In einem ersten Schritt rekapituliert die Arbeit die Biografie, das Schaffen, aber auch die Strafanfälligkeit Horst Mahlers von der frühen Studentenzeit der 60er Jahre bis heute. Anschließend werden die Denkmuster seiner politischen Agitation sowohl zu Zeiten der RAF als auch der NPD bzw. der Neuen Rechten aufgedeckt, die sich erstaunlich ähnlich sind und in drei überspannenden Konstanten zusammenhängen. Schließlich soll ein Bezug zur Erinnerungskultur im Nachkriegsdeutschland hergestellt werden. Ziel dieser Arbeit ist es deshalb auch, anhand eines explorativen Designs einen Erklärungsansatz für die biografische Entwicklung von Horst Mahler zu entwickeln.
Der Fall Horst Mahler erfährt seit der Jahrtausendwende enorme mediale Aufmerksamkeit. Der einstige Mitbegründer der Rote Armee Fraktion (RAF), jener linksterroristischen Untergrundorganisation, die sich gegen die Unreflektiertheit ihrer aus der NS-Zeit mit Schuld und Verantwortung belasteten Elterngeneration sowie den daraus resultierenden deutschen Unrechtsstaat auflehnte, trat am 12. August 2000 der rechtsextremistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) bei.
Verantwortlich für die öffentliche Zuwendung zur Biografie und Lebenswerk Mahlers ist weniger der Umstand, dass er der letzte verbliebene Mitgründer der RAF ist, sondern vielmehr sein ideologischer Schwenk vom Linksterrorismus der 1960er und 1970er Jahre hin zum Rechtsfaschismus in der so genannten Neuen Rechten. Diese persönliche Entwicklung Mahlers ist auf verschiedenste Art und Weise betitelt worden: als „ideological journey“, als „change of heart“ sowie als „political odyssey from left-wing terrorist to spokesman and strategist for latter-day Nazis [which] is unique“. Nie aber ist der biografische Zusammenhang der Entwicklung Horst Mahlers analytisch untersucht worden. Der Anschein der Inkonsistenz und Unreflektiertheit des Denkens und auch Handelns Mahlers hält diesem Versuch freilich nicht stand.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Über den Zusammenhang von RAF und Nationalsozialismus
- Die Akte Horst Mahler
- Horst Mahler bis zur Gründung der Rote Armee Fraktion
- Die 1980er und 1990er Jahre: Sinneswandel oder Selbstfindung?
- Der Rechtsextremist Horst Mahler
- Die Neue Rechte: Theorie statt Praxis
- Rechts, Links und die Parallelen im Denken von Horst Mahler
- Anti-Imperialismus damals und heute
- Anti-Judaismus damals und heute
- Illegitimität des Staates damals und heute
- Horst Mahler, sein Vater und der lange Schatten der Vergangenheit
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die biografische Entwicklung Horst Mahlers, vom Mitbegründer der RAF zum Anhänger der Neuen Rechten. Ziel ist es, einen Erklärungsansatz für diesen ideologischen Wandel zu entwickeln und die Konstanten in Mahlers Denken aufzuzeigen, die über die Jahrzehnte hinweg bestehen blieben. Der Fokus liegt auf der Analyse der Parallelen in seinem Denken und Handeln während seiner Zeit in der RAF und in der Neuen Rechten.
- Der ideologische Wandel Horst Mahlers von Linksterrorismus zu Rechtsextremismus
- Parallelen im Denken und Handeln Mahlers während seiner RAF- und NPD-Zeit
- Der Einfluss der NS-Vergangenheit auf die Entwicklung Mahlers
- Die Rolle der Erinnerungskultur im Nachkriegsdeutschland
- Der Zusammenhang zwischen RAF und Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Der Fall Horst Mahler, ehemaliger RAF-Mitbegründer und heutiger Rechtsextremist, erfährt große mediale Aufmerksamkeit. Diese Arbeit analysiert den biografischen Zusammenhang seiner Entwicklung und sucht nach Erklärungsansätzen für seinen ideologischen Wandel vom Linksterrorismus zum Rechtsfaschismus. Sie untersucht Mahlers Leben von den 60er Jahren bis heute und beleuchtet die erstaunlichen Ähnlichkeiten in seinen Denkmustern während seiner Zeit in der RAF und der NPD/Neuen Rechten. Die Arbeit untersucht die übergeordnete Einheit seines Denkens und den Perspektivenwechsel von links nach rechts. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, ob es sich um eine Radikalisierung oder einen Geschichtsrevisionismus handelt, der die Verbindung zu einem deutschen Volk wiederherstellen soll, das er als Student verloren hatte.
Über den Zusammenhang von RAF und Nationalsozialismus: Dieses Kapitel untersucht den Kontext der 68er-Bewegung und den Einfluss der unausgegorenen NS-Vergangenheitsbewältigung auf die Studenten dieser Generation. Es wird argumentiert, dass die fehlende Aufarbeitung der individuellen Schuld und Verantwortung in der NS-Zeit eine kritische Auseinandersetzung der 68er-Generation mit ihren Eltern und der deutschen Gesellschaft auslöste. Das Beispiel von Kurt Georg Kiesinger, ehemaliger NSDAP-Mitglied und Bundeskanzler, wird als Paradebeispiel für die mangelnde Aufarbeitung der Vergangenheit herangezogen. Dieser Hintergrund liefert den Kontext für Mahlers frühe Radikalisierung.
Die Akte Horst Mahler: Dieses Kapitel beleuchtet Mahlers Biografie und seine Entwicklung bis zum Eintritt in die NPD. Es stellt ihn nicht als Einzelfall dar, sondern vergleicht ihn mit anderen, ähnlichen Biografien wie denen von Günter Maschke, Bernd Rabehl und Reinhold Oberlercher. Alle vier waren Mitglieder des SDS und vollzogen einen ideologischen Wechsel vom Linksextremismus zum Rechtsextremismus. Das Kapitel skizziert den Weg Mahlers, von seiner Herkunft in nationalsozialistisch geprägten Verhältnissen über sein Jurastudium und seine Mitgliedschaft in einer Burschenschaft bis hin zur RAF und schließlich zur Neuen Rechten.
Die Neue Rechte: Theorie statt Praxis: Dieses Kapitel behandelt die Ideologie und die Strategien der „Neuen Rechten“, in deren Kontext Mahlers Aktivitäten zu sehen sind. Es werden die theoretischen Grundlagen und die propagandistischen Methoden der Neuen Rechten analysiert und in Relation zu Mahlers Rolle und Wirken gesetzt. Ein tieferer Einblick in die Ziele und Methoden der Neuen Rechten ist wichtig für das Verständnis von Mahlers späteren Handlungen und Äußerungen. Der Fokus liegt darauf zu zeigen, wie diese "Theorie" sich in Mahlers Handeln niederschlägt.
Rechts, Links und die Parallelen im Denken von Horst Mahler: Dieser Abschnitt analysiert die bemerkenswerten Parallelen in Mahlers politischem Denken während seiner Zeit in der RAF und in der Neuen Rechten. Die drei thematischen Schwerpunkte – Anti-Imperialismus, Anti-Judaismus und die Illegitimität des Staates – werden jeweils in beiden Phasen seines Lebens betrachtet, um die Kontinuität seiner Grundüberzeugungen aufzuzeigen, ungeachtet seines ideologischen "Wandels". Es wird gezeigt, wie diese scheinbar gegensätzlichen Positionen doch in einem konsistenten Weltbild verwurzelt sind.
Horst Mahler, sein Vater und der lange Schatten der Vergangenheit: In diesem Kapitel wird die Rolle von Mahlers familiärem Hintergrund und der nationalsozialistischen Vergangenheit seiner Eltern im Kontext der Entwicklung seines politischen Denkens und Handelns untersucht. Der Einfluss der elterlichen Haltung und die Erfahrungen während der Nachkriegszeit werden als wichtige Faktoren für das Verständnis von Mahlers spätere Orientierung analysiert. Die Frage des Erinnerns und Vergessens wird in Relation zur Theorie von Assmann gestellt, um die Zusammenhänge zu klären.
Schlüsselwörter
Horst Mahler, RAF, NPD, Neue Rechte, Linksterrorismus, Rechtsextremismus, Nationalsozialismus, 68er-Bewegung, Erinnerungskultur, Geschichtsrevisionismus, Antisemitismus, Anti-Imperialismus, Illegitimität des Staates, Ideologischer Wandel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Die Akte Horst Mahler: Vom Linksterrorismus zum Rechtsextremismus"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Biografie von Horst Mahler, vom Mitbegründer der RAF bis hin zu seinem heutigen Engagement in der Neuen Rechten. Sie untersucht seinen ideologischen Wandel und sucht nach Konstanten in seinem Denken über die Jahrzehnte hinweg. Der Fokus liegt auf den Parallelen in Mahlers Denken und Handeln während seiner Zeit in der RAF und der Neuen Rechten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Themen wie den ideologischen Wandel Horst Mahlers, Parallelen in seinem Denken und Handeln während seiner RAF- und NPD-Zeit, den Einfluss der NS-Vergangenheit auf seine Entwicklung, die Rolle der Erinnerungskultur im Nachkriegsdeutschland und den Zusammenhang zwischen RAF und Nationalsozialismus. Es werden Mahlers Anti-Imperialismus, Anti-Judaismus und seine Ablehnung der staatlichen Legitimität in beiden Phasen seines Lebens beleuchtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zur Einführung, zum Zusammenhang von RAF und Nationalsozialismus, einer detaillierten Biografie Mahlers ("Die Akte Horst Mahler"), der Neuen Rechten, den Parallelen in Mahlers Denken (links und rechts), dem Einfluss seines familiären Hintergrunds und Schlussbemerkungen. Jedes Kapitel bietet eine eingehende Analyse der jeweiligen Thematik.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die Arbeit argumentiert, dass trotz des scheinbaren ideologischen Wandels von links nach rechts, konsistente Elemente in Mahlers Denken bestehen blieben. Sie untersucht, ob es sich um eine Radikalisierung oder einen Geschichtsrevisionismus handelt, der eine Verbindung zu einem deutschen Volk wiederherstellen soll, das er als Student verloren hatte. Die fehlende Aufarbeitung der NS-Vergangenheit wird als wichtiger Kontextfaktor betrachtet.
Welche Rolle spielt die NS-Vergangenheit?
Die Arbeit betont die Bedeutung der unausgegorenen NS-Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit und deren Einfluss auf die Studentenbewegung der 68er. Sie argumentiert, dass die fehlende Aufarbeitung der individuellen Schuld und Verantwortung die Radikalisierung von Personen wie Mahler beeinflusste. Mahlers familiärer Hintergrund und die nationalsozialistische Vergangenheit seiner Eltern werden ebenfalls als wichtige Faktoren analysiert.
Wie werden Parallelen zwischen Mahlers RAF- und NPD-Zeit dargestellt?
Die Arbeit identifiziert und analysiert Parallelen in Mahlers Denken bezüglich des Anti-Imperialismus, des Anti-Judaismus und der Ablehnung der staatlichen Legitimität, um die Kontinuität seiner Grundüberzeugungen über seinen ideologischen "Wandel" hinweg aufzuzeigen.
Welche Rolle spielt die "Neue Rechte"?
Die Arbeit behandelt die Ideologie und Strategien der "Neuen Rechten" und setzt Mahlers Aktivitäten in diesen Kontext. Sie analysiert die theoretischen Grundlagen und propagandistischen Methoden der Neuen Rechten, um Mahlers spätere Handlungen und Äußerungen besser zu verstehen.
Wer wird neben Horst Mahler noch erwähnt?
Die Arbeit vergleicht Mahlers Biografie mit ähnlichen Biografien von Günter Maschke, Bernd Rabehl und Reinhold Oberlercher, die ebenfalls einen ideologischen Wechsel vom Linksextremismus zum Rechtsextremismus vollzogen haben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Horst Mahler, RAF, NPD, Neue Rechte, Linksterrorismus, Rechtsextremismus, Nationalsozialismus, 68er-Bewegung, Erinnerungskultur, Geschichtsrevisionismus, Antisemitismus, Anti-Imperialismus, Illegitimität des Staates, Ideologischer Wandel.
- Arbeit zitieren
- Ron Böhler (Autor:in), 2010, Der Wandel Horst Mahlers von der RAF zur NPD. Die Akte Mahler und das Vermächtnis Hitlers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376505