Martin Luthers 95 Thesen. Evangelischer Religionsunterricht in der 7. und 8. Klasse


Unterrichtsentwurf, 2016

19 Seiten, Note: 1,25


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Ergebnisse der thematischen Vorbereitung

2. Vergangenheits- Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung des Themas für die SuS
2.1 Vergangenheitsbedeutung
2.2 Gegenwartsbedeutung
2.3 Zukunftsbedeutung

3. Methodische und Didaktische Analyse der einzelnen Unterrichtsphasen
3.1 Lernzielbestimmung
3.2 Kompetenzbestimmung
3.3 Methodische Analyse der einzelnen Unterrichtsphasen

4. Verlaufsplan der Stunde

5. Arbeitsblätter für Niveau G und E

6. Quellenverzeichnis

6.1 Literaturverzeichnis

Anlagen

1. Ergebnisse der thematischen Vorbereitung

Rahmenbedingungen für die Reformation:

Sozial-politisch:

- Großer sozialer Unterschied zwischen Arm und Reich à Bauern wurden ausgebeutet à Wirtschaft und Handel boomten à entstehen mächtiger Handelshäuser wie z.B. den Fuggern, die auch enormen politischen Einfluss hatten
- Der deutsche Kaiser hatte Probleme mit den Türken und dem französischen König à hatte nicht wirklich Zeit sich um die Reformation zu kümmern
- Deutschland war eine Ansammlung von Territorien à Kaiser verliert Zentralgewalt à staatlicher Gewalt auf Territorialebene à d.h. Kurfürsten und Reichsstände bekamen immer mehr Macht
- Um 1500 gab es in Deutschland ca. 3000 Städte à waren sehr selbstständig à waren empfänglich für neue Ideen à Zentren der Reformation

Religion und Kirche:

- Starke Volksfrömmigkeit im Mittelalter:
- Angst vor der ewigen Verdammung als Grundangst
- Es gab Sündenkataloge und zugeordnete Bußleistung (Fegefeuerzeit konnte so verkürzt werden) à Anfangs Gebete und gute Werke à Später Ablass
- Heil wird durch die Sakramente transportiert (lat. Messe und Abendmahl als Hauptsakrament)
- Dagegen steht, dass Papsttum und die Kirche verweltlichen à Päpste streben nach Macht, Kultur (z.B. neuer Petersdom) à Ämter in der Kirche werden gekauft um Macht zu haben…
- Unterschied zwischen Theorie und Praxis führt zu Unzufriedenheit und Reformationswünschen
- Frühere Reformbemühungen wurden unterbunden (z.B. durch John Wyclif und Jan Hus)
- Die Kirche reagiert mit Konzilien auf die breite Kritik à so wird z.B. im Laterankonzil der Amtskauf von Geistlichen verboten à Beschlüsse bleiben in der Praxis meist wirkungslos

Was bewegte Luther zum Thesenanschlag

- Luther hatte wie seine Zeitgenossen Angst vor dem Tod und der Strafe Gottes
- Tod eines Freundes, Nahtoderfahrung bei einem Unfall und einem Gewitter bewegten ihn ins Kloster zu gehen
- Er studierte dann Theologie à wird später Theologieprofessor à beim Auslegen des Römerbriefes entdeckt er das „reformatorische Geheimnis“ àRechtfertigung kommt von Gott, Jesus nimmt die Schuld, der Mensch seine Gerechtigkeit
- Mit dieser Erkenntnis, dass der Mensch nichts zu seiner Errettung dazutun kann (keine Werksgerechtigkeit) kommt Kritik am Ablasswesen
- Exkurs Ablass:
- Durch Beichte und Absolution wurden Schuld vergeben und erlassen (keine ewige Verdammnis)
- Die Strafe dafür konnte so nicht erlassen werden (zeitlich begrenzte Sündenstrafe)
- Dafür gibt es aber den Ablass
- Dieser Nachlass der Strafen kann die Kirche aus dem Schatz der überschüssigen guten Werke der heiligen und Jesus ausgeben
- Dafür mussten gute Werke wie eine Wallfahrt nach Rom getan werden oder ersatzweise eine bestimmte Geldsumme für einen Ablassbrief gezahlt werden.
- Dieser Ablass war nur in Verbindung mit Buße und Beichte wirksam
- Nicht nachgelassene Strafe musste nach dem Tod im Fegefeuer abgebüßt werden, auch wenn dafür Buße getan wurde (die Schuld ist weg aber die Strafe nicht durch Ablass erlassen)
- Die Lehre vom Ablass wurde immer mehr missbraucht à so wurde Vergebung der Sünde durch den Ablass verkündet (Buße geriet in den Hintergrund) à Gelder wurden eingetrieben um den Bau des Petersdoms und Schuldenrückzahlungen zu finanzieren
- Das ausschlaggebende Ereignis für den Thesenanschlag, war dann die Einsetzung von Albrecht von Brandenburg, der zum Mainzer Erzbischof gemacht wurde
- Wiedersprach gegen mehrere in den Konzilen beschlossenen Kirchenrechten (Ämterhäufung, Ämterkauf…)
- Um die Schulden seines Amtskaufes an die Fugger zurück zu bezahlen verkauft er päpstliche Vollablässe
- Johann Tetzel verkaufte in den an Wittenberg angrenzenden Gebieten im Auftrag von Albrecht von Brandenburg diese Ablässe
- Diese wurden aber weiter missbraucht, indem sie auch für Verstorbene und zukünftig Lebende verkauft wurden
- Luther erlebt die Angst der Menschen vor dem strafenden Gott, er sieht wie die verweltlichte Kirche diese Angst mit dem Ablasshandel ausnutzt und er weiß um die gnädige Rechtfertigung Gottes eben nicht aus Werken
- Dies bewegt ihn am 31.10.1517 zum verschicken kritischer Briefe an die Bischöfe von Magdeburg und Brandenburg und zum Anschlag der 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg

Was waren die 95 Thesen

- Die 95 Thesen waren eine Kritik an der Praxis des Ablasses
- Das Ziel war eine Disputation, also eine theologische, wissenschaftliche Diskussion àdas Ziel war nicht die Öffentlichkeit sonst hätte Luther die 95 Thesen nicht auf Latein verfasst
- Die 95 Thesen wurden allerdings als Infragestellung des weltlichen Machtanspruches der Kirche verstanden à wurden ins Deutsche übersetzt und verbreitet à fanden viel Zustimmung
- Zentrale Aussagen waren, dass man Gottes Gnade nicht kaufen kann, dass es wahre Buße braucht um vor Verdammnis und Strafe zu entkommen, dass man das Geld lieber den Armen gibt oder lassen sollte, Verurteilung der Ablassprediger…

2. Vergangenheits- Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung des Themas für die SuS

2.1 Vergangenheitsbedeutung

Die SuS haben in ihrem Leben alle schon Angst erlebt. Diese Angst war in dem Leben der meisten SuS sicherlich nur situativ. Darum wird es für die SuS möglich sein, sich in einen Menschen der Zeit Luthers hineinzuversetzen der unter einer dauerhaften Angst vor der Strafe Gottes leidet. Auch dadurch, dass die Sus in ihrem Leben alle schon Fehler begangen haben, können sie sich sicherlich in einen Menschen hineinversetzen, der für den Ausgleich dieser Fehler etwas leisten musste. In diesem Zusammenhang können sie auch die Bedeutung der reformatorischen Entdeckung Luthers für ihr eigenes Leben verstehen. In den 95 Thesen wird allerdings auch deutlich, dass Gott nicht einfach über Schuld hinwegsieht, sondern Buße nötig ist. So ist auch die Vergangenheit der SuS vor Gott nicht egal. Viel mehr liegt in den Aussagen Luthers eine Aufforderung sein vergangenes Leben zu reflektieren und aufrichtige Buße zu tun.

2.2 Gegenwartsbedeutung

Den SuS soll durch die Aussage der 95 Thesen klar werden, dass Buße zum Leben eines Christen dazugehören soll. Bei ihnen sollte allerdings auch Dankbarkeit geweckt werden. Zum einen dafür, dass Gott Gnade schenkt. Zum anderen dafür, dass Luther seine reformatorische Entdeckung gemacht hat und damit zur Veränderung der Kirche beigetragen hat. Auch für die viel besseren Rahmenbedingungen können die SuS dankbar sein. Die Aussagen der 95 Thesen können so also auch ein falsches Gottesbild korrigieren. Gerade durch den Leistungsdruck, den die SuS durch die Schule und unter Umständen auch durch ihre Eltern haben, tut es ihnen gut zu hören, dass vor Gott keine weitere Leistungsbewertung stattfindet. Keinesfalls soll mit diesem Thema eine konfessionelle Streitigkeit geschürt werden. Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass die gegenseitige Verwerfung der Kirchen nicht mehr aktuell ist und heute ein starkes ökumenisches Bemühen vorhanden ist. Dennoch bestehen konfessionelle Unterschiede, die den SuS helfen können ihre Freunde, die einer anderen Konfession angehören, zu verstehen. Nicht zuletzt bekommt diese Unterrichtseinheit eine Gegenwartsbedeutung, da sie den SuS aufzeigt, dass ein einzelner Mensch, der für eine Sache einsteht, etwas verändern kann. Die SuS sind dazu aufgefordert, auch in ihrem Umfeld Ungerechtigkeit zu erkennen und dagegen aufzustehen.

2.3 Zukunftsbedeutung

Die geschenkte Gnade Gottes, die nicht verdient oder erkauft werden muss, ist die entscheidendste Zukunftsbedeutung für die SuS. Dies beinhaltet auch, dass eine Angst vor dem Tod und der darauf folgenden Strafe Gottes unangebracht ist. Vielmehr liegt in den Aussagen der 95 Thesen auch eine Heilsgewissheit, die den SuS mit auf den Weg gegeben werden kann. Die Unterrichtseinheit zu den 95 Thesen kann den SuS auch in Zukunft helfen, sich im Glauben zu positionieren. Denn viele Aussagen der 95 Thesen sind zentrale Aussagen des Evangeliums. So ist es wichtig, dass die SuS im Gespräch mit katholischen Freunden oder Atheisten eine Stellung beziehen können und wissen was evangelischen Glauben ausmacht. Auch für den Geschichtsunterricht, indem das Thema Reformation in der 8. bzw. 9. Klasse behandelt wird, ist es wichtig, dass die SuS auch aus theologischer Sicht ein Hintergrundwissen mitbringen.

3. Methodische und Didaktische Analyse der einzelnen Unterrichtsphasen

3.1 Lernzielbestimmung

Leitziel

Die SuS sollen über die Schulzeit hinaus in der Lage sein:

- den Thesenanschlag mit den sozialen und theologischen Hintergründen zu erklären.
- aus den Kernaussagen der 95 Thesen auch für ihr eigenes Leben zu erkennen, dass nur Gottes Gnade von aller Schuld und Strafe befreit.

Grobziele:

Die SuS sollen am Ende der Unterrichtseinheit in der Lage sein:

- die Biografie Martin Luthers zu kennen und daraus Schlüsse für sein reformatorisches Handeln zu ziehen.
- die reformatorische Entdeckung zu erklären und daraus die theologische Notwendigkeit für den Thesenanschlag aufzuzeigen.
- die Situation der Menschen zur Zeit der Reformation zu beschreiben, ihre Ängste und Nöte zu kennen und die Auswirkung der 95 Thesen in deren Leben zu formulieren.
- die Auswirkungen der Reformation auf die Kirche, die Kultur und das Leben der Menschen aufzuzeigen.
- die Kritik an der katholischen Kirche zu verstehen und ihn mit aktuellen Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Konfessionen Evangelisch und Katholisch zu vergleichen.

Feinziele:

Die SuS sollen am Ende der Stunde in der Lage sein, die soziale und theologische Notwendigkeit der 95 Thesen aufzuzeigen und deren Auswirkungen zu kennen.

Diesem Stundenziel dienen auch die einzelnen Feinziele, die in der Strukturskizze den einzelnen Phasen zugeordnet sind.

3.2 Kompetenzbestimmung

Die Stunde mit dem Thema: „Die 95 Thesen- Kritik an der katholischen Kirche“ lässt sich in mehrere Dimensionen des Bildungsplanes einordnen. Sehr zentral fördert diese Stunde 2 Kernkompetenzen. Die erste ist: „Die Schülerinnen und Schüler können zeigen, dass die in der Reformation neu entdeckte Bedeutung Jesu sich in konkreter Kritik an der Katholischen Kirche ausgewirkt hat“ aus der Dimension Jesus Christus zu[1]. Dafür ist das Vorwissen zur reformatorischen Entdeckung Luthers aus der letzten Stunde nötig. So kann in dieser Unterrichtsstunde die Kernkompetenz vollständig ausgefüllt werden, wenn jetzt der Übertrag stattfindet, wie die Entdeckung Luthers zur konkreten Kritik an der katholischen Kirche in Form der 95 Thesen führt. An dieser Stelle schließt perfekt die zweite Kernkompetenz an: „Die Schülerinnen und Schüler können Ursachen der Kirchentrennung in der Reformation darstellen“ aus der Dimension Kirche und Kirchen.[2] Auch für das erlangen dieser Kompetenz ist das Vorwissen zur reformatorischen Entdeckung und der Biografie Luthers nötig. Doch auch die gesellschaftliche Situation, die eine soziale und theologische Notwendigkeit für den Thesen Anschlag darstellen, sind wichtiges Vorwissen, welches in dieser Stunde erarbeitet wird. So können die SuS verstehen warum es zum Thesenanschlag kam. der letztendlich ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Kirchentrennung war. Doch auch andere Kernkompetenzen werden in dieser Stunde tangiert. So z.B.: „Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass Menschen für ihr Leben verantwortlich und zugleich auf Barmherzigkeit angewiesen sind“ aus der Dimension Mensch.[3] Denn dies entspricht zentralen Aussagen der 95 Thesen. Erlass der Schuld und Strafe ist nicht käuflich. Nur durch Gottes Barmherzigkeit ist dies möglich. Darum verweist Luther in seinen Thesen auch darauf, dass das Geld nicht für den Kauf von Ablassbriefen verwendet werden soll, sondern zum lindern der Not der Menschen. So ruft Luther, obwohl Errettung aus Gnade geschieht, zum diakonischen Handeln auf.

[...]


[1] Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hg.), Bildungsplan 2004, Gymnasium, Verfügbar über: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsplaene/Gymnasium/ Gymnasium_Bildungsplan_Gesamt.pdfDatum des Zugriffs: 28.11.2016, 26.

[2] Ebd., 26.

[3] Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hg.), Bildungsplan 2004, Gymnasium, a.a.O., 26.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Martin Luthers 95 Thesen. Evangelischer Religionsunterricht in der 7. und 8. Klasse
Hochschule
Theologisches Seminar Adelshofen
Note
1,25
Autor
Jahr
2016
Seiten
19
Katalognummer
V375933
ISBN (eBook)
9783668541450
ISBN (Buch)
9783668541467
Dateigröße
622 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
martin, luthers, thesen, evangelischer, religionsunterricht, klasse
Arbeit zitieren
David Rümmler (Autor:in), 2016, Martin Luthers 95 Thesen. Evangelischer Religionsunterricht in der 7. und 8. Klasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375933

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