoren, scheint empirisch nur eingeschränkt aufzutreten. Positive Wirkungen für Unbeteiligte führen folglich zu keiner geringeren Finanzierungswahrscheinlich- keit. Dennoch kann grundsätzlich die, von den Autoren der EFNW Studie „Perspektiven des Crowdin- vesting“ (2014), prognostizierte Professionalisierung des Marktes durch die Ergebnisse dieser Untersu- chung unterlegt werden. Mit Hinblick auf die in Abschnitt 4.3. beschriebenen Schwierigkeiten von nach- haltigen Unternehmen Finanzmittel von professionellen Marktteilnehmern zu beschaffen, ist die Ent- wicklung allerdings frei von Benachteiligungen aufgrund qualitativer Einflussgrößen. Die Nachhaltig- keitsorientierung wirkt sich nicht negativ auf die Finanzierungswahrscheinlichkeit aus, sodass diese Komponente auf Basis der Untersuchung keine benachteiligende Wirkung mit sich bringt. Ähnlich ver- hält es sich mit Benachteiligungen beispielsweise auf Grund des Geschlechts: Die von Alina (2011), Barasinska/Schäfer (2014) und Robb (2014) beschriebene Geschlechterneutralität bestätigt sich in die- ser Untersuchung: Die 4 rein frauengeführten Unternehmen entsprechen mit einem Erfolgsquotient von 90,5% nahezu exakt dem Mittelwert der Stichprobe. Ausgangspunkt für weitere Forschung könnte auf Basis dieser Ergebnisse sowie den Ansätzen von Ahlers et al. (2015) und Schulte et al. (2014) folgend, die Untersuchung von einzelnen Komponenten, wie z.B. die Darstellungsart, die Herausarbeitung un- ternehmerischen Potentials oder der Bildungs- und Kompetenzgrad nachhaltigkeitsorientierter CI- Projekte sein, die Lehner (2013) als Barrieren nachhaltiger Unternehmen, bei der Frühphasenfinanzie- rung durch klassische Investoren, beschreibt. Die Untersuchungen könnten detaillierten Aufschluss darüber geben, wie nachhaltige CI-Projekte diese Problemfelder überwinden.

Die Ergebnisse der Regressionsanalyse in Bezug auf die unabhängige Variable Fundingziel sind ange- sichts des geringen Konfidenzniveaus mit Vorsicht zu interpretieren. Der negative Einfluss der Höhe des Fundingziels auf den Erfolgsquotienten bestätigt die Ergebnisse von Hörisch (2015) und Mollick (2014) im Bereich des belohnungsbasierten CF sowie die Untersuchung von Ahlers et al. (2015) im Bereich des CI. Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus dem deskriptiven Vergleich der volumenmäßig 10 größ- ten und 10 kleinsten Projekte. Die Anzahl an Investoren sowie die Höhe des Durchschnittsinvestments stehen mit der Höhe des Finanzierungsziels in einem unterproportional positiven Zusammenhang. Die Entwicklung der beiden Komponenten, die aus naheliegenden Gründen stark mit dem Fundingerfolg korrelieren, nimmt folglich zwar um einen positiven, jedoch geringeren Faktor zu, als die Höhe des Fun- dingziels. Die unterproportionale Zunahme der Investorenzahl deutet darauf hin, dass volumenmäßig große Initiativen Schwierigkeiten haben, in dem in Deutschland noch kleinen Markt für CI ausreichend Investoren zu finden. Die Betrachtung der Fundinghöhe weist darauf hin, dass der Umfang des Netz- werkes der Gründer bzw. des Unternehmens äquivalent zu den Ergebnissen von Mollick (2014) im be- lohnungsbasierten CF, auch eine große Bedeutung für den Fundingerfolg im CI hat. Die Anzahl an Fa- cebook-Abonnenten des Unternehmens während des Fundings, als Indikator für den Umfang des Netzwerkes (vgl. Mollick, 2014), lässt sich aus der ex-post Perspektive dieser Untersuchung allerdings nicht replizieren, sodass diese Vermutung nicht weiter belegt werden kann. Unter der Annahme, dass Investoren das empfundene Risiko in die Höhe ihres Investments miteinbeziehen, muss sich diese Wahrnehmung in den Durchschnittswerten des Investments widerspiegeln. Barasiska/Schäfer (2014) ermitteln im darlehensbasierten CF ein abnehmendes Durchschnittsinvestment bei volumenmäßig gro- ßen Initiativen. Aus dem in dieser Untersuchung ermittelten zunehmenden Durchschnittsinvestment bei großen Projekten, kann geschlossen werden, dass Investoren große Projekte überraschenderweise mit einem geringeren Risiko zu bewerten scheinen. Nichtsdestotrotz sind die volumenmäßig 10 größten Initiativen mit einem durchschnittlichen Erfolgsquotienten von 85,5% deutlich weniger erfolgreich, als die zehn kleinsten Initiativen mit durchschnittlich 94,9%. Zusammenfassend geht die Wahl eines hohen Finanzierungsziels mit positiven und negativen Faktoren einher: Es ergeben sich das (unterproportional) höhere Durchschnittsinvestment sowie die (unterproportional) höhere Anzahl an Investoren. Demge- genüber steht der durchschnittlich geringere Erfolgsquotient.

Die Untersuchung der Unternehmensbewertung zeigt einen signifikant positiven Zusammenhang zwi- schen dem Erfolgsquotienten sowie der Höhe der Selbstbewertung. Die Präferenz der Investoren zu - gemessen an der Selbstbewertung - „wertvollen“ Unternehmen, könnte mit dem geringeren Maß an empfundener Unsicherheit in Verbindung stehen. Eine hohe Unternehmensbewertung ergibt sich vor diesem Hintergrund, z.B. durch den bereits erfolgten Markteintritt, das Überschreiten des Break-Even- Punktes oder vorhandener und liquidierbarer Vermögenswerte des Unternehmens, welche das empfun- dene Risiko seitens des Investors reduzieren (vgl. Ahlers et al., 2015). Das Alter des Unternehmens übt nach Dorfleitner (2014) in diesem Zusammenhang keinen signifikanten Einfluss aus. Die Bedeutung der Unternehmensbewertung auf den Finanzierungserfolg zeigt sich in dem hohen Beta-Faktor des Regressionsmodells von ̂ = 0,40. Fraglich bleibt allerdings die Ermittlung der Unternehmensbewertung, welche die Unternehmen i.d.R. ohne Auskunft über verwendete Methoden und Standards selbst erbrin- gen.

Zu den teils widersprüchlichen Ergebnissen des Einflusses der Finanzierungsdauer auf den Fundinger- folg, gibt diese Untersuchung kontextspezifische Erklärungsansätze. Zunächst ist der signifikant positive Zusammenhang zwischen Finanzierungsdauer und Fundingerfolg entsprechend den Studien von Cumming et al. (2014) und Mollick (2014) auch im CI bestätigt. Bezugnehmend auf die Charakteristika der Finanzierung über die Plattform Seedmatch, ergibt sich neben den Argumentationen von Burtch et al. (2013) und Barasinska/Schäfer (2014) ein weiterer Ansatz. Die zugelassenen Projekte setzen einen ersten Fundingzeitraum fest, der i.d.R. eine Dauer von 60 Tagen umfasst. Ist eine Initiative im Verlauf dieses Zeitraums nicht vollständig finanziert, kann einmalig um dieselbe Dauer verlängert werden. Die Option der Verlängerung werden nur Unternehmen nutzen, die während der Dauer des ersten Funding- zeitraumes nicht vollständig finanziert wurden. Somit ergibt sich eine Häufung der Unternehmen mit geringen Erfolgsquotienten und langen Finanzierungszeiträumen. Entsprechend diesem Zusammen- hang, ergibt sich der hohe Beta-Faktor von ̂ = 0,64 als erklärungsstärkste angewendete Variable auf den Finanzierungserfolg. Das Messergebnis wird in diesem Kontext erklärbar und gibt Hinweise auf Erklärungsansätze zu den widersprüchlichen Ergebnissen der verschiedenen Studien (z.B. Cumming et al., 2014; Burtch et al., 2013; Zheng et al., 2014).

Mollick (2014) ermittelt einen signifikant positiven Einfluss der Interaktivität mit potentiellen Kapitalge- bern auf den Fundingerfolg. Die Einbeziehung der Anzahl an unternehmensseitigen Updates ergab keinen signifikanten Zusammenhang in dieser Untersuchung, sodass dieses Kriterium im Bereich des CI keine vergleichbare Bedeutung zu haben scheint.

Schulte et al. (2014) ermittelten eine ähnliche Erfolgswahrscheinlichkeit zwischen Einzel- und Team- gründungen im belohnungsbasierten CF. Mit 87,6% sind Einzelgründungen in dieser Studie gegenüber dem Erfolg von Teamgründungen mit 93,2% im Mittel um rund 5,6% bzw. 19.150€ Fundingkapital be- nachteiligt.

Brem/Wassong (2014) widerlegen in ihrer Befragung, die von Cholakova/Clarysse (2015) erhobene Vermutung, eines höheren Finanzierungserfolges von B2C-Lösungen im CI. Die Ermittlung dieser Stu- die bestätigt das Ergebnis von Brem/Wassong (2014) empirisch, wobei reine B2B-Lösungen mit 96,6% den höchsten Erfolgsquotienten aufweisen. Unternehmen mit Fokus auf Privatkunden erzielen im Mittel einen Erfolgsquotienten von 93,3%. Unternehmen, die beide Teilbereiche ansprechen, erreichten über- raschenderweise nur einen Erfolgsquotienten von durchschnittlich 79,2% und sind damit im Mittel um mindestens 14,01% oder 48.220€ Fundingkapital benachteiligt.

Auf Basis der untersuchten Einflussgrößen des Fundingerfolges und den daraus gezogenen Rück- schlüssen auf das Investitionsverhalten wird gemutmaßt, dass - entgegen den Vermutungen von Luk- karinnen et al. (2016), Ahlers et al. (2015) und Meykens/Bird(2015) - beim CI durchaus ähnliche Moti- vationen zur Investitionsentscheidung vorzufinden sind, wie im Bereich der Risikokapitalvergabe. Frag- lich bleibt, in welchem Umfang die zumeist privaten Kapitalgeber bei der Investitionsentscheidung eine Prüfung vornehmen, die mit der Vorgehensweise und Methodik eines professionellen Risikokapitalge- bers vergleichbar ist. Es kann nicht genauer spezifiziert werden, auf welchem Niveau die unterstellte rationale Chancen-Risiko-Abwägung durch die Kapitalgeber erfolgt. Insbesondere vor dem Hintergrund vornehmlich privater Investoren, schließt sich diese Studie der Auffassung von Mollick (2014) und Ah- lers et al. (2015) an, der zufolge es zumindest diskussionswürdig erscheint, ob die Kapitalgeber nicht auf Basis von simpleren (und teils irrationalen) Entscheidungsgrundlagen - wie etwa dem Bauchgefühl - investieren.

Nichtsdestotrotz ergeben sich aus der empirischen Analyse Auffälligkeiten, aus denen einige Hand- lungsempfehlungen für nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen abgeleitet werden können. Die Empfeh- lungen sollen helfen, die Eignung des Finanzierungstyps CI zu beurteilen und gegebenenfalls einen höheren Fundingerfolg zu erzielen. Darüber hinaus sind sie als Beitrag zur Überwindung von Finanzie- rungsbarrieren nachhaltigkeitsorientierter Gründungen angelegt und sollen somit - wie dargestellt - zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.30

7.2. Handlungsempfehlungen für nachhaltigkeitsorientierte Gründungen

In einem ersten Schritt sind Geschäftsmodell und weitere Unternehmenseigenschaften auf die Eignung zur Finanzierung mittels CI zu untersuchen. Vor dem Hintergrund der Zulassungskriterien der Plattfor- men sowie des untersuchten Investitionsverhaltens, sind Art und Umfang des wirtschaftlichen Potentials entscheidend für die Eignung des CI als Finanzierungsform. Entstehen im Leistungserstellungsprozess des Unternehmens innovative Produkte oder Dienstleistungen, die eine gewisse Identifikationswahr- scheinlichkeit bei potentiellen Kapitalgebern bzw. Endkunden hervorrufen können, sollte mit Bezug zu Bellefalmme (2014), Cholakova/Clarysse (2015) und Hörisch (2015) belohnungsbasiertes CF gewählt werden. Kann das Projekt aufgrund der Ausrichtung einen Non-Profit-Status erwerben, ist mit Bezug zu Pitschner/Pitschner-Finn (2014) belohnungs- oder spendenbasiertes CF zielführend. Die Zulassung auf CI Plattformen ist angesichts des fehlenden Renditepotentials sehr unwahrscheinlich. Schramm/Carstens (2014) haben eine übersichtliche und aktuelle Hilfestellung zur Abgleichung der Kriterien verschiedener Plattformen mit den Eigenschaften des Unternehmens erstellt, die zur Einschät- zung der Eignung herangezogen werden kann. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass CI für originäre Gründungen mit einem klaren Alleinstellungsmerkmal, die sich in der Seed- oder Start-up- Phase befinden und ein möglichst profitables Geschäftsmodell in einem wachstumsstarken Markt vor- weisen, geeignet ist. Wie die Untersuchung gezeigt hat, steht das Kriterium der Nachhaltigkeitsorientie- rung gegenüber anderen Faktoren zurück. Trotz der Hinweise auf ein finanziell geprägtes Investoren- verhalten, besteht keine systematische Benachteiligung aufgrund dieser qualitativen Eigenschaft. In diesem Umstand liegt ein erstes Potential für nachhaltige Gründer, denn die dargestellte Neutralität ermöglicht im Bereich des CI zunächst eine Chancengleichheit gegenüber konventionellen Gründun- gen. Dennoch stehen die Unternehmen im Wettbewerb zu anderen Initiativen - es besteht eben auch keine Präferenz - und sollten ihre Darstellungsart, mit Hinblick auf das ermittelte Investorenverhalten, strategisch anpassen. Um die Wahrscheinlichkeit der Finanzierung zu erhöhen, ist es in einem zweiten Schritt entscheidend, die Nachhaltigkeitsorientierung nicht lediglich als Besonderheit des Geschäftsmo- dells darzustellen, sondern auf daraus entstehende wirtschaftlich relevante Faktoren, wie Wettbewerbs- fähigkeit, Sicherheit und Renditepotential sowie weitere Treiber des unternehmerischen Erfolges zu beziehen (vgl. Schaltegger, 2010). Nachhaltige Unternehmen sollten im Rahmen der Darstellung auf Komponenten fokussieren, die einer rationalen Investitionsentscheidung, im Sinne der Chancen- Risiken-Abwägung, entgegenkommen (Cholakova/Clarysse, 2015; Ahlers et al. 2015). Zu nennen wä- ren hier beispielsweise die sich stark entwickelnden Marktpotentiale auf Grund der zunehmenden ge- sellschaftlichen Beachtung von Nachhaltigkeit (vgl. Kuckartz/Rheingans-Heintze, 2006). Ist ein solcher Bezug mit Hinblick auf das Geschäftsmodell nicht möglich, - wie Ziegler et al. (2002) z.B. bei sozialori- entierten Unternehmen verstärkt feststellen - muss von der Finanzierungsform CI abgeraten werden. Eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung bieten spezialisierte Anbieter von CI, wie die Plattform better- vest.de, auf der seit 2012 in Projekte mit nachhaltiger Orientierung investiert werden kann. Vorteilig könnte sich auf diesen Plattformen auswirken, dass Investoren mit einem einschlägigen Interesse am Thema Nachhaltigkeit unter Umständen ein anderes Investitionsverhalten zeigen. Angesichts des ge- ringen Forschungsstandes zu diesen spezialisierten Plattformen, könnten weitere Untersuchungen die Potentiale im Zeitverlauf analysieren und Erfolgsfaktoren ermitteln. Von Interesse wäre in diesem Zu- sammenhang, ob Investoren bereit sind, auf Basis der Nachhaltigkeitsorientierung Kompromisse, wie beispielsweise eine geringere Rendite, in Kauf zu nehmen.

In einem dritten Schritt sollten nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen die allgemeinen Erkenntnisse der Erfolgsfaktorenforschung zur kampagnenspezifischen Anpassung von Komponenten miteinbeziehen. Die Ergebnisse dieser Studie ergaben positive wie negative Effekte bei der Wahl eines hohen Funding- ziels. Eine Handlungsempfehlung zur strategischen Wahl der Fundinghöhe kann folglich nicht gegeben werden, sodass eine Orientierung am aktuellen Kapitalbedarf des Unternehmens geeignet erscheint. Besteht ein regelmäßig hoher Kapitalbedarf, sollten jedoch statt einer einmaligen Durchführung mit hohem Fundingziel, bevorzugt mehrere Kampagnen mit einem sukzessive steigenden Volumen geplant werden, um einen mittelfristig höheren Fundingerfolg zu erzielen.

Im Rahmen des Spielraums der angewendeten Methoden, sollten die Unternehmen eine möglichst hohe Unternehmensbewertung ermitteln. Eine sehr kritische - und damit potentiell geringere - Selbst- bewertung hat sich in den Ergebnissen der Studie als nicht vorteilhaft herausgestellt.

Verfügt das Team über mehrere Gesellschafter, sollte die Heterogenität und die verschiedenen Kompe- tenzen der Anteilseigner herausarbeitet werden, um einen professionellen Eindruck zu vermitteln.

Einen deutlich höheren Erfolgsquotienten erreichten Unternehmen mit einem Angebot von reinen B2B- oder B2C-Lösungen. Mischformen, mit einem auf beide Zielgruppen orientierten Angebot, sind deutlich weniger erfolgreich.

Unternehmen sollten durch eine frühzeitige Mobilisierung des Netzwerkes und sorgfältige Vorbereitung der Kampagne darauf abzielen, im Verlauf des ersten Fundingzeitraums vollständig finanziert zu wer- den. Im Falle einer notwendigen Verlängerung, nimmt die Wahrscheinlichkeit, einen hohen bis sehr hohen Erfolgsquotienten zu erzielen, signifikant ab. Zu diesem Zweck sollte die Informationsqualität und Darstellung bereits zu Beginn der Kampagne möglichst hoch sein. Wie die Ergebnisse zeigen, haben Updates und Nachträge nur eine geringe Auswirkung auf den Fundingerfolg.

8. Limitationen

Die Einordnung und Diskussion der Ergebnisse aus der durchgeführten Untersuchung veranschauli- chen, dass der Forschungsbedarf im Bereich des CI noch groß ist. Viele Phänomene der Erfolgsfakto- renforschung sowie Rückschlüsse auf das Verhalten von Investoren sind mit den Erkenntnissen dieser Arbeit nur bedingt erklärbar. Die Arbeit unterliegt darüber hinaus verschiedenen Limitationen, auf die im Folgenden hingewiesen wird.

Die Finanzierungsform CI, mit ersten Akteuren im deutschsprachigen Raum im Jahr 2011, ist ein sehr junges Phänomen, dessen Marktentwicklung stark dynamisch verläuft. Aufgrund des Neuheitsgrades existieren wenige - und nur für einen kurzen Zeitraum aktuelle und aussagekräftige - wissenschaftliche Erfassungen des deutschen CI-Marktes, hinsichtlich verschiedener Marktausprägungen und des Volu- mens. Der bereitgestellte Überblick fußt wesentlich auf den praxisorientierten Publikationen „Marktreport 2015 - Crowdinvesting Deutschland (2015)“ des Portals Crowdinvesting.de und der EFNW-Studie „Zu- kunftsperspektiven im Crowdinvesting“ (2014). Einige wenige Informationen wurden aus Dorfleitner (2014) bezogen. Bei der Ermittlung des amerikanischen Marktvolumens bezieht sich das Portal Crow- dexpert.com auf die wissenschaftliche Studie „Massolution Crowdfunding Report“, die leider nicht im Original einsehbar war. Die Veröffentlichungen kumulieren die unternehmenseigenen Angaben, welche von verschiedenen deutschen CI-Betreibern bereitgestellt werden. Zu einem großen Teil bestehen die Angaben aus Daten der beiden Marktführer Sedmatch.de und Companisto.de. Die Autoren weisen da- rauf hin, dass bei kleineren Plattformen teils nicht alle erwünschten Daten über die Fundingprojekte bereitgestellt werden konnten. Ferner werden die Erhebungs- und Berechnungsprozesse sowie die angewendeten Methoden der Studien nicht vollständig transparent gemacht. Die Ergebnisse von Befra- gungen, welche im Rahmen der angeführten Veröffentlichungen durchgeführt wurden, basieren auf teils recht kleinen Stichproben. Zusammenfassend muss kritisch angemerkt werden, dass die Qualität der verfügbaren Informationen nur begrenzt gegengeprüft werden konnte, die zur Erstellung des Überblicks genutzt worden sind. Langfristig wäre eine zentrale, legitimierte Stelle - wie beispielsweise der BVK - zur Bereitstellung aggregierter und zuverlässiger Daten über die Marktlage wünschenswert.

Das Fundament der empirischen Untersuchung bildet die Stichprobe aus 82 Projekten des Anbieters Seedmatch. Obwohl diese Projekte einem Anteil von rund 40% aller Initiativen im unternehmensbezo- genen CI-Markt seit dem Jahr 2011 entsprechen, sind Aussagen und Prognosen über den Gesamt- markt des CI sowie das unterstellte Investitionsverhalten mit Vorsicht zu interpretieren. Die begrenzte Aussagekraft ist erstens impliziert durch die geographische Fokussierung auf den deutschen Markt, aus dem alle betrachteten Projekte entstammen. Zweitens sind plattformspezifische Eigenschaften bei einer Stichprobe von ausschließlich einem Anbieter möglicherweise stärker ausschlaggebend, als dies bei einer größeren Datengrundlage von mehreren Anbietern der Fall wäre. Drittens können nur 14 der be- trachteten Projekte als wirklich nachhaltig bezeichnet werden. Somit ist ein Einfluss auf die statistische Signifikanz durch Zufallsgrößen der begrenzten Datengrundlage nicht auszuschließen. Um solche Zu- fallseinflüsse möglichst unwahrscheinlich werden zu lassen, sind Untersuchungen mit größeren Da- tensätzen vonnöten, sobald diese verfügbar sind. Schließlich enthält die Datengrundlage ausschließlich Projekte, die mittels partiarischer Nachrangdarlehen durchgeführt wurden. Die Ergebnisse sind nicht übertragbar auf Untersuchungen von CI-Anbietern, die z.B. eine Investition in Form von stillen Beteili- gungen anbieten. Aus naheliegenden Gründen gilt dies auch für CI-Anbieter aus einem erweiterten Kontext, beispielsweise mit einem Schwerpunkt zur Investition in Immobilien.

Die herangezogene Literatur bezieht sich - aus Mangel an Studien und Untersuchungen zu dem einge- grenzten Themenfeld - zum Teil auf belohnungs- oder darlehensbasiertes CF. Die Ausprägungen der Finanzierungsformen sind hinreichend ähnlich, sodass eine explorative und kritische Übertragung unter Beachtung der Unterschiede möglich ist. Für eine fundierte Forschungsarbeit in diesem Themenfeld wäre eine größere Anzahl an spezifischer Literatur zur Erfolgsfaktorenforschung im CI zweckdienlich. Eine solche Grundlage würde eine direktere Validierung zulassen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde stets versucht, auf den genauen Untersuchungsgegenstand der einzelnen Studien präzise hinzuweisen.

Die Qualität von eigenständig hergeleiteten Verfahren, wie z.B. das Bewertungs- und Klassifikations- konzept der Nachhaltigkeitsorientierung von Neugründungen, ist erstmalig empirisch erprobt worden. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass trotz der Erweiterung durch einen zweiten Rater sowie die positive Bestätigung der Intra-Klassen-Korrelation, die Beurteilung eines komplexen Phänomens wie der Nachhaltigkeitsorientierung, nicht vollständig standardisiert und objektiviert werden kann, sodass immer ein gewisser Freiraum für Subjektivität verbleibt. (vgl. Ziegler et al., 2002)

In Anlehnung an Fallgatter (2002) und Volkmann/Tokarski (2006) ist die Erfolgsfaktorenforschung als reduktionistischer Ansatz kritisch zu hinterfragen. Grundsätzlich kann angenommen werden, dass ein solcher Ansatz, mit Hinblick auf die in der Realität hohe Komplexität und Vielfalt möglicher Einflüsse auf das untersuchte Phänomen, nur eine bedingte Erklärung von Kausalzusammenhängen darstellt. Die widersprüchlichen Ergebnisse verschiedener Studien - wie z.B. die Empfehlungen für einen optimalen Fundingzeitraum - zeigen, dass auf die Phänomene CF und CI komplexe und multidimensionale Ein- flussfaktoren wirken, die in den begrenzt darstellbaren Metafaktoren der reduktionistischen Modellierung kaum einbezogen werden können. Das Bestimmtheitsmaß der durchgeführten linearen Regression (R2=0,402) zeigt, dass weitere erklärende Variablen im Rahmen des Modells nicht berücksichtigt wur- den. Beispielhaft sei hier auf die Qualität der Darstellung verwiesen, deren Bedeutung Brem/Wassong (2014), Bernstein et al. (2014) und Mollick (2014) betonen. Mangels eines objektiven Klassifikationsver- fahrens, wurde in dieser Untersuchung auf diese Variable verzichtet. Demgegenüber verdeutlichen Backhaus et al. (2016), dass die Hinzunahme weiterer erklärender Variablen die fundierte Interpretation des Ergebnisses erschweren kann, wenn die vermuteten Kausalzusammenhänge einer gewissen Kom- plexität unterliegen. Beispielhaft sei dazu angeführt, dass es diskussionswürdig erscheint, ob die Anzahl der Führungskräfte mit MBA-Abschluss, einen geeigneten Indikator zur Abbildung der Kompetenz des Gründerteams darstellt (vgl. Ahlers et al., 2015). Die Wahl der erklärenden Variablen kann somit als kritischer Prozess verstanden werden, wobei in dieser Arbeit versucht wurde, diesen, durch den um- fangreichen Einbezug von Literatur, möglichst fundiert zu gestalten. Zusammenfassend kann es als Schwäche des gesamten Forschungsbereiches angesehen werden, dass möglicherweise wichtige Va- riablen nicht erkannt und einbezogen werden können.

Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Ermittlung von Einflüssen der Nachhaltigkeitsorientierung auf den Finanzierungserfolg. Nicht in die Handlungsempfehlungen eingeflossen sind allgemeine Frage- stellungen bezüglich der Finanzierungsform. Diskussionswürdig wäre beispielsweise, ob die Transakti- onskosten - bei einer umfassenden Kalkulation für Ermittlung und Darstellung der angeforderten Infor- mationen, der Provisionsgebühren bei erfolgreicher Finanzierung sowie weiteren potentiellen Kosten - tatsächlich geringer sind als vergleichbare Finanzierungsstrategien.31 Die Arbeit stellt demnach keine abschließende Erklärung des Phänomens dar, sondern nur einen ersten Schritt in Richtung der nach- haltigkeitsbezogen Forschung im Bereich CI.

9. Zusammenfassende Betrachtung und Fazit

Die Beschaffung von Kapital in den Frühphasen der Unternehmensentwicklung stellt insbesondere für nachhaltigkeitsgetriebene Unternehmen eine große Herausforderung dar. Um die Kenntnisse über Er- folgsfaktoren zu vertiefen und zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für „Sustainable Entrepre- neurs“, ist der Kerngegenstand dieser Arbeit, die Untersuchung auf Kausalzusammenhänge zwischen der Nachhaltigkeitsorientierung junger Unternehmen und Neugründungen sowie dem Finanzierungser- folg bei der Nutzung von CI als alternative und innovative Finanzierungsform. Die Untersuchung ergibt keinen signifikant positiven Einfluss der Nachhaltigkeitsorientierung auf den Finanzierungserfolg. Es wird jedoch aufgezeigt, dass Benachteiligungen aufgrund dieses qualitativen Merkmals, wie sie in der konventionellen Frühphasenfinanzierung vorzufinden sind, nicht übertragen werden. CI kann demnach durchaus eine alternative Finanzierungsquelle für nachhaltige Unternehmen sein, sofern die beschrie- benen Restriktionen erfüllt werden können, die viele Arten von Unternehmen ausschließen. Vor dem Hintergrund des vergleichsweise geringen Volumens sowie der zahlreichen Restriktionen, auf die in den Handlungsempfehlungen hingewiesen wurde, leistet CI zur Finanzierung nachhaltigkeitsorientierter Unternehmen bislang einen eher geringen Beitrag. Mit Blick auf z.B. die USA besteht jedoch die Hoff- nung, dass die Finanzierungsform bei zunehmender Größe und steigender gesellschaftlicher Wahr- nehmung und Aktivität auf den Plattformen, geeignet sein könnte, um im größeren Maßstab zur Finan- zierung nachhaltigkeitsorientierter Unternehmen beizutragen.

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Anhang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verteilung der unabhängigen Variablen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lineare Regressionsdarstellung der einzelnen Variablen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellarische Darstellung der Stichprobe (auf Folgeseiten):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird im folgenden Text auf eine geschlechterneutrale Ausführung verzichtet

2 Einige Fallbeispiele zu innovativen- bzw. imitativen Gründungen finden sich in Ripsas (1997), 72-78

3 Unter einem Management-Buy-Out wird die Übernahme eines Unternehmens oder von Unternehmenssteilen durch das Management oder Teile des Managements verstanden. Der wesentliche Unterscheid des Management-Buy-In liegt in der Herkunft der Gründer-Übernehmer. Diese sind nicht Teil des unternehmenseigenen Managements, sondern Manager eines externen Unternehmens, die sich zur Übernahme entschließen (vgl. Nathusius, 2001, 173- 177)

4 Zur Beschreibung der Unternehmensfinanzierung existieren verschiedene Definitionsansätze. Nahezu alle Ansätze um- schreiben Unternehmensfinanzierung als das Bereitstellen von Kapital zu Unternehmenszwecken (vgl. Pohl, 2008, 7; Volk- mann/Tokarski, 2006, 306)

5 Der Ausdruck Family & Friends ist ein eingeführter Fachterminus und bezeichnet die Finanzierung durch Familie, Freunde und Bekannte. Die Ausprägung der Beteiligung kann dabei stark variieren und reicht von der direkten Eigenkapitalbeteili- gung, über eine Teilhaberschaft als stiller Gesellschafter bis hin zu Formen der Fremdfinanzierung (vgl. Nathusius, 2001, 40)

6 Venture Capital (VC) ist eine Untergruppe des Privat Equity bzw. der Investition in nicht-börsennotierte Unternehmen. Venture Capital umfasst im weiteren Sinne alle Arten von Investments, bei denen eine Minderheitsposition übernommen wird und nicht lediglich Finanzmittel zugeführt, sondern durch den Investor häufig gleichzeitig eine beratende Funktion ausgeübt wird (sog. value adding). Charakteristisch ist ein Investment durch VC in den entwicklungsbedingten frühen Phasen des Unternehmens (Early Stage). Auf Grund des hohen Risikos eines Scheiterns in diesen Unternehmensphasen, erfolgt eine VC-Finanzierung überdurchschnittlich oft in wachstumsintensiven Märkten (vgl. Nathusius, 2001, 54).

7 Unter Business Angels versteht man Privatpersonen, die aus ihrem Privatvermögen direkt in ein Beteiligungsunternehmen ohne einen zwischengeschalteten Intermediär investieren. Die Finanzierung durch Business Angels erfolgt in der Regel in den Frühphasen des Unternehmens (Seed- und Start-Up-Phase). Der aktive Business Angel nimmt neben der reinen Finan- zierung eine aktive Coaching- und Entwicklungsposition ein und lässt das Unternehmen von den eigenen Erfahrungen sowie dem persönlichen Netzwerk profitieren (value adding). Der passive Business Angel übt lediglich eine Finanzierungsfunktion aus. (vgl. Nathusius, 2001, 64)

8 Eine Beschreibung der Later-Stage-Finanzierungsphasen findet sich unter anderem in Nathusius (2001, 61-63)

9 Eine Definition und Abgrenzung von Finanzierungsarten im allgemeinen Kontext findet sich in Bieg/Kußmaul (2009)

10 Unabhängig des Hinweises auf die persönliche Motivation, liegt im weiteren Teil kein personenorientiertes Gründungsver- ständnis vor. Die Betrachtung fokussiert sich auf das unternehmerische Basisverständnis und die daraus abgeleitete Nach- haltigkeitsorientierung.

11 „Bionier“ ist ein Kunstwort das sich aus der Verknüpfung „Bio-Pionier“ zusammensetzt.

12 Im weiteren Untersuchungskontext schließt die Betrachtung von Produkten und Dienstleistungen auch Prozesse als Kern- gegenstand der unternehmerischen Tätigkeit mit ein. Beispielsweise eine, durch das Unternehmen geleistete, Prozessopti- mierung wird so als Dienstleistung mit berücksichtigt.

13 Beispiele sind etwa das von der BASF- Tochter LUWOGE entwickelte energieeffiziente 3-Liter-Haus oder die Marktplätze abebooks.de und Goldustry.com zum Handel mit gebrauchten Konsum- und Investitionsgütern, deren Entwicklung laut Fich- ter/Arnold(2003) keine nachhaltige Intention zu Grunde lag (vgl. Fichter/Arnold, 2003, 45-47).

14 Entsprechend des verstärkten Wettbewerbs durch den Eintritt vieler neuer Plattformen in den CI-Markt haben sich diver- gierende Fundigmechanismen herausgebildet. Am Beispiel Seedmatch.de werden die Prozesse beispielhaft dargestellt, innerhalb des Marktes kommt es jedoch zu Abweichungen bezüglich der Ausgestaltung der Finanzierungsform, der Informa- tionsbereitstellung und weiterer Merkmale (vgl. Dorfleitner, 2014, 289). Im Folgenden wird Seedmatch.de verkürzend als „Seedmatch“ ausgedrückt.

15 Da beide Plattformen auf Rückfrage keine Zahlen über die Anzahl an Kreditprojekten sowie die entsprechenden Volumina preisgegeben haben, kann nicht exakt ermittelt werden, welcher der beiden Anbieter Marktführer im sog. Peer-to-Peer- Lending ist

16 Eine Aufführung der rechtlichen und regulatorischen Rahmenbestimmungen des Crowdinvestings findet sich in Dorfleitner (2014, 285 - 28)

17 Dorfleitner(2014) ermittelt in einer anbieterübergreifenden Analyse der Plattformen Seedmatch, Companisto und Inno- vestment 71,8% der Unternehmen in der Start-Up-Phase, 21,2% in der Seedphase und 7,1% in der Wachstumphase.

18 Aus den Zahlen geht hervor, dass der Markt für CI in Deutschland offensichtlich einen geringen Stellenwert bei der Gründungsfinanzierung einnimmt. Der Blick in die USA, mit einem deutlich gewachseneren Markt für eigenkapitalbasiertes CF, zeigt mit einem Finanzierungsvolumen von rund 1,2 Mrd. US$ im Jahr 2015 und einem ersten Exit-Erlös von mehr als 1 Mrd. US$ das Potential dieser Finanzierungsform (vgl. Crowdexpert.com, 2016; Primack, 2016).

19 40,17 Mio. € wurden in der Seed-Phase, 411,18 Mio. € in der Start-Up-Phase investiert. Das Gesamtvolumen des Jahres 2015 beträgt 5,342 Mrd. €.

20 Nur 64,2% der beteiligten Unternehmen sind der Seed- und Start-Up-Phase zuzurechnen. Nicht alle der einbezogenen Start-Ups planen Kapital aus externen Quellen zu beziehen. Der Wert ist somit lediglich als Näherungswert über den hohen Kapitalbedarf bzw. die geringe Kapitalbereitstellung in diesen Phasen anzusehen (vgl. KPMG DSM, 2015, 17, 45).

21 Eine Definition sowie ein Überblick der Disintermediationspotentiale von Web 2.0.-Funktionen finden sich in Schuh- mann(2008).

22 Ein Literaturüberblick zum Thema CF findet sich in Block et al. ( 2013)

23 Die Erfolgsfaktorenforschung wird in der Wissenschaft teils kritisch betrachtet. Anmerkungen und eine kritische Betrach- tung finden sich in den Limitationen und z.B. in Volkann/Tokarski (2006, 10) und Fallgatter (2002, 150)

24 Das Verständnis von Skalierbarkeit im ökonomischen Sinne folgt in dieser Arbeit der Definition des Essential Economics. Demnach lässt sich Skalierbarkeit auffassen als “the ease with which the supply of an economic product or process can be expanded to meet increased demand. Recent technological advances have led some economists to talk about the growing importance of instant scalability. For example, once a piece of software has been written it can be made available in an instant over the internet to unlimited numbers of users for almost no cost. This potentially allows a new product to enter and win market share far more quickly than ever before, intensifying competition and perhaps accelerating the process of crea- tive destruction”. (vgl. Essential Economics, S.234).

25 Meykens/Bird, 2015 weisen „eigenkapitalbasiertem Crowdfunding“ Unternehmen mit geringer Nachhaltigkeitswirkung zu, sofern ein Mitspracherecht an Investoren abgegeben werden muss. Crowdinvesting in Deutschland ist auf Grund der Nut- zung partiarischer Nachrangdarlehen als Zwischenstufe zu klassifizieren. Somit kann angenommen werden, dass nachhalti- ge Unternehmen die Form des „eigenkapitalbasierten Crowdfundings“ nicht auf Grund der Ablehnung von Mitspracherechten potentieller Investoren meiden.

26 Zur Unterscheidung ob intrinsische oder extrinsische Faktoren im Falle eines signifikant positiven Zusammenhangs aus- schlaggebend sind, müsste weitere qualitative Forschung herangezogen werden.

27 Unterteilt man die Nachhaltigkeitsorientierung in die Dimensionen „ökologisch“ und „sozial“, stellen die Autoren für ökolo- gisch geprägte Unternehmen einen positiven Zusammenhang und für sozial geprägte Unternehmen einen negativen Zu- sammenhang fest. Auf übergeordneter Ebene kompensieren sich die Effekte, sodass die Autoren keinen signifikanten Zu- sammenhang von Nachhaltigkeit im Allgemeinen auf den Shareholder Value feststellen (vgl. Ziegler et al., 2002)

28 Als Maßstab dient an dieser Stelle das kumulierte Volumen aller finanzierten Projekte.

29 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

30 Auf eine ausführliche Anleitung und praktische Hinweise, wie z.B. zur Auswahl der richtigen Plattform, soll an dieser Stelle verzichtet werden, da der Schwerpunkt der Arbeit nicht in einer solchen Beschreibung liegt. Eine übersichtliche Ausführung findet sich z.B. in Schramm/Carstens (2014).

31 Eine vertiefende Diskussion dieser und weiterer Fragestellungen findet sich in Schramm/Carstens (2014)

Ende der Leseprobe aus 66 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen der Nahhaltigkeitsorientierung auf den Finanzierungserfolg von Startups
Untertitel
Empirische Analyse auf Kausalzusammenhänge und Erfolgsfaktoren im Finanzierungsfeld Crowdinvesting
Hochschule
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter  (Wirtschaft)
Note
1,3
Jahr
2016
Seiten
66
Katalognummer
V375867
ISBN (eBook)
9783668554818
ISBN (Buch)
9783668554825
Dateigröße
1940 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nachhaltigkeitsorientierung, Finanzerfolg, Geld, Startups, Unternehmen, Auswirkungen, Investoren
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Auswirkungen der Nahhaltigkeitsorientierung auf den Finanzierungserfolg von Startups, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375867

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