Diese Arbeit versucht, die Systemtheorie Luhmanns speziell im Hinblick auf soziale Systeme und deren Operationsweise, die Kommunikation, verständlich darzustellen. Sie hat zum Ziel, den Gegenstandsbereich des Kommunikationsbegriffs in seiner Mehrdimensionalität zu erarbeiten und zu erläutern. Dabei soll sie einen Überblick über den für uns so alltäglichen Begriff der Kommunikation verschaffen und anhand der Kommunikationstheorien von Paul Watzlawick und Niklas Luhmann, die einen bedeutenden Beitrag für die Kommunikationsforschung geleistet haben, die Verwendung des Kommunikationsbegriffs darstellen sowie einen anschließenden Vergleich durchführen.
Der systemisch-disziplinübergreifende Forschungsansatz von Paul Watzlawick, Janet Beavin und Don D Jackson wurde in besonderem Maß von den Gründern der Systemtheorie, Wiener und Bertalanffy, beeinflusst. Doch ist es fraglich, ob der Bezug auf technische Systeme ein differenziertes Verständnis von Kommunikation nicht erschwert. Watzlawick entlehnt in seiner Theorie eine Vielzahl von Begriffen wie zum Beispiel „Redundanz“ und „Rückkopplung“ aus der kybernetischen beziehungsweise nachrichtentechnischen Kommunikationstheorie. In der Darstellung ihrer zentralen Theoreme, den pragmatischen Axiomen, kommen die Begriffe jedoch kaum zur Sprache. Diese Tatsache erschwert die Konzentration auf die wesentlichen, für die Kommunikationstheorie relevanten Begrifflichkeiten.
Die Systemtheorie des Soziologen Niklas Luhmann ist eine der bedeutendsten Theorien der heutigen Zeit. In seinem lebenslangen Werk verfolgte Luhmann das Ziel, eine für die Soziologie universelle Theorie zu entwickeln, um alle gesellschaftlichen Teilbereiche mit einheitlichen Kategorien beschreiben zu können. Dabei untersuchte er nicht nur fachintern die Theoriekonzeptionen anderer Soziologen, sondern nahm fächerübergreifende Forschungen vor. Zu den Schwierigkeiten in Luhmanns Kommunikationstheorie zählt zudem die exakte Trennung dieser Kommunikationstheorie von seiner Theorie der sozialen Systeme. Denn soziale Systeme sind seiner Ansicht nach identisch mit Kommunikationssystemen, da sie aus ebendiesen bestehen. Möchte man also Luhmanns Kommunikationstheorie darstellen, so stellt man auch immer seine Theorie der sozialen Systeme dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Zielsetzung
- 1.2 Inhaltliche Vorgehensweise
- 2. Klärung des Kommunikationsbegriffs
- 2.1 Definition/Etymologie
- 2.2 Unterscheidung von Kommunikationsarten
- 2.3 Merkmale von Kommunikation
- 2.3.1 Eingrenzung des Kommunikationsbegriffs
- 2.3.2 Schwierigkeiten bei der Analyse von Kommunikation
- 2.4 Kommunikation als ein soziales Phänomen
- 2.5 Kommunikation als Prozess
- 2.5.1 Kommunikation – ein komplexer Prozess
- 2.5.2 Kommunikation – ein vermittelter Prozess
- 2.5.3 Der Begriff „Medium“
- 2.6 Menschliche Kommunikation – symbolisch vermittelte Interaktion
- 2.6.1 Sprache und Kommunikation
- 2.6.2 Verbale und nonverbale Kommunikation
- 2.6.3 Sprachliche Zeichen
- 2.6.4 Sprachbarrieren
- 2.7 Resümee
- 3. Paul Watzlawick – zur Person
- 3.1 Kommunikation nach Watzlawick et al.
- 3.2 Grundannahmen
- 3.2.1 Funktion und Beziehung
- 3.2.2 Information und Rückkopplung
- 3.2.3 Redundanz
- 3.2.4 Metakommunikation und pragmatischer Kalkül
- 3.3 Pragmatische Axiome
- 3.4 Resümee
- 4. Niklas Luhmann - zur Person
- 4.1 Systemtheoretischer Exkurs
- 4.1.1 Die funktional-strukturelle Systemtheorie
- 4.1.2 Theorie sozialer Systeme
- 4.2 Kommunikation nach Luhmann
- 4.2.1 Systemtheoretische Definition
- 4.2.2 Selektivität der Kommunikation
- 4.2.3 Anschlusskommunikation
- 4.2.4 Kommunikation und Bewusstsein
- 4.2.5 Die Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation
- 4.2.5.1 Doppelte Kontingenz
- 4.2.5.2 Kommunikationsmedien
- 4.3 Resümee
- 5. Vergleich beider Kommunikationstheorien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit hat zum Ziel, die Kommunikationsmodelle von Watzlawick, Beavin und Jackson sowie von Niklas Luhmann zu vergleichen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Ansätzen aufzuzeigen. Im Fokus steht dabei eine begriffsanalytische Betrachtung, die die zentralen Elemente der beiden Modelle herausarbeitet und in Beziehung zueinander setzt.
- Der Begriff der Kommunikation und seine vielschichtigen Definitionen
- Die zentralen Elemente des Kommunikationsmodells von Watzlawick et al., insbesondere die pragmatischen Axiome
- Die systemtheoretische Definition von Kommunikation nach Luhmann, mit besonderem Fokus auf die Selektivität, Anschlusskommunikation und die Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation
- Der Vergleich der beiden Kommunikationsmodelle und die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden
- Eine kritische Analyse der Stärken und Schwächen beider Modelle
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit bietet eine umfassende Einleitung und definiert die Problemstellung, die im Zentrum der Arbeit steht: den Vergleich der Kommunikationsmodelle von Watzlawick, Beavin und Jackson sowie von Niklas Luhmann. Kapitel 2 widmet sich der Klärung des Begriffs der Kommunikation, beleuchtet verschiedene Definitionen und untersucht die unterschiedlichen Merkmale und Arten von Kommunikation. In Kapitel 3 wird das Kommunikationsmodell von Watzlawick et al. vorgestellt. Hierbei werden die zentralen Grundannahmen und die pragmatischen Axiome des Modells im Detail erläutert. Kapitel 4 befasst sich mit der systemtheoretischen Definition von Kommunikation nach Niklas Luhmann. Die funktional-strukturelle Systemtheorie wird als Grundlage für Luhmanns Kommunikationsverständnis vorgestellt, und die zentralen Elemente seines Modells, wie die Selektivität, Anschlusskommunikation und die Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation, werden analysiert. Schließlich werden in Kapitel 5 die beiden Kommunikationsmodelle von Watzlawick et al. und Luhmann miteinander verglichen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Ansätze werden aufgezeigt, und die Stärken und Schwächen beider Modelle werden kritisch bewertet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Konzepten der Kommunikationstheorie, darunter Kommunikation, Interaktion, Symbol, Information, System, Selektivität, Anschlusskommunikation, pragmatische Axiome, Doppelte Kontingenz, und Kommunikationsmedien. Die beiden Kommunikationsmodelle von Watzlawick et al. und Luhmann stehen im Zentrum der Analyse, wobei die begriffsanalytische Betrachtung den Vergleich der beiden Ansätze ermöglicht.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Kommunikationstheorien im Vergleich. Die Modelle von Paul Watzlawick und Niklas Luhmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376292