Eine Analyse und Interpretation von Arthur Schnitzlers "Leutnant Gustl"

„Wie lange wird es denn noch dauern?“ Identitätskrise Schnitzlers oder Vorausdeutung auf das Schicksal der untergehenden Donaumonarchie?


Hausarbeit, 2014

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung und Allgemeines

2. Arthur Schnitzler im Portrait

3. Die Österreich-Ungarische Monarchie

4. Die Novelle

5. Der innere Monolog

6. Naturalismus, Fin de siécle und die Wiener Moderne

7. Inhalt
7.1 Werkaufbau
7.2 Die Figur Leutnant Gustl
7.3 Die Beziehungen des Leutnants
7.4 Die Motive
7.4.1 Das Duell und die Ehre
7.4.2 Der Antisemitismus

Literaturverzeichnis

1. Einführung und Allgemeines

Die Novelle „ Leutnant Gustl“ wurde von dem österreichischen Schriftsteller, Mediziner und Reserveoffizier Arthur Schnitzler verfasst und am 25. Dezember 1900 in der Weihnachtsbeilage der „Neuen Freien Presse“ 1 zum ersten Mal veröffentlicht. Daraus resultierte eine Abmahnung des Militärs gegenüber Schnitzler, sodass man ihm seinen Rang als Reserveoffizier aberkannte. Dies begründete der Ehrenrat des Militärs damit, dass Schnitzler die heilige Standesehre der KUK-Offiziere2, sowie den Antisemitismus in der Armee stark kritisierte.

Die Idee zur Novelle, die auf einem realen Vorgang basiert, kam Schnitzler bereits 1896. Er notierte sie wie folgt: „Einer bekommt irgendwie eine Ohrfeige; - niemand erfährt‘s. Der sie ihm gegeben, stirbt und er ist beunruhigt, kommt darauf, dass er nicht an verletzter Ehre – sondern an der Angst litt, es könnte bekannt werden. - “

Diesen Plot setze Schnitzler in seiner Novelle „Leutnant Gustl“ um, indem er von Anfang bis Ende des Textes den Leser an der Gedankenwelt des junges Offiziers Gustl, in Form eines inneren Monologes, teilhaben lässt. „Leutnant Gustl“ ist der erste literarische Text der deutschsprachigen Literatur, der fast durchgängig einen inneren Monolog aufzeigt. 3

2. Arthur Schnitzler im Portrait

Arthur Schnitzler (*15.05.1862 in Wien, †23.10.1931 in Wien) praktizierte als Arzt in Wien und verließ seinen Geburts- und Sterbeort nie für längere Zeit. Dies, sowie die Freundschaft zu Siegmund Freud und Hugo von Hofmannsthal, bleiben in seinen Novellen und Dramen um die Jahrhundertwende nicht verborgen. Meist haben sie eine stark psychologisch-dokumentarische Komponente. Er verband jedoch auch häufig das Schreiben mit seinem Beruf. So erschien 1889 seine Dissertation „Über funktionelle Aphonie und deren Behandlung durch Hypnose und Suggestion“. Schnitzler stammte väter- und mütterlicherseits aus einer Arztfamilie und zählte somit zu dem gehobenen jüdischen Bürgertum. Nach dem Tod seines Vaters 1893 widmete sich Schnitzler aber immer mehr seinen künstlerischen Ambitionen und beschäftigte sich hauptsächlich mit Geisteskrankheiten und Psychosomatik, was ihm eine differenzierte psychologische Betrachtungsweise eröffnete. Schnitzler beschäftigte sich ebenfalls mit gesellschaftlichen Problemen, wie dem Antisemitismus. Da er selber dem jüdischen Glauben folgte, war dies ein wichtiges Thema für ihn, da die Judenfeindlichkeit in Österreich zu seiner Zeit sehr präsent war. Seine Tochter Lili nahm sich am 26. Juli 1928 das Leben. Schnitzler starb drei Jahre später.

Laut Joseph Roth ist Schnitzler der Dichter in Wien; er sei gar repräsentativ für ein Land, eine Epoche, eine Monarchie. In der Novelle Leutnant Gustl erzählt Schnitzler das erste Mal in der deutschen Literatur einen inneren Monolog von Anfang bis Ende in einem literarischen Text. Dies sollte durch die Geschichte eines Offiziers, der sich sinnlos entehrt fühlt und deshalb meint, sich umbringen zu müssen, ein Meisterwerk des psychologischen Naturalismus werden. Er wollte die Rationalität und den Fortschrittsgedanken der Gesellschaft des „Fin de siécle“1 verdrängen. 2

3. Die Österreich-Ungarische Monarchie

Die Österreich-Ungarische Monarchie, welche von 1867 bis 1918 andauerte, hat viele Namen. Informell wird sie die KUK-Doppel- bzw. Donaumonarchie genannt, jedoch sind auch Bezeichnungen wie Habsburgermonarchie oder schlicht Österreich-Ungarn vorzufinden. Insgesamt erstreckt sich der österreich-ungarische Doppelbund über den Staat des Habsburgerreiches in Mittel- und Südosteuropa. Wie der Name bereits sagt, zählen zu diesem Staatenbund somit Österreich und Ungarn, sowie zuletzt auch Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Teile des heutigen Rumäniens, Montenegros, Polens, der Ukraine, Italiens und Serbiens. Nach dem ersten Weltkrieg endete der Bund Österreich-Ungarns, indem Ungarn aus dem Bund austrat. Aus europäischer Sicht war Österreich-Ungarn laut Bevölkerungszahlen der drittgrößte Staat Europas nach Russland und dem Deutschen Reich. Durch die Eingliederung von Bosnien und Herzegowina 1878 kam es in dem Vielvölkerstaat immer wieder zu Spannungen.

Seit 1873 erfuhr der österreichische Liberalismus eine markante Zäsur. In diesem Jahr kam es auch zur Wiener Weltausstellung, sowie den großen Börsenkrach mit darauffolgenden Korruptionsskandalen und sozialen Spannungen. Der Antisemitismus wurde im Volksmunde immer lauter durch die Behauptung, dass der kapitalistische Liberalismus die Ausgeburt der jüdischen Moderne sei. Dieser Antisemitismus erfasste alle politischen Parteien, insbesondere die Christlichsozialen und die Deutschnationalen.

Der österreich-ungarische Doppelbund endete durch ein Attentat in Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, woraufhin Österreich Bosnien und Herzegowina den Krieg erklärte. Dies war auch der Auslöser des ersten Weltkrieges.

In der Österreich-Ungarischen Monarchie kam es durch die späte Industrialisierung, die Demokratisierung und die Nationalisierung nicht wie in ganz Europa zu einer Vereinheitlichung, sondern zu sozialen, ethnischen, kulturellen, religiösen und sprachlichen Heterogenitäten durch eine Vielfalt an verschiedensten Volksgruppen.

Dadurch kam es zu einer Segmentierung der Gesellschaft, die ebenso mit den individuellen Bewusstseinslagen, welche in der habsburgischen Metropole Wien vorzufinden waren, nur noch weiter potenziert wurden. In Wien machte der Anteil der „Fremden“ zu diesem Zeitpunkt rund 60% aus, während dieser in Paris nur 6,3% betrug. Dies schuf insbesondere xenophobe Neurosen und massive Antisemitismen, aus denen wiederrum schwere Identitätskrisen resultierten.

Gerade als sich das nationale Bewusstsein einiger Länder stärkte, sah es so aus, als würde der Vielvölkerstaat nicht mehr lange existieren. Eben diese Spannungen fassten viele Schriftsteller wieder auf, so auch Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und viele weitere. Es gab viele Facetten, in denen die Schriftsteller das Untergehen des Völkerbundes andeuteten. Leitmotive dieses Untergangs waren die Endzeitstimmung, die Zukunftsängste, der Weltschmerz und der Mensch als einer von Vielen. Nach den Vorreitern der Dekadenz und des Verfalls der kulturellen Werte, wie Friedrich Nietzsche und Charles Baudelaire, spielten auch diese Motive eine tragende Rolle bei den Schriftstellern aus Österreich-Ungarn. Diese Stimmungen und Emotionen beschreiben die Epoche der Fin de siécle.

Die für Arthur Schnitzlers Leutnant Gustls relevante Epoche ist die um den Jahrhundertewechsel in Wien. Diese Zeit wurde von zwei Faktoren durch die „Jungwiener Autoren“1 bestimmt. Die Jungwiener Autoren kamen nur schwerlich mit der Ordnung der Habsburgermonarchie klar, sodass es ihnen schwer fiel, ihre gesellschaftlichen Positionen zu beziehen. Diese gestörte Wahrnehmung führte zum Desinteresse an Politik, sowie zu einer gestörten Selbstwahrnehmung, aus der viele Identitätskrisen herzuleiten sind. Durch die Industrialisierung kam es dazu, dass sich eine Entwicklung zum industriellen Kapitalismus vollzog, welche eine sozialliberale Gegenbewegung zur Folge hatte. Diese neuen Strömungen führten zu Gruppierungen wie dem „Pernerstorfer-Kreis“2, die die Keimzelle neuer Parteien, wie z.B. die Sozialdemokraten, die Deutschnationalen oder die Christlichsozialen, darstellte.

Einer der wichtigsten Aspekte rund um die Identitätskrisen im damaligen Österreich-Ungarn war die psychoanalytische Seite, die insbesondere durch Siegmund Freud zur Sprache kam. Die triadische Beziehung zwischen dem „Ich“, dem „gewissenhaftem Über-Ich“ und dem „triebhaften Es“ wird hier besonders hervorgehoben. Indem Freud über dieses Thema las und es selbst verschriftlichte, überschritt er die damalige Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst. Eine seiner bekanntesten Aussagen war: „Der Hauptpatient, der mich beschäftigt, bin ich selbst.“3 Insbesondere für Arthur Schnitzler hatten Freuds Aussagen eine große Bedeutung, da er in einigen Theorien seine eigene Lehre bestätigt sah. Er bezeichnete Freud oft als seinen Doppelgänger, da Schnitzler und Freund weitgehend unabhängig voneinander zu denselben Ergebnissen kamen. 4

4. Die Novelle

Das Wort „Novelle“ ist ein Lehnwort, das erst am Ende des 17. Jahrhunderts den deutschsprachigen Raum erreichte. „Novelle“ bedeutet unter anderem „Neue Begebenheit“ oder „Nachricht“. Häufig werden Kurzgeschichten, teilweise mit offenen Ende, als Novelle bezeichnet. Vorläufer der Novellen gab es bereits um 1230 in Italien, die von Uc de Saint Circ verfasst wurden. Aber was hebt nun die Novelle von anderen Erzählungen ab?

Die Novelle soll sich von anderen Prosaformen absetzen, indem sie feste Strukturen besitzt. Diese sind vor allem ein literarischer Rahmen, ein durchkomponierter Text, eine straffe Handlung mit mindestens einem Wendepunkt und verschiedene, sich wiederholende Handlungen und Motive. Zudem sollte die Novelle ausschließlich einen Handlungsstrang besitzen.

Da um 1900 das Feld der deutschen Novelle, durch Pauls Heyse und Hermann Kurz, zu einer angesehenen Gattung mutiert war, kam es dazu, dass sich viele Autoren der Moderne ebenfalls an der Novelle versuchten. Somit kamen eine große Varianz und eine neue Dynamik in diese Gattung.

Schnitzlers Novellen gehören formal in die literarische Avantgarde 2 seiner Zeit. Er befasste sich nicht nur mit dem Diskurs der Psychoanalyse, sondern auch mit den historischen Gegebenheiten dieser Zeit. „Leutnant Gustl“ gilt jedoch als Gedankenstrom, der den Leser mit der Erzähltechnik des inneren Monologes in das alltägliche Leben eines Offiziers einführt. Durch diese Erzähltechnik, welche die deutschsprachige Literatur revolutioniert hat, gelang es Schnitzler, die Banalität des Alltagbewusstseins, welches komplex und vorurteilsbeladen ist, unverändert aufzuzeigen. 2

Arthur Schnitzler bezeichnet „Leutnant Gustl“ als Novelle, da alle formalen Aspekte dieser Gattung auf diese Form von Text zutreffen und wiederzufinden sind. Es gibt nur einen Handlungsstrang, welcher die verlorene Ehre des Leutnant Gustls beschreibt, sowie seinen geplanten Selbstmord.

Schnitzler beschreibt zuerst den Charakter Gustls, was mit einer Exposition des Dramas gleichzusetzen ist. Zeitgleich greift Schnitzler einige Motive auf, die im Laufe der Handlung wiederkehren. Hier wären das Duell, Gustls Langeweile und seine Frauenaffären zu nennen, die in der Novelle immer wiederkehren. Es kommt zur Spannungssteigerung und schließlich zum Höhepunkt dieser Klimax - der Streit mit dem Bäckermeister Habetswallner. Der Wendepunkt, oder auch die Peripetie der Novelle, folgt mit dem plötzlichen Tod des Bäckermeisters Habetswallner. Es kommt jedoch nicht zu einer Katastrophe, wie es im Drama der Fall ist, sondern zu einem scheinbaren „Happy End“. Da die Novelle aber abrupt endet und somit nicht der Ausgang des anstehenden Duells zwischen Gustl und dem Doktor aufgezeigt wird, bleibt es schlussendlich offen, ob Gustl wohlmöglich doch noch stirbt. Das Leitsymbol, welches von den Motiven des Selbstmords und der verlorenen Ehre begleitet wird, ist der Säbel des Leutnants. Dieser stellt den Stand des Leutnants in der Gesellschaft dar und spiegelt seine Ehre wider. 1

5. Der innere Monolog

Arthur Schnitzler verwendete als Erster in der deutschen Literatur die beinahe durchgehende Erzählform des inneren Monologes, was dieser Novelle ihre Berühmtheit verdankt. Dies ist die innovativste Erzählform, um narrativ Gedankengänge und Gefühle des Protagonisten hervorzuheben. Man erfährt das Geschehen nicht von einem auktorialen Erzähler, man muss sich das Geschehen aus Leutnant Gustls Gedankengängen erschließen. Daher wird der innere Monolog im Präsens und der ersten Person Singular berichtet. Das Besondere am inneren Monolog, im Vergleich zum Bewusstseinsstrom, ist, dass sich die Figur selbst anspricht, sich Vorwürfe macht und Ähnliches. So erfährt der Leser nur, was die Figur über sich selbst und andere Figuren sagt bzw. denkt. Es handelt sich also um eine subjektive Erzählweise, die keine objektive Beschreibung von Beobachtungen oder Personen wiedergibt. Es soll eine ungefilterte Wiedergabe psychischer Vorgänge und einen unmittelbaren Zugang zum Innenleben Gustls schaffen. Man muss Leutnant Gustls Personen- und Handlungsbeschreibungen also dauerhaft infrage stellen bzw. hinterfragen.

Schnitzler dringt mit der Erzählform des inneren Monologes in Leutnant Gustls intimste Sphären ein, sodass der Leser sich in den Gedankenfluss des jungen Offiziers hineinversetzt fühlt. Somit muss sich der Leser mit spontanen Eingebungen, häufigen Themenwechsel und abbrechenden Gedankengängen zufrieden geben. Der Leutnant wirkt durch assoziative Verknüpfungen und psychische Phänomene seinerseits vermeintlich sprunghaft und unkontrolliert. Dies wird an dialektalen und umgangssprachlichen Wörtern wie „Abschreiberei“ 2 oder „Hascherl“ 3 wiedergegeben. Zudem verzichtet Gustl häufig auf Vokale: „ausleih‘n“ 4, „dasitz‘“ 5 und „Kadettenschul‘“ 6. 7

Die komplette Novelle verleiht, in Anbetracht des Berufes von Arthur Schnitzler, den Charakter eines wissenschaftlichen Experimentes. Der Fokus des Erzählens verengt sich auf einen vorbeifließenden Strom psychischer Elemente und auf die Phänomene eines Bewusstseins. Schnitzler stellt jedoch die Inhalte von Gustls Bewusstsein als notwenige und natürliche Gegebenheiten hin, die der Leutnant nicht hinterfragt.

Dies tut aber der Leser, was ihn unmissverständlich auf die sozialen Konventionen und Denknormen auf das Wien der Jahrhundertwende hinweist. Die Gedanken Gustls müssen also nicht zerlegt, sondern analysiert werden, was auf den gesellschaftlichen Ursprung Wiens zurückzuführen ist. Zu beachten ist aber, dass „Leutnant Gustl“ keineswegs ein dokumentarisches Protokoll, sondern ein fiktiver Gedankenstrom ist. Nicht zufällig formuliert Schnitzler folgenden Satz in „Leutnant Gustl“:

„Mir ist immer, als wenn ich mir eine Geschichte erzählen möcht“ 1 . 2

6. Naturalismus, Fin de siécle und die Wiener Moderne

Die Bezeichnung „Fin de siécle“ (franz. = „Ende des Jahrhunderts“) tauchte zum ersten Mal 1886 in der Zeitschrift „Le Décadent“ auf, was den Kopf der Wiener Moderne, Hermann Bahr, dazu veranlasste, seine Novelle 1891 ebenfalls „Fin de siécle“ zu nennen. Die Novelle präsentierte das Gegenstück zur durchrationalisierten Lebenswelt der Großstädte und frönte dem Ästhetizismus. Die radikale Ich-Bezogenheit wurde in den Mittelpunkt der Novelle gerückt, gepaart mit einem rauschhaften Lebensgenuss.

Die kurze literarische Epoche des „Fin de siécle“ des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn kollabierte an Erzherzog Franz Ferdinand, der den einzelnen Ländern des Völkerstaates mehr Selbstbestimmung zusprechen wollte.

Arthur Schnitzlers Werke sind nicht nur in „Fin de siécle“, sondern auch in die Wiener Moderne, die sich von 1890 bis 1910 erstreckte, einzuordnen. Die Wiener Moderne war aber nicht nur, wie der Name vermuten lässt, in Wien, sondern auch in Berlin, München und Prag wiederzufinden. Den zentralen Treffpunkt dieser literarischen Strömung stellt das Café „Griensteidl“ dar. Dort tauschten sich unter anderem Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann und Hermann Bahr aus. Dass die Künstler sich gegen den Naturalismus wendeten, verdeutlicht Hermann Bahrs Text „Überwindung des Naturalismus“. Man wollte sich von der naturtreuen Darstellung von realen Umständen lossprechen. Während die Donaumonarchie zu Grabe getragen wurde, erfuhr die Literatur einen großen Aufschwung. Ebenso gelangen Philosophie, Kunst, Architektur, Musik und Malerei zu einer Blütezeit. Einen großen Einfluss auf die Epoche hatte das „Fin de siécle“, welches teilweise widersprüchliche Strömungen in ganz Europa beinhaltete. Ebenso widersprüchlich wie das „Fin de siécle“ war auch die Hauptstadt Österreichs. Sie hatte um die Jahrhundertwende mehr als zwei Millionen Einwohner und war somit eine kulturelle, ethnische und politische Hochburg. Die gerade einmal neunprozentige jüdische Bevölkerung hatte den höchsten Anteil am künstlerischen Schaffen, was den Antisemitismus nur noch weiter schürte.

[...]


1 Österreichische liberale Tageszeitung, die 1864-1938 in Wien erschien.

2 KUK stand für „Kaiserlich und Königlich“. Das erste „K“ galt dem Kaiser von Österreich und das zweite dem König von Ungarn. Beide Titel vereinten sich in einer Person: Franz Joseph I., Monarch der Realunion, der bis zu seinem Tod 1867 herrschte. Die gemeinsamen Institutionen der beiden Länder waren die Post und die Armee, welche auch als KUK bezeichnet wurden.

3 Vgl. Leis, Mario (2013): Arthur Schnitzer, Leutnant Gustl – Lektüreschlüssel. Stuttgart: Reclam. Seite 1, Zeile 1 ff.

1 Fin de siécle (franz.) = Ende des Jahrhunderts

2 Vgl. Thiele, Johannes (2006): „Die großen deutschen Dichter und Schriftsteller“. Wiesbaden: Matrix Verlag. Seite 145 f. Vgl. Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.) (1998): „Text und Kritik – Arthur Schnitzler“. München: Edition Text und Kritik Vgl. Leis, Mario (2010): „Arthur Schnitzer Leutnant Gustl – Lektüreschlüssel“. Stuttgart: Reclam.

1 Gruppe von Wiener Autoren im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, in der Arthur Schnitzler ebenfalls vertreten war. Die Abwendung vom Naturalismus hin zum Ästhetizismus war ein wichtiger Schritt zur heutigen Moderne. Das Sprachrohr der Gruppe war die Zeitschrift „Die Zeit“ vom Herausgeber und wichtigsten Anführer der Gruppe; Hermann Bahr. Treffpunkt der Gruppe war das Café Griensteidl.

2 Gruppe junger Intellektueller um Engelbert Pernerstorfer, einem sozialdemokratischen Politiker und Publizist.

3 Freud am 14.08.1897 an einen befreundeten Berliner Arzt Wilhelm Fliess.

4 Vgl. Leis, Mario (2010): „Arthur Schnitzer Leutnant Gustl – Lektüreschlüssel“. Stuttgart: Reclam. Vgl. Wolf, Sabine (Hrsg.) (2013): „Arthur Schnitzler – Leutnant Gustl“. Stuttgart: Reclam.

1 Lehnwort des Französischen. Bezeichnet in der Militärsprache die Vorhut, denjenigen Truppenteil, der als erster vorrückt und mit dem Feind in Berührung kommt. Hier: Vorreiter

2 Füllmann, Rolf (2010): „Einführung in die Novelle“. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

1 Vgl. Leis, Mario (2010): „Arthur Schnitzer Leutnant Gustl – Lektüreschlüssel“. Stuttgart: Reclam.

2 Schnitzler, Arthur/ Fliedl, Konstanze (Hrsg.) (2009): Leutnant Gustl. Stuttgart: Reclam. Seite 9, Zeile 1. Hier: Steffis schriftliche Absagen

3 Schnitzler, Arthur/ Fliedl, Konstanze (Hrsg.) (2009): Leutnant Gustl. Stuttgart: Reclam. Seite 27, Zeile 34. Hier: Armes Kind

4 Schnitzler, Arthur/ Fliedl, Konstanze (Hrsg.) (2009): Leutnant Gustl. Stuttgart: Reclam. Seite 8 , Zeile 12

5 Schnitzler, Arthur/ Fliedl, Konstanze (Hrsg.) (2009): Leutnant Gustl. Stuttgart: Reclam. Seite 8, Zeile 34

6 Schnitzler, Arthur/ Fliedl, Konstanze (Hrsg.) (2009): Leutnant Gustl. Stuttgart: Reclam. Seite 12, Zeile 1. Eine Schule für alle 14-Jährigen mit normaler Schulbildung, die Söhnen aus dem kleinen und mittleren Bürgertum Aufstiegschancen bot.

7 Schnitzler, Arthur/ Fliedl, Konstanze (Hrsg.) (2009): Leutnant Gustl. Stuttgart: Reclam. Seite 20, Zeile 29 f.

1 Schnitzler, Arthur/ Fliedl, Konstanze (Hrsg.) (2009):Leutnant Gustl. Stuttgart: Reclam. Seite 20, Zeile28 f.

2 Vgl. Leis, Mario (2010): „Arthur Schnitzer Leutnant Gustl – Lektüreschlüssel“. Stuttgart: Reclam. Vgl. Kimmich, Dorothee; Wilke, Tobias (2011): „Einführung in die Literatur der Jahrhundertwende“. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft

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Details

Titel
Eine Analyse und Interpretation von Arthur Schnitzlers "Leutnant Gustl"
Untertitel
„Wie lange wird es denn noch dauern?“ Identitätskrise Schnitzlers oder Vorausdeutung auf das Schicksal der untergehenden Donaumonarchie?
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
21
Katalognummer
V375915
ISBN (eBook)
9783668523616
ISBN (Buch)
9783668523623
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arthur Schnitzler, Lieutnant Gustl, Identitätskrise, Schicksal, Donaumonarchie, Vorausdeutung, Interpretation, Analyse
Arbeit zitieren
Carina K. (Autor:in), 2014, Eine Analyse und Interpretation von Arthur Schnitzlers "Leutnant Gustl", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375915

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