Den Impuls zu diesem Thema erhielt ich als mein jüngster Sohn von der Grundschule an ein angesehenes Berliner Gymnasium wechselte. Während der ersten Elternversammlung, bei der wir auf den Plätzen unserer Kinder saßen, bot sich mir ein trauriges Bild: Der Klassenraum war an der Wandtafel von abgeblättertem Putz, schmutziger Farbe und notdürftig reparierten Flächen gezeichnet. (Auf diese Wand schauen die Schüler im Frontalunterricht mehrere Stunden am Tag!) Der ganze Raum war schmucklos, ohne Farbe, Grünpflanzen oder Bilder. An den riesig hohen Fenstern befanden sich keine Vorhänge die – wie wir später erfuhren – des Brandschutzes wegen verboten sind). Weder Funktionalität noch Sauberkeit, geschweige denn Ästhetik zeichneten diesen Raum aus, in welchem die Siebentklässler einen neuen Abschnitt ihres Lebens beginnen und hohen Leistungsanforderungen genügen sollten.
Irgendwann werden die Schüler die „Schandflecken“ in ihrer Schule nicht mehr bewusst wahrnehmen und doch werden sie sich wohl bewusst oder unterbewusst auswirken.
Der verwahrloste Eindruck einerseits, den Schulen häufig auf mich machen, und die von mir beobachtete Gleichgültigkeit oder Resignation der Lehrer gegenüber diesem mangelhaften Zustand andererseits veranlassten mich zum Nachdenken.
Geht es in der Gestaltung von Schulräumen nicht um weit mehr als nur um die angenehme Wirkung ästhetisch schöner und reinlicher Klassenräume? Könnte es nicht sogar sein, dass sich die äußere Gestalt eines Raumes viel tief greifender auf die Schüler und Lehrer und damit auch auf den gesamten Bildungsprozess auswirkt?
In unterschiedlichen Recherchen versuchte ich herauszufinden, wie sich die Schullandschaft in meinem Umfeld darstellt und wer überhaupt Interesse an diesem Thema hat, gibt es doch in der heutigen Situation des Schulwesens wichtigere Themen als gerade die Gestaltung von Schulräumen.
Den neu gebauten bzw. baulich erweiterten Schulen sind selbstverständlich architektonisch konzeptionelle Überlegungen vorausgegangen. (Diese gilt es auch einmal kritisch zu prüfen!)
Doch wie verhält es sich mit vielen alten, aus früheren gesellschaftlichen und bildungspolitischen Intentionen heraus gebauten Schulen? Knappe Haushaltskassen lassen großzügige Veränderungen, welche den neuen Bildungskonzepten angemessen wären, nicht zu.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Ausgangslage
- Methode und Aufbau der Arbeit
- Hypothesen
- Sozialpädagogische Intention
- DIE ROLLE DER BILDUNG UND ERZIEHUNG IN DEUTSCHLAND
- Arbeitsgesellschaft und Pädagogik
- Die Umbruchsituation der Schule in Deutschland
- DER SOZIOLOGISCHE KONTEXT ALS BEDEUTENDER ASPEKT DER ENTWICKLUNG
- Die kindliche Sozialisation in der Individualgesellschaft
- Begriffsklärung
- Sozialisationsinstanzen
- Die Problematik der sozialen Schicht
- Die neue Armut
- Die Kindheit im Wandel
- Wandel der Familie
- Das Spiel und Freizeitverhalten
- Die multimediale Gesellschaft
- Normen und Werte
- Die multikulturelle Gesellschaft
- Zusammenfassung
- PSYCHOLOGISCHE GRUNDLAGEN FÜR DIE ENTWICKLUNG DES LERN- UND SOZIALVERHALTENS VON KINDERN
- Die Entwicklung des Kindes bis zum 12. Lebensjahr
- Allgemeine Erklärungen für Entwicklung
- Entwicklungstheorien
- Aspekte der psychoanalytischen Theorie
- Aspekte der kognitiven Entwicklungstheorie
- Entwicklungsstörungen
- Das Lernen
- Die Theorie des Lernens
- Definitionen
- Modelle
- Das soziale Lernen
- Störungen im Lern- und Sozialverhalten bei Kindern
- Bewältigung
- Die Wahrnehmungsprozesse
- Theoretische Grundlagen der Sinneswahrnehmung
- Die Funktion der Sinneswahrnehmung
- Zusammenfassende Erkenntnisse
- DIE SCHULE ALS ORT PÄDAGOGISCHEN HANDELNS
- Lern- und Lebensraum Schule
- Kurzer historischer Überblick der Schulentwicklung
- Die Grundschule
- Stellung der Grundschule in der Gesellschaft
- Aufgaben und Ziele der Grundschulkonzeption
- Die Rolle der Lehrer
- Freie Grundschulen
- Das Schulklima als Qualitätsmerkmal des pädagogischen Prozesses
- Zusammenfassende Ergebnisse
- RÄUME
- Dimensionen des Raumbegriffs
- Definitionen
- Der Lebensraum des Menschen
- Die Gestalt des kindlichen Lebensraumes
- Der öffentliche Raum als kindlicher Lebensraum
- Der Lebensraum als physikalisch materieller Raum
- Der pädagogische Raum als physikalisch materieller Raum
- Zusammenspiel von Architektur und Bildung am Beispiel des Architekten Hans Scharoun
- Die Bedeutung der organischen Architektur im Schulbau
- Die Wahrnehmung der Schulräume bei Grundschülern
- Kriterien der Beurteilung
- Zusammenhang von Raumgestaltung und Sinnesentwicklung
- Die Wirkung der Formen und Farben
- Die Sprache der Formen
- Bedeutung der Farbe
- Die Bedeutung des Klassenraumes
- Zusammenfassung
- DIE HERAUSFORDERUNG DER RAUMGESTALTUNG AN SCHULEN ALS IMPLIKATOR FÜR DIE PÄDAGOGISCHE PRAXIS IN GRUNDSCHULEN
- Konzepte und Modelle
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Bedeutung von konzeptioneller Raumgestaltung für die Förderung des Lern- und Sozialverhaltens an Grundschulen. Sie analysiert die Auswirkungen von Schulraumgestaltung auf die pädagogische Praxis und die Entwicklung von Kindern im Grundschulalter.
- Die Rolle der Bildung und Erziehung in der heutigen Gesellschaft
- Die Auswirkungen der sozialen und kulturellen Veränderungen auf Kinder und deren Entwicklung
- Die psychologischen Grundlagen des Lernens und Sozialverhaltens
- Die Bedeutung der Raumgestaltung für die pädagogische Praxis und das Schulklima
- Die Herausforderungen der Raumgestaltung in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung legt die Ausgangslage der Arbeit dar und erläutert die Methode und den Aufbau der Arbeit. Zudem werden die Hypothesen und die sozialpädagogische Intention der Arbeit vorgestellt.
- Die Rolle der Bildung und Erziehung in Deutschland: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle der Bildung und Erziehung in der Arbeitsgesellschaft und die Herausforderungen der Schule in Deutschland in Zeiten des Wandels.
- Der soziologische Kontext als bedeutender Aspekt der Entwicklung: Dieses Kapitel analysiert die kindliche Sozialisation in der Individualgesellschaft, die Problematik der sozialen Schicht, die neue Armut und den Wandel der Kindheit. Es werden die Veränderungen in der Familie, das Spiel und Freizeitverhalten, die multimediale Gesellschaft, Normen und Werte sowie die multikulturelle Gesellschaft betrachtet.
- Psychologische Grundlagen für die Entwicklung des Lern- und Sozialverhaltens von Kindern: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung des Kindes bis zum 12. Lebensjahr, einschließlich allgemeiner Erklärungen für Entwicklung, Entwicklungstheorien und Entwicklungsstörungen. Es werden verschiedene Modelle des Lernens und des sozialen Lernens vorgestellt, sowie Störungen im Lern- und Sozialverhalten und deren Bewältigung behandelt. Außerdem werden die Wahrnehmungsprozesse und deren theoretische Grundlagen sowie die Funktion der Sinneswahrnehmung im Detail beleuchtet.
- Die Schule als Ort pädagogischen Handelns: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Lern- und Lebensraum Schule, bietet einen kurzen historischen Überblick der Schulentwicklung und erläutert die Stellung der Grundschule in der Gesellschaft. Es werden die Aufgaben und Ziele der Grundschulkonzeption, die Rolle der Lehrer und freie Grundschulen betrachtet. Des Weiteren wird das Schulklima als Qualitätsmerkmal des pädagogischen Prozesses untersucht.
- Räume: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Dimensionen des Raumbegriffs, einschließlich Definitionen, dem Lebensraum des Menschen und der Gestalt des kindlichen Lebensraumes. Es werden der öffentliche Raum als kindlicher Lebensraum und der Lebensraum als physikalisch materieller Raum betrachtet. Außerdem wird der pädagogische Raum als physikalisch materieller Raum im Detail analysiert, sowie das Zusammenspiel von Architektur und Bildung am Beispiel des Architekten Hans Scharoun und die Bedeutung der organischen Architektur im Schulbau erläutert. Des Weiteren werden die Wahrnehmung der Schulräume bei Grundschülern, die Kriterien der Beurteilung, der Zusammenhang von Raumgestaltung und Sinnesentwicklung, die Wirkung der Formen und Farben, die Bedeutung der Sprache der Formen und der Farbe sowie die Bedeutung des Klassenraumes untersucht.
- Die Herausforderung der Raumgestaltung an Schulen als Implikator für die pädagogische Praxis in Grundschulen: Dieses Kapitel stellt verschiedene Konzepte und Modelle der Raumgestaltung an Schulen vor.
Schlüsselwörter
Raumgestaltung, Schulklima, Lern- und Sozialverhalten, Grundschule, Pädagogik, Entwicklung, Sozialisation, Architektur, Sinneswahrnehmung, Bildung, Erziehung, Gesellschaft, Kindheit.
- Arbeit zitieren
- Renata Steffens (Autor:in), 2004, Räume machen Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37648