Das Konzept deliberativer Demokratie wurde bewusst in Abgrenzung zu liberalen und republikanischen Demokratietheorien entwickelt. Dem lag die Beobachtung zu Grunde, dass westliche Gesellschaften zunehmend an einem Demokratiedefizit leiden. Dieser Trend ist durch den von Beck und Anderen heraufbeschworenen Wandel moderner Industriegesellschaften – namentlich durch Individualisierung und Globalisierung – nur verstärkt worden. Insbesondere seit den Ausführungen Habermas‘ über die zivilgesellschaftliche Dimension deliberativer Demokratie ist deshalb vielfach versucht worden, Deliberation demokratietheoretisch zu konzeptionalisieren und beispielsweise im Kontext direktdemokratischer Bürgerpartizipation umzusetzen. Direkte Demokratie ist nicht zwangsläufig die qualitativ höherwertigere gegenüber anderen Demokratietheorien wie der liberalen und republikanischen, die den normativen Gehalt politischer Selbstbestimmung weitestgehend übergehen und den technischen Akt der Wahl in das Zentrum ihrer Demokratiedefinition stellen.
Die Frage ist daher berechtigt, welchen neuen Mehrwert deliberative Demokratie in eine von Individualisierung und Globalisierung geprägte Gesellschaft trägt. Entsprechende Erkenntnisse könnten den Rückschluss zulassen, dass Deliberation auf die Entwicklungen und Veränderungen der reflexiven Moderne mit einem Zuwachs an demokratischer Selbstbestimmung durch den Bürger antwortet. Damit würde die deliberative Demokratie tatsächlich ein potentielles Praxismodell darstellen, welches herkömmliche Demokratietheorien ersetzen oder wenigstens zu deren Modifizierung beitragen könnte. Sollte die Gesamtkonzeption hingegen scheitern, hat damit deliberative Demokratie noch nicht versagt. Schwachstellen und Systemfehler könnten daraufhin erkannt und bearbeitet werden und einzelne Aspekte der deliberativen Theorie dennoch Antworten auf die Frage liefern, wie dem offenkundigen Demokratiedefizit westlicher Gesellschaften zu begegnen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Wichtige Vorbetrachtungen
- Einleitung
- Versuch einer Begriffsbestimmung
- Die Gesellschaft im Wandel: Reflexive Modernisierung
- „Interne Nebenfolgen der Nebenfolgen“
- Reflexive Demokratie: Der Ruf nach Deliberation?
- Teilresümee
- Von Demokratie und Deliberation
- Demokratie – Ein Begriff ohne eindeutige Konturen
- Im Mittelpunkt: Die Volkssouveränität
- Politische Partizipation zwischen Restriktion und Direktdemokratie
- Deliberative Demokratie im Fokus
- Der Sinn von Politik ist Freiheit
- Vom ,,normalen“ zum „Better Citizen“?
- Exemplarisch: Deliberation Day
- Teilresümee
- Deliberative Demokratie im Spiegel reflexiver Moderne
- Probleme der reflexiven Gesellschaft durch ...
- ... Globalisierung einerseits
- ... und Individualisierung andererseits
- Deliberation: Kanalisator oder Katalysator?
- Dissens statt Konsens
- Brauchen wir den Deliberation Day?
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der deliberativen Demokratie im Kontext der reflexiven Modernisierung. Sie analysiert, ob die Umsetzung deliberativer Demokratie in einer von Individualisierung und Globalisierung geprägten Gesellschaft die Demokratiequalität steigern kann. Dabei werden die Auswirkungen der reflexiven Modernisierung auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, die Definitionen von Demokratie und deliberativer Theorie sowie die Integration deliberativer Elemente in eine individualisierte und globalisierte Gesellschaft untersucht.
- Reflexive Modernisierung nach Ulrich Beck
- Demokratiedefizit in westlichen Gesellschaften
- Deliberative Demokratie als möglicher Lösungsansatz
- Die Rolle des Individuums in deliberativen Prozessen
- Der Einfluss von Individualisierung und Globalisierung auf die politische Partizipation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Relevanz des Themas deliberativer Demokratie in der reflexiven Moderne heraus und skizziert die Problemstellung. Es wird die Frage aufgeworfen, ob deliberative Demokratie die Demokratiequalität in einer individualisierten und globalisierten Gesellschaft erhöhen kann.
- Versuch einer Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel beleuchtet die Theorie der reflexiven Modernisierung nach Ulrich Beck und ihre Auswirkungen auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Es werden die Folgen von Individualisierung und Globalisierung für die politische Partizipation und die Demokratie diskutiert.
- Von Demokratie und Deliberation: Dieses Kapitel definiert die Begriffe Demokratie und Deliberation. Es wird insbesondere auf die Rolle der Volkssouveränität, die politische Partizipation und die deliberative Demokratie eingegangen.
- Deliberative Demokratie im Spiegel reflexiver Moderne: Dieses Kapitel untersucht die Herausforderungen, die die reflexive Moderne für die deliberative Demokratie mit sich bringt. Es wird diskutiert, ob Deliberation als Kanalisator oder Katalysator für die politische Partizipation fungiert und wie die Integration deliberativer Elemente in eine individualisierte und globalisierte Gesellschaft gestaltet werden kann.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den zentralen Themen der reflexiven Modernisierung, des Demokratiedefizits, der deliberativen Demokratie, der politischen Partizipation, der Individualisierung, der Globalisierung und dem Deliberation Day.
- Arbeit zitieren
- Ron Böhler (Autor:in), 2008, Zurück zu mehr politischer Partizipation? Deliberative Demokratie im Spiegel reflexiver Modernisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376501