Hooliganismus. Die Faszination hinter der Gewalt


Hausarbeit, 2016

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
...
3
2. Begriffsklärung
...
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3. Theoretische Erklärungsansätze
...
6
4. Gewaltbereitschaft in Zahlen
...
7
5. Zusammensetzung der Szene
...
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6.1 Gewalt als Mittel der Identitätsfindung/-behauptung
...
10
6.2 Gewalt als Sensationserlebnis
...
12
6.3 Gewalt als Protest
...
13
6.4 Gewalt als Ausdruck politischer Orientierung
...
13
7. Präventionsmaßnahmen
...
14
8. Fazit
...
15
Literatur
...
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1. Einleitung
Der Sommer 2016 war geprägt von sportlichen Ereignissen wie der
Fußballweltmeisterschaft in Frankreich oder den Olympischen Sommerspiele in Rio.
Diese Großereignisse stellen neben den hohen Erwartungen an die Athleten und
Sportler auch Erwartungen an andere Akteursgruppen, ohne die eine Umsetzung der
sportlichen Ereignisse in diesem Ausmaß nicht möglich wäre: die Sicherheitskräfte,
wie Polizisten, Soldaten oder private Sicherheitsunternehmen. Trotz umfangreicher
Planungen und Vorbereitungen auf mögliche Ausschreitungen, insbesondere
Terroranschläge, gelang es der französischen Polizei nicht gewalttätige
Auseinandersetzungen während der EM 2016 zu verhindern. Medienberichten zu
Folge waren die rund 100 000 eingesetzten Polizisten und Soldaten nicht in der Lage
Ausschreitungen zwischen den überwiegend russischen und englischen Hooligans
zu verhindern. Dutzende Verletze und 1 550 Festnahmen waren die Folge
(Tagesschau.de 2016).
Betrachtet man nun die schon deutlich erhöhten Sicherheitsmaßnahmen und die
letztendlich doch erkennbare Machtlosigkeit der Polizei gegenüber gewalttätigen
Konflikten, wirft dies die Frage auf, wie solchen Entwicklungen entgegengewirkt
werden kann. Eine Erhöhung der Anzahl und Präsenz von Sicherheitskräften führte
nicht zu einem reibungslosen Ablauf der EM, sodass die grundlegende Dynamik
hinter den gewalttätigen Angriffen, die rund um das Fußballgeschehen stattfinden,
beleuchtet werden sollte. Natürlich ist diese komplex und breit gefächert, sodass es
nicht möglich sein wird im Folgendem ein umfassendes Bild über die Hintergründe
und Auslöser von Gewalttaten bei Fußballereignissen aufzeigen zu können.
Allerdings sollen einige Fassetten beleuchtet werden, um untersuchen zu können,
wie es zu geplanten Kämpfen abseits des Sportplatzes kommt. Interessant ist dabei,
welche Art von Akteuren Teil dieses Vorganges ist, und welche Motivation sie
letztendlich verfolgen. Dazu soll zuerst geschichtlich betrachtet werden, wie sich die
Szene der gewalttätigen Fußballfans entwickelt hat, um dann das Ausmaß in
Deutschland aufzeigen zu können. Dies soll nun im Folgenden beleuchtet werden,
um nachvollziehen zu können, welche Motivation hinter der Gewalt steckt.

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2. Begriffsklärung
Der Zusammenhang zwischen Sport und Gewalt ist ein historisch weit
zurückreichendes Phänomen. Gewalt unter Zuschauern, besonders bei
Fußballspielen, war vor allem im 20.Jahrhundert deutlich spürbar. So entstand der
Begriff des Hooliganismus, der die aggressive Auseinandersetzung unter Zuschauern
oder Gruppen gewaltbereiter junger Männer meint (Dunning 2002: 1143).
Aufgrund
einiger Ereignisse, die auch große Aufmerksamkeit in den Medien und bei
Sicherheitsorganen erfuhren, fand eine Spaltung der normalen Fankultur statt; eine
weitaus gewaltbereitere Subkultur, bei der das Fußballinteresse in den Hintergrund
tritt, entstand. Zu den auch heute noch in Erinnerung gebliebenen Ereignissen zählt
die Auseinandersetzung in Hamburg 1982, bei der ein Bremer Fan nach einem
Steinwurf an seiner Kopfverletzung stirbt, sowie das Ereignis in Brüssel beim
Europapokal 1985, bei dem 40 Menschen sterben, nachdem Liverpool-Fans den
Block der Turiner Fans stürmen und eine Panik ausbricht (Matthesius 1993: 39).
Die Fankultur zeichnete sich vor diesen einschneidenden Ereignissen grundsätzlich
durch das Interesse am sportlichen Geschehen und die damit verbundene
Identifikation mit dem eigenen Fußballklub aus. Durch Symbole der
Zusammengehörigkeit wie Kutten, Aufnäher oder Fahnen wurde stolz der Verein
repräsentiert. Der Sportsoziologe Gunter A. Pilz spricht bei dieser Art des Fanseins
von ,,Kuttenfans" (Pilz 2012: 218).
Der Verein, die Mannschaft stellt den Lebensinhalt
des Fans dar, sie stehen leidenschaftlich und bedingungslos hinter den Spielern.
Nach den zuvor bereits genannten Ereignissen jedoch, wurde in den Medien das Bild
der asozialen Fankultur erschaffen, sodass sich vor allem junge Fans von ihrem
Verein und den Clubaktivitäten abwandten. Dies führte zu der Herausbildung einer
,,Street-Gang", der Hooligankultur. Um sich auch Äußerlich von der normalen
Fankultur abzugrenzen, wurde die Fankleidung durch teure Markenkleidung ersetzt,
die keine Zugehörigkeit zu einem Verein mehr erkennen lässt. Allerdings wird damit
auch das Bild eines asozialen Fußballanhängers abgelegt, was das eigentliche Ziel
darstellte, um dem von den Medien gezeichneten Bild zu trotzen. Auch das Interesse
am sportlichen Geschehen tritt in den Hintergrund, das Zusammentreffen mit anderen
Hooligangruppen steht im Fokus der Aktivität. Die Gewalt der Fans hat sich
größtenteils vom Spielgeschehen gelöst und eine gefährliche Eigendynamik
entwickelt (Pilz 2012: 219). Da das Aufeinandertreffen im Stadion allerdings aufgrund
von erhöhten Sicherheitsmaßnahmen immer schwieriger zu realisieren ist, wird das
geplante Aufeinandertreffen meist an einen anderen Ort verlagert, wie beispielsweise

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in die Innenstadt, in der das eigentliche Fußballspiel ausgetragen wird.
Hooligankämpfe sind demnach selten spontan zu beobachten, sondern eher
Ergebnis von geplanten und organisierten Treffen. Nach 1986 lässt sich ein weiterer
Wandel erkennen; die Zunehmende Missachtung des moralischen Kodex. Demnach
machen Hooligans kein Halt mehr vor allseits anerkannten Grenzen und
,,ungeschriebenen Fan-Gesetzen" wie das Eintreten auf Gegner, die bereits am
Boden liegen oder die Übergriffe auf Außenstehende wie Ausländer oder Punks
(Matthesius 1993: 40f). Somit ist ein deutlicher Wandel von der normalen Fankultur
hin zur Subkultur der Hooligan zu erkennen.
Zu der deutschen Fanszene zählen seit Mitte/Ende der 90er Jahre auch die Ultras.
Die Ultraszene ist vom Konzept her ähnlich wie die in Italien, Frankreich und Spanien
und findet dort auch ihren Ursprung. Die Ultras haben es sich zum Ziel gemacht eine
neue Atmosphäre in die Stadien zu bringen, mittels Choreografien, Kurvenshows und
Gesängen. Trotz der klar erkennbaren Vereinszugehörigkeit distanzieren sie sich
jedoch von den ,,Kuttenfans", tragen eher, wie die Hooligans, Markenkleidung. Auch
wenn bei den Ultras die Gewalt nicht im Vordergrund ihres Interesses steht, sind sie
gewalttätigen Aktionen nicht abgeneigt. So lässt sich auf der Internetseite der Ultras
Frankfurt folgende Stellungnahme lesen:
,,Ja, es kommt im Rahmen von Fußballspielen zum - verbotenen - Abbrennen von
Pyrotechnik. Ja, es gibt Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans und der
Polizei. Ja, es gibt Randale. Ja, es gibt Fußballfans, die über die Stränge schlagen,
die gegen Gesetze verstoßen und die nach Regeln und Werten leben, die mit den
Vorstellungen der Fußball-Bosse nicht vereinbar sind. Aber genau diese Typen, die
es auch mal krachen lassen, sind dieselben, die in den Stadien für das sorgen, was
natürlich niemand verbieten will, weil der Fußball davon lebt: Choreografien, Fahnen,
Support, Stimmung. Die Leute, die aus der Emotion heraus ein Bengalo zünden oder
sich mit anderen anlegen, geben aus der gleichen Emotion heraus 90 Minuten Vollgas
im Stadion und schaffen genau die Atmosphäre, die den Fußball so einzigartig macht.
Wer die vermeintlich schlechten Emotionen raushaben will, kickt damit automatisch
auch die guten, die angenehmen raus. Fußball ist Emotion, basta! Und Emotionen
sind nicht kontrollierbar, nicht rational erklärbar, nicht vernünftig. Sie geschehen
einfach" (Ultras Frankfurt 2012).
Es ist also ersichtlich, dass die Ultras mit ihren Ansichten eher eine Mittelform
zwischen Kuttenfans und Hooligans darstellen. Der Bezug zum Spielgeschehen bleibt
bestehen, das Fan-Sein endet jedoch auch nach der 90-minütigen Spielzeit nicht. Da

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es, wie gezeigt, mehrere begriffliche Definitionen vom Fan-Sein in Verbindung mit
Gewalt gibt, soll in dieser Arbeit im Folgenden nicht allzu sehr nach den
Begrifflichkeiten differenziert werden, sondern eher die Faszination hinterfragt werden,
die hinter den gewalttätigen Auseinandersetzungen steckt.
3. Theoretische Erklärungsansätze
Auch die theoretische Grundlage stellt einen wichtigen Aspekt dar. Allerdings ist eine
ausführliche Betrachtung der vielfältigen theoretischen Erklärungsansätze aufgrund
des beschränkten Umfangs nicht möglich ist, sodass an dieser Stelle nun auf die
Arbeit von Eric Dunning (2002: 1144 ff) verwiesen werden soll. Sechs Hauptansätze,
die sich in der Wissenschaft etabliert haben, führt Dunning für die Erklärung des
Fußball-Hooliganismus an. Alle hätten zwar nachvollziehbare Stärken, jedoch auch
Schwächen, sodass kein Ansatz eine zufriedenstellende Erklärungskraft habe.
Grundlegend versuchten die Theorien zu erklären, wie es 1.) aus psychologischer
Sicht möglich sei zu erlernen durch das Zufügen von Gewalt Freude zu erlangen, 2.)
wie männlicher Habitus und Verhalten unabsichtlich gesellschaftlich produziert
werden und 3.) wie es möglich wurde, dass Fußball zu dem Raum wurde, in dem
dieses unbeabsichtigte Verhalten ausgelebt werden könne. Allerdings würden, nach
Dunning, einige Theorien dem gesellschaftlichen Aspekt und dem stetig
fortschreitenden sozialen Wandel zu wenig Beachtung schenken, sodass der
Erklärungsanspruch nicht umfangreich genug wäre. Andere Theorien wiederum legen
den Fokus auf die Verknüpfung mit der kapitalistischen Wirtschaft, verlieren dabei
jedoch aus dem Blick, dass das Problem eher ein Konflikt zwischen Gruppen der
Arbeiterklassen ist, statt zwischen der Arbeiterklasse und dem Staat. Auch eine
historische Dimension sei bei einigen dieser Theorien zwar zu erkennen, jedoch
werde der Hooliganismus dabei als historische Konstante angesehen werde, als
ritueller Aspekt. Diese Ansicht ist nach Dunning allerdings nicht haltbar, sodass die
Theorie somit an Erklärungskraft einbüße. Andere Theorien missachten des Weiteren
den zentralen Aspekt der ,,Männlichkeitsnorm", der Dunning eine zentrale Rolle
innerhalb der Hooligankultur zuweist (Dunning 2002: 1145). Einzig der figurationale
Ansatz nach Murphy, Williams, und Dunning würde eine, nicht all erklärende aber
grundlegende, theoretische Basis schaffen, da dieser auf einer Zusammenfassung
von soziologischen, psychologischen und historischen Komponenten beruht und
zudem noch die Bedeutung der Männlichkeit und die gewalttätige
Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Hooliganismus. Die Faszination hinter der Gewalt
Hochschule
Universität Bremen
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V376721
ISBN (eBook)
9783668538986
ISBN (Buch)
9783668538993
Dateigröße
1018 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kriminalität, Hooliganismus, Gewalt, Soziologie, abweichendes Verhalten
Arbeit zitieren
Ronja Radau (Autor:in), 2016, Hooliganismus. Die Faszination hinter der Gewalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376721

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