Mit der Gründung der deutschen Landerziehungsheime von der Jahrhundertwende an, zuerst durch Hermann Lietz, dann in seiner Nachfolge durch Gustav Wyneken und Paul Geheeb und einige Zeit später durch Kurt Hahn, wurde ein neuer Schultyp geschaffen, der in seiner pädagogischen Konzeption zu den bedeutenden Wegweisern der Pädagogischen Reformbewegung gehörte. Diese Schulen fanden in Pädagogikkreisen zunehmend Aufmerksamkeit, weil sie im Ganzen oder in wesentlichen Zügen den Vorstellungen der neuen Erziehung und der Schule der Zukunft entsprachen. Der von Lietz stammende Name „Land-erziehungs-heim“ gibt eine erste Deutung der Besonderheit dieser Schulen: sie lagen außerhalb der Städte, in ihnen hatte die Erziehungsaufgabe Vorrang und sie waren Internate, die sich aber im Unterschied zu schon früher bestehenden Internaten als „Heim-Schulen“ bezeichneten. Der Ausdruck „Landerziehungsheimbewegung“ unterstrich die Gemeinsamkeit und Geschlossenheit des Wollens. Gustav Wyneken gründete ein Landerziehungsheim nach seinen eigenen Vorstellungen: Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf in Thüringen. Die allgemeinen praktischen, hygienischen und didaktischen Errungenschaften (Pflege und Ausbildung des Körpers durch Sport und gesunde Ernährung, moderner Unterricht mit Beachtung von Hochbegabten und praktische Arbeit in der Natur) der neueren Pädagogik sieht Wyneken als selbstverständliche Grundlage an. Die Besonderheiten der Freien Schulgemeinde sieht er in der bildenden Erziehung und in der Art und Weise wie er, und Anfangs noch Paul Geheeb, diese Arbeit leisten. Wie ein allgemeiner Grundsatz der Landerziehungsheime beinhaltet, findet auch Wyneken, dass eine wirklich freie und gesunde Jugenderziehung nur auf dem Lande stattfinden kann. Wyneken und Geheeb nutzen die Arbeit in Wiese, Garten und Werkstätten um die allgemeinen Ziele der Erziehung zu vermitteln. Warum Wyneken eine eigene Schulgemeinde gründete, auf welche Erziehungsziele und allgemeine Grundlagen er Wert legte, dass möchte ich in dieser Arbeit erläutern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biografie
- Die Gründung der Freien Schulgemeinde Wickersdorf und ihre Anfänge
- Das Konzept der Freien Schulgemeinde
- Die Schule als Lebensraum der Jugend
- Erziehungsmöglichkeiten der Schulform der „Heimschule“
- Gemeinschaft
- Die Schulgemeinde
- Die Kameradschaften
- Das Lehrer-Schüler-Verhältnis
- Koedukation
- Eros
- Unterricht
- Allgemeine Richtlinien und Ziele
- Konkreter Unterrichtsablauf / Unterrichtsinhalt
- Die Körperliche Erziehung in Sport und Hygiene
- Die Wichtigkeit der Natur in Arbeit und Freizeit
- Entfaltung des musischen
- Gustav Wyneken - einige Worte zu seinem weiteren Lebensweg
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Gründung und den pädagogischen Prinzipien der Freien Schulgemeinde Wickersdorf unter Gustav Wyneken. Sie beleuchtet Wynekens Biografie, die Entstehung der Schule und ihre spezifischen Konzepte, die sich deutlich von anderen Landerziehungsheimen der Zeit unterschieden. Die Arbeit untersucht, wie Wyneken die Schule als Lebensraum der Jugend sah und welche Erziehungsmethoden er für die "Heimschule" entwickelte.
- Die Entwicklung der Landerziehungsheime und ihre Bedeutung für die pädagogische Reformbewegung
- Die pädagogischen Ansätze von Gustav Wyneken und seine Abgrenzung zu anderen Reformpädagogen
- Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf als Modell einer neuen Schulform
- Die Bedeutung von Gemeinschaft, Kameradschaft und Koedukation in Wynekens pädagogischem Konzept
- Die Rolle des Unterrichts und der musischen Bildung in der Freien Schulgemeinde
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Kontext der Landerziehungsheime und stellt Wyneken als einen zentralen Vertreter dieser Bewegung vor. Die Biografie von Gustav Wyneken beleuchtet seine frühen Jahre, seine Tätigkeit in den Landerziehungsheimen Ilsenburg und Haubinda sowie die Gründung der Freien Schulgemeinde Wickersdorf. Es werden auch seine kontroversen Ansichten zu Sexualität und seine späteren Lebensstationen beleuchtet.
Das Kapitel über die Gründung der Freien Schulgemeinde Wickersdorf schildert die Trennung Wynekens von Hermann Lietz und die Entstehung der Schule im Thüringer Wald. Es beschreibt die Anfänge der Schule und die Herausforderungen, die Wyneken und seine Mitstreiter bewältigen mussten.
Das Kapitel "Das Konzept der Freien Schulgemeinde" widmet sich den pädagogischen Prinzipien, die Wyneken für Wickersdorf entwickelte. Es geht um die Gestaltung der Schule als Lebensraum, die Bedeutung von Gemeinschaft und Kameradschaft, die Rolle des Lehrer-Schüler-Verhältnisses, Koedukation und die besonderen Ansätze zur Sexualerziehung.
Das Kapitel "Unterricht" beschäftigt sich mit den allgemeinen Richtlinien und Zielen von Wynekens Unterricht sowie dem konkreten Ablauf und den Inhalten.
Die Kapitel über Körperliche Erziehung, die Bedeutung der Natur, und die Entfaltung des Musischen zeigen weitere Aspekte des pädagogischen Konzeptes der Freien Schulgemeinde Wickersdorf.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themengebiete der reformpädagogischen Bewegung, Landerziehungsheime, Gustav Wyneken, Freie Schulgemeinde Wickersdorf, Lebensraum, Gemeinschaft, Koedukation, Sexualerziehung, Unterricht und musische Bildung. Sie stellt ein innovatives und kontroverses pädagogisches Konzept vor, das bis heute Diskussionsstoff bietet.
- Arbeit zitieren
- Nicole Taschewski (Autor:in), 2005, Gustav Wynecken und die freie Schulgemeinde Wickersdorf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37633