Interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten


Hausarbeit, 2015

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Relevanz von interreligiöser Bildung in Kindertagesstätten

3. Ein Modell interreligiösen Lernens: Das Konzept „Gastfreundschaft als Prämisse interreligiösen Lernens im Kindergarten“ von Frieder Harz

4. Einrichtungsbeschreibung und Analyse der Lebenssituation der Kinder

5. Themenfindung für das Projekt

6. Zielformulierung

7. Vorbereitungen des Projekts
7.1. Religionspädagogisches Hintergrundwissen zum Thema Gebet
7.2. Verlaufsplanung und methodische Aspekte

8. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Modul 9c „Interreligiöse Bildung und Erziehung“ beschäftigten wir uns mit verschiedenen Konzeptionen hinsichtlich interreligiöser Bildung und Erziehung in Kindertagesstätten. Darauf aufbauend entwickelten wir verschiedene Projektideen auf Grundlage der einzelnen Konzeptionen. Im Folgenden soll nun hier ein solches interreligiöses Projekt vorgestellt werden. Dazu wird zunächst einmal die Relevanz interreligiöser Bildung herausgearbeitet werden. Daran anschließend wird das Konzept: „Gastfreundschaft als Prämisse interreligiösen Lernens im Kindergarten“ von Frieder Harz näher beleuchtet werden (vgl. Harz 2001), da sich das zu erarbeitende Projekt auf dieses Modell stützt.

In Kapitel vier wird eine Kindertagesstätte beschrieben, in der ein solches Projekt stattfinden könnte. Auch werden dem Leser Entwicklungsthemen von Kindern dieses Alters vorgestellt werden, welche ausschlaggebend für die Ziele eines solchen Projektes sind (Kapitel fünf). Die Kompetenzen, welche Kinder innerhalb eines solchen Projektes erwerben können, werden in Kapitel sechs aufgegriffen. Kapitel sieben beschäftigt sich mit religiösem Hintergrundwissen zu dem ausgewähltem Thema „Gebet im Islam und Christentum“ und den der didaktischen Verlaufsplanung des Projektes. Abschließen werde ich mit einem Fazit.

2. Relevanz von interreligiöser Bildung in Kindertagesstätten

Im Jahr 2013 hatten im Bundesdurchschnitt 26,8% der drei- bis sechsjährigen Kinder in deutschen Kindertagestätten einen Migrationshintergrund (vgl. Stehle 2015: S. 34). In Kindertagesstätten treffen oftmals Kinder aus unterschiedlichen Kulturkreisen erstmalig aufeinander. Entsprechend ihrer eigenen Kultur haben sie auch unterschiedliche religiöse Hintergründe. Im Zusammenleben innerhalb der Kindertagesstätte haben Kinder nun die Möglichkeit, zu lernen, dass Andere einer gleichen, einer anderen oder gar keiner Religion angehören. Schon in jungen Jahren kommen sie dabei mit Menschen, welche andere Denkweisen vertreten, in Berührung. Da Kinder von Beginn an neugierig sind, stellen sie meist viele Fragen bezüglich dieser verschiedenen Lebensweisen. Sie nehmen unterschiedliche Bräuche wahr und wollen gern Hintergründe dazu erfahren. Aus pädagogischer Sicht ist es deshalb sinnvoll, Kinder in der religiösen Orientierungssuche zu unterstützen und religiöse Fragen oder Konflikte aufzugreifen, um daraus Lerngelegenheiten für sie zu machen. Dabei sollte allen Kindern, gleich welchem religiösen oder weltanschaulichen Hintergrund sie haben, Gelegenheit zu interreligiöser Bildung gegeben werden (vgl. Stehle 2005: S. 35).

Begleitet man Kinder nun religionspädagogisch in dem Prozess des gegenseitigen Wahrnehmens, Vergleichens und Differenzierens innerhalb der Religionen, so legt man erste Grundsteine für religiöse Verständigung und gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung. Dies ist ein wichtiges Bildungsziel in der Frühpädagogik (vgl. HBEP 2008: S. 31/ 42/ 79 ff.). Wichtig hierbei ist auch, dass man schon sehr frühzeitig Vorurteile gegenüber dem Fremden abbaut. Denn religiöse „Sprachlosigkeit“ baut Unverständnis, Fremdheit und Vorurteile auf. So kann interreligiöse Bildung beispielsweise helfen, die bei Christen weiterbreitete Islamophobie und bei Moslems versteckte Aggressionen gegenüber Christen abzubauen (vgl. Harz 2014: S. 116). Kinder lernen also, Andere als wertvolle Menschen wahrzunehmen, sie zu respektieren und zu verstehen, warum sie etwas anders machen. Interreligiöse Bildung verhilft somit zu einer Wertschätzung gegenüber anderen Religionen bei gleichzeitigem Hineinwachsen in die eigene Religion und deren Vollzügen. Kindertagesstätten können durch interreligiöse Bildung und Erziehung dazu beitragen, dass schon in jungen Jahren das Fremde nicht als Bedrohung empfunden wird, sondern als Bereicherung des eigenen Lebens erfahren werden kann (vgl. Betz/ Bergdörfer 2012: S.5). Somit ist diese sowohl in konfessionellen, als auch freien oder nichtkonfessionellen Kindertagesstätten als wichtig und wertvoll zu erachten.

3. Ein Modell interreligiösen Lernens: Das Konzept „Gastfreundschaft als Prämisse interreligiösen Lernens im Kindergarten“ von Frieder Harz

Bezüglich der Frage, wie interreligiöses Lernen optimal in der Praxis der Kindertagesstätten geschehen kann, gibt es verschiedene Modelle und Ansätze. Konzepte der Assimilation gelten dabei zunehmend als überholt. In den Vordergrund rücken eher Ansätze, die entweder ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Religionen vorstellen, wie das in Großbritannien angewandte Modell: „a gift to a child“, oder Modelle, welche zwar ein gleichberechtigtes Nebeneinander vorstellen, hierbei jedoch ein eigenes Profil weiterhin wahren (vgl. Hoffmann 2009). Zu diesem letzteren Modell gehört das Konzept der „Gastfreundschaft als Prämisse interreligiösen Lernens im Kindergarten“ von Frieder Harz.

Hierbei sollen Kinder eine Gleichzeitigkeit in Beheimatung der eigenen Religion und der Öffnung hin zu anderen Religionen erfahren können. Die Beheimatung ist deshalb wichtig, da Kinder so nicht dem Risiko der kulturellen Entwurzelung und des damit einhergehenden Verlustes der eigenen Geschichte ausgesetzt werden (vgl. Harz 2001: S. 40). Auch wird in der Bewusstmachung der Unterscheidung von Eigenem und Fremden die Fähigkeit des Dialogs mit dem anderen entwickelt. Indem das Fremde in seiner Andersartigkeit geachtet wird, erlangt man eine tolerante Haltung gegenüber dem Anderen.

Somit ist es wichtig, die je eigene religiöse Zugehörigkeit der Kinder zu fördern. „Es gilt, zugleich in der Verwurzelung im Eigenen bestärkt zu werden und Neugier für das Fremde zu entwickeln.“ (Harz 2001: S. 55). Dabei ist es unerlässlich, dass Kinder die Möglichkeit der aktiven Teilhabe an ihrer eigenen Religion erhalten, um sich somit in dieser Religion zu Hause zu fühlen. Hierzu gehört ein Kennenlernen von Geschichten, Liedern, Symbolen und Festen der eigenen Religion. Dies verhilft Kindern zu einer Verwurzelung mit der eigenen Religion. Sie fühlen sich in dieser Religion sozusagen zu Hause. Von diesem „sicheren Hafen“ des eigenen zu Hauses aus ist es ihnen nun möglich sich in der Rolle der beobachtenden Teilnahme am religiös Anderen mit dem zu Hause von Kindern anderer Kultur zu beschäftigen. Diese fühlen sich in IHREM zu Hause sicher und können so authentisch ihre Religiosität erfahren. Harz, welcher sein Konzept vornehmlich auf konfessionelle Kitas angewandt sieht, beschreibt jedoch, dass es für Kinder anderer Religionen in kirchlichen Kindertagestätten jedoch nicht ganz so einfach ist, in die eigene Religion verwurzelt zu werden, denn „eine Einbettung in Glauben und Leben z.B. des Islams sei nicht von einer christlichen Erzieherin zu leisten.“ (Hoffmann 20009: S. 79).

Man könne hier aber ein Modell der Gastfreundschaft verfolgen und Eltern bzw. Vertreter der jeweils anderen Religionen einladen. Harz bedient sich hierbei des Bildes einer Hausgemeinschaft mit verschiedenen Wohnungen. Die Einzelwohnung kann dabei das Eigene verkörpern, also das was Einem lieb und sehr viel wert ist. Man ist dabei nur in der eigenen Wohnung zu Hause, hält aber einen freundschaftlichen Kontakt zu seinen Nachbarn. Bei religiösen Elementen sind hierbei die Kinder anderer Religionen Gäste in der Wohnung, die mit Wohlwollen empfangen werden. Jede Religion hat hierbei sozusagen eine eigene Wohnung. Allerdings ist diese Wohnung nicht verschlossen, denn durch das gegenseitige Einladen eröffnen sich wertvolle Möglichkeiten der Begegnung. Dabei ist es ihm wichtig zu erläutern, dass eine Vereinnahmung in jedem Fall vermieden werden soll und den Gästen somit immer Rückzugsmöglichkeiten zu Verfügung stehen sollten (vgl. ebd. 2009: S. 80). Es wird hier also auf die Gäste Rücksicht genommen.

In dieser Hausgemeinschaft gibt es keinen Hausherrn, der vorschreibt, was im und am Glauben richtig und falsch ist. Jeder mit seiner je eigenen Religion oder Weltanschauung ist gleichfalls willkommen. Somit plädiert Harz also dafür, die eigene Religiosität zu achten, aber dennoch religiöse Elemente gemeinsam zu begehen und dabei offen für das Fremde zu sein. Dies ermöglicht Kindern die Entwicklung einer eigenen Position durch die Begegnung und Auseinandersetzung mi religiös Andersdenkenden. Sie erleben so praktisch, dass gemeinsames Engagement und gegenseitiges Helfen über alle Unterschiede hinweg wichtig, nötig und möglich ist.

4. Einrichtungsbeschreibung und Analyse der Lebenssituation der Kinder

Um zu beschreiben, wie ein interreligiöses Projekt in einer Kita aussehen könnte, ist es neben der Auswahl eines interreligiösen Konzeptes weiterhin wichtig, die Einrichtung näher zu beschreiben. Nur durch dieses Hintergrundwissen und das Wissen um die Themen der Kinder kann ein adäquates Konzept aufgebaut werden, welches die Themen der Kinder aufgreift und sie bei der Erforschung ihrer Lebensfragen unterstützt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten
Hochschule
Evangelische Hochschule Darmstadt, ehem. Evangelische Fachhochschule Darmstadt
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V377009
ISBN (eBook)
9783668569331
ISBN (Buch)
9783668569348
Dateigröße
643 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
interreligiöse, bildung, kindertagesstätten
Arbeit zitieren
Angela Sachse (Autor:in), 2015, Interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377009

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